Call for Papers für das Studienjahr 2016/17 Vortragsreihe „Kunst – Forschung – Geschlecht“ Vortragsreihe der Abteilung für Genderangelegenheiten, Universität für angewandte Kunst Wien Voilà: Vorhang! Bühne frei! Zeigt Euch, zeigt was ihr habt! Macht es offensichtlich! Lüftet... „Voilà“ als „vois-là“ fordert auf, hinzuschauen und weist klanglich auf „voile“ in sowohl männlicher als auch weiblicher Form hin, auf das Tuch im Wind, den Schleier, seinerseits dem „vol“ verpflichtet, dem Vogelflug und Fliegen, dem Raub. Das „velum“ – Vorhang, Segel, verhüllendes Tuch oder auch schleierförmige begleitende Wolke, denen in den vergangenen zwei Jahrzehnten wichtige Publikationen mit Blick auf kulturelle Praxen, die Möglichkeiten der Erkenntnis und das Bild gewidmet waren –, erlaubt diese Bewegungen. Mit dem das gleichsam verkreuzte grammatikalische Geschlecht verunklärenden Plural „Voiles“, in der deutschen Übersetzung als „Schleier und Segel“ wiedergegeben, haben Jacques Derrida und Hélène Cixous ein Gemeinschaftsbuch betitelt. Darin wird der Schleier aus verschiedenen, textlich ineinander verwobenen Perspektiven bedacht, semantisch beleuchtet und vielschichtig konjugiert. Für Hélène Cixous markiert er die Zeit ihrer eigenen Kurzsichtigkeit, beinahe Blindheit, die durch einen chirurgischen Eingriff gewissermaßen über Nacht verschwand. Derrida hingegen verweist auf den, von seinem Vater geerbten Thallith, jenes Stück Stoff der jüdischen Überlieferung, das trotz seiner physischen Leichtigkeit eine transportable, ortsunabhängige innere Heimat symbolisiert und letztlich den Übergang vom Leben zum Tod begleitet. Der Aufruf „Voilà: Vorhang!“ steht also für mehr als für „Bühne frei“. Er spricht den sensiblen Übergang von Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit an, der sich mit Maurice Merleau-Ponty auch als ein Umhüllen des Sichtbaren durch den Blick selbst, als Verflechtung von Sehen und Sichtbarem beschreiben lässt. Und er spricht Fragen nach dem Dort und Da an, nach Entfernung und Nähe auf der Bühne, der Reise, im Erinnern. Die Vortragsreihe thematisiert diese Zone des Dazwischen, die vielfältigen Bewegungen und Gesten im Umgang mit Schleiern, Vorhängen oder Dünsten, die Relationen im Zeigen und Verhüllen. Diese interessieren in Hinblick auf ihr Vermögen, auch Geschlechterverhältnisse produktiv zu trüben. Wir laden Wissenschaftler_innen und Künstler_innen aller Disziplinen ein, sich mit diesem Spannungsfeld auseinander zu setzen. Zur Vortragsreihe: Die Vortragsreihe „Kunst – Forschung – Geschlecht“ wird im Studienjahr 2016/17 an der Universität für angewandte Kunst Wien stattfinden und kann auch als Lehrveranstaltung absolviert werden. Die Vortragsreihe wird von der Abteilung für Genderangelegenheiten organisiert. Eingeladen sind Wissenschaftler_innen und Künstler_innen aller Disziplinen, ihre Perspektive zu obigen Fragestellungen vorzustellen. Insbesondere möchten wir Nachwuchswissenschaftler_innen auffordern, Abstracts einzureichen – zum Beispiel aus dem Bereich Ihrer Dissertation. Vortragende erhalten ein Honorar von € 300, Reisekosten werden übernommen. Eine Publikation der Beiträge ist geplant. Pro Studienjahr werden üblicherweise acht Vorträge ausgewählt, die jeweils mittwochs an der Angewandten stattfinden. Die Dauer des Vortrages ist mit maximal 60 Minuten angesetzt. An den Vortrag schließt eine Diskussion an. Konzept & Organisation der Reihe: Abteilung für Genderangelegenheiten Einreichungen bitte per E-Mail bis spätestens 8. Mai 2016 an [email protected] mit • Arbeitstitel • Abstract (300 Wörter) • Kurzbiografie • Vollständigen Kontaktdaten Einreichungen können in deutscher oder englischer Sprache erfolgen. Wir bitten um Weiterleitung an Interessierte! Call for Papers for the 2016/17 Academic Year Lecture Series „Art – Research – Gender“ Lecture Series of the Office of Gender Issues, University of Applied Arts Vienna Voilà: Curtain Call! Clear the stage! Show us what you’ve got! Bring it to light! Air it out... “ Voilà“ as in “vois-là“ challenges us to open our eyes, and has the sound of “la/le voile“ to it which as “veil” – a piece of cloth in the wind – is itself bound to flight (the “vol”), the flight of birds and flying, the predation. The “velum” – a curtain, sail, cloaking cloth or a shrouded cloud that envelops us, which have been the subject of important publications in regard to cultural practices, the capacity for insight and the image – enables these movements. Jacques Derrida and Hélène Cixous called their co-authored book, with a nod to a knitted grammatical gender of the ambiguous plural, Voiles, translated in English as Veils. The veil is examined from diverse, textually interwoven perspectives, coming to light semantically and conjugated on many levels. For Hélène Cixous it marks a period of myopia, when she almost went blind, but from which she recovered, almost overnight, after surgical intervention. Derrida, however, focuses on the tallit, a garment of the Jewish tradition he inherited from his father. Despite its light physical weight, this shawl symbolizes a transportable, locationindependent inner homeland. It accompanies, ultimately, the transition from life to death. So the call “Voilà: Curtain!” stands for more than just “Clear the stage”. It refers to the subtle transition of visibility and invisibility, which Maurice Merleau-Ponty described as an encasing of the visible through the view itself, as an intertwining of seeing and the visible. It also addresses questions on the here and there; distance and proximity on a stage; the journey; and remembering. This lecture series examines the zone of the in-between, the diverse movements and gestures when dealing with veils, curtains or hazy fogs, the relations between showing/exposing and shrouding/concealing. We are especially interested in their capability to also productively blur gender relations. We invite academics and artists from all disciplines to confront this challenging topic. About the Lecture Series: The „Art – Research – Gender“ lecture series will be held at the University of Applied Arts Vienna over the 2016/17 academic year and can be taken as a course as well. It is organized by the Office of Gender Issues. Scientists and artists of all disciplines are invited to present their perspectives on the questions raised above. We particularly welcome submissions by young researchers – from the area of their thesis, for example. Speakers are paid compensation of € 300 and can claim reimbursement of travel costs. The publication of the contributions is planned. Usually, eight lectures are selected for each academic year, which are held on Wednesdays at the University of Applied Arts in Vienna. We expect talks to take up to 60 minutes; a discussion follows. Concept & Organization: Office of Gender Issues Please submit your proposal by email on or before May 8, 2016, to [email protected] Please include: • Working title • Abstract (300 words) • Short biography • Your contact data Submissions are accepted in German or English. Please forward!
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