Foto: Plattenfirma ALMANAC heißt die neue Combo des ehemaligen Rage Gitarristen Viktor Smolski. Viktor hat es geschafft zwei der besten deutschen Stimmen, David Reedman (Pink Cream 69, Voodoo Circle) und Andy B. Franck (Brainstorm), in einer Band zu vereinen. Wie wichtig es für Viktor ist eine richtige Band am Start zu haben, lest ihr hier! Deine neue Band ALMANAC klingt nach dem was du mit Lingua Mortis Orchestra gemacht hast. Warum hast du nicht mit LMO weitergemacht? ALMANAC ist eine Weiterführung des LMOKonzepts, ganz klar! Als vor zwei Jahren das LMO Album erschien, war das ja schon eine neue Band und nicht wie ursprünglich Rage + Orchester. Das Konzept mit mehreren Sängern hatten wir da ja auch schon. Aber das hat aber mit der damaligen Besetzung leider nicht so funktioniert wie ich mir das gewünscht hatte. Ich wollte das weiterführen, aber mit einem anderen Sänger da es da einige Komplikationen gab. Nach 15 Jahren Rage war mein Kopf irgendwann leer und es gab keine Entwicklung mehr. Ich wollte wieder Spass an der Musik haben und das ging nur mit einer neuen Band! Ich will keine schmutzige Wäsche waschen aber es gab für mich mit Rage kein weiter kommen es wurde zu wurde zur Routine ohne Spaß. Also bin ich ausgestiegen. Ich wollte mich weiterentwickeln und endlich wieder Spaß an der Musik haben. Musik ist nicht einfach nur ein Job um Geld zu verdienen sondern in erster Linie der Spaß an der Sache selbst. Und das hatte ich bei Rage nicht mehr! Der ursprüngliche Sänger neben Peavy (b,v, Rage) war Henning Basse (ex-Metalium)? Ja! Dann waren noch Jeanette (Marchewka) und Dana (Harnge) mit von der Partie. Die beiden Mädels sind ja nun auch bei ALAMANC dabei! Ich hätte eher ein Instrumentalalbum von dir erwartet. Nein, das wollte ich nicht. Ich hatte zwar schon seit langem vor ein Solo Album zu machen, aber unbedingt mit Gesang! Mit Andy B. Frank und David Reedman hast du zwei der besten Sänger Deutschlands am Start, wie hast du das geschafft? Wir kennen uns ja schon lange und ich wollte schon immer mal mit beiden etwas machen. Wir hatten vor längerer Zeit, als ich mit den Solo Album Gedanken spielte, schon über eine Zusammenarbeit gesprochen und sie signalisierten mir, dass sie Interesse daran hätten mit mir etwas zu machen. Als es dann soweit war und ich sie anrief waren beide sofort dabei. Das war das erste Mal, dass ich einen Volltreffer gelandet hatte und alles auf einmal passte! (lacht). Hattest du dann Songs für die Jungs parat? Oder wurden sie erst gefragt und dann sind die Songs entstanden? Wir haben auf der Musikmesse in Frankfurt 2015 sozusagen ein Testkonzert, bei dem wir LMO-Songs und ein paar meiner Songs gespielt. Da hatten wir das Konzept schon mal ausprobiert, da sowohl Andy als auch David in diesem Konzept mit mehreren Sängern noch nicht so gearbeitet hatten. Danach sind wir in den Proberaum gegangen und ich habe ein paar Sachen vorgespielt und alle fanden es geil, auch weil es ein anderes Konzept ist, wenn beide Sänger in einem Song die Leadvocals singen. Es ist bei uns ja nicht so wie bei vielen Bands die Gastsänger haben und der eine singt Song A oder Strophe B und der andere Song B und Strophe A. Bei ALMANAC singen sie zusammen und aus mehreren Stimmen entsteht dieser bestimmte Klang. Das ist nicht so einfach, denn zum einen muss die einzelne Stimme an sich schon gut klingen, aber dann auch noch das mehrere Stimmen übereinander gelegt auch zusammen passen, dies ist eine schwierigere Angelegenheit. Da muss man schon die richtigen charismatischen Sänger und Stimmen finden. Aber es hat bei allen geil funktioniert, mit Jeanette, Andy und David. Das ist wirklich super, dadurch, dass beide unterschiedliche Stimmen haben, klingt es klasse. Ja, ich hatte damals viele Anrufe auch von anderen Sängern bekommen, die gerne mitgemacht hätten, wirklich gute Sänger und Kumpels die ich schon seit Jahren kenne. Ich wollte aber kein Projekt machen, sondern eine eigenständige Band, die auch auf Tour gehen kann und wo jeder die Priorität auch mal setzt und jeder der mitmacht auch dafür Zeit hat. Andy und David sind nicht so belastet mit anderen Projekten, dass es da große Überschneidungen geben würde, das ist eine Frage der Planung. Aber das ist kein Problem das funktioniert alles. Gut, ausgerechnet jetzt beim Debüt war es so das Andy parallel mit Brainstorm am Werkeln war, aber in Zukunft wird das entsprechend geplant das er auch bisschen Luft zum Atmen hat (lacht). Ich habe ja auch noch meine Musikschule mit der ich die Termine abstimmen muss. Und wer von deinen „Freunden“ hat sich noch als Sänger angeboten? (lacht) Richtig gute Leute, aber ich möchte jetzt keine Namen nennen! Nicht das jemand in die Bredouille kommt (lacht)!! Da waren z. B. Sänger aus den USA dabei und dies wäre schwierig geworden wegen dem Proben. Die hätte ich ja dann immer einfliegen müssen! Das ist heutzutage aber eher unüblich, dieses Bandgefüge mit regelmäßigem Proben usw. Bei vielen läuft das doch eher Files hin und her senden… Oh ja, so was hasse ich. Diese Internetaufnahmen, mag ich überhaupt nicht. Ich bin ein alter Rock´n´Roller, das muss im Proberaum rocken und live gut klingen. Ich brauche dieses Bandgefüge mit Proben, zusammen sein und auch mal ein Bierchen trinken und sich unterhalten. Klar mache ich auch mal diese Studiojobs, aber das ist für mich nicht der wirkliche Spaß. Und wie war das mit dem Namen? Ich dachte eigentlich, wenn du was Neues machst, würde vielleicht Victor Smolski´s ALMANAC auf einem Long Player stehen. Das Thema und der Titel ALMANAC verfolgen mich schon sehr lange. Ich hatte erst überlegt eine meiner Soloplatten so zu nennen. Warum ALMANAC? Dafür gibt es verschiedene Auslegungen und Übersetzungen. Mir gefällt am besten die Übersetzung und Deutung – ALMANAC = das Neujahrsgeschenk. Ein Geschenk, das man sich wünscht, daraufhin plant und wenn man es dann bekommt ist das eines der schönsten Geschenke überhaupt. Wir leben alle mit Kalendern, heutzutage hat jeder einen und lebt danach. Es geht immer nur um Planung, Planung, Planung. Ich finde es dann unfassbar, wenn man bedenkt wie viele Leute in so einem Prozess wie diese Band, Studio, Fans die zu Konzerten kommen, involviert sind, wenn diese Zeit kommt wo alle Kalender der beteiligten Menschen aufeinander treffen wird ein Wunschtermin zur Wahrheit. Der Titel des Albums „Tsar“ - erzähle mir etwas zum Textkonzept! Als ich auf der Suche nach einer geeigneten Geschichte war hatte ich Andi Siri von Nuclear Blast getroffen und mit ihm darüber geredet. Andi kennt sich sehr gut aus was so gerade läuft und ist in der Materie viel mehr drin als ich. Ich fragte ihn, ob er eine Idee hätte was es bisher vielleicht noch nicht gab? Gerade zum Power Metal kann man sagen, passen die ganzen historischen Themen, wie z. B. Kriege, unheimlich gut. Der Kampf, Blood, Sweat and Tears das ist Metal. Irgendwas in dieser Richtung wollte ich machen aber viele Themen wurden schon mehrfach durchgekaut. Andi fragte mich, ob es nicht ein historisches Thema aus Russland gibt, dass man machen könnte? Und da gab es wirklich sehr viele coole Sachen. Jeder kennt Ivan den Schrecklichen, aber von dieser Zeit des Zarenreiches gibt es nicht viel. Es war eine sehr spannende Zeit, nicht weil er der erste russische Großfürst war, sondern das Beispiel von damals zeigt auch hier wieder, dass keiner von uns als Mörder oder schlechter Mensch auf die Welt kommt, sondern dass das aus uns gemacht wird. Wie man heranwächst und in welchen Zeiten, das beeinflusst und verändert uns. Das historische Beispiel von damals findet sich auch Aktuell wieder. Es gibt so viele Parallelen zu dem was heute in der Welt abgeht. Und das finde ich sehr spannend, wie er das alles als kleines Kind erlebt, als seine Mutter vergiftet wurde, er dann später seine erste Frau vergiftet diese ganze Phasen, und zuletzt als er durchdreht, ein hochintelligenter Mann, der aber in diesen bösen, schlimmen Zeiten in denen er u. a. mit Verrätern klar kommen muss, die ihn letztendlich zum völligen Psycho machen. Der viele schlimme Dinge gemacht hatte! Das ist ab und zu nicht schlecht über historische Fakten auch was zu lernen (lacht). Dann habe ich das Konzept herausgesucht, mir viel angelesen sowie die Eckpunkte der Story vorbereitet und dann an Andy und David übergeben. Ich bin schon immer der Meinung, dass der Sänger die Texte schreiben muss. Ich habe natürlich für andere Produktionen schon für den einen oder anderen Sängern den Text geschrieben, habe aber dann festgestellt, wenn der Sänger den Text selbst geschrieben hat, singt er ihn viel authentischer. Es ist für ihn auch viel die passenden Worte zu finden und diese zu singen. In unserem Fall haben sich Andi und David alles aufgeteilt und die Texte geschrieben. Es war das erste Mal, dass ich mit den Jungs gearbeitet habe, da war ich schon angespannt wie es mit der Melodie und dem Groove passt. Ich komponiere immer zuerst die Melodie, dann den Rhythmus und dann kommt der Text drauf. Früher habe ich bei Rage das Problem gehabt, wenn der Text am Ende dazu kam, dass sich die Rhythmik und auch oftmals die Melodie des Songs gerändert hat und das hat mich oft geärgert. Daher war ich hier sehr vorsichtig und dann sehr sehr positiv überrascht, denn es gab überhaupt keine Veränderungen und auch die Texte haben sich wunderbar in die Melodie eingefügt. Es hat super geklappt und die Jungs haben einen tollen Job gemacht. Wenn man sich die Spiellängen der Titel anschaut sind alle mit 6-7 Minuten doch recht lang. Lediglich der Titel „Nevermore“ hat mit seinen 04:40 Minuten eine ideale Single-Länge. War das so geplant? Nein überhaupt nicht, ich habe völlig frei komponiert so wie es ich anfühlen muss. Früher hat man immer gesagt, radiotauglich müssen 03:20 Minuten sein, sonst wird man nicht gespielt. Da Metal aber sowieso nicht viel im Radio gespielt wird machte ich mir also keine Sorgen. Ich habe schon das Konzept im Kopf gehabt und dann auch Song für Song nacheinander komponiert. Was nicht einfach war, denn wenn man einzelne Songs hat kann man beim Mix immer nochmal tauschen. Wenn du ein Konzeptalbum schreibst bist du limitiert und es ist schwieriger. Dennoch kommt jeder Song frisch rüber und manche Songs mit leichtem Übergang zum nächsten Song. Auch wenn die Songs länger sind wird es trotzdem nicht zu langatmig. Das liegt auch an den vielen unterschiedlichen Sängern. Da kommt ja eine gute Abwechslung zustande. Gerade diese Dynamik finde ich interessant und für mich als Musiker macht das richtig Spaß. So kann man gut mit dem Spannungsbogen spielen! Wie ist der Titel „Darkness“, da er kein Gesang hat im textlichen Konzept, zu sehen? Ist er ein Bindeglied zwischen zwei „Self-Blinded Eyes“ und „Hands Are Tied“, Eigenständig oder ein Intro? „Darkness“ ist im Prinzip kein einzelner Song, er gehört eigentlich als Intro zu „Hands Are Tied“. Aber „Hands Are Tied“ ist ein langes Stück und dadurch, dass wir das Intro als eigenen Track gesetzt haben, kann der Zuhörer entweder die lange Version mit Intro oder die kurze Version ohne Intro anwählen. Wie groß war das Orchester mit dem ihr aufgenommen habt? Ich habe mit zwei Besetzungen aufgenommen, die erste Aufnahmen in Barcelona mit über 40 Musikern, mit denen habe ich zum Teil auch schon bei Rage und LMO zusammengearbeitet und dem Chor und ein paar andere Sachen in Minsk mit nochmal ca. 50 Musikern. Wenn du die gesamte Produktion nimmst sind das locker 100 Leute. Dieses Projekt war jetzt schon fett. Sehr viel wert habe ich auf den Mix gelegt. Hast du mit Charlie Bauerfeind (u. a. Helloween) als Co-Produzent gearbeitet? Die letzten Jahre habe ich mit Charlie gearbeitet. Hier wollte ich ein anders Konzept und somit in acht verschiedenen Studios aufgenommen. Das mit dem Hintergrund, da jedes Studio seinen eigenen und bestimmten Klang hat. Ich habe mir die besten Aufnahmemöglichkeiten für die einzelnen Instrumente oder Sänger bei den Studios herausgesucht. Als Partner habe ich mich für Sebastian „Seeb“ Levermann entschieden. Seeb ist ein sehr guter Mischer, denkt so wie ich und ist auch genauso pingelig wie ich. Außerdem verliert er den Überblick nicht. Wir haben einen sehr guten Sound gemacht und unseren eigenen Stil entwickelt. Außerdem war es für mich sehr praktisch, dass ich dadurch nicht allzu lang von zu Hause weg war. Ich habe immer im Studio einen Partner mit dem ich zusammenarbeite, da ich mich als Produzent auf den Sound konzentrieren möchte, wenn man das Engineering übernehmen muss ist man zu sehr vom Sound abgelenkt. Seeb hat einen super Job gemacht! Abschließend möchte ich noch wissen wie es mit deiner Rennfahrer-Karriere läuft? Insgesamt sehr gut! Leider hatte ich letztes Jahr ein bisschen Pech, aber das gehört zum Motorsport dazu! Ich war zweimal kurz vor dem Podium und bin dann aber leider ausgefallen! Einmal wegen einem Crash, wo einer in mich rein gerast ist und beim anderen war es richtig blöd wegen einem 50 Eurocent Chip vom Lenkwinkel-Sensor der kaputt gegangen ist und wenn dir bei über 200 Sachen sich der Lenker anfängt zu drehen und du weißt nicht warum dann ist das doch bisschen Riskant weiterzufahren (lacht verlegen). Es war das erste Jahr in welchem ich ohne Pokal nach Hause gegangen bin! Dieses Jahr plane ich viel und habe auch ein paar Einladungen bekommen. Euro Serie NASCAR mal schauen, ob ich da mitfahre?! Text: Denis H.
© Copyright 2024 ExpyDoc