Es liegt in den Genen» - Wiler Zeitung Online - Die Stickerin

20.5.2016
«Es liegt in den Genen» - Wiler Zeitung Online
19. Mai 2016, 07:23 Uhr
«Es liegt in den Genen»
Bereits voll im Element: Hauptdarstellerin Monika Ricklin (links) und Regisseurin Monika Wild bei den Proben. (Bild:
pd)
Die Proben für das Stück «Die Stickerin», das am 8. Juli in
Münchwilen Premiere feiert, sind in vollem Gang.
Hauptdarstellerin Monika Ricklin zur Faszination Theater und
den Schwierigkeiten.
Frau Ricklin, woher kommt Ihre Faszination für das Schauspiel?
Monika Ricklin: Vielleicht liegt es in meinen Genen. Schon meine Mutter, mein Vater und mein
Bruder haben in jungen Jahren in ihrer Freizeit Theater gespielt. Ich liebe Geschichten, lese, erzähle
und spiele sie gerne.
Was fasziniert Sie am Schauspiel?
Ricklin: Ich geniesse es, in eine Figur einzutauchen und ihre Wesensart im Schauspiel zu spüren.
Wenn es mir schliesslich gelingt, einen Charakter zu verkörpern und die Emotionen auf das Publikum
überschwappen, ist das für mich ein grosses Erfolgserlebnis.
Als Schauspielerin arbeiten Sie auch in einem Team. Können Sie dem Positives
abgewinnen?
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Ricklin: Ja klar. Durch das intensive Probetraining entsteht eine schöne Kollegialität unter den
Mitspielern. Es gefällt mir, dass der Ensemble­Erfolg wichtig ist und nicht der Erfolg einzelner
Akteure. Alle Mitwirkenden sind dazu aufgefordert, im Rahmen ihrer Möglichkeiten mitzudenken
und mitzuhelfen. Dadurch entstehen Zusammenhalt und Begeisterung für das gemeinsame Werk.
Wie sind die Proben bis jetzt verlaufen?
Ricklin: Sehr bereichernd ist, dass uns mit Monika Wild eine Profi­Regisseurin anleitet. Sie sorgt für
eine sorgfältige, stimmungsvolle Inszenierung und erteilt uns individuell Schauspielunterricht.
Ist der Wechsel zwischen Alltag und Schauspiel schwierig?
Ricklin: Es ist oft nicht so einfach, sich von seiner Persönlichkeit zu lösen und in die Theaterfigur zu
schlüpfen. Ich finde es aber spannend, den Prozess jeder einzelnen Figur mitzuerleben. Es ist ein
schönes Gefühl, wenn es gelingt, den auswendig gelernten Sätzen Leben einzuhauchen, und wenn die
Figur an Ausdruck gewinnt. Dies braucht manchmal viel Durchhaltewillen und Kritikfähigkeit. Dafür
ist die Freude umso grösser, wenn das Resultat stimmig ist.
Was sind Schwierigkeiten des diesjährigen Stücks?
Ricklin: Es ist für mich eine grosse Herausforderung, mich in der Zeit 100 Jahre zurückzuversetzen,
da ich nicht annähernd erfahren habe, worin damals der Überlebenskampf bestand. Die Zeiten, als in
unserer Gegend schwere körperliche Arbeit und Hungersnot den Alltag prägten, habe ich nur durch
Erzählungen meiner Eltern, Grosseltern und Verwandten kennengelernt. Aber genau diese
Familiengeschichten, diese wortkargen, kämpferischen Ahnen mit ihrem enormen Durchhaltewillen
verdienen es, dass sie nicht vergessen werden.
Wie gefällt Ihnen Ihre Rolle?
Ricklin: Die Figur Lydia Roth gefällt mir sehr gut. Schön, dass heute auf der Bühne vermehrt Stücke
mit starken Frauenfiguren gespielt werden. Die Rebellinnen und Kämpferinnen aus früheren Zeiten
erhalten einen Platz in der Öffentlichkeit, und ihr Schaffen wird erkannt. Leider sind die Heldinnen
des Alltags meist ohne Namen und in Geschichtsbüchern nicht erwähnt.
Was reizt Sie mehr: Rollen, die Ihrem Naturell entsprechen, oder solche, die Ihnen
fremd sind?
Ricklin: Wenn ich mich während Monaten mit meiner Rolle auseinandersetze und mich in die Figur
hineinfühle, erkenne ich jeweils genau, welche Anteile mir leicht fallen, zu spielen, da diese auch in
meiner Persönlichkeit ihren Platz haben. Spannend sind aber diejenigen Aspekte, die mir fremd sind
oder denen ich im persönlichen Leben keinen grossen Platz einräumen möchte. Ich verkörpere dieses
Mal eine wehrhafte, bodenständige Schafferin, welche sich trotz der Unbill des Lebens nicht
unterkriegen lässt. Von dieser Figur möchte ich auch für mich persönlich eine Scheibe abschneiden.
(red.)
Diesen Artikel finden Sie auf St.Galler Tagblatt Online unter:
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