M&K§I§§YA§§

Montag, 9. Mai2076
M&K§I§§YA§§
Das hart
erarbeitete Paradies
PAULUSKIRCHE Paartherapeuten-Tägung
mit Michael Cöllen und Ulla Holm
VON PETRA NEUMANN-PRYSTAJ
DARMSTAD-L Drei Tage dauerte das §ymposion,,Paradies im
Alltag - die Zukunft der Liebe", eine Veranstaltung des
Psychologen Michael Cöllen
(Hamburg), seiner Frau, der
Psychotherapeutin Ulla Holm,
und des Odenwald-Instituts der
Ikrl-Kübel-Stiftung. Die 300
Plätze waren schon im Januar
ausgebucht.
Am Himmelfahrtstag verwandelte sich die Pauluskirche in ein
Tagungszentrum fi.ir Paartherapeuten und Paare. ,,Für das The-
ma Liebe ist ein heiliger
Ort
durchaus angemessen", findet
Michael Cöllen, Mitbegründer
der Deutschen Gesellschaft für
integrative Paartherapie
und
Paarsynthese. Schon viele Jahre
arbeitet er mit dem Odenwald-
Institut der
Karl-Kübel-Stiftung
für Kind und Familie zusarnmen.
Fast 90 Prozent der Deutschen bezeichnen das Glück der
Liebe als das höchste Gut. Und
doch bleibt sie im Alltag allzu oft
auf der Strecke. Von den 385000
Ehen, die 2014 geschlossen wurden, werden statistisch gesehen
135000 innerhalb von 25 Jahren
scheitem.
Das postmoderne Menschenbild sei durch Pluralität gekenn-
zeichnet, sagte Sigdd GoderFahlbusch, die mit Peter Jakobs
das Odenwald-lnstitut leitet.
Wahrheit, Wirklichkeit und Vernunft seien nur im Plural denkbar. Zufriedenheit komme aus
der Spannung, und Spannung sei
das Wesen der Uebe. Vorausset-
zung für eine gute Partnerschaft
sei es, sich selbst angemessen zu
Iieben - dann könne man auch
den Anderen wertschätzen.
Paartherapeut Michael Cöllen
[71) glaubt daran, dass dauerhaf-
te Liebe möglich ist. Nicht mehr
eiseme Eheschwüre, sondern
Beziehungsarbeit
schmiede zusammen. ,,Wir müs-
ständige
sen
für das
irdische
i?aradies
arbeiten", lautet seine Erkenntnis. Liebe sei der ganzheitliche
Austausch von Körper, Geist und
Seele in achtsamer Resonanz.
Wer als Kind im Eltemhaus
Kränkungen erlitten habe, bringe
diese Altlasten als Mitgift in die
Beziehung ein. Die Folge: ,,Das
verletzte Kind wird zum verletzenden Partner". Hohe Kränkbarkeit müsse bearbeitet werden, und der Partner könne dabei Entwicklungshelfer sein: Dialog statt Krieg.
Eine Störungsquelle sei das
vielfache Schweigen von Männern. Viele könnten ihre Gefühle
nicht in Worte fassen, ihr Innenleben nicht mitteilen. Das ftihre
zum Rückzug der Frauen und
zum Erlöschen der Liebe. Untreue sei nicht etwa die Folge von
triebhafter Suche oder Auseinanderleben, sondern von mangeln-
der seelischer Beziehung zwi
schen den Partnem. Ihre Tiagik
bestehe darin, dass sie sich ge-
sucht, Kinder gezeug, aber in
der Seele nicht gefunden hätten.
Zum Schluss
die ,,Wunderübung"
Zum Schluss stellte
Cöllen
seine ,,Wunderübung" vol die
sogar zur Vorlage,für eine Kornödie (von Daniel Glattauer) wurde: Ein Partner ballt eine Faust,
und der andere muss ihn wortlos
dazu bringen, nachzugeben und
sie zu öffnen. Dieses Experiment
wurde vom Publikum freudig
ausgeführt. Kichernd reagierte es
auf die Empfehiung, nicht immer
nur müde von der Arbeit zur Uebe, sondem auch mal müde von
der Liebe zur Arbeit zu gehen.