17.05.2016, Neue Pannen beim Militärflieger A400M

Manuskript
Beitrag: Neue Pannen beim Militärflieger A400M –
Bundeswehr in Not
Sendung vom 17. Mai 2016
von Andreas Wiemers
Anmoderation:
Die Bundeswehr ist bekanntlich erschreckend schlecht gerüstet.
Zu Lande, zu Wasser, in der Luft, überall und immer wieder
fliegen der Truppe die Trümmer um die Ohren. Mit dem
Transportflugzeug A400M wollte sie zum Höhenflug in die
Moderne abheben, aber das verzögert und verteuert sich seit
Jahren. Als Prestigeprojekt gestartet, als Peinlichkeit gelandet.
Und die Bruchpiloten sitzen in Politik und Industrie. Andreas
Wiemers über die Pannenserie des A400M.
Text:
Es hätte wunderbare Werbung werden können. Wenn HollywoodStar Tom Cruise in bester Actionmanier auf dem Militärtransporter
A400 M abhebt. Im Kino - Airbus Productplacement im ganz
großen Stil. Aber der Kino-Titel bekommt für Airbus
unangenehme Doppeldeutigkeit: Mission Impossible.
Ist Europas größtes Rüstungsprojekt unmöglich?
Die Fakten: Vor wenigen Wochen meldet Airbus schwere
Probleme mit den riesigen Triebwerken. Sie sind anfällig.
Im Getriebe löst sich Material ab, die Folge: Triebwerke fallen
aus.
O-Ton Marco Seliger, Militärexperte
Deshalb müssen diese Triebwerke jetzt überholt werden, sie
müssen ausgetauscht werden. Das bedeutet, dass die bereits
ausgelieferten A400M an die Bundeswehr einen sehr viel
kürzeren Wartungszyklus haben werden. Das heißt, man
muss alle 20 Flugstunden überprüfen, ob dieses Triebwerk
noch okay ist.
Und damit nicht genug. Am vergangenen Freitag bestätigt die
Bundeswehr weitere Probleme. Man habe feine Risse im Rumpf
gefunden. Teile müssen ausgetauscht werden, das dauert
Monate. Dabei hängt Airbus schon jetzt knapp neun Jahre hinter
dem vereinbarten Plan. Mit der uralten Transall kann die
Bundeswehr höchstens noch fünf Jahre fliegen.
O-Ton Marco Seliger, Militärexperte:
2021 ist Schluss mit der Transall. Bis dahin muss die A400MFlotte funktionieren. Und nach allem was man bislang - oder
jetzt - absehen kann, wird das nicht der Fall sein.
Triebwerksausfälle und Risse im Rumpf sind nur die jüngsten
Probleme in einer langen Pannenserie des A400M.
Was im Werbefilm von Airbus beeindruckend aussieht,
kann der Konzern für den echten Einsatz noch gar nicht liefern:
Zielgenauer Lastenabwurf im Tiefflug, unter Einsatzbedingungen noch nicht machbar. Fallschirmspringen vom A400M – im Einsatz
noch nicht möglich. Und vor allem die lebensnotwendige
Raketenabwehr - noch nicht einsatzbereit.
Was passiert, wenn Airbus die Probleme nicht in den Griff
bekommt? Heute Morgen schreibt uns die Bundeswehr dazu, sie
werde in diesem Fall:
„zeitgerecht eine adäquate Überbrückungslösung
erarbeiten“.
Im Klartext: Die Bundeswehr sucht schon nach Notlösungen.
Hauptursache für die katastrophale Bilanz dieses Projekts
ist eine politische Fehlentscheidung aus der Zeit von Gerhard
Schröder und Jacques Chirac.
Mit dem hehren Ziel, Jobs zu schaffen, verteilten sie die
Produktion auf zahlreiche Firmen in ganz Europa - und zwar nach
praxisfernen Kriterien. Damit war das Scheitern programmiert.
O-Ton Marco Seliger, Militärexperte:
Um Industriepolitik ging es in der europäischen
Rüstungsindustrie schon immer. Nur ist der A400M halt das
Negativbeispiel par excellence, wie solche europäische
Industriepolitik im Bereich der Rüstung daneben gehen kann.
Auch Airbus hat schwere Fehler gemacht. Vor allem völlig
unrealistisch kalkuliert. Jetzt muss der Konzern für alle ZusatzMilliarden aufkommen. Sollte das Projekt scheitern sind 40.000
Arbeitsplätze in ganz Europa in Gefahr.
Fazit: Der Werbegag fürs Kino war gut, aber ansonsten zeigt
Europa der Welt mit dem A400M eine fürchterlich peinliche
Vorstellung.
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