mehrwerk WERKSTATT IM BLICKPUNKT – DAS MAGAZIN Ausgabe 50 – Mai 2016 WERKSTATTHELDEN: SEIT 50 JAHREN IM EINSATZ FÜR DIE LEBENSHILFE Alexander Baltzer, Wilhelm Quarten, Elisabeth Benart und Josef Miseré. Nicht im Bild: Franz Josef Bickendorf Editorial mehrwerk 50 JAHRE MITARBEIT IN UNSEREM UNTERNEHMEN. DAS VERDIENT UNSERE HÖCHSTE ANERKENNUNG UND GROSSE DANKBARKEIT! NORBERT ZIMMERMANN ZUM 50. BETRIEBSJUBILÄUM VON FÜNF BESCHÄFTIGTEN DER WERKSTÄTTEN Liebe Leserinnen und Leser! INHALTSVERZEICHNIS 3 4 5 6 Editorial Kurz notiert Lothar-Späth-Preis für Jürgen Kirschbaum, Neuer Movano macht Beförderung leicht, Garten- und Landschaftsbau ist im grünen Bereich Jubiläum 20 Jahre Außenarbeitsgruppe bei Zentis 14 Betriebsintegrierte Arbeitsplätze 15 Kooperation 16 Café Life 18 Kurz notiert Werkstatthelden Fünf Beschäftigte seit 50 Jahren für die Werkstatt im Einsatz Schnittstelle Sozialer Dienst 8 Drei Beispiele für einen breiten Aufgabenbereich LEWAC übernimmt Betreuung der Einzelarbeitsplätze Studenteninitiative entwickelt Ideen für neue Produkte Catering für das August-Piper-Haus, Feierlicher Rahmen beim Abschlussball des Rotary-Redewettbewerbs Modellprojekt „Mobil.ProFit“ abgeschlossen, Auszeichnung für Künstler Lars Otten, Einführung eines neuen Führungskonzepts 11 Unser neues Eigenprodukt Tipps und Termine, 19 Impressum 12 Kurz notiert 20 Bilderalbum 13 Muskelwerk Zweiter „Check-in-Day“, Gertrud Grotenklas hilft der Hospizstiftung, Echte Handarbeit: Glückwunschkarten und gebundene Bücher Karneval 22 Bilderalbum Jubilarfeiern Kundenporträt Man sollte vielleicht einen Moment innehalten, um zu erfassen, was es heißt, 50 Jahre in einem Betrieb zu arbeiten. Fünf unserer Beschäftigten sind diese Zeitspanne, ein halbes Jahrhundert, in unserem Unternehmen tätig. Schon mit 14 oder 15 Jahren nahmen sie zum ersten Mal ein Werkzeug in die Hand, damals, in der sogenannten Anlernwerkstatt im ehemaligen Forsthaus Siegel, dem Vorläufer der Beschützenden Werkstatt, die dann 1968 in der Grachtstraße in Aachen-Brand begründet wurde. Elisabeth Benart, Alexander Baltzer, Wilhelm Quarten, Josef Miseré und Franz Josef Bickendorf – für mich sind sie echte Vorbilder und wahre Werkstatthelden. Ab Seite 6 stellen wir sie kurz vor. Wir sind ihnen zu großem Dank verpflichtet und es ist wunderbar, dass sie noch heute bei uns sind und mit Stolz und Zufriedenheit auf ein erfülltes Arbeitsleben zurückblicken können. Nach vorne blicken wir in dieser Ausgabe in mehrfacher Hinsicht. Zum einen berichten wir über neue Produkte, die aktuell in unserem Unternehmen entwickelt werden oder kurz vor der Markteinführung stehen. Zum anderen geht es um weitere Schritte auf dem Weg zu einem inklusiven Arbeitsmarkt. So werden jetzt bereits siebzehn Beschäftigte, die auf Außenarbeitsplätzen eingesetzt sind, durch unser Tochterunternehmen LEWAC betreut. Dass wir in Sachen Inklusion auf dem richtigen Kurs sind, hat unser Aufsichtsrat kürzlich auf einer Strategieklausur bestätigt. Wichtig ist, unsere Beschäftigten und ihre Angehörigen ebenso wie unser Fachpersonal auf diesem Weg mitzunehmen. Eine entscheidende Rolle spielt dabei der Soziale Dienst der Werkstatt. Ihm widmen wir in dieser Ausgabe einen Schwerpunkt ab Seite 8. Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre unseres Magazins. Es ist übrigens die 50. Ausgabe. Ihr Norbert Zimmermann, Geschäftsführer Tri d´Aix schätzt unsere Arbeit sehr Hinweis: In unseren Texten sind Frauen und Männer stets gleichermaßen gemeint. Zur besseren Lesbarkeit verwenden wir jedoch meist die männliche Form. 2 3 mehrwerk Kurz notiert Inklusion mehrwerk LOTHAR-SPÄTH-PREIS FÜR JÜRGEN KIRSCHBAUM Jürgen Kirschbaum, Künstler in unserem Atelier „willsosein“, ist jetzt mit dem 3. Preis beim diesjährigen Lothar-Späth-Förderpreis für Künstler/innen mit geistiger Behinderung ausgezeichnet worden. Annika Sachtleben erhielt den Anerkennungspreis der Künstlerjury. Die Preisverleihung wird im Juni in Wehr/ Südbaden stattfinden. Gestiftet wurde der Preis 2006 von Lothar Späth. Der ehemalige Ministerpräsident von Baden-Württemberg war am 18. März im Alter von 78 Jahren verstorben. Sein Förderpreis soll „für die Würdigung der künstlerischen Arbeit von Menschen mit geistiger Behinderung sorgen. Geistig Behinderte sollen an den kulturellen Prozessen unserer Gesellschaft teilhaben und diese kreativ mitgestalten können.“ BEFÖRDERUNG LEICHT GEMACHT Mehr Komfort für die gehbehinderten Beschäftigten und Menschen im Rollstuhl in unserem Unternehmen: Im Februar haben wir einen Transporter durch einen nagelneuen Opel Movano ersetzt. Die wichtigsten Vorteile: Die Laderampe funktioniert vollautomatisch. Den Seiteneinstieg erleichtert eine auf Knopfdruck ausfahrbare Trittrampe. Im Innenraum können die Sitzplätze schnell zusammengeschoben und damit Platz für vier Rollstühle geschaffen werden. Auch die sichere Befestigung der Rollstühle ist einfach zu handhaben. Raymond Böhmer und Herbert Tepper, die für die Anschaffung bei Opel Kohl und den Umbau des Wagens durch die Firma Sodermanns zuständig waren, sind begeistert: „Das neue Fahrzeug macht die Beförderung leichter und sicherer, es bringt uns im wahrsten Sinn besser voran.“ GALA IST IM GRÜNEN BEREICH Unser Arbeitsbereich Garten- und Landschaftsbau (GaLa) floriert und gedeiht. Aktuell sind hier 24 Menschen mit Behinderung und fünf Fachkräfte beschäftigt. Seit zwei Jahren arbeiten sie auch für den Aachener Stadtbetrieb. Von der Qualität und Zuver lässigkeit seines Teams konnte Bereichsleiter Thomas Niggenaber seither weitere Kunden überzeugen. So pflegt unsere Grünwerkstatt zum Beispiel das Gelände einer Mensa des Studierendenwerks auf dem Campus Melaten. Auch die Pfarrgemeinde St. Gregor von Burtscheid hat sich für unser Green-Team entschieden. „Wir sind gut aufgestellt“, sagt Niggenaber. „Damit es so bleibt, haben wir kräftig in unseren Maschinenpark investiert.“ So wurden jetzt ein neuer Aufsitzmäher und ein kleiner Radlader angeschafft. 4 Unser Zentis-Team: Adolf Jousten (3.v.l.) ist von Anfang an dabei und wurde von Zentis mit einer Urkunde geehrt. 20 Jahre Zusammenarbeit mit Zentis Seit 1996 arbeiten wir mit dem Unternehmen Zentis erfolgreich bei der Integration von Menschen mit Behinderung in das Arbeitsleben zusammen. Bei einem Pressetermin stellten Hubert Kamann (Bildmitte), bei Zentis verantwortlich für die Produktionsplanung, und Geschäftsführer Norbert Zimmermann die Zusammenarbeit gemeinsam vor. Seit 20 Jahren ist eine Gruppe von elf Werkstattbeschäftigten in wechselnder Besetzung im Eilendorfer Werk von Zentis im Verpackungsbereich im Einsatz. In den ersten Jahren war es Christian Hildebrandt, nun ist es Patrick Hött (2. v.l.), Fachkraft zur Arbeitsund Berufsförderung, der die Gruppe betreut und ihren Einsatz mit den Verantwortlichen von Zentis abstimmt. Der Kontakt und die Gemeinschaft mit den Beschäftigten von Zentis funktioniert reibungslos. Für uns sind die sogenannten betriebsintegrierten Arbeitsplätze ein zunehmend wichtigeres Instrument zur Öffnung der Werkstätten und ein Erfolgsmodell für die Zusammenarbeit mit der lokalen Wirtschaft. Insgesamt arbeiten derzeit 90 Werkstattbeschäftigte auf ausgelagerten Arbeitsplätzen bei Unternehmen und Institutionen in der Region. Für Zentis ist die Zusammenarbeit ein gelungenes Beispiel für die gesellschaftliche Verantwortung, die das Unternehmen seit vielen Jahren in der Praxis unter Beweis stellt. 5 mehrwerk Werkstatthelden ALEXANDER BALTZER Alexander Baltzer, 64, wechselte Anfang dieses Jahres in die Seniorengruppe. Er war und ist ein Kollege, der seine Arbeit sehr gewissenhaft macht. Auch aufgrund seiner guten Umgangsformen und seiner Kontaktfreude ist er bei allen sehr beliebt. Jedes Wochenende ist er zuhause bei seiner rüstigen Mutter. „Er ist eine große Unterstützung“, sagt sie. Alexander Baltzer liebt Familienfeste und hat einen guten Kontakt zu seinen jüngeren Brüdern. Nach acht Jahren Förderschule kam er 1966 in die Anlernwerkstatt. In den fünfzig Jahren seiner Betriebszugehörigkeit hat er in vielen Bereichen mitgearbeitet, unter anderem bei der Montage von Knüpftischen und Garnablagen und zuletzt bei der Verpackung von Süßwaren. WILHELM QUARTEN Elisabeth Benart WERKSTATTHELDEN EINE WAHRE LEBENSLEISTUNG In unserem Unternehmen arbeiten viele interessante Persönlichkeiten. Menschen mit sympathischen Macken, Menschen mit ungewöhnlichen Hobbys, Menschen, die still und zuverlässig ihre Arbeit tun, kurz: Menschen, die man einfach mögen muss. Im vierten Teil der Serie „Unsere Helden“ stellen wir Ihnen gleich fünf Menschen vor. Alle haben in diesem Jahr ihr 50. Firmenjubiläum gefeiert. Seit 1966 arbeiten sie in der Werkstatt beziehungsweise in der damaligen Anlernwerkstatt. Diese außergewöhnliche Leistung verdient großen Respekt. Elisabeth Benart, Alexander Baltzer, Wilhelm Quarten, Josef Miseré und Franz Josef Bickendorf – herzlichen Dank für Euren Einsatz! ELISABETH BENART Elisabeth Benart arbeitet noch drei Tage pro Woche im Verpackungsbereich in unserem Werk in Haaren. Hier ist sie seit der Gründung des Standorts im Jahr 1992 tätig. Sie lebt im Betreuten Wohnen der Lebenshilfe. „Meine Selbständigkeit ist mir wichtig“, sagt sie. Dass sie jetzt im Übergang zur Rente immer ein langes Wochenende hat, tut ihr sehr gut. „Ich genieße oft die Ruhe.“ Geboren wurde Elisabeth Benart 1952 in Aachen. Im Alter von 14 Jahren kam sie in die Anlernwerkstatt der Lebenshilfe, von hier aus wechselte sie mit Gründung der Werkstatt 1968 in die Grachtstraße. „Ich bin der größte Fan von Tony Marshall“, berichtet sie stolz. Sie kennt alle seine Lieder und hat alle Platten und CDs. Bei einem Konzert hat ihr großes Idol sie sogar einmal umarmt. Das war das Größte. 6 ist unser Eisenmann: Volle 50 Jahre arbeitet er Wilhelm Quarten, von allen nur „Willi“ genannt, , auch mit seinen fast 65 Jahren, arbeitet er bereits im Metallbereich der Werkstatt. Und bis heute lm Quarten erlebt und mitgemacht, von der alten Vollzeit. Alle technischen Veränderungen hat Wilhe esteuerten 5-Achsen-Maschine. Vor allem für die konventionellen Fräse bis zur modernen computerg er sich noch lange nicht: Er „verteidigt“ seinen CNC-Maschinen hat er eine Vorliebe. In Rente sieht Arbeit erledigt. Kein Wunder, denn sein Motto Arbeitsplatz und möchte nicht, dass ein anderer seine brauchst keinen Tag in deinem Leben zu arbeiten.“ lautet: „Wähle einen Beruf, den du liebst, und du JOSEF MISERÉ Josef Miseré ist unser Mann aus Holz : Auch er ist, wie Wilhelm Quarten, seit 50 Jahren ununterbrochen im gleichen Arbeitsbereich tätig , und zwar in der Schreinerei. Eigentlic h unglaublich! Kaum ein Schreiner oder Schlosser schafft so etwas. Josef Miseré wurde 1952 in Aachen geboren. Er ist verheiratet, wohnt in der eigenen Woh nung und kommt jeden Tag pünktlich zur Arbeit. Von seinen Kollegen wird Josef als zuverlässig und hilfsbereit geschätzt. Am liebsten steh t er an der Plattensäge und schneidet Allflex-Platten zu. FRANZ JOSEF BICKENDORF Ihm ist es zu verdanken, dass seine Gruppe im Verpackungsbereich so gut wie alle alten Schlager kennt. Es ist unüberhörbar, wenn Franz Josef Bickendorf fröhlich Lieder anstimmt und sie lautstark und vor allem auswendig zum Besten gibt. Im September wird er 65. Gerne und mit einem Strahlen in den Augen erzählt Franz Josef Bickendorf, was er schon alles in der Werkstatt erlebt hat. In 50 Jahren hat er für unzählige Kunden bei Verpackungsaufträgen mitgearbeitet. 7 mehrwerk Sozialer Dienst Weil Arbeit mehr ist als nur ein Job DIE SCHNITTSTELLE Eine Werkstatt für Menschen mit Behinderung ist ein Ganzes, dessen Teile vielfältig verknüpft sind. Der Soziale Dienst verbindet die Teile miteinander: die Beschäftigten, die Angehörigen, das Fachpersonal, die Kostenträger, den Wohnungsgeber, die Agentur für Arbeit, Integrationsfachdienste, Schulen, Arbeitskreise und viele Akteure mehr. „Wenn es um Teilhabe am Arbeitsleben geht, sind wir die Schnittstelle nach innen wie nach außen – sei es beim Übergang von Schule zu Beruf, bei der Auswahl eines geeigneten Arbeitsplatzes oder bei familiären oder wohnlichen Veränderungen, die Fragen aufwerfen“, erläutert Elke Mingers, die den Sozialen Dienst seit eineinhalb Jahren leitet. „Wir wollen jeden Einzelnen kompetent, kreativ und mit unseren guten Kontakten optimal begleiten.“ Das gelinge nur, wenn Schwierigkeiten bei der beruflichen Teilhabe gemeinsam mit den Beteiligten gelöst werden, so Mingers. Im Netzwerk arbeiten, das sei das A und O, innerhalb und außerhalb der Werkstatt. Die Vielfalt der Menschen, die in den Werkstätten arbeiten, sei groß. Entsprechend vielfältig und anspruchsvoll seien die Anforderungen an ihr Team. Daher ist Elke Mingers sehr froh, dass ihre Kolleginnen und Kollegen so unterschiedliche berufliche und persönliche Erfahrungen haben. „Diese Bandbreite und die Mischung beruflicher Kompetenzen kommt unseren Beschäftigten sehr zugute.“ Kollegiale Fallberatung und regelmäßige Fortbildungen gehören für die Weiterentwicklung des Sozialen Dienstes dazu. „Nur so können wir die fachliche Beratung und Begleitung der Menschen mit Behinderung für die Teilhabe am Arbeitsleben sicherstellen und dafür sorgen, dass jeder seinen Platz findet.“ KONZEPTE ENTWICKELN: NEUE ANTWORTEN AUF NEUE HERAUSFORDERUNGEN Die Werkstatt ist ein Spiegelbild unserer Gesellschaft. So steigt etwa die Lebenserwartung der Menschen, es gibt neue soziale Herausforderungen oder Fortschritte bei therapeutischen Hilfen. Aufgabe des Sozialen Dienstes ist es, diese Entwicklungen und mögliche Auswirkungen auf unsere Beschäftigten im Auge zu behalten. Viele können und wollen zum Beispiel länger arbeiten. Schon vor sechs Jahren hat der Soziale Dienst daher die Das Team des Sozialen Dienstes, v.l.: Beatrix Al-Khadra, Anna Gasch, Claudia Vieten, Sarah Isenrath, Helmut Heimich, Elke Mingers (Leitung), Cornelia Quast, Achim Jakoby In unserem Unternehmen wird gearbeitet. Menschen stellen etwas her, sie erbringen Dienstleistungen, sie produzieren einen Mehrwert. So gesehen sind wir ein ganz normales Unternehmen. In unserem Haus wird aber auch intensiv gelebt. Denn für viele Menschen mit Behinderung ist der Arbeitsplatz vor allem ein sozialer Ort. Hier haben sie vielfältige Kontakte, hier entwickeln sie ihre Persönlichkeit weiter, und ja, hier finden sie auch Sicherheit in einer oft rauen Wirklichkeit. Dass es unseren Beschäftigten in der Werkstatt möglichst gut geht, dass Probleme bei der Arbeit gesehen und aufgefangen werden – das ist die Aufgabe unseres Sozialen Dienstes. Wir stellen seine Arbeit vor und zeigen an drei Beispielen, welche Fäden in den Händen des achtköpfigen Teams zusammenlaufen. 8 Seniorengruppe auf den Weg gebracht. Hier bereiten sich derzeit dreizehn Mitarbeiter mit Behinderung zwischen 52 und 62 Jahren auf den Ruhestand vor. Einige leiden an seniler Demenz, sie arbeiten im reduzierten Tempo, haben mehr Freiräume. Ein anderes Beispiel: Immer mehr Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung kommen zu uns. Auch für diese Gruppe wurden passende Arbeitsangebote entwickelt. DER KONTAKT ZU FÖRDERSCHULEN: „EINEN GUTEN EINSTIEG FINDEN“ Was kommt nach der Schule? Diese Frage treibt alle jungen Leute und ihre Eltern um. Jugendliche und junge Erwachsene mit einer Behinderung stehen dabei vor besonderen Herausforderungen. Drei Fragen an Inge Becker, seit 24 Jahren Lehrerin an der Kleebachschule mit dem Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung. Frau Becker, wie sieht Ihre Zusammenarbeit mit dem Sozialen Dienst der Werkstatt konkret aus? Wir arbeiten auf mehreren Ebenen zusammen. Für die Eltern gibt es in jedem Schuljahr eine Informationsveranstaltung, zu der wir die Werkstatt, aber auch den Reha-Berater der Agentur für Arbeit und den Integrationsfachdienst einladen. Zusätzlich bieten wir den Eltern eine Besichtigung der Werkstatt an. Für die Schülerinnen und Schüler sind vor allem die Praktika in der Werkstatt wichtig. Ein dreiwöchiges Praktikum in der 12. Klasse ist für alle Pflicht. Darüber hinaus können unsere Schüler auch schon in der 11. Klasse ein Praktikum machen. Das ist ein großes Entgegenkommen der Werkstatt. Jedes Praktikum wird vom Sozialen Dienst individuell begleitet und für die Eltern ausgewertet. Als Drittes gibt es noch die fachliche Ebene, auf der wir uns regelmäßig austauschen, einmal 9 im Jahr bei einem Reflexions- und Planungsgespräch, zweimal jährlich beim Runden Tisch „Übergang Schule Beruf“. Und natürlich gibt es noch den kurzen Draht per Telefon und E-Mail, wenn irgendein Problem auftaucht. Welche Eindrücke nehmen Ihre Schülerinnen und Schüler aus dem Praktikum in der Werkstatt mit? Die allermeisten kommen sehr zufrieden zurück, auch die, die vor dem Praktikum Vorbehalte hatten. Viele würden am liebsten direkt dableiben, weil es ihnen in der Abteilung so gut gefallen hat. Manche sagen, sie möchten sich beim nächsten Praktikum noch eine andere Abteilung anschauen. Eigenprodukt Wie erleben Sie die Erwartungen und Wünsche von Eltern, wenn es um die berufliche Zukunft ihrer Kinder geht? mehrwerk An unserer Schule ist das Bild sehr klar: Die übergroße Zahl der Eltern ist sehr einverstanden mit der Werkstatt als zukünftigem Bildungs- und Arbeitsort für ihr Kind. Sie sind sich darüber im Klaren, dass ihr Kind kaum Chancen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt haben wird. Und sie sind dankbar für die intensive Beratung und Begleitung, wenn es darum geht, einen guten Einstieg in die Werkstatt zu finden. IM REGELMÄSSIGEN AUSTAUSCH Zu allen Förderschulen in der Region hält der Soziale Dienst regelmäßigen Kontakt, unter anderem stellt er seine Arbeit dort jedes Jahr bei Elternabenden vor. Zweimal jährlich trifft sich zudem der Runde Tisch „Übergang Schule Beruf“. Hier tauschen sich die Förderschulen der Region, die Gesamtschule Brand, der Integrationsfachdienst, der Landschaftsverband, die Arbeitsagentur, die LEWAC und die Werkstatt über aktuelle Themen aus. Zuletzt ging es zum Beispiel um die Begutachtung von Schülern mit Förderschwerpunkt Lernen und mit Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung durch den berufspsychologischen Service der Agentur für Arbeit. Gegenüber den Teilnehmern des Runden Tisches betonte der Psychologe der Arbeitsagentur, dass es bei dem Test kein „Durchfallen“ gibt. In der Regel gehe es darum, welche arbeitsmarktbezogenen Fördermöglichkeiten für den Schüler bzw. die Schülerin in Frage kommen. Gruppenleiter und Ideengeber Udo Schumacher (2. v. r.): „ Alle Teile produzieren und montieren wir selbst.“ INDIVIDUELL BEGLEITEN UND FÖRDERN: „LINDA BRAUCHT DEN WECHSEL“ ECHT STARK: 100 PROZENT WERKSTATT Linda Heimhalt mit Vater Dietmar und Schwester Julia. Letztes Jahr im Frühsommer fängt es an. Irgendetwas stimmt mit Linda nicht, denkt Gruppenleiter Björn Pohl. Sie lässt den Kopf hängen, wirkt unzufrieden. Auch zu Hause bei den Eltern verhält sich Linda Heimhalt, 21, anders. Sie hat oft schlechte Laune und lacht nur noch selten. Die junge Frau wohnt im Vinzenzheim und arbeitet seit über drei Jahren in der Werkstatt, nach der ersten Zeit im Berufsbildungsbereich ist sie nun im Heilpädagogischen Arbeitsbereich (HPA). In ihrer Gruppe sind wenige in ihrem Alter. Und in der Kommunikation mit den anderen in der Gruppe kann Linda ihre kognitiven Fähigkei- 10 ten kaum zur Geltung bringen. Liegt darin der Grund für ihre schlechte Verfassung? Schließlich nehmen Björn Pohl und Helmut Heimich vom Sozialen Dienst Kontakt zu den Eltern auf. Im Juni 2015 gibt es ein Treffen, die Fallbesprechung. Auch Lindas Betreuerin vom Vinzenzheim nimmt daran teil. Man ist sich schnell einig: Linda braucht eine andere Umgebung, eine neue Herausforderung. Daher soll ausprobiert werden, ob ein Wechsel in den arbeitsreduzierten Arbeitsbereich hilft. „Linda hat sich in der Werkstatt weiterentwickelt“, erklärt Helmut Heimich. „Das zu erkennen ist nicht immer einfach. Daher ist der enge Austausch mit der Familie und anderen Betreuern so wichtig.“ Nach den Sommerferien, so der Plan, soll Linda zunächst ein Praktikum in der neuen Gruppe machen. Das klappt gut, Linda geht es deutlich besser. So wechselt Linda zum 1. Oktober offiziell die Gruppe. Mittlerweile gehört Linda in der Montage-Gruppe von Petra Bremen fest zum Team, sie hat neue Freunde gefunden und ist selbständiger geworden. „Mit der Begleitung durch den Sozialen Dienst sind wir sehr zufrieden“, stellt Vater Dietmar Heimhalt fest. „Wir waren immer im Kontakt und fühlten uns die ganze Zeit unterstützt.“ Von der ersten Idee bis zum fertigen Produkt hat es zwei Jahre gedauert. Doch jetzt ist es soweit: Unser neues Eigenprodukt mit dem Namen Muskelwerk® kommt in wenigen Wochen auf den Markt. „Das Trainingsgerät wendet sich vor allem an Sportler, die ihre Handgreifkraft verbessern und die Handgelenke, Arme und Schultern stärken wollen“, erklärt Udo Schumacher. Der Gruppenleiter hatte die Idee und er hat die Entwicklung des Produkts von Anfang an begleitet. Das trendige Gerät besteht aus einem farbig eloxierten Aluminiumgriff und einem daran befestigten Gurt, an dem bis zu drei Gewichtsäckchen befestigt werden können. Muskelwerk® ist in drei unterschiedlichen Griffgrößen und Farben erhältlich. Produktionsleiter Ralph Wittenmeier betont, dass alle Bestandteile aus der Werkstatt stammen und die gesamte Fertigung zu hundert Prozent hier erfolgt. „Wir hoffen natürlich, dass die Vermarktung gut läuft und wir dadurch Beschäftigung sichern können.“ Fachleute wie Igor Blintsov, Bundestrainer des Deutschen Sportakrobatik-Bundes, sind jedenfalls begeistert. Bestellen und kaufen kann man Muskelwerk® ab Sommer 2016 direkt bei uns in der Werkstatt. Lob von höchster Stelle. Bei Erika Mögelin, Bundeslehrwart (links), und Bundestrainer Igor Blintsov vom Deutschen Sportakrobatik-Bund kam Muskelwerk® gut an. Darüber freuen sich unsere Mitarbeiterin Jessica Schmidtke (2. v. l.) und Gruppenleiter Udo Schumacher (rechts). 11 mehrwerk Kurz notiert Kundenporträt DAS ZWEITE MAL: „CHECK IN“ Schon beim ersten Mal war das Interesse am „Check-in-Day“ groß. Daher machen wir auch in diesem Jahr wieder mit. Am 30. Juni ist es so weit. Von 13 bis 17 Uhr bieten wir Schülerinnen und Schülern ab der achten Klasse die Gelegenheit, sich vor dem Start ins Berufsleben zu orientieren. 24 junge Menschen haben sich dafür angemeldet. Hinter der Aktion stehen die Agentur für Arbeit, die Industrie- und Handelskammer, die Handwerkskammer und die Vereinigten Unternehmerverbände (VUV). Sie wollen auf Berufe aufmerksam machen, die nicht so bekannt sind, und junge Menschen ermutigen, Unbekanntes auszuprobieren. Um dieses Ziel zu erreichen, bieten wir den Jugendlichen beim „Check-in-Day“ unsere beste Werbung an: zufriedene Azubis. Sie zeigen unseren jungen Gästen einen besonderen Betrieb. Besichtigungen starten zu jeder vollen Stunde. mehrwerk „WIR SCHÄTZEN IHRE ARBEIT SEHR“ Fruchtgummis, Bonbons und Schaumzuckerware – aus diesen süß-sauren Zutaten besteht das Geschäft der Tri d’Aix GmbH. Unser Verpackungsbereich arbeitet seit vier Jahren für das Unternehmen. Wir haben David Meidinger, Leiter Vertrieb-Innendienst, in Alsdorf besucht. Herr Meidinger, bitte erklären Sie uns doch zunächst die Bedeutung des Firmennamens. OBJEKT FÜR DIE HOSPIZSTIFTUNG Ein Werk unserer Künstlerin Gertrud Grotenklas hat im Februar bei einer Auktion in der Aula Carolina 300 Euro zugunsten der Hospizstiftung Region Aachen eingebracht. Insgesamt kamen bei der Versteigerung von 45 Bildern, Fotografien und Skulpturen über 36.000 Euro zusammen. Viele bekannte Künstler, darunter Markus Lüpertz, Erik Offermann, Günther Beckers und Karl-Otto Götz, hatten Werke gestiftet. Dass Gertrud Grotenklas zu diesem besonderen Künstlerkreis gehört, erfüllt sie und uns mit Stolz. Gertrud arbeitet in letzter Zeit meistens mit Draht. Das von ihr gestiftete Werk „ohne Titel“ besteht aus Blumendraht, Federn und Holz und ist 20 Zentimeter hoch und 80 Zentimeter breit (das Bild zeigt eine ähnliche Arbeit). Ausgewählt wurde es in Zusammenarbeit mit dem Galeristen Andreas Petzold von der Galerie am Elisengarten. Tri d‘Aix ist ein Familienunternehmen und wurde 1991 in Aachen gegründet. „Tri“ weist auf unsere Lage im Dreiländereck und „Aix“ ist die bekannte Kurzform für Aachen. Wegen des starken Wachstums sind wir im Jahr 1998 von der Jülicher Straße nach Alsdorf umgezogen. Ihre Produkte kennt man eher unter ganz anderen Namen. Das stimmt. Wir haben rund 120 Sorten Fruchtgummi im Sortiment, die wir unter dem Namen Yummi Yummi vermarkten. Unter dem Markennamen Mellow Mellow führen wir zurzeit 60 Artikel und mit der Marke Sweet Stories sind wir bei traditionellen Süßwaren erfolgreich am Markt platziert. Außerdem bieten wir Kaugummi, Hartkaramellen und Lakritz-Artikel an. Im Laufe dieses Jahres wollen wir erstmals auch eine Linie für offene Ware im Lebensmitteleinzelhandel starten. Produzieren Sie auch selbst? ECHTE HANDARBEIT Jedes Exemplar ist ein echtes Einzelstück: Seit kurzer Zeit gibt es in der Werkstatt auch eine Buchbinderei. Einmal wöchentlich kommt die Buchbinderin Adele Zilles ins Haus und leitet unsere Beschäftigten an (im Bild: Annekatrin Dunker). Das Projekt ist ein freiwilliges Angebot. Als arbeitsbegleitende Maßnahme soll es die Kreativität und Persönlichkeitsentwicklung fördern. Mit der eigens angeschafften Buchbindemaschine entstehen wunderschöne Originale, die auch verkauft werden sollen. Bereits im Verkauf sind unsere handgeschöpften Grußkarten. Sie werden in unserem Heilpädagogischen Arbeitsbereich hergestellt. Ob zu Weihnachten, zur Kinderkommunion oder zum Geburtstag – die Karten sind eine besondere Aufmerksamkeit zu allen Anlässen. Sie kosten zwischen 2,60 Euro und 3,90 Euro pro Stück und sind bei Mariele Storms in der Neuenhofstraße erhältlich. 12 Nein, unser Geschäft besteht darin, Rohwaren in großen Mengen einzukaufen, individuelle Verpackungen und Verpackungskonzepte zu entwickeln und die Ware dann an den Lebensmitteleinzelhandel und an die Discounter zu verkaufen. Die Kunst ist also herauszufinden, welche Mischung beim Verbraucher ankommt. Dafür betreiben wir auch selbst Marktforschung. Kurz gesagt: Wir füllen ab, etikettieren und sortieren. Und hier kommt unser Verpackungsbereich ins Spiel. Genau. Die Lebenshilfe-Werkstatt setzen wir für Etikettier- und Sortierarbeiten ein, zum Beispiel von Kaugummiketten. Außerdem bestücken ihre Beschäftigten Verkaufsdisplays, die dann später als sogenannte Zweitplatzierung in den Geschäften stehen. Natürlich arbeiten wir außer mit der Lebenshilfe auch mit anderen Verpackungsdienstleistern zusammen. Nach welchen Kriterien wählen Sie die Dienstleister aus? Ein wichtiger Punkt ist die räumliche Nähe. Dann sehen wir uns vor Ort die Räumlichkeiten und die Arbeitsabläufe an. Drittens geht es um den Preis und bei den ersten Aufträgen schauen wir schließlich sehr genau hin, ob das Ergebnis stimmt. Und wie sind Ihre Erfahrungen mit unserem Haus? Am Anfang haben wir die Auftragsabwicklung besonders eng begleitet. Die Qualität hat sich über die Jahre dann auch gehalten, und ich muss sagen, dass wir Ihre Arbeit sehr schätzen. Das hören wir natürlich gerne. Herr Meidinger, vielen Dank für das Gespräch. ZUR PERSON David Meidinger, 1987 in Siegburg geboren, machte zunächst in Bonn eine Ausbildung zum Industriekaufmann. Seit 2010 ist er bei Tri d‘Aix im Vertrieb tätig. Der begeisterte Wanderer ist verheiratet und wohnt in Aachen. Weitere Informationen zum Unternehmen: tri-d-aix.com 13 mehrwerk Arbeitsmarkt Eigenprodukt NETZWERK mehrwerk SAUBERE SACHE Anfang März fanden in der Werkstatt die ersten Probearbeiten für die Wiederverwertung von Seifen statt. Arbeitgeber noch besser unterstützen Monika Walbröl (rechts) besucht Annika Kaune auf ihrer Arbeitsstelle bei der IphaS Pharma-Verpackung GmbH in Würselen. Näher am allgemeinen Arbeitsmarkt sein, neue Wege für mehr Inklusion im Arbeitsleben beschreiten – das sind Ziele, die wir in den letzten Jahren verstärkt verfolgen. Das Gemeinschaftsunternehmen LEWAC spielt dabei jetzt eine noch größere Rolle. Zum Jahreswechsel hat die LEWAC die Begleitung von 17 Beschäftigten übernommen, die auf sogenannten betriebsintegrierten Einzelarbeitsplätzen in Unternehmen des allgemeinen Arbeitsmarktes arbeiten. Dazu zählen Kindertagesstätten, ein Jugendgästehaus, eine Wäscherei und eine Fahrradwerkstatt. Bisher hat Anna Gasch vom Sozialen Dienst der Werkstatt diese Plätze begleitet. Sie hat den Bereich Betriebsintegrierte Arbeitsplätze in den letzten Jahren kontinuierlich aufgebaut. Bei der LEWAC hat nun Monika Walbröl diese Aufgabe übernommen. Für die Übertragung der Begleitung auf die LEWAC sprachen vor allem zwei Gründe. Zum einen hat unser Tochterunternehmen in den letzten Jahren zahlreiche neue Kontakte zu Unternehmen aller Branchen geknüpft. Vor allem jedoch hat das LEWAC-Team viel Erfahrung damit, wie man Menschen mit Behinderung auf den allgemeinen Arbeitsmarkt vermitteln kann. Entscheidend sind passgenaue Arbeitsplatzbeschreibungen und die Unterstützung der Arbeitgeber und Beschäftigten bei alltäglichen Problemen. Nichts geht jedoch ohne Arbeitgeber, die sich begeistern lassen und Menschen mit Handicap eine Chance geben. ZUR PERSON Monika Walbröl, Jahrgang 1986, ist in Dernau an der Ahr aufgewachsen. In Münster studierte sie Soziale Arbeit an der Katholischen Hochschule sowie Economics and Law an der Westfälischen Wilhelms-Universität. Darüber hinaus engagierte sie sich im Freizeitbereich der Lebenshilfe. Nach dem Studium arbeitete sie zunächst in einem Forschungsprojekt über neue Wohnformen für Menschen mit Behinderung im Alter. Im letzten Herbst übernahm sie dann die neue Aufgabe bei der LEWAC. Von links: Gruppenleiterin Petra Bremen, Daniel Schuhmacher, Keanu Birkelbach von Enactus. Benedikt Moser und Frederic Moeris, beide Mitte zwanzig, studieren Wirtschaftsingenieurwesen an der RWTH Aachen. Wenn sie von ihren ehrenamtlichen Aktivitäten neben dem Studium berichten, spürt man Engagement und Begeisterung. Oft sind sie bis zu 20 Stunden jede Woche dafür unterwegs, obwohl sie damit keinen Cent verdienen. Aber von Anfang an: Die Studenten engagieren sie sich beim Netzwerk Enactus (siehe Infokasten). Benedikt Moser ist Vorsitzender des Aachener Ablegers, Frederic Moeris sein Stellvertreter. Sie koordinieren die verschiedenen Projektteams. Ziel bei jedem Projekt ist, ein sinnvolles Produkt auf den Markt zu bringen und „mit kleinen Schritten die Welt zu verbessern“. Die Mitglieder von Enactus machen alles ehrenamtlich, sie kümmern sich um die Produktentwicklung ebenso wie um die Vermarktung. Wenn das Projekt dann erfolgreich läuft, ziehen sie sich zurück. Bei zwei Projekten arbeitet Enactus derzeit mit der Werkstatt zusammen. Beim ersten Projekt geht es um die Produktion von einfachen Palettenmöbeln. Das Enactus-Team hat mehrere Möbelvarianten gebaut und als Sitzgelegenheit am Lousberg aufgestellt. In der Werkstatt Neuenhofstraße werden sie zunächst auf der Grünfläche hinter den Werkshalle getestet. Das zweite Projekt haben die Studierenden auf den Namen „reBubble. The Social Soap“ getauft. Dabei geht es um die Wiederverwertung von Hartseifenresten, die in Hotels meist ungenutzt entsorgt werden. Hier sah das Team von Benedikt Moser und Frederic Moeris die Möglichkeit, ein wirtschaftlich interessantes Produkt zu entwickeln, das Umweltschutz und Beschäftigung für Menschen mit Behinderung miteinander verbindet. Eine Hotelkette mit Häusern in ganz Deutschland hat sich dem Projekt bereits angeschlossen. Auch mit Partnern für Vertrieb und Verkauf der recycelten Seife laufen zurzeit vielversprechende Gespräche. Dass die Idee funktionieren kann, glaubt auch die Jury des studentischen Wettbewerbs „Ford College Community Challenge“. Sie zeichnete das Projekt reBubble mit 5.000 US-Dollar für die weitere Projektumsetzung aus. Ob wir als Werkstatt tatsächlich in die Produktion einsteigen, hängt von weiteren Tests ab. In der nächsten „Mehrwerk“-Ausgabe werden wir berichten. WER IST ENACTUS? Enactus ist ein weltweites Netzwerk von Studierenden, die die Welt im Kleinen verbessern wollen. Dazu entwickeln sie ehrenamtlich unternehmerische Projekte, die den Lebensstandard von hilfsbedürftigen Menschen verbessern. In Deutschland ist Enactus an über 40 Hochschulen vertreten. Das Aachener Team besteht aus 64 Mitgliedern, die in sechs verschiedenen Projektteams und einem Innovation-Team aktiv sind. Der Name kommt vom englischen Verb „to enact“ (in Kraft setzen). Mehr Infos unter www.aachen.enactus.de Kontakt und weitere Infos: LEWAC gGmbH, Monika Walbröl, Tel. 0241/96867-34, www.lewac.de 14 15 mehrwerk Endlich ist wieder Spargelzeit! Café Life „WIR LEGEN WERT AUF GUTES ESSEN“ Nach dem Generalvikariat am Klosterplatz hat das Café Life kürzlich das Catering für eine weitere Einrichtung des Bistums Aachen übernommen. Seit August 2015 beliefert unsere Küche auch das August-Pieper-Haus, die Tagungsstätte der Bischöflichen Akademie, mit warmen Speisen. Gekocht wird in unse- rem Betriebsrestaurant in der Agentur für Arbeit auf der Roermonder Straße. Salate und Desserts bereitet das Servicepersonal des August-Pieper-Hauses selbst zu. „Wir haben jeden Tag Veranstaltungen mit wechselnder Teilnehmerzahl“, erläutert Hauswirtschaftsleiterin Birgit Rosewich. Bestellt werden daher täglich neu bis zu 120 Portionen. „Mit dem Catering durch das Café Life bleiben wir flexibel“, so Rosewich. „Für unsere Besucher und Gäste legen wir Wert auf eine gastliche Atmosphäre. Neben ansprechend gestalteten Tagungsräumen, angenehmen Gästezimmern und Entspannungsmöglichkeiten zählt dazu auch ein gutes Essen.“ Hannelore Euteneuer vom Serviceteam des August-Pieper-Hauses nimmt das Essen in Empfang. In der Mitte unser Mitarbeiter Kenny Seka-Bakenda mit Fahrer Frank Maassen. Damit Ihnen die hausgemachte Sauce Hollandaise zum Spargel leicht von der Hand geht, öffnet das Team des Café Life das Rezeptbuch für Sie: Man nehme: 3 Eigelb (Raumtemperatur) 2 Esslöffel Wasser 175 g ungesalzene Butter in Stücken (Raumtemperatur) 2 Esslöffel frischen Zitronensaft Salz und Pfeffer zum Abschmecken Und so geht’s: Legen Sie eine hitzebeständige Schüssel in einen mittelgroßen Kochtopf, der zu einem Viertel mit Wasser gefüllt ist. Die Schüssel sollte in den Topf passen, ohne das Wasser zu berühren. Kochen Sie zunächst das Wasser auf und reduzieren Sie dann die Hitze, so dass es nur noch simmert. Das ist sehr wichtig, da bei zu großer Hitze die Eigelb zu schnell gerinnen. zu schnell hinzugefügt wird, verbindet sich die Mischung nicht oder die Soße verliert wieder zu schnell an Volumen. Füllen Sie nun 3 Eigelb und 2 Esslöffel Wasser in die hitzebeständige Schüssel und legen Sie diese vorsichtig in den Kochtopf, so dass kein Wasser hineinschwappt. Schlagen Sie die Zutaten 3 Minuten mit einem Schneebesen, bis die Masse locker-cremig ist und sich das Volumen verdoppelt hat. Entfernen Sie die Schüssel aus dem Kochtopf. Schmecken Sie zuletzt die Soße mit Zitronensaft, Salz und Pfeffer ab und servieren Sie sie am besten sofort. Wir wünschen guten Appetit! Klären Sie nun die Butter und fügen Sie sie langsam, vorsichtig und unter ständigem Rühren hinzu. Dies sollte ca. 10 Minuten in Anspruch nehmen. Denn wenn die Butter GASTGEBER FÜR DEN ABSCHLUSSBALL DES ROTARY-REDEWETTBEWERBS Über 120 Gäste bewirtete unser Gastronomie-Team am 16. Januar beim Abschlussball des diesjährigen Rotary-Redewettbewerbs. Bislang im Kasteel Vaalsbroek, fand dieses besondere gesellschaftliche Ereignis in festlichem Rahmen zum ersten Mal in unserem Haus statt. Der Redewettbewerb für Schülerinnen und Schüler an Gymnasien trägt den Titel „Gedanken auf den Punkt bringen“. Er wird von den Rotary-Clubs in unserer Region organisiert und soll junge Menschen anregen, sich mit einem Thema intensiv auseinanderzusetzen. Der eigentliche Wettbewerb mit jeweils zehnminütigen Reden fand bereits im November statt. Insgesamt beteiligten sich 28 Schülerinnen und Schüler von zwölf Gymnasien. Bei dem Abschlussball in der Werkstatt wurden schließlich die Sieger gekürt. Auf den ersten Platz kam Maryam Elouhane vom Gymnasium St. Leonhard (Foto vorne 3. v. l.), Platz zwei belegte Hannes Benner vom Inda-Gymnasium und den dritten Platz teilten sich Dilay Boyaci vom Goethe-Gymnasium in Stolberg und Caspar Quecke vom Inda-Gymnasium in Kornelimünster. Gewonnen hat auf jeden Fall auch unser Serviceteam: „Es hat alles gestimmt. Daher bin ich sehr zuversichtlich, dass der nächste Abschlussball wieder bei der Lebenshilfe stattfinden wird“, lobte Rotarierin Ruth Crombach-Trommler (Foto vorne 2. v. r.) die professionelle Leistung unserer Beschäftigten. Foto: Andreas Schmitter 16 17 mehrwerk Kurz notiert Tipps und Termine NEUE PEDELECS BALD IM EINSATZ Im letzten Jahr haben wir am Modellprojekt „Mobil.Pro.Fit“ teilgenommen. Eine Zwischenpräsentation der teilnehmenden Firmen fand in unserem Haus statt (Foto). Im Rahmen des Modellprojekts haben wir untersucht, wie wir den Verkehr, der auf dem Weg zur Arbeit und innerhalb unseres Unternehmens entsteht, umweltfreundlicher und kostengünstiger gestalten können. Sehr schnell war klar, dass wir auf einen Dienstwagen verzichten können. Für die Fahrten zwischen unseren Betriebsstätten werden jetzt zwei Pedelecs angeschafft. Zurzeit laufen die notwendigen organisatorischen Vorbereitungen. Insgesamt erwarten wir eine Einsparung von 7 Tonnen CO2 und 12.500 Euro. Weitere Maßnahmen für ein betriebliches Mobilitätsmanagement sind geplant. GROSSE ANERKENNUNG FÜR UNSEREN KÜNSTLER LARS OTTEN Die Düsseldorfer Direct Art Gallery vertritt und fördert zeitgenössische Künstler mit geistigem oder physischem Handicap. Ende letzten Jahres präsentierte die Galerie mit der Ausstellung „inTime2 Selection“ Werke von fünf Künstlerinnen und Künstlern, die von einer Fachjury für den Aktion-Kunst-Preis 2015 nominiert wurden. Mit dem zweiten Preis wurde das zeichnerische Werk von Lars Otten (Foto: Barbara Geier) ausgezeichnet. Ein besonderer Erfolg, der im Januar auch einen großen Zeitungsartikel im Samstagsmagazin der beiden Aachener Zeitungen zur Folge hatte. Lars gehört seit der Gründung unserer Kunstwerkstatt vor acht Jahren zum Team von „willsosein“. Seine Bilder wurden unter anderem bereits im Bundestag in Berlin und im Europäischen Parlament in Brüssel gezeigt. EINFÜHRUNG EINES NEUEN FÜHRUNGSKONZEPTS In diesem Jahr führt die Werkstatt sogenannte Feedback-Gespräche ein. Verantwortlich ist Personalleiterin Mariele Storms. Stand bei den bisherigen Mitarbeitergesprächen die Beurteilung durch den Vorgesetzten im Mittelpunkt, so ist jetzt eine gegenseitige Beurteilung möglich. Zur Vorbereitung auf das neue einheitliche Führungskonzept haben 23 Führungskräfte aus Geschäfts- und Bereichsleitung, Teamleitungen und Sozialdienst in den letzten Monaten Fortbildungen zum Modell des situativen Führens absolviert. Nach diesem Modell ist es erfolgversprechend, wenn der Vorgesetzte sein Führungsverhalten am jeweiligen „Reifegrad“ des geführten Mitarbeiters orientiert. Es reicht vom Reifegrad 1 (Mitarbeiter braucht Struktur und Unterstützung von seinem Vorgesetzten) bis Reifegrad 4 (Mitarbeiter braucht Freiraum und kann/will selbständig und eigenverantwortlich arbeiten). „Die partnerschaftliche Zusammenarbeit ist der richtige Weg in der Personalentwicklung“, ist Mariele Storms überzeugt. 18 mehrwerk TIPPS UND Termine LEBENSHILFE-TERMINE Mai 07 Sozialer Tag Sozialer Tag beim Möbelhaus porta! Zehn Prozent des Tagesumsatzes spendet porta! an die Lebenshilfe Aachen. Okt 28 Präsentation gemeinsamer Arbeiten von Kunstwerkstatt, Blauem Ezel und Schülern der Parzival-Schule vom 28.-30.10.2016 in der Halle Görg, Annastraße, Aachen, anschließend bis 18.11.2016 in der Galerie Blauer Ezel, Matthiashofstr. 2, Aachen CAFÉ LIFE Mai 22 Jul 03 Jul 16 Aug 13 Sep 10 Lese-Frühstück 10:00 – 11:45: Tote haben kein Zahnweh. Mörderisches aus einer Zahnarztpraxis. Präsentiert von der Schauspielerin Isabella Archan und dem Bühnenhörspieler. Lese-Frühstück 10:00 – 11:45: Nachtflug: Live-Hörspiel nach Antoine de Saint-Exupery. Der Postflieger Fabien kämpft während eines nächtlichen Fluges um sein Leben. Themenabend „La Mer“ Themenabend „Der heilige Laurentius“ Themenabend „Schöne Dinge“ Es sind noch einige wenige Plätze frei. Bitte reservieren Sie per E-Mail an Günter Weidknecht: [email protected] TIPP FÜR ARBEITGEBER Neuer REHADAT-Leitfaden „Personalkompass Inklusion“: REHADAT hat einen neuen Leitfaden veröffentlicht: Der „Personalkompass Inklusion“ will Geschäftsführer und Personalverantwortliche in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) darin unterstützen, mehr Menschen mit Behinderung auszubil- Impressum Herausgeber: Lebenshilfe Aachen Werkstätten & Service GmbH, Neuenhofstr. 170, 52078 Aachen Tel. 02 41 / 92 81 10, [email protected], www.werkstatt-ac.de V.i.S.d.P.: Norbert Zimmermann, Geschäftsführer den und/oder zu beschäftigen. Er stellt Fakten zusammen, gibt einen Überblick über Fördermöglichkeiten und zeigt am Beispiel von Unternehmen, wie Inklusion erfolgreich für beide Seiten – Betriebe und Beschäftigte – gelingen kann. Download: www.rehadat.info/de/publikationen. Konzeption, Text, Redaktion: gossen-kommunikation.de Gestaltung: POWER+RADACH werbeagentur, power-radach.de Fotos: Werkstätten & Service GmbH, Christian Charlier, Siegbert Gossen Druck: mtb, Maastricht, Auflage: 2.000 19 mehrwerk Bilderalbum Bilderalbum 2016 Karneval 20 21 Bilderalbum mehrwerk Bilderalbum 2016 Jubilarfeiern 22 23 Handgefertigte Grußkarten für besondere Anlässe Ob zu Weihnachten, zur Kinderkommunion oder zum Geburtstag – verschenken Sie einen persönlichen Gruß auf einer handgearbeiteten Karte. Unsere Grußkarten kosten je nach Design zwischen 2,60 und 3,90 EUR pro Stück. Ansprechpartnerin: Mariele Storms, Tel.: 0241-92811-117, [email protected]
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