Sanierung von PFT-belastetem Grundwasser in

16051121_180
13. Mai 2016
pld – Pressedienst der
Landeshauptstadt Düsseldorf
Herausgegeben vom
Amt für Kommunikation
Rathaus - Marktplatz 2
Postfach 101120
40002 Düsseldorf
Telefon: +49. 211/ 89-93131
Fax: +49. 211/ 89-94179
[email protected]
www.duesseldorf.de/presse
www.facebook.com/duesseldorf
www.twitter.com/duesseldorf
Redaktionsteam:
mb - Michael Bergmann - 97298
bla - Manfred Blasczyk - 93132
bu - Michael Buch - 93134
br - Anne Braun - 93138
fri - Michael Frisch - 93115
jäk - Kerstin Jäckel - 93131
vm - Valentina Meissner - 93111
pau - Volker Paulat - 93101
Sanierung von PFT-belastetem
Grundwasser in Gerresheim
Langzeitpumpversuch zur Erprobung der großtechnischen
Reinigung gestartet
In Gerresheim liegt, ebenso wie in Lohausen/Kaiserswerth, eine
großflächige Grundwasserverunreinigung mit perfluorierten Tensiden
(PFT) vor, die als Folge des Einsatzes von Löschschaummitteln
entstanden ist. Als erster Schritt der Sanierung wird ein
Langzeitpumpversuch mit einer Dauer von zunächst 12 Monaten
durchgeführt. Damit soll die gewählte Aufbereitungstechnik erprobt und
die damit unter den gegebenen Standortverhältnissen erreichbare
Abreinigungsleistung überprüft werden.
"Die Inbetriebnahme der Abreinigungsanlage für den
Langzeitpumpversuch stellt den großtechnischen Einstieg in die
Sanierung des mit perfluorierten Tensiden (PFT) belasteten
Grundwassers in Gerresheim dar", erklärt Umweltdezernentin Helga
Stulgies. Neben der Ermittlung der hydraulischen Parameter, des
Grundwasserchemismus, der Entwicklung der Schadstoffgehalte und
Schadstofffrachten sollen die gewählte Aufbereitungstechnik erprobt und
die damit im Dauerbetrieb erreichbaren Abreinigungsergebnisse
überprüft werden.
Vorausgegangen waren umfangreiche Versuche im halbtechnischen
Maßstab zur Erprobung von Materialien und verfahrenstechnischen
Varianten zur Reinigung des PFT-belasteten Grundwassers. Im Ergebnis
stellten sich eine Verfahrenstechnik und eine spezielle Aktivkohle heraus,
die für den Standort Gerresheim eine gute Abreinigungsleistung
erwarten lassen. Die Versuche waren Teil eines Forschungsvorhabens,
das gemeinsam vom Land Nordrhein-Westfalen, dem Verband für
Flächenrecycling und Altlastensanierung (AAV) NRW, der Cornelsen
...
Sanierung von PFT-belastetem Grundwasser in
Gerresheim
-2-
Umwelttechnologie GmbH und dem Umweltamt durchgeführt wurde.
Das Land Nordrhein-Westfalen stellte dafür Fördermittel zur Verfügung.
"Nach den umfangreichen Vorversuchen ist die Inbetriebnahme der
Anlage heute ein weiterer wichtiger Meilenstein bei der Sanierung der
Gesamtverunreinigung", erklärte die Düsseldorfer Umweltdezernentin
Helga Stulgies.
30.000 Liter Grundwasser pro Stunde werden gereinigt
In Gerresheim werden zum Start des Pumpversuchs in der ersten
Pumpstufe 15.000 Liter verunreinigtes Grundwasser pro Stunde aus
einem Sanierungsbrunnen im Bereich der Eintragsstelle gefördert. Das
Grundwasser wird über eine Rohrleitung bis zur Abreinigungsanlage
gepumpt. Nach Passage der Mehrschichtkiesfilter zur Entfernung von
Eisen und Mangan wird das Grundwasser zur Abreinigung der PFT über
spezielle Aktivkohlefilter geschickt. Das gereinigte Grundwasser wird von
dort in die Nördliche Düssel eingeleitet. Nach drei Monaten werden mit
Beginn der zweiten Pumpstufe dauerhaft 30.000 Liter Grundwasser pro
Stunde gefördert und gereinigt.
Mit Beginn der Gartensaison wird von Seiten der Stadt nochmals darauf
hingewiesen, wie wichtig es ist, die Allgemeinverfügung zur Untersagung
der erlaubnisfreien Nutzung des Grundwassers zu Bewässerungszwecken
einzuhalten. Die Umweltdezernentin betonte: "Bei Einhaltung der
Allgemeinverfügung ist der Anbau und Verzehr von selbst angebautem
Obst und Gemüse bedenkenlos möglich, und eine Anreicherung von
PFT in den Böden wird wirkungsvoll verhindert." Weiterhin wird von
Seiten des Umweltamtes angeboten, Obst und Gemüse aus dem Bereich
der Verunreinigung auf PFT zu untersuchen.
Informationen zur PFT-Problematik sind unter folgendem Link im
Internetangebot der Stadt veröffentlicht:
www.duesseldorf.de/umweltamt/pft/
...
Sanierung von PFT-belastetem Grundwasser in
Gerresheim
-3-
Hintergrund: Perfluorierte Tenside (PFT)
PFT sind synthetisch hergestellte organische Stoffe, die in der Natur
nicht vorkommen. Sie werden auf Grund ihrer oberflächenaktiven
Eigenschaften (wasser-, fett- und schmutzabweisend) in vielen Industrieund Konsumprodukten, wie etwa in der Textilindustrie, bei der
Beschichtung von Pfannen, in Galvaniken sowie in Feuerlöschschäumen
verwendet. Obwohl PFT – relativ gesehen – nur in geringen Mengen
eingesetzt werden, werden sie bereits weltweit im Wasser, in Tieren,
Lebensmitteln und auch in menschlichem Blut festgestellt. Aufgrund von
Tierversuchen stehen diese Stoffe in Verdacht, krebserregend zu sein. Sie
werden zudem als fortpflanzungsgefährdend eingestuft.
Für den Einzelparameter PFOS gilt in Europa seit dem 27. Juni 2008 eine
weitgehende Anwendungsbeschränkung (RL 2006/122/EG). Das
Inverkehrbringen und die Verwendung von PFOS wurden europaweit
durch die Verordnung 757/2010 weiter eingeschränkt. Seither dürfen
Gemische mit PFOS-Gehalten von > 0,001 Gew.-% – von wenigen
Ausnahmen abgesehen – nicht mehr in Verkehr gebracht werden. PFOS
wurde 2012 auch in den Anhang B der Stockholm-Konvention
aufgenommen. Die Stockholm-Konvention ist ein internationales
Übereinkommen zur Beendigung oder Einschränkung der Produktion,
Verwendung und Freisetzung von persistenten organischen Schadstoffen
("Persistent Organic Pollutants", POP’s).
2001 waren auf dem Gelände in Gerresheim Lagerhallen in Brand
geraten. Bei dem Großbrand wurden 42 Kubikmeter Löschmittelkonzentrat eingesetzt. Mit dem Löschwasser gelangten PFT, die in den
Löschmitteln enthalten waren, in den Boden und das Grundwasser.
Mittlerweile umfasst das Messstellennetz zur Kartierung der Verunreinigung rund 133 Grundwassermessstellen, die regelmäßig untersucht
werden. Nach den aktuellen Erkundungen haben sich die Schadstoffe
mit der Grundwasserströmung zu einer zwei Kilometer langen
Verunreinigungsfahne in südwestliche Richtung ausgebreitet.
(bu)