Vorwort Kampftag, kein Kindergeburtstag! Liebe Wirtin, lieber Wirt! D as war wieder ein Spektakel: Mehr als 2.500 Wirtinnen und Wirte aus allen Regionen Bayerns im bis auf den letzten Platz gefüllten HippodromFestzelt auf dem Münchner Frühlingsfest, ein kämpferischer Wirte-Präsident, der die Probleme der Branche auf den Punkt gebracht und faire Rahmenbedingungen für die Leitökonomie Gastgewerbe gefordert hat – da hat (fast) alles gepasst beim GastroFrühling 2016! Glückwunsch an den BHG Dehoga Bayern! Diese Veranstaltung ist wirklich einzigartig in der bundesdeutschen Gastro-Szene. Sie schärft das Zusammengehörigkeitsgefühl und die Motivation nach innen und setzt kräftige, klare Signale nach außen. Dass nicht jedes Jahr neue Rekorde aufgestellt werden (was angesichts der Groß-Demo 2015 mit mehr als 5.000 Teilnehmern heuer auch nicht zu erwarten war), nimmt dem Gastro-Frühling nichts von seiner Kraft, Ausstrahlung und Bedeutung. Bedenklicher ist eine andere Entwicklung. Konzipiert war die Veranstaltung als Event, auf dem das Gastgewerbe zu Wort kommt und die Politiker – wenigstens einmal im Jahr – zuhören sollen. Dann wurden Ausnahmen für Ministerpräsident Seehofer und Wirtschaftsministerin Aigner gemacht, die ein Grußwort sprechen durften. Was schon in Ordnung geht, weil es die öffentliche Wahrnehmung und das Medieninteresse erhöht. Und ja, es kann durchaus spannend sein, wie Spitzenpolitiker spontan auf die Forderungen der Branche reagieren. Und heuer kam Söder! Der nach arroganter Selbsteinschätzung künftige Ministerpräsident sprengte alle Regeln. Der sprach kein Grußwort, sondern deutlich länger als der eigentliche Hauptredner, BHG-Präsident Uli Brandl. Höchste Zeit, die Reißleine zu ziehen! Es geht nicht an, dass der BranchenEvent Gastro-Frühling von Politikern als Vehikel für den persönlichen Wahlkampf missbraucht wird. Zur Not im nächsten Jahr einen „Ordercube“ am Rednerpult aufstellen! Diese Innovation, die eigentlich den Service verbessern will (siehe Meldung auf Seite 50), könnte auch redselige Politiker ausbremsen. Einfach bei Redebeginn auf den Button drücken, dann leuchtet der Würfel in Grün. Und nach 10 – 15 Minuten wechselt er die Farbe, bis er schließlich in Rot kräftig pulsiert und selbst dem egozentrischsten Politiker signalisiert: Deine Zeit ist um – Jetzt! Letzte Anmerkung zu diesem Thema: Selbst auf der Bühne Gastro-Frühling konnte sich der Finanzminister den Gag nicht verkneifen, dass bei seinen Beamten der ServiceGedanke so stark sei, dass sie die Wirte sogar zu Hause besuchen … Dafür erntete Söder ein gellendes Pfeifkonzert, Buh-Rufe aus Tausenden von Kehlen … Schön wärs! Nix von alledem, stattdessen sogar ein paar Lacher und vereinzelt sogar Applaus … Wir haben in den letzten Jahren mit zu vielen Wirten gesprochen, die ordentlich gewirtschaftet und bei Finanzprüfungen trotzdem an den Rand des Wahnsinns, der Erniedrigung und der Pleite gebracht worden sind, um solch einen blöden Spruch witzig zu finden. Im Hippodrom wurde die tolle Chance verpasst, dem Finanzminister lautstark klar zu machen: Gegen die derzeitige Praxis der Betriebsprüfungen läuft die Branche Sturm! Das lässt sie sich nicht länger gefallen! – Ja, ich weiß, Ihr seid tolle Gastgeber und achtet jeden Gast. Aber der Gastro-Frühling ist kein Kindergeburtstag, sondern ein politischer Kampftag! Da müsst Ihr Spitzenpolitiker nicht mit Samthandschuhen anfassen. O-Ton Willy Faber: Haut’s drauf, Minister sind auch nur Menschen, sonst kapieren die eh’ nix! was bei Kassen jetzt wichtig ist“ oder dem „Algen-Special“ Euren Nerv treffen. Aus vielen Gesprächen wissen wir, dass viele von Euch den Beihefter abheften und sammeln – und sich so ein wertvolles Branchen-Kompendium anlegen. Herzlichen Dank für dieses tolle Feedback, das natürlich auch Ansporn ist, in jedem Heft aufs Neue weitere spannende Themen aufzugreifen. In dieser Ausgabe geht’s z. B. um die „Culinary Codes“, die Euch dabei helfen können, Euer Angebot noch erfolgreicher und zielgerichteter zu gestalten. – Genau das ist unser Anspruch: Ein Kampfblatt zu sein mit hohem Nutzwert für jeden Gastro-Unternehmer! Also keine Ausgabe verpassen! Euer Themawechsel in eigener Sache: Wir freuen uns ganz narrisch darüber, wie begeistert Ihr unseren vor knapp zwei Jahren gestarteten Beihefter „Fachwissen kompakt“ aufnehmt und wie sehr wir mit Themen wie u. a. „Licht in der Gastronomie“, „Alles, Josef Stadler – Redaktion – [email protected] 1
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