pdf - Kunstsammlung NRW

Ein neues Haus für die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen:
Vorstellung der Digitalstrategie
Expertengespräch am 20.05.2016, 14.00 Uhr
Dr. Marion Ackermann, Direktorin der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen
Alissa Krusch, Bereichsleiterin Digitale Kommunikation
#K20K21digital
Die Fundamente für den digitalen Neubau der Kunstsammlung NordrheinWestfalen sind gelegt: Das Thema der Digitalisierung ist ein Dauerbrenner und
hat längst die nationale und internationale Kunstszene erreicht. Nun veröffentlicht
die Kunstsammlung ihre Digitale Strategie für die nächsten Jahre. Fünf
theoretische Grundpfeiler bilden das Fundament für diesen digitalen Neubau –
das „vierte“ Haus der Kunstsammlung NRW. Parallel zum interdisziplinären
Forschungsprojekt Museum Global realisiert die Landessammlung bis Ende 2017
die komplette Digitalisierung ihrer Sammlung und möchte sie mit einer neuartigen
Form der Online-Präsentation dem Publikum öffnen.
Nach dem Launch des Online-Magazins #32 vor zwei Jahren, einer für 2016
geplanten Überarbeitung der Website und der immer konsequenteren
„Gleichberechtigung“ der digitalen wie analogen Besucher, macht sich die
Landessammlung in Düsseldorf auf in eine sich permanent wandelnde,
zunehmend digitalisierte Welt. Den Weg dorthin hat sie bewusst eigenständig im
Kontrast zu anderen Museen gewählt, festhaltend an einigen besonderen
Grundsätzen. Im Gegensatz zu vielen anderen Kultureinrichtungen macht die
Kunstsammlung ihre Strategie von Beginn an öffentlich und lädt zum Dialog über
das Thema ein.
Die Digitale Strategie ist das Ergebnis einer rund 2-jährigen Vorarbeit in
interdisziplinären Kunstsammlungs-Teams aus Mitarbeitern der Wissenschaft,
Bildung und Kommunikation sowie einer externen Beratung (Plural, Berlin).
Bereits 2013 richtete die Stiftung den Bereich für Digitale Kommunikation für die
Häuser K20, K21 und F3 ein und bietet seitdem auch eine im Kulturbereich
ungewöhnliche Volontariatsstelle an.
STIFTUNG KUNSTSAMMLUNG
NORDRHEIN-WESTFALEN
Grabbeplatz 5
D-40213 Düsseldorf
K20 GRABBEPLATZ
K21 STÄNDEHAUS
SCHMELA HAUS
Gerd Korinthenberg
Alissa Krusch
Kommunikation / Presse
Tel.: + 49 (0)211.83 81-730
Fax: + 49 (0)211.83 81-120
[email protected]
www.kunstsammlung.de
Auf dem Weg: Erarbeitung und Formulierung einer Digitalen Strategie
Fünf Grundpfeiler für den digitalen Neubau markieren die digitale Strategie der
Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen:
1. Entsprechend ihrer Grundhaltung entwickelt die Kunstsammlung eine digitale
Präsentation von besonderer Qualität. Dabei kommuniziert sie im internationalen
Maßstab und betont die Qualität ihrer Sammlung wie der Expertise der Wissenschaft,
Bildung und Kommunikation. Dies führt zum zentralen Ansatz der Strategie, Inhalte
nicht nach Algorithmen, sondern „kuratiert“ – d.h. vermittelt mit dem Blick eines Kurators
als kompetentem Wegweiser – anzubieten. Der Fokus des Auftritts wird auf die
bleibenden Aspekte der Sammlung gelegt.
2. Grundsätzlich liegt auf der ästhetisch-grafischen Gestaltung der digitalen Medien und
der Erfahrbarkeit der Sinnlichkeit des Kunstwerkes ein besonderer Wert. Auch mit dem
digitalen Neubau lebt die Kunstsammlung die Nähe zu den Künstlern. Gerade diese
nutzen den digitalen Raum für überraschende, radikale, ganz eigene künstlerische
Umsetzungen. Künstlerinnen und Künstler der Sammlung und des
Ausstellungsprogramms sind eingeladen, den digitalen Raum für ihre Projekte
künstlerisch zu nutzen.
3. Die Medienspezifik des Digitalen ist ein weiterer Grundpfeiler der strategischen
Positionierung: Die digitalen Mittel für erhellende Visualisierungen zu nutzen, neue
Sichtweisen zu gewinnen und gerade die komplexeren Verknüpfungen und
Verbindungen der Kunstgeschichte anschaulich werden zu lassen, sind die
wesentlichen Ziele der digitalen Erweiterung. Zudem werden mit hochaufgelösten
digitalen Bildern neue Wahrnehmungsebenen von Kunstwerken ermöglicht. Die Inhalte
sollen mit aktuellen Aspekten der Gesellschaft verknüpft werden.
4. Gemäß ihres Auftrages, sich grundsätzlich – angesichts eines immer
diversifizierteren Publikums – an alle Menschen zu richten, verfolgt die Kunstsammlung
einen konsequenten Ansatz der Individualisierung von Zugängen. Dabei geht sie auf
spezifische Voraussetzungen des Gegenübers ein, handelt inklusiv, serviceorientiert
und verschränkt die Erfahrungen von digitalen und realen Besuchern des Hauses.
5. Der digitale Neubau der Kunstsammlung soll ein öffentlicher Schutzraum sein, eine
Plattform für Austausch und Forschung mit einer explizit globalen Perspektive.
Gesellschaftliche, politische und ethische Fragen werden reflektiert und Haltung dazu
bezogen, etwa bei der aktuellen Debatte über die Zukunft des Urheberrechts.
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Digitale Erweiterung: Auftakt mit Relaunch der Website
In einem mehrstufigen Prozess wird 2016 zunächst eine neue Website umgesetzt, die
das Prinzip der Individualisierung von Zugängen aufgreift. Neu ist der Ansatz, bereits
auf der Startseite je nach Interesse (vom Wissenschaftler über den Lehrer bis etwa hin
zum Reiseveranstalter), für den Nutzer zielgruppengerechte und medienspezifische
Angebote anzubieten und einen leichten Einstieg zu ermöglichen. Das Portal verbindet
alle bestehenden digitalen Kanäle. Die Produktion von multimedialen Inhalten und eine
Orientierung auf die zunehmend mobile Nutzung werden ebenso verstärkt wie die
tagesaktuellen Informations-, Service- und Vermittlungsangebote. Neu sind eine
umfassende Mediathek, die zugleich präsentierenden (in Form eines „Schaufensters“)
wie dokumentierenden Charakter (in Gestalt eines Archivs) hat. Für temporäre Projekte
kommen erstmals Ausstellungs-One-Pager zum Einsatz. Die neue Website hat dabei
weiterhin höchsten Anspruch an eine qualitätsvolle Visualität und grafische Gestaltung.
Ziel ist die gestalterische Abstimmung zwischen den schon bestehenden Print- und
neuen Digitalmedien des Hauses. In den nächsten Ausbauschritten werden über die
Website themenspezifische Formate angesteuert, die in den digitalen Katalog (die
neue Sammlungspräsentation) hineinführen. Diese Formate werden in Form von
digitalen Touren oder weiteren Bildungsprojekten parallel zum digitalen Katalog
erarbeitet.
Vollständige Digitalisierung des Sammlungsbestands: Digitaler Katalog
Die Digitale Sammlungspräsentation wird über mehrere Jahre im Haus erarbeitet und
soll die bisherige Sammlung Online, die bislang lediglich einen Bruchteil der Werke aus
dem Sammlungsbestand präsentiert hat, ablösen. Teams aus den Abteilungen
Wissenschaft, Bildung und Kommunikation haben unter externer Beratung gemeinsam
ein umfassendes Konzept entwickelt, das bis Ende 2017 umgesetzt werden soll.
Ziel ist es die gesamte, international bedeutende Sammlung der Kunstsammlung
Nordrhein-Westfalen mit rund 2700 Werken wissenschaftlich aufgearbeitet und digital
erschlossen verfügbar zu machen. Vor dem Hintergrund von wissenschaftlich
relevanten Fragestellungen und Themenbereichen wird die Sammlungspräsentation
einem globalen Publikum mehrsprachig, frei und dauerhaft sowie auch als Basis für die
Vernetzung mit anderen wissenschaftliche Plattformen zur Verfügung stehen.
Die Forschungsinhalte und einzelnen Daten verbinden sich mittels digitaler
Möglichkeiten zu vertiefenden Visualisierungen. Es eröffnen sich Kontextfelder und
Vernetzungsstrukturen, die nur mit Hilfe des datenbankgestützten Wissens möglich
sind. Um mit den technischen/digitalen Möglichkeiten zudem die einmalige Qualität der
Kunstwerke der Sammlung erlebbar zu machen und daraus mögliche neue
Erkenntnisse ableiten zu können, werden höchstaufgelöste Digitalisate als ein wichtiges
Element des digitalen Neubaus zum Einsatz kommen.
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Überblick über bisherige Digitale Kanäle, Zahlen und Fakten
www.kunstsammlung.de
Zwischen 400.000-500.000 Besuche jährlich
(270.000 – 300.000 reale Museumsbesucher)
www.number32.de
Launch Februar 2014
Bisher rund 160 eigens produzierte Beiträge, Videos, Interviews, Texte
Beiträge mit Künstlern wie Olafur Eliasson, Kris Martin, Wael Shawky, Thomas Ruff,
Christian Jankowski, Wiebke Siem und vielen anderen
Mehr als 40.000 Besuche, 80.000 einmalige Seitenansichten
www.facebook.com/kunstsammlung
Seit 2010
Hauptseite und 3 Seiten für jeweils K20, K21 und F3
Gesamt mehr als 25.000 Fans
www.youtube.com/ KunstsammlungNRW
Seit Juni 2012
Ausstellungstrailer, Veranstaltungsmitschnitte und Magazin-Beiträge
150 Videos mit insgesamt mehr als 180.000 views
www.twitter.com/K_SammlungNRW
Seit April 2014
Jüngster Kanal, internationale Kommunikation, Events
aktuell fast 2000 Follower
Projekte (Auswahl):
Stadt Unter! Mobiles Game zur Ausstellung „Unter der Erde. Von Kafka bis
Kippenberger“ (2011), Kooperation mit der MD.H Düsseldorf
Olafur Eliasson: Your Exhibtion Guide, Ausstellung und App zur Quadriennale 2014
#Kunstpilgern: Kooperationsprojekt/Bloggerreise zur Ausstellung THE PROBLEM OF
GOD (2015), gemeinsam mit NRW Tourismus
#mglobal16: Erstes Livestreaming via Youtube zur Tagung „museum global?“ (2016)
Wiebke Siem: Fotoerlaubnis und Aufrufen zur Besucherbeteiligung im Labor (2016)
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Digitale Strategie der Kunstsammlung Nordrhein‐Westfalen für 2016‐2017
Unsere digitale Präsentation ist entsprechend der im Leitbild festgelegten
Grundhaltung von besonderer Qualität.
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Wir kommunizieren selbstverständlich international.
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Wir setzen die Expertise von Wissenschaft, Bildung und Kommunikation ein, um
Inhalte nicht nach Algorithmen, sondern "kuratiert" zu vermitteln. Damit werden
wir zu kompetenten „Wegweisern“ für unsere Nutzer.
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Wir setzen auch hier Grundsätze wie „Qualität statt Quantität“ sowie die
Betonung der Nachhaltigkeit um, deshalb konzentrieren wir uns vorrangig auf
die bleibenden Aspekte unserer Sammlung. Bei besonderen digitalen Projekten
achten wir auf den künftigen Nutzen.
Die Kunstsammlung lässt auch in ihrer digitalen Präsenz die Nähe zu den
Künstlern erleben.
•
Wir schaffen auch künftig einen anspruchsvollen Rahmen für künstlerische
Positionen und Stimmen, der das Online-Magazin #32 ergänzt.
•
Wir legen besonderen Wert auf die ästhetisch‐grafische Gestaltung unserer
digitalen Medien, dem jeweiligen Publikum angepasst.
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Wir verbinden uns mit Künstlern unserer Sammlung / unseres
Ausstellungsprogramms, die den digitalen Raum künstlerisch nutzen.
Wir nutzen die digitalen Mittel für erhellende Visualisierungen, die der Spezifik
des Mediums entsprechen.
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Wir nutzen konsequent die optimalen technischen Möglichkeiten (z.B.
hochauflösende 3D‐Scans), um mit digitalen Bildern andere
Wahrnehmungsebenen des Kunstwerkes zu ermöglichen.
•
Wir setzen die neuen und zukünftigen digitalen Möglichkeiten ein, um der
Komplexität unseres sich erweiternden Wissens gerecht zu werden. Bewusst
wählen wir Darstellungsformen, die trotz dieser wachsenden Komplexität die
Aussagen anschaulich machen.
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Wir setzen dabei vielfältige Vermittlungsformen ein und gehen multidisziplinär
vor.
Wir schaffen individuelle Zugänge.
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Wir reagieren gemäß unseres Auftrags, sich grundsätzlich an alle Menschen zu
richten, auf ein zunehmend von jeweils eigenen Interessen und Orientierungen
geprägtes Publikum mit einer Individualisierung der Zugangsmöglichkeiten.
Hierbei berücksichtigen wir die Inklusion.
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Wir verschränken die Erfahrungen der realen und digitalen Besucher.
Insbesondere die digitalen Besucher wollen wir, etwa durch besondere
Projekte, allmählich besser kennen lernen.
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Wir handeln hierbei serviceorientiert, informativ und im Sinne der Usability.
Wir schaffen mit unserem digitalen „Neubau“ einen „öffentlichen Schutzraum“.
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Wir nutzen die digitalen Möglichkeiten um Austausch und Forschung mit explizit
globaler Perspektive zu fördern.
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Wir entwickeln eine Plattform, auf der Wissen bereitgestellt, ausgetauscht und
in der Diskussion entwickelt werden kann.
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Wir verknüpfen unsere Inhalte mit Geschichte und aktueller Politik, wir schaffen
eine lebendige Diskussionskultur und ermöglichen eine direktere Einbeziehung
des Publikums.
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Wir setzen uns bewusst und kritisch mit privatwirtschaftlich orientierten
Plattformen auseinander, die wir „medienpolitisch“ bewerten. In Zweifelsfällen
suchen wir nach Alternativen.
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Wir beteiligen uns an der aktuellen und nicht abgeschlossenen Diskussion um
die Urheberrechte im Internet und geben politischen Akteuren mit unserer
Expertise – wann immer möglich – Anstöße. Die Interessen der Museen und
ihrer „Besucher“ müssen ebenso berücksichtigt werden wie die berechtigten
Interessen der Künstler als Urheber.