24 Pflanze BAUERNBLATT | 7. Mai 2016 ■ Reifeprüfung Grünland, 1. Schnitt 2016, 1. Mitteilung Kälte und Nässe bremsen Grasentwicklung Ein milder Witterungsverlauf Übersicht 1: Reifeprüfung Grünland, 1. Schnitt 2016 ohne nennenswerte Auswinte- Regionen und Beweisflächen in Schleswig-Holstein rungen im Ackergras und Dauergrünland kennzeichneten den Winter und führten auf gedüngten Flächen zu einem Vegetationsbeginn ab Ende März. Dann schloss sich eine längere Regenperiode mit teilweise intensiven Wanderup Nachtfrösten an. Seit VegetatiIpernstedt Ostsee onsbeginn ist daher, obwohl teilSchuby weise schon Tageshöchsttemperaturen von 15 °C gemessen wurden, NordN-O-Kanal das Graswachstum insbesondere see in ungeschützten Lagen sehr verHamdorf Futterhalten. Der Entwicklungszustand kamp Rumohr von Welsch-Weidelgras-Beständen ist gegenüber dem langjähNeumünster Rickling rigen Mittel jedoch normal fort- Helgoland zum Kreis Pinneberg geschritten, sodass diese BestänEcklak de bereits in der ersten Maihälfte zum Schnitt anstehen werden. Der jüngste Witterungswechsel mit ansteigenden Temperaturen wird das Graswachstum weiter beschleunigen. Standorte Dauergrünland 2 Datenerhebung: Wieder mehr Praxisnarben Die Durchführung der Reifeprüfung erfolgt an neun Standorten (siehe Karte, Übersicht 1). Dabei werden sowohl die beiden Versuchsstandorte Schuby und Futterkamp als auch Praxisbestände in allen vier Klimaregionen in Schleswig-Holstein beprobt. Es werden die in Schleswig-Holstein am meisten verbreiteten Mischungen (GIIIo-, GV- und GVspät-Mischungen verschiedener Züchterhäuser beziehungsweise Vertreiber) soRegion wohl in Neuansaaten als auch Altnarben (siehe Übersicht 2) in die Hamburg Westküste (1) Nördlicher Mittelrücken und Ostküste (2) Probennahme einbezogen. Ab der Südlicher Mittelrücken (3) 20. Kalenderwoche werden außerSüdliche Ostküste (4) dem jeweils zwei Sorten des Deutschen Weidelgrases der drei Reifegruppen früh, mittel und spät beprobt. Im Bauernblatt werden die Ertrags- und Qualitätsentwicklung der Mittelwerte der Standorte in vier Grafiken (je Region eine Grafik) und später die der Sorten in drei weiteren Grafiken dargestellt. Damit soll eine schnelle Orientierung – sozusagen auf einen Blick – erreicht werden. Wer sich vor der Veröffentlichung im Bauernblatt und über die Daten im Einzelnen informieren möchte, kann dies unter www. lksh. de/Pflanze/Grünland/Reifeprüfung tun. Die Ergebnisse der Standorte, Mischungen und Sorten mit der Prognose sind jeweils wöchentlich Vielerorts sind die Frosteinwirkungen in Form der rötlichen Verfärbungen ab Dienstagnachmittag im Netz beim Deutschen Weidelgras deutlich zu erkennen. Foto: Malin Bockwoldt abrufbar. 1 4 3 Nach einer Startmessung, die am 28. April durchgeführt wurde, wird die Entwicklung der Grünlandvegetation (Ertrags-, Rohfaser- und Energiezuwächse) für die folgenden Wochen durch Prognosewerte dokumentiert, die vom Deutschen Wetterdienst in Braunschweig geliefert werden. Grundlage der Prognose ist ein an der Universität Kiel (Lehrstuhl für Grünland und Futterbau) entwickeltes computergesteuertes Simulationsmodell, das Grundlagendaten aus der Reifeprüfung Grünland mit agrarmeteorologischen Daten verrechnet. Hiermit ist es möglich, die Ertrags- und Qualitätsentwicklung für das Grünland in allen norddeutschen Klimaregionen ohne aufwendige Probennahmen vor Ort für die nächsten sieben Tage vorherzusagen. Trotzdem werden regelmäßige Kontrollmessungen durchgeführt, um bei Be- darf eine Anpassung der Prognosewerte vorzunehmen sowie das Graswachstum vor Ort in der Praxis zu beobachten. Die Bekanntgabe der Ergebnisse erfolgt in wöchentlichem Abstand im Bauernblatt. Der Bericht ist auch im Internet unter www.lksh.de veröffentlicht. Pflanze 25 ■ BAUERNBLATT | 7. Mai 2016 Übersicht 3: Welsches Weidelgras, Vergleich Region 2 und 4 Sorte/Mischung A1 LSV-Sorte Schuby Sept. 14 Futterkamp Sept. 14 FM-Ertrag dt/ha TM % TM-Ertrag dt/ha Rohfaser % TM Rohprotein % TM Zucker % TM 165 15,1 25 15,6 22,6 24,3 169 18,0 30 16,4 17,4 25,0 167 16,6 28 16,0 20,0 24,7 NEL MJ/kg TM 7,9 7,2 7,6 - - - 40 17,6 18,1 7,5 KW 20 45 18,4 12,9 6,8 KW 20 42 18,0 15,5 7,1 Standort Ansaatdatum Werte am: 28.4.2016 Milchsäurebakterienbesatz 1) In geschützten Lagen – wie hier in Rickling – konnte sich der Dauergrünlandbestand relativ störungsfrei entwickeln. Folglich liegt hier bereits ein Drittel des Zielertrages von 45 dt TM/ha vor. Foto: Hartmut Splettstösser Dauergrünland in diesem Frühjahr Allgemein ist der Entwicklungszustand der Dauergrünlandnarben eher zurück beziehungsweise im langjährigen Mittel. Nur in geschützten Lagen, bei denen weder Frost noch Windeinflüsse das Wachstum beeinflussten, konnten Erträge bis 15 dt TM/ha beobachtet werden. Auch Standorte im südlichen Holstein (zum Beispiel elbnahe Standorte) sind weiter vorangeschritten, als es sonst in den Vorjahren der Fall war. Die Narbendichte ist auf vielen Standorten das Hauptproblem und dürfte nicht zu den Erträgen führen, die sonst erwartet werden. Hier sind in diesem Jahr besonders die großen Fraßschäden von Mäusen und Maulwurfsaktivitäten an Grasnarben zu nennen. Zudem konnten vielfach Düngemaßnahmen und Nachsaaten erst sehr spät durchgeführt werden. Das dürfte die Erträge des ersten Aufwuchses nachhaltig negativ beeinflussen. Welsches Weidelgras: Zuwachs mittel bis stark Mittel bis stark ist der Zuwachs der Welsch-Weidelgras-Bestände. In günstigen Lagen dürften tägliche Zuwachsraten von 0,6 bis 0,9 dt TM/ha realistisch sein. Beim Welschen Weidelgras sind die Bestände allerdings je nach Saattermin auch dieses Jahr wieder recht unterschiedlich weit entwickelt. Spät im September oder Anfang Oktober gesäte Bestände sind Durchschnitt Prognose 2): 7.5.2016 TM-Ertrag dt/ha Rohfaser % TM Rohprotein % TM NEL MJ/kg TM Schnitt ab: 1) 2) MSB-Besatz: hoch: > 105 KbE/g FM, mittel: 10 4-105 KbE/g FM, niedrig: < 10 4 KbE/g FM Prognose mit Simulationsmodell der CAU Kiel, bearbeitet vom DWD Braunschweig noch deutlich in der Entwicklung zurück. Wichtig ist es hier, die Bestandsentwicklung des Einzelschlages zu kontrollieren. Die Entwicklung des Welschen Weidelgrases wurde mit zwei Messungen an den Standorten Futterkamp und Schuby am 28. April untersucht. Im Mittel wurden eine Wuchshöhe von 32 cm, ein Ertrag von 28 dt TM/ha und ein Rohfasergehalt von 16 % (siehe Übersicht 3) ermittelt. Die weiterentwickelten Bestände erreichen derzeit Aufwuchshöhen bis zu 40 cm. Bei einer mittleren Bestandsdichte lässt sich aus der Aufwuchshöhe der Ertrag abschätzen, indem man die Bestandshöhe mit dem Faktor 0,65 multipliziert. 45 cm Graslänge entsprechen ungefähr 30 dt Trockenmasse pro Hektar. Hier ist bei entsprechender Witterung ab der Kalenderwoche 20 mit der Siloreife zu rechnen. Dr. Johannes Thaysen Malin Bockwoldt Landwirtschaftskammer Tel.: 0 43 31-94 53-323 [email protected] Übersicht 2: Standortdaten Dauergrünland, Reifeprüfung Grünland, 1. Schnitt 2016 Kenndaten Standorte Ipernstedt Wanderup Hamdorf Region 1 2 Ansaatdatum 2011 Bodenklasse lSh uSh Bestandsmerkmale Altnarbe, DW-betont Altnarbe, DW-betont Anteil in % DW/andere 85 15 10 80 10 - 10 60 Gräser/Klee/Kräuter mineralische N-Düngung 81 84 kg/ha Gülle m³/ha 28 23 Gärrest Kenndaten 2 2011 mo Altnarbe 40 - Ecklak 3 3 uL Altnarbe, DW-betont 75 20 1 23 70 Rumohr 3 sL Altnarbe 22 - 81 98 91 30 31 30 Rickling Futterkamp 10 Standorte Schuby Neumünster Region 2 3 Ansaatdatum 2013 2014 Bodenklasse hS hS Bestandsmerkmale Altnarbe, DW-betont Neuansaat Anteil in % DW/andere 100 - 100 Gräser/Klee/Kräuter mineralische N-Düngung 110 100 kg/ha Gülle m³/ha 15 4 4 2012 2013 lS sL Altnarbe, DW-betont Altnarbe, DW-betont 90 5 3 85 10 5 80 100 28 - Das Welsche Weidelgras lag mit mehr als 30 cm Wuchshöhe in Schuby fast gleichauf mit dem in Futterkamp. Der mittlere Ertrag lag am 28. April bei 17 dt TM/ha und der Rohfasergehalt bereits bei 16 % TM. Foto: Dr. Johannes Thaysen
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