Pflanzenbau Aktuell, 19. Klaenderwoche

Landwirtschaftskammer NRW Münster, 09.05.2016
Referate Landbau und Pflanzenschutz Nevinghoff 40, 48147 Münster Redaktion: Tobias Schulze Bisping Seitenzahl: 5 Empfehlungen zum Pflanzenbau und Pflanzenschutz im Rheinland und in Westfalen‐Lippe Vorerst sommerlich. Zum Wochenende sinkende Temperaturen, erhöhte Schauerneigung. Weizen auf Gelbrost kontrollieren Vielfach ist in den letzten acht Tagen im Weizen eine Fungizidbehandlung durchgeführt und abschließend eingekürzt worden. Auf diesen Flächen sind, sofern nur kleine Schauer kommen, vorerst keine weiteren Behandlungen nötig. In Frühsaaten wo vor der Schlechtwetterperiode erstmalig behandelt wurde ist die Wirkungsdauer abgelaufen. Hier muss weiterhin auf Neubefall mit Gelbrost und vor allem im Rheinland auch auf Braunrost geachtet werden. Sofern längere Schlechtwetterperioden mit längeren Niederschlägen gemeldet werden, sollte möglichst vor diesen mit Bravo behandelt werden. Gegen Roste können preiswerte Azole vorzugsweise mit Epoxiconazol wie etwa Rubrik oder Eleando mit Aufwandmengen ab 75 % zugemischt werden. Muss gleichzeitig Halmbruch kontrolliert werden ist Capalo oder mit besserer Wirkung Viverda zu bevorzugen. Wenn nach Septoria Infektionen behandelt wird, sind Adexar, Skyway Xpro oder Aviator Xpro im Vorteil. Auch hiervon kann eine gute Halmbruchwirkung erwartet werden. Wo bislang noch kein Fungizid eingesetzt wurde, sollte auf frischen Gelbrost geachtet werden. Die hohen Temperaturen waren nicht unbedingt förderlich, allerdings wird bei gemeldeter kühler Witterung der Gelbrost weiter infizieren. Die warme Witterung hat nun endlich die N‐Mobilisierung in Schwung gebracht. Die meisten Bestände haben ordentlich an Farbe gewonnen. Gerade in den späteren Saaten findet man aber auch zunehmenden Befall mit Mehltau. Wo nicht nur geringer Befall am Stängel vorkommt, sondern auch Blattmehltau zu finden ist, muss viel Wert auf eine gute Mehltauwirkung gelegt werden. Mit Gladio kann dieser am besten beseitigt werden. Durch die Zumischung von 0,2 l/ha Talius wird eine lange Dauerwirkung erreicht. Dort wo Gelbrost vorkommt, sollte zusätzlich 0,25 ‐ 0,5 l/ha Rubrik zugemischt werden. Gegen Septoria ist Bravo vor Niederschlägen effektiv. Bei geringerem Mehltaubefall kann alternativ mit Halmbruchwirkung (in Spätsaaten nicht so bedeutend) auch Input Classic mit 0,8 ‐ 1,0 l/ha eingesetzt werden. Auch wird die Zumischung von Bravo bei Septoria bzw. Talius (lange Mehltauwirkung) in entsprechenden Situationen erforderlich. Gleichzeitig kann der Weizen zum zweiten Mal eingekürzt werden. Nach EC 32 empfehlen sich 0,25 bis 0,6 l/ha Medax Top + gleicher Menge Turbo. Aber Vorsicht: Bei der warmen Witterung unbedingt die Aufwandmenge anpassen. In sehr späten Saaten die jetzt erst mit dem Schossen beginnen kann bis EC 31 noch mit 0,2 bis 0,5 l/ha CCC solo nachgefahren werden. In Spätsaaten sollte vorsichtiger gekürzt werden, diese erreichen nie die Halmlänge wie Früh‐ bzw. Normalsaaten. Triticale ist geschützt Die Bestände befinden sich mittlerweile im Übergang zu EC 37. Dort wo in den letzten 8 Tagen eine ausreichend hohe Aufwandmenge eingesetzt wurde, bzw. noch gefahren wird, darf mit langer Wirkungsdauer bis zur Abschlussbehandlung gerechnet werden. Roggen: Braunrost bekämpfen Im Roggen hat bei der warmen Witterung der Braunrost günstige Infektionsbedingungen vorgefunden, so dass jetzt, sofern noch nicht geschehen eine wirksame Fungizidbehandlung angeraten ist. In OWL, wo man mit einer Behandlung eine ausreichende Dauerwirkung erzielen kann, sind Carboxamide wie z.B. 1,25 l/ha Adexar + 1,25 l/ha Diamant oder 1,0 l/ha Seguris + 0,33 l/ha Alto notwendig. In den wärmeren Regionen (Rheinland, Münsterland, Soester Börde) ist ein Splitting mit längerer Dauerwirkung deutlich wirkungsvoller. Hier ist eine erste Behandlung jetzt bzw. vor acht Tagen mit z.B. 0,6 l/ha Acanto + 1,0 l/ha Osiris oder 1,0 l/ha Diamant + 0,75 l/ha Pronto Plus notwendig. Von dieser darf eine Dauerwirkung von ca. 3 Wochen erwartet werden, so dass danach eine zweite Behandlung dann mit Carboxamiden folgen sollte. Mais: Unkrautbekämpfung Zum Wochenende soll es kühler werden (nachts an 3 °C) und auch gelegentlich regnen. Nach Regen, sind mit wieder ansteigenden Nachttemperaturen (> 6°C) dann günstige Termine für Herbizidbehandlungen im Mais gegeben. Ist auf Standorten mit stärkerem Unkrautdruck eine Spritzfolge geplant, kann zu diesem Termin mit 1/3 bis 1/2 Aufwandmenge einer Packkombination bzw. mit Eigenmischungen aus Blatt‐ und Bodenkomponente gearbeitet werden. Geht es nur um Kräuter und Hühnerhirse reicht bis zum 2‐Blattstadium des Maises z.B. eine Mischung aus 2 l/ha Gardo Gold + 0,5 l/ha Sulcogan. Sind auch Borsten‐ und oder Fingerhirsen von Bedeutung ist Sulcogan durch 1,25 l/ha Laudis auszutauschen. Anstelle von Gardo Gold ist auch Spectrum Gold mit 1,5 l/ha geeignet. Für die zweite Behandlung bietet sich u.a. der Elumis Peak Pack mit 1,25 l/ha Elumis + 17 g/ha Peak an. Wurde im letzten Jahr bereits ein Nicosulfuron‐haltiges Produkt auf der gleichen Fläche eingesetzt kann Elumis durch 1,25 l/ha Maister power ersetzt werden. Ackerfuchsschwanz: Auf Fuchsschwanzproblemflächen sollte Maister power mit der vollen Menge von 1,5 l/ha zum 2‐3 Blattstadium der Ungräser eingesetzt werden. Läuft der Fuchsschwanz aufgrund von Trockenheit verzettelt auf, müssen evtl. massenwüchsige Kräuter wie Gänsefuß oder Windenknöterich vorher mit 0,6 l/ha B 235 ausgeschaltet werden. Einsatz von Maister power: Optimal ist es, wenn nach Regen oder intensivem Tau auf Pflanzen mit geringer Wachsschicht behandelt werden kann. Eine Wachsschicht beim Mais ist für den Einsatz der Gräsermitteln wie Cato, Motivell forte und Maister power nicht erforderlich. Diese ist von Bedeutung, wenn B 235 oder hohe Triketonmengen (Sulcogan, Callisto, Clio, Laudis) bei intensiver Einstrahlung zum Einsatz kommen. Erdmandelgras in Mais Das Herbizid PERMIT (Wirkstoff: Halosulfuron) hat eine Zulassung nach Art. 53 der Verordnung (EG) Nr. 1107/2009 i.V. m. § 29 PflSchG für die Bekämpfung von Erdmandelgras (Cyperus esculentus) und Strandsimse (Bolboschoenus maritimus) in Silo‐ und Körnermais erhalten. Die Zulassung gilt ab dem 01. Mai 2016 für 120 Tage. Die zugelassene Menge ist auf 300 kg begrenzt. Anwendungszeitpunkt : 1. Behandlung: 15 g/ha zu BBCH 14 2. Behandlung: 20 g/ha zu BBCH 16 (Splitting Anwendung: zeitlicher Abstand 7 ‐ 12 Tage) Maximale Zahl der Behandlungen : 2x Anwendungsbestimmungen (Auszug): NW605‐1 (50 %: 10 m, 75 %: 5 m, 90 %: 5 m); NW606 (15 m); NW706; NT108; NG405 (keine Anwendung auf drainierten Flächen) Zuckerrüben: Durchwuchskartoffel Ein weiteres Problem das sich in diesem Jahr wegen des fehlenden Winters anbahnt, werden der Durchwuchs von Ausfallkartoffeln sein. In Rübenbeständen ist das Problem kaum zu lösen. Kartoffeln können in Rüben nachhaltig nur über Glyphosat (Dochtstreichstab mit 33 % Glyphosat‐Lösung) oder mehrmaliges Hacken bekämpft werden. Der Einsatz sollte dabei vor dem Knollenansatz erfolgen. Die Wirkung rübenverträglicher Herbizidmischungen wie 1,0 ‐ 1,5 l/ha Betanal maxxPro + 30 g/ha Debut + FHS + 0,1 l/ha Lontrel 600 oder 0,6 l/ha Vivendi (2 x im Abstand von ca. 7 Tagen) ist neben den Witterungsbedingungen auch abhängig von der Kartoffelsorte, ihrem Entwicklungsstand sowie der Größe der Ausfallkartoffeln, um nur die wichtigsten Punkte zu nennen. Aber Durchwuchskartoffeln in Zuckerrüben (Foto: Dissemond) selbst wenn alles gut läuft, gelingt meist nur eine Unterdrückung der Kartoffeln, die jedoch die Rübe in die Lage versetzt, diese zu überwachsen. Körnerleguminosen: Auf Blattrandkäfer achten Gerade in spät gesäten Körnerleguminosen Ackerbohnen und Futtererbsen sind deutliche Fraßstellen des Blattrandkäfers zu finden. Dieser Schädling tritt kurz nach dem Auflaufen der Pflanzen auf. Der oberirdische Schaden ist in der Regel meist nur gering und wird überbewertet. Wirtschaftlich bedeutsamer ist der Larvenfraß, der Seitenwurzeln und Knöllchen zerstören kann. Wenn mehr als 50 % der Pflanzen bis BBCH 16 Fraßsymptome aufweisen, sollte eine Insektizidmaßnahme eingeplant werden. Blattrandkäfer Fraßschaden an Ackerbohne (Fotos: Winkelheide) Select 240 EC mit neuer Zulassung und neuem Additiv Select 240 EC (Zulassungsnummer 024366‐00) hat eine breite Zulassung u.a. für die Anwendung im Ackerbau‐, Obstbau‐ und Gemüsebau bekommen. Die Aufbrauchbrauchfrist für die alte Zulassung (Zulassungsnummer 004366‐00) endet 30.06.2016 Select 240 EC mit der neuen Zulassung und Para Sommer als Additiv darf bis zum Zulassungsende 31.12.2024 verkauft und eingesetzt werden. Zu beachten sind die begrenzten Zulassungsindikationen und Anwendungsbestimmungen. Select 240 EC mit der neuen Zulassung und Radiamix als Additiv kann in Zukunft breit eingesetzt werden. Insbesondere die Anwendungsbestimmungen zum Wasserschutz wurden verringert. Winterraps: Der Schwarze Kohltriebrüsslers breitet sich aus Der Schwarze Kohltriebrüßler (Ceutorhynchus picitarsis) ist ein naher Verwandter des Gefleckten Kohltriebrüßlers (Ceutorhynchus quadridens), hat aber als Kühlbrüter einen anderen Lebenszyklus. Er besiedelt den Raps schon im Herbst und legt seine Eier an die Blattstielbasis. Die aus den Eiern schlüpfenden Larven bohren und fressen sich während der nächsten Herbst‐ und Wintermonate bis zum Vegetationspunkt der Rapspflanze vor. Die befallenen Rapspflanzen kümmern im Frühjahr und bilden mehrere Seitentriebe. Der Haupttrieb stirbt meist vollständig ab. Die buschartigen, mehrtriebigen Rapspflanzen blühen später und reifen ungleichmäßig ab. Treten solche Kümmersymptome im Bestand auf, muss der Stängelgrund auf Frasshöhlen und Larvenbesatz untersucht werden. (Foto: Dissemond) Die Larve des Schwarzen Kohltriebrüsslers ist 4 ‐ 5 mm lang, weiß und beinlos. Die Kopfkapsel der Larve ist erst dunkelbraun und wird mit zunehmendem Alter hellgelb. Die manchmal gleichzeitig in der Pflanze auftretenden Larven des Rapserdflohs haben eine dunkle Kopfkapsel und sechs Beine. (Foto: Hakl) Seit einigen Jahren tritt der Schwarze Kohltriebrüssler in der Zülpicher Börde und der Voreifel auf, doch mittlerweile wurden befallene Flächen auch am Niederrhein bei Rheinberg gefunden. Neue Auflage bei Kyleo und Clinic TF Bei den Glyphosat‐haltigen Produkten Kyleo und Clinic TF wurde die Auflage NG 351 durch die Auflage NG 352 ersetzt. Die neue Auflage NG 352 lautet: Bei der Anwendung des Mittels ist ein Abstand von 40 Tagen zwischen Spritzungen einzuhalten, wenn der Gesamtaufwand von zwei aufeinanderfolgenden Spritzanwendungen mit diesem und anderen Glyphosat‐haltigen Pflanzenschutzmitteln die Summe von 2,9 kg Glyphosat/ha überschreitet.