Willkofifiefl ifl der HALLE!

Willkommen in der HALLE!
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20 Jahre cie. toula limnaios
Veröffentlicht am 20.05.2016, von Karin Schmidt-Feister
Berlin - Wie fruchtbar tänzerische Partnerschaften gedeihen können, wenn die künstlerischen Protagonisten und Unterstützer aus
Kulturpolitik und Öffentlichkeit beharrlich ihren Visionen folgen und dabei den Fördernöten Berlins trotzen, zeigt die künstlerische
Entwicklung der cie. toula limnaios. Die griechische Choreografin und Tänzerin Toula Limnaios und der Komponist Ralf R. Ollertz
gründeten 1996 in Brüssel die cie. toula limnaios, wechselten 1998 nach Berlin, performten kleine Stücke im HAU. Voller Energie
und mit enormer Risikobereitschaft eröffnete die Kompanie 2003 ihre eigene Spielstätte, die denkmalgeschützte HALLE Tanzbühne
Berlin. Mit einem festen Ensemble internationaler Tänzerpersönlichkeiten konnten seither abendfüllende Tanzstücke kreiert werden,
die sowohl national als auch international im Rahmen vieler Tourneen große Beachtung finden. In den Jahren 2005 bis 2013
erhielt die Truppe eine Basisförderung der Berliner Kulturverwaltung. Von 2008 bis 2010 zeichnete der Fonds Darstellende Künste
sie mit einer Konzeptförderung für „Spitzenensembles des Freien Theaters und Tanzes“ aus. Seit 2014 wird die Kompanie
institutionell vom Land Berlin gefördert.
Toula Limnaios unternimmt mit ihrer hochmotivierten Truppe Reisen in die Abgründe des Seins. Menschen suchen das andere
Leben im eigenen („irrsinn“ 2006, „the silencers“ 2008). Ein traumatisches Agieren atomisierter Existenzen, die Kleider und
Partner wechseln, die voller Energie um sich selbst kreisen, die sich selbst fremd geworden sind und zugleich das eigene
Spiegelbild mit gereckten Armen ertasten wollen. Toula Limnaios choreografiert und inszeniert in der schreienden Stille die
Einsamkeit die Erstarrung in den Ritualen des Gewöhnlichen. Ohne konkrete Figurenkonstellation und narrative Handlung entwirft
die Choreografin in „reading tosca“ (2008, Koproduktion mit dem Tanzfestival Bregenzer Frühling) eine Bilderwelt, in der
brennglasartig Umschwünge von Schönheit in Gewalt, Anbetung in Manipulation, Leidenschaft in Verrat verdichtet sind.
Poetische Tanzräume eröffnen stets fragende Denkräume. In „anderland“ (2011) gelingt eine bildstarke Szenenfolge über die
Auflösung aller Sicherheiten, die sich intensiv körpersprachlich eingräbt. Auch „wut“ (2012) ist ein Stück der bösen Spiele
zwischen Menschen. Bis in kleinste Bewegungsdetails hinein formen die charismatischen Protagonisten autark ineinanderfließende
Energiefelder aus Bruchstücken zerbrochener Ichs, die ein Wir nur als Fiktion beschwören. Dieses Grundthema führen 2013 „the
thing I am“ und „if I was real“ weiter. Geheimnisvolle Bilder voller körperlicher Energie, absurder Details, rätselhafter
Bewegungspoesie graben in Schichten menschlicher Existenz. Während in der sinnlichen Ballnacht „la salle“ (2015)
Glücksmomente aufleuchten, blickt Chronos in „minute papillon“ (2015) auf zerrissene Menschen im Fluss der Zeit.
Die internationale Kompanie, über die Jahre als Ensembletheater (!) gewachsen und erneuert, hat das unverwechselbare Potenzial,
das changierend Andere in und um uns in singulären Bewegungs- und Bildmetaphern einzufangen. Choreografische Stärke und
inszenatorische Fantasie von Toula Limnaios ermöglichen eine Pluralität widersprüchlicher Vorgänge in und zwischen Menschen,
die durch die musikalischen Klangräume von Ralf R. Ollertz spannungsvoll montiert, überraschend erweitert und gesteigert werden.
Es ist diese subtile assoziative Bezogenheit aller darstellerischen Mittel, die den Zuschauer in der distanzlosen HALLE zum
intensiven Hinsehen, Hinhören, Mitdenken einlädt.
Nach Umbau und Sanierung, realisiert aus Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin, wird die HALLE Tanzbühne am 21.
Mai in Anwesenheit des griechischen Botschafters Theodoros Daskarolis, des Berliner Kulturstaatsekretärs Tim Renner und
Christoph Langscheid von der Stiftung Maryon im neuen Glanz wiedereröffnet. Bei freiem Eintritt führen Toula Limnaios und Ralf R.
Ollertz die Gäste hinter die Kulissen, das Ensemble tanzt Ausschnitte aus vier Produktionen. Das sich anschließende zehnwöchige
Festival „20 Jahre cie. toula limnaios“ zeigt acht abendfüllende Stücke aus unterschiedlichen Entstehungsjahren. Im Solo „the rest
of me“ wird die Choreografin selbst zu erleben sein, während das TanzTheaterMünster mit einer Neufassung von Toula Limnaios’
„if I was real“ in Berlin gastiert.
Freuen wir uns auf packendes Tanztheater in der HALLE, die gastfreundlich im grünen Garten der Eberswalder Straße die
Besucher zum Schauen und Diskutieren einlädt.
Wiedereröffnung der HALLE Tanzbühne: 21. Mai, 17 Uhr (Eintritt frei, Reservierung erbeten)
Festival „20 Jahre cie. toula limnaios“ vom 26. Mai bis 14. August 2016
Alle Infos & Tickets: www.halle-tanz-berlin.de, Tel. 030 - 440 44 292
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Willkommen in der HALLE!
"If I was real" von Toula Limnaios
© Dieter Hartwig
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