Impulsreferat

INFUSION
Attraktivierung des Spitalsstandortes Österreich
Standpunkte:
Die Gegenwart ist durch ein hohes Veränderungspotenzial gekennzeichnet. Neben der
herausfordernden Aufgabe, das Krankenanstalten-Arbeitszeitgesetz (KA-AZG) umzusetzen
und dabei einerseits die Ärzteausbildungsordnung zu berücksichtigen, dem Wunsch der
Patientinnen und Patienten, immer den gleichen Arzt zu haben, der ihnen die Befunde und
die Prognose erklärt sowie andererseits den hohen Ansprüchen der jüngeren Generation an
ihre Ausbildung, bei gleichzeitig extrem reduzierter Anwesenheit im Spital und nicht
verlängerter Ausbildungszeit, sind Herausforderungen, die den Spitalserhalter manches Mal
vor die Quadratur des Kreises stellt. Abhängig vom Opting-out-Willen der Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter sowie einem völlig veränderten Anspruchsverhalten der Jungärztinnen und
Jungärzte, was ihre Karriere und ihren Arbeitsplatz betrifft, hat man als verantwortlicher
Träger auch noch mit einem Mehr an Schnittstellen und damit erhöhter Fehleranfälligkeit zu
rechnen.
Wie der derzeitige Dienstbetrieb mit mindestens einem Facharzt vor Ort in Zukunft bei
gleicher Qualität aufrechtzuerhalten sein soll, bleibt dem jeweiligen verantwortlichen
Organisator, mit dem dazugehörigen Organisationsverschulden bei Nicht-Erfüllung,
überlassen. Einerseits bewirkt das numerische Hochziehen der Arztzahlen in den Spitälern,
um die geforderte Zahl an Personen für ein Dienstrad zu erfüllen, nur weitere Probleme in
der Ausbildung wegen mangelndem Workload (Patientinnen/Patienten pro Arzt) und
andererseits wird diese Überfrachtung mit Ärzten dazu führen, dass selbst auf hohem
Niveau agierende Fachärzte im Laufe der Zeit ihre Expertise aufgrund zu weniger
Operationen und Fälle verlieren. Es konnte bis jetzt auch niemand die Frage beantworten,
was mit derart vielen Ärztinnen und Ärzten am Tag zu geschehen hat?
Die Rücknahme der Anzahl der Diensträder führt jedoch einerseits zu einer vermehrten
Belastung der im Dienst zurückgebliebenen Ärztinnen und Ärzte und andererseits zu einer
Abnahme der Qualität und zu einem Verschieben auf „Morgen“!
Da in diesem Szenario an Universitätskliniken darüber hinaus gelehrt werden soll bzw. ob
hier darüber diskutiert wird, ob 30 % der Arbeitszeit ohnehin der Lehre & Forschung
gewidmet werden müssen, zeigt nur ein weiteres Dilemma mit einer weiteren Ausdünnung
der Patientenzahlen und einem weiteren Ausufern der Ärztezahlen.
Es stellt sich in Österreich wiederum die Frage, inwieweit die einzelnen Ministerien, Ämter
und Verantwortlichen ihre Aktivitäten aufeinander abstimmen, um nicht die
Krankenanstaltenträger einerseits und das dazugehörige Personal, Ärzte und Pflege,
andererseits in einem Dschungel von neuen Paragraphen alleine zu lassen und letztendlich
als Leidtragenden, den Patienten, diese chaotische Vorgangsweise „ausbaden“ zu lassen.
KH. Tscheliessnigg
Vorstandsvorsitzender
Stmk. Krankenanstaltengesellschaft m.b.H.