rbb PRAXIS sucht Ihre Krankengeschichte!
Sie haben gesundheitliche Beschwerden? Sie sind schon bei verschiedenen Ärzten gewesen und
haben immer noch keine klare Diagnose? Sie wären bereit, sich einer Live-Diagnose im Studio zu
unterziehen? Sie wohnen in Berlin oder Brandenburg? Wir können Ihnen vielleicht helfen.
Dann bitten wir Sie, uns kurz Ihre Krankengeschichte zu schildern und Kopien Ihrer Arztbefunde
zu schicken. Wenn möglich, legen Sie bitte ein Foto von sich bei.
Wir arbeiten mit einer Reihe von Ärzten zusammen, die zur Live-Diagnose zu uns ins Studio
kommen. Vielleicht finden wir Ärzte, die Ihnen helfen könnten.
Schreiben Sie uns eine E-Mail und schicken Sie Arztbefunde als Anhang an:
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oder schicken Sie uns alles per Post an:
Redaktion rbb PRAXIS
Masurenallee 8-14, 14057 Berlin
rbb Praxis – Das Gesundheitsmagazin - Feature
am 11.05.2016, 20.15 - 21.00 Uhr
Neues Organ – neues Leben
Ein Film von Johannes Mayer
In Deutschland warten Tausende auf ein Spenderorgan. Die Lage ist dramatisch, weil die
Zahl der Spender seit Jahren rückläufig ist, bzw. stagniert. Und das gilt für alle Organe –
ob Leber, Niere, Herz und Knochenmark. Über ein Jahr lang hat die Reportage der rbb
Praxis Menschen aus der Hauptstadtregion begleitet, die verzweifelt auf ein passendes
Spenderorgan warten. Die Reportage begleitet den Weg von der Diagnose bis zur
eigentlichen Organtransplantation in der Charité und am Deutschen Herzzentrum. Und
auch danach - denn nach der erfolgreichen Operation und Transplantation müssen sich
die Patienten neuen Problemen, einem neuen Leben stellen.
Wer bereit ist, nach dem Tod seine Organe zu spenden, kann damit schwer kranken
Menschen helfen, wenn deren eigene Organe versagen. Die Transplantation ist häufig
die einzige Therapie, die das Leben dieser Menschen noch retten kann oder deren
Lebensqualität deutlich verbessert. Seit 1963 sind rund 102.000 Organe allein in
Deutschland transplantiert worden. Dadurch wurde vielen Patienten das Leben gerettet.
Noch fünf Jahre nach der Transplantation genießen rund 70 Prozent der Empfänger ihr
„zweites“ Leben. Im Durchschnitt schenkt ein Organspender drei schwerkranken
Menschen die Chance auf ein neues Leben.
Doch auch wenn Umfragen zufolge die meisten Bundesbürger der Organspende positiv
gegenüberstehen, ist es für viele wartende Patienten ein Wettlauf gegen die Zeit. Denn
nur etwa 35 Prozent der Deutschen haben ihre Entscheidung, die Organe nach dem Tod
freizugeben, in einem Organspende-Ausweis festgehalten.
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Die Organspende ist in den verschiedenen europäischen Staaten unterschiedlich
geregelt. In Deutschland, wie beispielsweise auch in Dänemark, Griechenland und
Großbritannien, gilt die erweiterte Zustimmungslösung. Das bedeutet, dass jeder
Einzelne für sich entscheidet, ob er nach seinem Tod Organe spenden möchte. Der
persönliche Wille wird in jedem Fall akzeptiert. Für den Fall, dass keine Entscheidung
bekannt ist, entscheiden die Angehörigen nach dem mutmaßlichen Willen des
Verstorbenen.
In anderen Ländern, wie beispielsweise Österreich, Italien, Spanien und Slowenien gilt
die Widerspruchslösung. Hier wird erwartet, dass jeder, der eine Organspende für sich
ablehnt, zu Lebzeiten seinen Widerspruch dokumentiert. Ist dies nicht geschehen, kann
nach Feststellung des Todes eine Organentnahme durchgeführt werden.
Organspende wird kritisch betrachtet
Die Bereitschaft der Bevölkerung, nach dem eigenen Ableben Organe zu spenden, ist in
den vergangenen Jahren immer mehr zurückgegangen. Erst seit 2015 gibt es wieder
eine positive Tendenz. Nach Zahlen der Deutschen Stiftung für Organtransplantation
gab es 2012 bundesweit 1.046 Organspenden. 2013 waren es nur noch 876, ein Jahr
danach gerade mal 864 – jeweils ohne Lebendspenden. Gerade Kinder unter den
Empfängern warten häufig besonders lang. Denn für trauernde Eltern ist es oft
unvorstellbar oder besonders schwer, die Organe ihres gerade verstorbenen Kindes
freizugeben.
Ein passendes Spenderorgan zu bekommen, ist heute daher ein riesiger Glücksfall.
Brauchen Patienten beispielsweise durch die schädigende Wirkung der Medikamente
sogar zwei passende Spenderorgane, grenzt die Suche nahezu an ein Wunder.
Bundesweit stehen momentan mehr als 10.000 Patienten auf der Warteliste für eine
Transplantation. Viele warten vergebens: Täglich sterben statistisch gesehen drei
Wartende, weil für sie nicht rechtzeitig ein passendes Organ verfügbar ist. Neben der
Spende nach dem Tod ist es möglich, eine Niere oder einen Teil der Leber bereits zu
Lebzeiten zu spenden. Nach dem Transplantationsgesetz sind Lebendspenden jedoch
nur unter nahen Verwandten und einander persönlich eng verbundenen Personen
zulässig.
Betroffene warten monatelang auf eine neue Lunge
Prinzipiell transplantieren Ärzte heute Niere, Leber, Herz, Lunge, Pankreas und
Dünndarm sowie Gewebe wie Hornhaut oder Knochen. Kandidaten für eine
Lungentransplantation sind beispielsweise Patienten mit der seltenen Erkrankung
Mukoviszidose. Bei dieser angeborenen, unheilbaren Stoffwechselerkrankung sind die
Sekrete im Körper Betroffener zähflüssig und klebrig. Nach und nach werden die inneren
Organe angegriffen und zerstört, allen voran die Lunge. Meist steht final die Zerstörung
des kompletten Lungengewebes – eine Lungentransplantation ist der einzige Ausweg.
Nicht selten warten Betroffene jedoch monatelang auf solch eine Spenderlunge. Im Jahr
2014 wurden in Deutschland 352 Lungentransplantationen in 15 Zentren
durchgeführt. 413 Patienten wurden neu zur Transplantation angemeldet. Damit die
Patienten auf die Warteliste aufgenommen werden, müssen sie ein endgültiges, nichtrückbildungsfähiges Lungenversagen haben, das eine lebenserhaltende medikamentöse
oder apparative Ateminsuffizienzbehandlung erforderlich macht. Die häufigste
Indikation für eine Lungentransplantation ist die chronische obstruktive
Lungenkrankheit.
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Eine Lungentransplantation kann entweder minimal-invasiv durchgeführt werden oder
die Operateure öffnen den Brustkorb. Bei der Schlüssellochtechnik wird das Gewebe
weniger geschädigt, die Rehabilitationszeit ist meist kürzer. Es können ein einzelner
oder beide Lungenflügel verpflanzt werden. Zunächst entfernt der Operateur während
des Eingriffs den kranken Lungenflügel. Oft ist der Patient währenddessen an eine HerzLungen-Maschine angeschlossen. Sie hält den Blutkreislauf aufrecht. Anschließend setzt
der Chirurg das Spenderorgan ein und verbindet Hauptbronchus, Lungenarterie und
Lungenvenen des Spenderorgans mit den entsprechenden Gefäßen des Empfängers.
Bei einer Herztransplantation übernimmt ebenso eine Herz-Lungenmaschine
vorübergehend die Funktion des Herzens. Dazu wird der Brustkorb des
Organempfängers geöffnet und die Herz-Lungenmaschine mithilfe von Kanülen an die
beiden Hohlvenen und die Hauptschlagader angeschlossen. Dann klemmt der
operierende Arzt die Hauptschlagader ab und entnimmt das kranke Herz. Dazu werden
Haupt- und Lungenschlagader durchtrennt. Teile des rechten und linken Vorhofs
verbleiben im Körper. Anschließend wird das präparierte und mit Nährstoffen
angereicherte Spenderherz eingesetzt. Wird das neue Herz durchblutet und schlägt es
spontan regelmäßig, kann die Herz-Lungemaschine heruntergefahren werden. Als
Komplikation können aber auch gefährliche Herzrhythmusstörungen wie zum Beispiel
Kammerflimmern auftreten. Mithilfe der sogenannten Kardioversion versuchen Ärzte
dann, elektrisch den normalen Herzrhythmus wieder herzustellen.
Selten werden Herz und Lunge gleichzeitig von einem Spender an einen Empfänger
verpflanzt. Primärerkrankungen, die einen solchen Eingriff nötig machen, sind zum
Beispiel angeborene Herzfehler und andere Erkrankungen, die einen Bluthochdruck in
der Lunge auslösen. Auch eine sogenannte restriktive Kardiomyopathie oder eine
genetisch bedingte Herzschwäche wie die Laminopathie sind häufige Gründe.
Umgekehrt können Lungenerkrankungen wie eine Fibrose oder ein Emphysem zu einer
schweren Herzschwäche führen.
Jede Transplantation in Europa wird professionell koordiniert
Gibt es in einem Krankenhaus einen hirntoten Organspender und liegt die Einwilligung
zur Organspende vor, nehmen die Ärzte Kontakt mit der Deutschen Stiftung
Organtransplantation (DSO) auf. Die DSO informiert umgehend die niederländische
Stiftung Eurotransplant und gibt die medizinischen Daten des hirntoten Spenders
weiter. Eurotransplant wertet diese Daten aus und wählt einen möglichen Empfänger
aus. Dann benachrichtigen die Verantwortlichen dessen Transplantationszentrum. Die
dortigen Ärzte entscheiden anhand der medizinischen Daten des Spenders, ob das
Organ für den Empfänger geeignet ist. Zudem werden die Organe des Spenders auf
mögliche Erkrankungen und Infektionen untersucht, um künftige Organempfänger vor
übertragbaren Krankheiten zu schützen.
Halten die Ärzte das Spenderorgan für geeignet, nimmt das Transplantationszentrum
Kontakt mit dem Patienten auf und erkundigt sich über seinen gesundheitlichen
Zustand. Ist er körperlich in der Lage für eine baldige Operation, sollte er innerhalb von
zwei bis drei Stunden ins Transplantationszentrum kommen. Befindet sich der
Empfänger hingegen in einem schlechten Zustand vor dem geplanten Eingriff, zum
Beispiel durch ein akutes Lungenversagen, muss die Transplantation manchmal
abgesagt werden. Der Patient wird nicht selten sogar von der Warteliste gestrichen.
Denn nur wenn er bestimmte medizinische Kriterien erfüllt, ist eine
Organtransplantation überhaupt erfolgversprechend und darf durchgeführt werden.
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Die Übergabe wird schnellstmöglich organisiert
Soll ein Organ letztendlich verpflanzt werden, organisiert die DSO anschließend den
schnellstmöglichen Transport des Organs vom Ort der Entnahme zum zuständigen
Transplantationszentrum. Ist der Empfänger des Organs im Transplantationszentrum
eingetroffen, beginnen die Vorbereitungen zur Operation. Bei einer
Nierentransplantation hat man für die Vorbereitungen mehr Zeit als bei anderen
Organen: In der Regel startet die Operation ca. sechs bis acht Stunden nachdem der
Empfänger im Transplantationszentrum eingetroffen ist. Von der Organentnahme bis
zur Transplantation dürfen bis bei einem Herzen maximal 4 Stunden vergehen.
In allen Eurotransplant-Ländern werden die Spenderorgane von den Teams entnommen,
die das Organ später auch einsetzen. Nicht selten reisen die Spezialisten aber auch
umsonst in die Klinik, wo das Spenderorgan aufbewahrt wird: wenn nämlich das Organ
oder die Organe des Spenders medizinisch in zu schlechtem Zustand für eine
Transplantation sind. Für die wartenden Empfänger bedeutet das, dass sie oft mehrmals
für den erlösenden Eingriff vorbereitet werden – und dann doch kein Spenderorgan
eingepflanzt bekommen.
Die einzelnen Schritte der Transplantation und deren Koordination sind präzise
aufeinander abgestimmt und erfordern eine perfekte Logistik. Auch die Abläufe im
Operationssaal sind genau geplant. Werden beispielsweise Lunge und Leber von einem
Spender transplantiert, verpflanzen die Mediziner eines ersten Teams zuerst die
Lungenflügel. Die Transplantation der Leber erfolgt dann in einem zweiten Schritt durch
ein zweites Spezialteam. Wochen vor dem großen Eingriff haben sich die Operateure der
verschiedenen Teams in mehreren Sitzungen gemeinsam auf diese seltenen DoppelTransplantationen vorbereitet.
Nach der Transplantation sind Infektionen gefürchtet
Ein großes Problem in den Wochen nach jeder Transplantation ist die Gefahr von
Infektionen. Denn in dieser Zeit wehrt sich der Körper gegen das neue, fremde Organ.
Zudem tragen in den ersten Wochen verschiedene weitere Faktoren zum erhöhten
Infektionsrisiko bei: Keime können über noch nicht verheilte Operationswunden oder
über Katheter in den Körper gelangen. Im Krankenhaus kommen die anfälligen Patienten
mit Keimen in Kontakt, die im alltäglichen Umfeld seltener vorkommen. Mediziner
sprechen von so genannten nosokomialen Infektionen. Sehr selten können Infektionen
des Spenders auch mit übertragen werden. Auch kann nicht ausgeschlossen werden,
dass bereits länger im Körper vorhandene Krankheitserreger aufgrund der
eingeschränkten Abwehr nun zu einer Erkrankung führen.
Medikamente sollen die Abstoßung des fremden Organs verhindern
Nach der Transplantation sollten Patienten so schnell wie möglichst wieder mobilisiert
werden. Denn wenn sie sich bewegen, kommen auch die Muskulatur und der Kreislauf in
Gang – und damit auch die neuen Organe. Doch nicht immer wird das neue Organ gleich
vom Körper angenommen. Im Gegenteil: Die größte Hürde für den langfristigen Erfolg
einer Transplantation ist die Gefahr, dass der Körper das Organ abstößt. Bei Gesunden
ist das die Aufgabe des Immunsystems: fremdes Gewebe anzugreifen und abzustoßen.
Damit genau das nicht mit den neuen Organen Transplantierter passiert, müssen die
Patienten regelmäßig Medikamente einnehmen, welche die Abwehrreaktion des
Immunsystems unterdrücken. Diese Medikamente nennt man Immun-Suppressiva.
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Die Kehrseite eines schwächeren Immunsystems ist jedoch die erhöhte Gefahr für
Infektionen. In den ersten Wochen und Monaten nach einer Transplantation müssen die
Ärzte daher engmaschig überprüfen, ob die Dosis der Immun-Suppressiva optimal
eingestellt ist – und ob alle Organe funktionieren. Wenn alles gut läuft, können die
Abstände zwischen den Untersuchungen langsam vergrößert werden.
Die Experten in diesem Feature:
Dr. Ruhi Yeter, Dr. Christoph Knosalla, beide Herzchirurgen
Dr. Tom Gromann Intensivmediziner
Dr. Katharina Schmitt, Kinderkardiologin
Dr. Mauro Dutto, Kinderarzt
Dr. Dirk Eggert, Anästhesist
Deutsches Herzzentrum Berlin
Augustenburger Platz 1, 13353 Berlin
Tel.: 030 - 4593 1000
Dr. Doris Staab
„Christiane-Herzog-Zentrum“
Mukoviszidose-Zentrum Charité
Mittelallee 4, 13353 Berlin
Tel.: 030 - 450 566 587
PD Dr. Steffen Weber-Carstens
Klinik für Anästhesiologie mit Schwerpunkt operative Intensivmedizin
der Charité - Universitätsmedizin Berlin
Augustenburger Platz 1, 13353 Berlin
Tel.: 030 - 450 551 102
E-Mail: [email protected]
Dr. Robert Öllinger, Chirurg, Geschäftsführender Oberarzt
Transplantationszentrum Charite Berlin
Charité Centrum Chirurgische Medizin CC 8
Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie
Charité - Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow-Klinikum
Mittelallee 4, 13353 Berlin
Tel.: 030 - 450 552 001
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Informationen im www:
Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO)
Deutschherrnufer 52
60594 Frankfurt am Main,
Tel.: 069 - 677 328 0
E-Mail: [email protected]
Weitere Kontaktinformationen:
www.dso.de
Stiftung Eurotransplant
Plesmanlaan 100
NL-2332 Leiden
Tel.: +31 71 5795700
Weitere Kontaktinformationen:
www.eurotransplant.nl
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung:
https://www.organspende-info.de/organ-und-gewebespende/verlauf/transplantation
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11.05.2016
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