Eine bewegte Lebensgeschichte

BEGEGNUNG
DEZEMBER 2015
KÖNIZER ZEITUNG
DER SENSETALER
51
Eine bewegte Lebensgeschichte
«Winter» ist der letzte Teil von Philippe Daniel Ledermanns Tetralogie «Die Papiereltern»
KÖNIZ – Philippe Daniel
Ledermann veröffentlicht mit
«Winter» den letzten Teil der
autobiografischen Romanreihe «Die Papiereltern».
Darin erzählt der Zahnarzt
und Kieferchirurg auch, wie
er aus dem «Sternen» ein
«museales» Hotel-Restaurant machte.
Bestimmt schreitet Philippe Daniel Ledermann durch den Eingang seines Hotel-Restaurants
Sternen. 2007 hatte er die Liegenschaft gekauft, diese renoviert
und 2009 als «museales» HotelRestaurant eröffnet, gemeinsam
mit seiner Frau Marina. Sie haben
mit Liebe zum Detail die Räumlichkeiten mit vielerlei historischen Gegenständen und Antiquitäten ausgestattet. Sie belegen
die Geschichte von Köniz und des
«Sternens». 1639 erbaut, ist das
Hotel-Restaurant einer der ältesten Landgasthöfe in der Region.
Philippe Daniel Ledermann ist
allerdings kein Hotelier, und auch
kein Gastronom, wenngleich
er eine gute Küche und einen
sympathischen Service sehr zu
schätzen weiss. Vielmehr war
der 72-Jährige Zahnarzt und Kieferchirurg – von Weltruf. Er erfand die «Ledermann-Schraube»
und behandelte in seiner Praxis
in Bern Patienten aus aller Herren
Länder.
Immer wieder «Sternen»
Das Hotel-Restaurant Sternen
spielte in seinem Leben immer
wieder eine wichtige Rolle. So
etwa als Student, als er in einer
«schlagenden Studentenverbindung» im damaligen «Sternensaal» focht. Oder als er als Assistent in einer Zahnarztpraxis in
Köniz arbeitete. Diese Lebensstationen beschreibt er allesamt in
seiner vier Bände umfassenden
Buchreihe «Die Papiereltern».
Sie ist eigentlich ein autobiografischer Roman, der mit dem Band
Buchautor Philippe Daniel Ledermann zeigt auf die dokumentierte Geschichte seines «Sternens». | Foto: MH
«Frühling» beginnt. In diesem
schreibt Ledermann über seine
wunderbaren Kinder- und Jugendjahre. Aber auch über den
«psychischen Schock», als er als
Kind während einer Probe für
ein Schultheater erfährt, dass er
«nur» ein Adoptivkind sei, also
lediglich «Papiereltern» habe.
Dann folgen die «Sommerjahre».
Darunter der Besuch des Gymnasiums nach einer abgebrochenen
Mechaniker-Lehre. In diese Zeit
rückt Köniz als Handlungsort in
den Fokus. Ebenso das Waadtland, wo er ohne etwas zu ahnen,
seinem leiblichen Vater begegnet
und seine Mutter findet. Es sind
Jahre, in denen Ledermann seine
Wurzeln findet, sich ob der daraus
gewonnenen Erkenntnisse aber
im Sog eines liederlichen Lebenswandels zu verlieren droht – auch
im «Sternensaal» zu Köniz.
In «Herbst» schreibt Philippe
Daniel Ledermann dann über die
Blüte seines Lebens. Wie er als
Implantologe Weltruf erlangte.
Diesem Ruhm folgen allerdings
Neid und Missgunst auf dem
Fuss; so wurden aus Kollegen
Widersacher, die ihm das Leben
schwer machen.
Roman ohne Dichtung
Die Buchreihe ist eigentlich zufällig entstanden. Da Ledermann
seit jeher gerne schreibt, verarbeitete er die Erlebnisse aus der
Kindheit in Form eines Tagesbuches und führte dieses weiter.
Daraus entwickelte er schliesslich ein erstes Manuskript. «Kein
Zweifel: ein wunderbar ergreifender, durch und durch wahrer Lebensstoff», lautet eine von vielen
Reaktionen auf den Buchentwurf.
Sie ermutigten ihn, diese Buchreihe zu veröffentlichen.
Mit dem im Dezember erschienenen Band «Winter» schliesst
Ledermann seine Romanreihe.
Aus dem Vater ist mittlerweile ein
Grossvater geworden. Nicht ganz
freiwillig verabschiedet er sich
in den Ruhestand, der allerdings
alles andere als ruhig ist: Betrüger, Verwesungsgeruch aus einer
Wohnung und sogar ein Doppelmord auf offener Strasse sorgen
für bleibende Erinnerungen. «Es
ist alles wirklich so passiert, wie
ich geschrieben habe», entgeg-
net Ledermann im «Sternen»
die fragenden Blicke seines Gegenübers. Er habe absolut nichts
erfunden oder hinzugedichtet,
beteuert er.
Die Geschichte ist zu Ende erzählt, das Leben geht indes weiter. Auch für Philippe Daniel
Ledermann und die «aufgehende Sonne», seine Gattin Marina.
Mit Blick auf das bisher Erlebte
scheint es aber lediglich eine Frage der Zeit zu sein, bis Ledermann mit seinen Schilderungen
über neue Erlebnisse Leser wieder in seinen Bann schlägt, oder
auch Zuhörer. So wie jene, die im
«Sternen» den Worten des Buchautors lauschten und ihm ein wenig wehmütig nachblickten, als er
auf dem Weg zum nächsten Termin im dichten Könizer Abendnebel entschwand.
Martin Hasler
INFO:
«Die Papiereltern – Winter» (ISBN 978-3906180-55-7) ist als Neuerscheinung für
CHF 38 in den Buchhandlungen erhältlich.
Mehr Informationen sind abrufbar im Internet
unter www.papiereltern.ch