Behinderung ... Warum wird sie meistens erst wahrgenommen, wenn sie einen selbst trifft? An sich, ein Familienmitglied oder jemanden im Freundeskreis? Muss es tatsächlich so weit kommen? Aktionskomitee Behindertengleichstellung Basel, 19. Mai 2016 Offener Brief an den Regierungsrat Basel-Stadt An den Gesamt-Regierungsrat Frau Eva Herzog Herren Regierungspräsident Dr. Guy Morin Christoph Brutschin Baschi Dürr Dr. Lukas Engelberger Dr. Christoph Eymann Dr. Hans-Peter Wessels Sehr geehrte Frau Regierungsrätin Sehr geehrter Herr Regierungspräsident Sehr geehrte Herren Regierungsräte Das AKTIONSKOMITEE BEHINDERTENGLEICHSTELLUNG für den Erhalt der Fachstelle für Gleichstellung von Menschen mit Behinderung hat 100 Tage nach der Auflösung der Fachstelle für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung öffentlich zu einem Stammtisch eingeladen. Die Voten von Teilnehmenden, insbesondere von Menschen mit Behinderung, haben gezeigt: Dass Ihr Entscheid, die Stelle aufzuheben, viele Menschen mit Behinderung und deren Angehörige tief verletzt hat und mit ihren Problemen alleine lässt. Dass Ihr Sparentscheid angesichts eines Überschusses von Sfr. 432,4 Millionen noch einmal überprüft werden muss. Über 25'000 Menschen mit Behinderung leben in der Region (gemäss Bundesamt für Statistik sind es gar 35'000). Mit den demographischen Veränderungen werden es in Zukunft noch mehr sein. Viele organisieren sich selbst oder werden von Angehörigen beziehungsweise freiwillig/ehrenamtlich Tätigen unterstützt. Statt einer beratenden Fachstelle gibt es im Kanton seit Januar nur noch eine Meldestelle für Menschen mit einer Behinderung. Diese befindet sich in der Fachstelle Diversität und Integration im Präsidialdepartement an der Marktgasse 30a. Oder wurde die Stelle neu dem Departement für Wirtschaft, Soziales und Umwelt zugeordnet? Auch nach dem Stammtisch mit verschiedenen Verwaltungsverantwortlichen bestand keine Klarheit darüber. Herr Christoph Fenner, Leiter Abteilung Behindertenhilfe im Amt für Sozialbeiträge vom WSD und Herr Andreas Räss, Leiter Fachstelle Diversität und Integration im Präsidialdepartement nahmen zusammen mit Herrn Thomas Kessler, Leiter der Kantons- und Stadtentwicklung am Stammtisch teil. Im Gespräch mit ihnen zeigten sich zum Zeitpunkt der Veranstaltung unverständliche Versäumnisse: Es existierte keine Mailadresse dieser Kontaktstelle. Wie man Zugang zu dieser Meldestelle erhält, wurde nie publiziert und es existiert in der Verwaltung keine ausgewiesene Kompetenz zum Thema Behinderung, wie die Herren Fenner, Räss und Kessler zugaben. (Mittlerweile findet man die Meldestelle auf der website der Kantons- und Stadtentwicklung unter der Fachstelle "Diversität&Integration", Telefonnummer und Mailadresse.) Dies, sehr geehrte Frau Regierungsrätin, sehr geehrter Herr Regierungspräsident, sehr geehrte Herren Regierungsräte, ist ein von Ihnen zu verantwortender Skandal. Denn der beschriebene Sachverhalt lässt vermuten, dass die Abschaffung der Fachstelle zugleich der Verzicht ist, sich den Fragen zu stellen, die Menschen mit einer Behinderung betreffen. “Fachstelle aufgehoben, Menschen mit einer Behinderung aus dem Sinn“. So kann man pointiert formulieren. Wir fordern deshalb, dass sich die Regierung bei den Menschen mit einer Behinderung entschuldigt und garantiert, dass alle Dienstleistungen der Fachstelle für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung erbracht werden. Wir fordern mit Nachdruck, dass dafür die Fachstelle wieder eingerichtet wird. Denn der Stammtisch hat gezeigt, dass: 1. die Verwaltung die Arbeit der Fachstelle nicht übernehmen kann, weil sie keine Kompetenz im Bereich Behinderung hat; 2. Menschen mit Behinderung und ihre Angehörigen einen realen Kontakt mit einer Fachperson brauchen; 3. sich die Verwaltung proaktiv für die Gleichstellung und Inklusion von Menschen mit einer Behinderung einsetzen muss. Das kann nur eine ausgewiesene Fachperson tun. Wir können es nicht verstehen: Die reiche Stadt Basel streicht die Fachstelle für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung unter dem Vorwand von notwendigen Sparmassnahmen. 160’000 Franken werden dadurch jährlich eingespart. Eine lächerliche Summe, wenn gleichzeitig in der Rechnung 2015 432,4 Millionen Franken Überschuss ausgewiesen werden. Wir fordern, dass Sie Ihren Entscheid auf dem Hintergrund des Überschusses in der Rechnung 2015 gründlich überdenken. Wir erwarten, dass Sie sich, geschätzte Frau Regierungsrätin, Herr Regierungspräsident und Herren Regierungsräte, mit unseren Anliegen auseinandersetzen. Die Überprüfung und allenfalls Zurücknahme eines Entscheides kann hier ein Zeichen von Stärke und staatspolitischer Sensibilität sein. Mit freundlichen Grüssen Gezeichnet im Namen des Aktionskomitees Maria Müller Walter Beutler Stephan Settelen Alemannengasse 33 4058 Basel Tel. 061 271 92 86 [email protected] Obere Gasse 6 4144 Arlesheim/BL Tel. 061 703 88 10 [email protected] Türkheimerstrasse 17 4055 Basel Tel. 061 307 38 00 [email protected] Anhang 1 / Fazit 1.Stammtisch Anhang 2 / Das Aktionskomitee, die Mitglieder und ihre Statements zur Schliessung AKTIONSKOMITEE BEHINDERTENGLEICHSTELLUNG www.ak-behindertengleichstellung.ch Walter Beutler Präsident der Vereinigung Cerebral Basel Sibylle Birkenmeier Kabarettistin Thomas Brunnschweiler Dr. Autor und freier Journalist Christian Herzog Dr. med. ehemaliger Kantonsarzt BS Simona Hofmann Studentin Master of Arts (Philosophie und deutsche Philologie) Axel Jochum Arzt und Psychiater Hermine Jochum lic. phil. Ueli Mäder Professor für Soziologie Uni Basel und FHNW Inés Mateos lic. phil. Expertin für Bildung und Diversität | Moderatorin Brian McGowan Ehemaliger Leiter Fachstelle Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen der Stadt Bern Christoph Meury Kulturprojekte & journalistische Arbeiten, Projektleiter «Impulszentrum Holdenweid» Hölstein Maria Müller Kommunikationsdesignerin Basel Xaver Pfister Xavi’s Bildungsladen / ehemaliger Informationsbeauftragter der Römisch-Katholischen Kirche BS Nadine Rohner Angestellte / Freelancerin Otto Schmid Grossrat SP Dr. phil. Kommunikationstrainer / Dozent Stephan Settelen Settelen AG, Geschäftsführer und Mitinhaber Settelen AG Martin Wegmann Stiftungsrats-Präsident Alters- und Pflegeheim Sternenhof, M. + G. Seiler Tschantré Stiftung Sarah Wyss Master of European Studies Grossrätin Basel-Stadt Gunda Zeeb Künstlerische Leitung / Artistic Director wildwuchs Festival CC an die Herren Thomas Kessler, Leiter der Kantons- und Stadtentwicklung Christoph Fenner, Leiter Abteilung Behindertenhilfe im Amt für Sozialbeiträge Andreas Räss, Leiter Fachstelle Diversität und Integration BCC an die folgenden ChefredaktorInnen und ihre Redaktionen sowie weitere Medienzuständige und diverse Persönlichkeiten: Herrn Bernard Maissen, Schweizerische Depeschenagentur Herrn Markus Somm, BaZ Herrn David Sieber, bz Basel Herrn Christian Degen, TagesWoche Herrn Peter Knechtli, OnlineReports Herrn Christian Mensch, Schweiz am Sonntag Herrn Arthur Rutishauser, SonntagsZeitung Frau Iris Mayer, Blick Herrn Peter Röthlisberger, Blick Herrn Marcel Kohler, 20 Minuten Herrn Marco Boselli, 20 Minuten Frau Karin Müller, Telebasel Herrn Thomas Jenny, Radio X Herrn Dieter Kohler, Radio SRF Regionaljournal Herrn Christoph Keller, SRF 2 Kultur Herrn Benjamin Bruni, Radio Basilisk Herrn Daniel Studer, Radio Energy Herrn Otmar Seiler, SRF Schweiz aktuell Herrn Maurice Thiriet, watson.ch Herrn Christian Heeb, barfi.ch Herrn René Zeller, NZZ Ressortleiter Schweiz Herrn Daniel Binswanger, Das Magazin Tages Anzeiger SRF Schweiz aktuell an die lokal zuständigen Herren Georg Halter und Michael Keller Herrn Michael Ringier, CEO Ringier Herrn Guy Krneta, »Rettet Basel!«, Schriftsteller Frau Linda Muscheidt Burri, Beisitzerin AK Behindertengleichstellung und Moderatorin Stammtisch
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