II. Medizinische Klinik und Poliklinik Direktor: Univ.-Prof. Dr. med. T. Münzel Geb. 605/2.OG/Zi.2257/Grasmück Langenbeckstraße 1 55131 Mainz Telefon: +49 (0) 6131 17-5737 Telefax: +49 (0) 6131 17-5660 E-Mail: [email protected] www.klinik.uni.mainz.de/2-med Mainz, 15. Juni 2012 Pentalong® fiktiv zugelassenes Arzneimittel Klinik-Hotline Kardiologie Sehr geehrte Kollegin, sehr geehrter Kollege, uns erreichen derzeit gehäuft Anfragen bezüglich einer Therapieumstellung bei Patienten, die das Nitrat Pentalong® (Wirkstoff: Pentaerithrityltetranitrat) einnehmen. Hintergrund ist, dass Pentalong® als „fiktiv zugelassenes“ Arzneimittel zwar verordnet werden kann, aber als solches von der GKV nicht erstattet werden muss. Um Regressansprüchen vorzubeugen empfiehlt daher der GKV-Verordnungsausschuss, auf die Verschreibung von fiktiven Arzneimitteln grundsätzlich zu verzichten. Im Falle einer erforderlichen Therapieumstellung mit Absetzen von Pentalong® empfehlen wir folgendes Vorgehen: - - - Grundsätzlich ist eine medikamentöse antianginöse Therapie bei all den Patienten indiziert, bei denen operative / interventionelle Revaskularisierungsmaßnahmen nicht möglich bzw. ausgeschöpft sind und die weiterhin symptomatisch sind. Vor einer dauerhaften oralen Nitrat-Applikation sollte die antianginöse Basistherapie optimiert werden, d.h. o die Ruheherzfrequenz sollte mit Hilfe von Betablockern in den Zielbereich von 55-60/min gebracht werden, ggf. kann hierbei die zusätzliche Gabe von Ivabradin (Procoralan® 2x5mg bis 2x7,5mg täglich) hilfreich sein. Bei Betablocker-Unverträglichkeit sollte von vornherein Procoralan® gegeben werden. o sofern der Patient normo- bis hypertensive Blutdruckwerte aufweist, sollte zusätzlich der Ca-Antagonist Amlodipin verordnet werden (1x5-10mg/d). o zur Kupierung von akuten Angina-pectoris Anfällen kann bedarfsweise Nitrolingual-Spray verordnet werden. Nur wenn Patienten trotz der o.g. Maßnahmen weiterhin eine Angina pectoris Symptomatik bzw. häufigen Gebrauch von Nitrolingual-Spray aufweisen, ist aus unserer Sicht eine dauerhafte orale Nitrattherapie indiziert. 1 Hierzu kann die Therapie um Isosorbiddinitrat (ISDN) in retardierter Form ergänzt werden (z.B. ISDN ret. 20, 40, 80 oder 120mg 1xtäglich). o Bei ISDN ist (im Gegensatz zu Pentalong®) die Einhaltung eines nitratfreien Intervalls essentiell, um eine Toleranzentwicklung zu vermeiden. Demzufolge sollte die Applikation auf eine einmal tägliche Gabe beschränkt bleiben. o Unter allen Umständen soll auf die häufig praktizierte Schaukeltherapie zwischen ISDN/ISMN bzw. Molsidomin im Wechsel verzichtet werden, da es für diese Kombinationstherapie keine Zulassung gibt. Im Falle von weiterhin therapieresistenten pectanginösen Beschwerden kann außerdem die Gabe von Ranolazin (Beginn mit Ranexa® 2x375mg täglich, Dosissteigerung bis 2x750mg/Tag möglich) erwogen werden. o - Sollten darüber hinaus Fragen bestehen, können Sie gerne unsere neu eingerichtete ärztlich-kardiologische Hotline unter der Tel.-Nr. 17-4444 in Anspruch nehmen (siehe auch beiliegenden Flyer). Mit freundlichen kollegialen Grüßen Ihr Univ.-Prof. Dr. Thomas Münzel Anlage 2
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