das farbige hinter dem grau: «homestorys» aus dem

Notizen zum Medien-Apéro vom
18. Mai 2016
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DAS FARBIGE HINTER DEM GRAU:
«HOMESTORYS» AUS DEM ELEFANTENPARK
Jubilare, Jubiläen und was sich im Elefantenbestand im Zoo Zürich die
letzten zwei Jahre getan hat und tut. Darunter der Abschied von einer
«Grand Dame» – und die Entstehung eines neuen Elefantenlebens.
Bereits sind es gut zwei Jahre her, seit die Asiatischen Elefanten im Zoo Zürich ihr neues
Zuhause bezogen haben, den Kaeng Krachan Elefantenpark. Nicht nur der Lebensraum
und die Präsentation der Tiere haben sich verändert, auch das Management wechselte
vom direkten zum geschützten Kontakt. Weitere Veränderungen betreffen verschiedene
Mutationen im Tierbestand und deren Folgen.
Familie Indi
Ein erster Höhepunkt im Elefantenpark war die Geburt des Elefantenkalbes Omysha kurz
nach der Eröffnung der neuen Anlage. Assistiert wurde Mutter Indi von ihrer älteren
Tochter Chandra und der altbewährten «Tante» Druk. Ein lautes Trompeten kündete das
Ereignis an.
Dass die Betreuung des Nachwuchses eine Familienangelegenheit ist, zeigte sich schön
in der Arbeitsteilung: Druk übernahm insbesondere die Aufsicht, wenn Omysha ruhte,
oder war für sie der Ruhepol, wenn es zu einer Aufregung kam. Schwester Chandra
überwachte das Badevergnügen. Erhielt Omysha anfänglich nur Zugang zum seichten
Bassinteil, durfte sie mit zunehmendem Alter in Begleitung der Schwester auch im tieferen
Wasser planschen. Mutter Indi schliesslich überwachte, zum Teil aus Distanz, das ganze
Geschehen. So konnten wir einmal beobachten, dass Indi, als Omysha alleine baden
gehen wollte, sofort ihre Schwester Chandra herbeipfiff, damit diese aufpasste. Und
natürlich war Indi die erste Adresse, wenn sich bei Omysha der Hunger meldete.
Omysha hat sich prächtig entwickelt. Wog sie bei der Geburt geschätzte 120
Kilogramm, bringt sie nun bereits über 900 Kilogramm auf die Waage. Was ihr noch
bevorsteht, ist das direkte Kennenlernen ihres Vaters Maxi.
Wenn auch die alte Elefantendame Druk nicht mit der Familie Indi verwandt ist, darf man
sie mit Fug und Recht als Familienmitglied bezeichnen. Sie hat es immer genossen,
Jungtiere um sich zu haben. Und sie hat jeweils mit strategischer Übersicht dafür gesorgt,
Wer Tiere kennt,
wird Tiere schützen.
dass die Jüngsten vor stürmischer Kontaktnahme durch andere Artgenossen gesch ützt
waren. Nun ist Druk nicht mehr; sie starb am 3. Mai, just am Geburtstag ihres Donators,
des 3. Königs von Bhutan (und gleichzeitig auch dem Geburtstag ihrer «Nichte» Farha).
Ende 2014 zeichnete sich ab, dass Druk ihre Sehkraft verlor. Ihr Aktionsradius wurde
kleiner und beschränkte sich auf einen Bereich, in dem sie sich blindlings auskannte und
wo sie bei Bedarf den Rüssel als Orientierungshilfe einsetzen konnte. Sie verlor deutlich
an Gewicht. Als ihre Kräfte weiter nachliessen und sie es zum dritten Mal nicht mehr
schaffte, aus eigener Kraft auf die Beine zu kommen, wurde sie eingeschläfert.
Indi hat dieses Jahr ihren 30. Geburtstag gefeiert. Vor ihrer Ankunft im Zoo Zürich hat sie
im Zirkus gelernt, zu lernen. Diese Fähigkeit hat sie vor ihrer Tochter Chandra nicht
verheimlicht (und Omysha wird wohl auch davon profitieren …). Derart geschulte Tiere
sind für jede Anlage eine besondere Herausforderung. Sie haben die neue Anlage auf
«Herz und Nieren» geprüft.
Bulle Maxi
In der alten Elefantenanlage zeigte sich Maxi eher konservativ gegenüber
Veränderungen. Beim Einzug in den Kaeng Krachan Elefantenpark war dies ganz
anders. Neugierig, interessiert und zielstrebig erkundete Maxi sein neues Zuhause. Was
für eine Umstellung das neue Fütterungsregime für die Tiere bedeutete, lässt sich
besonders schön an ihm zeigen. Vor dem Umzug hatten wir kein aktuelles Gewicht von
Maxi. Einen ersten Hinweis erhielten wir vom Kranführer, der eine «Last» von rund 5.7
Tonnen angab. Die erste Wägung im Elefantenpark zeigte ein Gewicht von 5.53 Tonnen
an. Maxis Gewicht verringerte sich in der Folge bis auf 5.05 Tonnen. Dies geschah nicht
aus Heimweh; vielmehr war Maxi mehr unterwegs und frass weniger, da die
Futterbeschaffung aufwändiger war. So wusste er anfänglich mit den «Heukugeln» in der
Höhe nichts anzufangen, da er das Heu nicht greifen konnte. Er frass nur noch, was
«einfach» zu beschaffen war. In der Zwischenzeit hat sich Maxi Techniken angeeignet,
um auch schwieriger erreichbare Futterquellen zu nutzen. Bei den Heukugeln hat er z.B.
gelernt, herausragende Heuhalme geduldig zu «Schnüren» zu verdrehen und so das Heu
herauszuarbeiten. Die gesteigerte Effizienz in der Futterbeschaffung schlägt sich auch im
Gewicht nieder: Beim jüngsten Gang auf die Waage (11. Mai) leuchtete auf der
Anzeigetafel ein Gewicht von 5.29 Tonnen auf.
Dieses Jahr verzeichnet Maxi ein «Dienstjubiläum»: Im September ist es 35 Jahre her, seit
er aus England nach Zürich gekommen ist. Er wurde bisher Vater von elf lebend
geborenen Kälbern und hat Enkelkinder in Irland und Japan.
Geboren wurde Maxi in Thailand, und so wohnt er jetzt an einer absolut passenden
Adresse: Der Kaeng Krachan Elefantenpark hat seinen Namen vom gleichnamigen
Nationalpark in Thailand. Dort engagiert sich der Zoo Zürich für den Schutz freilebender
Elefanten und unterstützt Bestrebungen, für beide «Seiten» gangbare Lösungen im
Mensch-Elefanten-Konflikt zu finden.
Wer Tiere kennt,
wird Tiere schützen.
Bulle Thai
Im August 2014 zog Thai als zweiter Bulle im Elefantenpark ein. Obwohl mit seinen zehn
Jahren noch recht jung, ist er grossgewachsen und bereits mit wichtigen sozialen
Kompetenzen ausgestattet. Bei seiner ersten Begegnung mit Maxi war offensichtlich, dass
er das Verhalten einem dominanten Bullen gegenüber kannte. (In der Bullen-WG in
Heidelberg, von wo er zu uns kam, war er die Nummer zwei.) Er musste aber trotzdem
noch lernen, dass Maxi beim Fressen ungern gestört wird.
Soziale Kompetenzen bewies Thai auch beim ersten Date mit den Kühen. Er zeigte
grosses Interesse an Farha und bedingt an Ceyla-Himali. Es war ein sehr freundlicher
erster Kontakt, bei dem er im spielerischen Kräftemessen auch zeigen konnte, dass er den
Kühen durchaus Paroli bieten kann. Und dass er sehr wohl eine Ahnung davon hat, was
wir uns von ihm erhoffen, zeigten seine schon bald einsetzenden Deckversuche. Bei Thai
und Farha war das Interesse gegenseitig, von spielerisch bis ernsthaft. Auch bei Familie
Indi ist Thai zuweilen zu Besuch. Auch da zeigt die «Jungmannschaft» ein gewisses
Interesse an einander, aber noch nicht mit letzter Ernsthaftigkeit. Hier erweist sich
Omysha gelegentlich als «drittes Rad» am Wagen, was ihr von Thai auch schon durch
bestimmtes Wegschieben zum Ausdruck gebracht wurde.
Thai ist ein sehr aktiver Bulle, der grössere Laufdistanzen zurücklegt. Mit Maxi verbindet
ihn wohl nicht die grösste Männerfreundschaft, es ist aber ein von Respekt geprägtes
Verhältnis. Maxi verkörpert Dominanz, vermittelt aber wohl auch Sicherheit, denn Thai
sucht bei ungewohnten Situationen seine Nähe auf. Seit seiner Ankunft in Zürich hat Thai
rund 600 Kilogramm zugelegt und bringt nun 3.48 Tonnen auf die Waage. Geboren
wurde Thai im Tierpark Hagenbeck in Hamburg.
«Boygroup» Hirschziegenantilope
Im Zentrum der drei Aussenanlagen steht, von Bambus eingewachsen, ein Huftierstall mit
Vorhof. Hier haben drei Hirschziegenantilopenböcke ihre Heimbasis. Schmale, für
Elefanten nicht zugängliche Wege führen in die Aussenanlagen. Mit den Bullen haben
sich die Hirschziegenantilopen bestens arrangiert, geschickt und unaufgeregt gehen sie
ihnen aus dem Weg. Bei Omysha lösen die Mitbewohner ein stürmisches Interesse aus,
was diese dann mit Rückzug quittieren.
Familie Ceyla-Himali
Auch Ceyla-Himali begeht dieses Jahr ein «Dienstjubiläum». Im März war es 40 Jahre
her, seit sie als knapp einjähriges Jungtier aus einer Auffangstation für verwaiste
Jungelefanten in Sri Lanka nach Zürich kam, als Geschenk eines dem Zoo sehr
zugeneigten Ehepaares. Ceyla ist sechsfache Mutter und stets in Begleitung ihrer jüngsten
Tochter Farha unterwegs. Die Fütterungsumstellung im Elefantenpark hat auch Ceyla ein
paar hundert Kilo Gewicht gekostet.
Tochter Farha ist etwas aktiver unterwegs als ihre Mutter, geht zur «Kontaktpflege» aber
immer wieder bei ihr vorbei. Auch hat sie einen Beschützerinstinkt, hat sie doch immer
wieder versucht, Ceyla bei Provokationen von Indi zu verteidigen. Dies wiederum hat zu
Spannungen zwischen Farha und Indi geführt.
Wer Tiere kennt,
wird Tiere schützen.
Und so ist Farha die eine Hälfte des Problems, weshalb wir die beiden Familiengruppen
nicht vereinigen können: Sie hat in der Vergangenheit viel Zeit und Energie darauf
verwendet, Indi zu ärgern und mit kleinen Sticheleien herauszufordern. Das gleiche
Verhalten zeigte – die andere Hälfte des Problems – Chandra gegenüber Ceyla. Das
führte über die Zeit zu zunehmender Unruhe und gesteigertem Stress in der Gruppe.
Entspannung brachte erst wieder die Trennung der beiden Familien.
Die «Freundschaft» zwischen Farha und Thai ist nicht ohne Folgen geblieben. Farha hat
etwas an Gewicht zugelegt, der Körper ist fülliger geworden: Es steht ein
Familienzuwachs an. Was die körperlichen Veränderungen signalisieren, bilden auch die
Ergebnisse der Hormonanalysen ab: Farha ist trächtig. Da es zu unterschiedlichen
Zeitpunkten Paarungen gab und die Tragzeit bei Elefanten rund 22 Monate dauert, ist
die Angabe eines möglichen Geburtstermins nur mit grosser Ungenauigkeit möglich. Wir
schätzen, dass Farha demnächst etwa das Ende des zweiten Drittels der Schwangerschaft
erreichen wird. Wenn alles klappt, wäre dies die erste Elefantengeburt in zweiter
Zoogeneration bei uns, sowohl mütterlicher- wie väterlicherseits. Fortsetzung folgt.
Links:
Youtube-Playlist mit allen Elefanten-Videos aus dem Zoo Zürich: www.zoo.ch/elefantenfilme
Informationen zum Naturschutzprojekt in Thailand: www.zoo.ch/naturschutz-kaengkrachan
Mediendokumentation zum Kaeng Krachan Elefantenpark: www.zoo.ch/medien-elefantenpark
Für weitere Informationen stehen Ihnen gerne zur Verfügung:
Dr. Alex Rübel, Direktor, Zoo Zürich
Dr. Robert Zingg, Senior Kurator, Zoo Zürich
Telefon 044 254 25 00, [email protected]
Text-, Bild- und Videomaterial sind elektronisch erhältlich unter www.zoo.ch/medien
Wer Tiere kennt,
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