Preußische Monatsbriefe

No. 56 / Mai 2016
ber 2015
Berichte, Kommentare, Glossen und Despektierliches
zuzzzzzzzz
für aufgeklärte, mündige Schichten
Wort des Monats
Heija, der frische Mai,
Er bringt uns mancherlei.
Das Schönste aber
hier auf Erden
Ist lieben und geliebt
zu werden.
Heija, im frischen Mai.
Vom heiteren Philosophen
Wilhelm Busch
Inhalt
Seite 2: Max Otte: Krieg gegen
das Bargeld – Wehret Euch!
Seite 3: Rapport-Notizen u. a.
Kindeswohl in Deutschland
Seite 5: Gassen fragt: Satire??
Seite 6 : Weitere Reaktionen
auf den Schmäh-Schund
Seite 7 : Die Marienburg
Seite 9: Aus 1001 Pracht
Seite 10 : Patrioten-Passagen
Seite 12: Preußische Daten,
u.a. Das Attentat auf Bismarck
Seite 15: Beilage: Vom Ende
der Cap Arcona in der Ostsee
Seite 20: Impressum
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1
Vorweg…
…zunächst zwei Bitten: Haben Sie Anregungen, Wünsche, Kritiken oder
gar Lobe für die Preußischen Monatsbriefe, dann teilen Sie uns diese
doch bitte mit. Wir stellen uns gern auf Sie ein. Und: Die Ihnen per Mail
zugesandten KOSTENLOSEN Monatsbriefe lassen sich im Internet aufrufen:
www.Preussische-Monatsbriefe.de
Bitte geben Sie diese Adresse an wache Geister weiter. Sie und
wir danken es Ihnen.
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Wie wohl hätte der preußische König Friedrich der Große auf ein
„Schweinskram“ wie dem reagiert, der wochenlang zu einer politischmedialen Kontroverse gegen die Kanzlerin und gegen Deutschland missbraucht wird? Er hätte sich bestätigt gesehen, dass die deutsche Sprache
bestenfalls für derlei geeignet sei und weiter Französisch parliert. Vor
allem wäre ihm im Mai 1740 gegenüber seinem Kabinettsminister Graf
Podewils nicht der berühmt gewordenen Ausspruch über die Lippen gekommen, dass Gazetten, wenn sie interessant seyn sollten, nicht geniret
werden müssen. Möglicherweise hätte er den Scribenten zur Untersuchung seines Geisteszustandes an die Charité verwiesen oder zur sittlichmoralischen Besserung nach Spandau auf die Festung geschickt.
In dem politisch-moralisch verflachten Nachfolgestaat Bundesrepublik, in
dem „Feuchtgebiete“ zur Bettlektüre gehören, sich koitierende „Mimen“
über Theaterbühnen wälzen und das Gossenwort „Scheiße“ zum gehobenen Sprachgebrauch gehört, in diesem Land wird pornographischer
Unrat zum Staatsakt. Das Indiskutable wird zum Ereignis. Mit der blödsinnigen Begründung, dass bei Verbot und Ahndung des frontalen und
widerlichen Angriffs auf die Würde eines Menschen die bundesdeutsche
Pressefreiheit auf dem Spiel stünde. Ist das Land schon so abgestumpft,
dass die Pornographie-„Diskussion“ nicht als Verlust der Würde dieses
Staates empfunden wird?
Übrigens: Kann man verlieren, was man nicht oder nur begrenzt hat?
Man lese aufmerksam, gar nicht ruhig und vor allem nicht gelassen den
Paragraphen 130 des Strafgesetzbuches. Wird da nicht deutlich geniret?
Nicht nur Gazetten!
Die Schriftleitung
Preußische Monatsbriefe
Professor Dr. Max Otte: Wir stehen im Krieg gegen Bargeld
Mit seiner Streitschrift „Rettet unser Bargeld“ warnt der profilierter Finanzmarkt- und Wirtschaftsexperte Professor Dr. Max
Otte erneut vor einer gesellschaftlichen Katastrophe, die auf uns
alle wie die von ihm prognostizierte Finanzkrise von 2008 zurollt:
vor dem drohenden Bargeldverbot. Doch der Wissenschaftler,
Christ und Preußen-Experte lässt Resignation nicht zu: Er analysiert messerscharf die Lage, klärt darüber auf und zeigt Mittel
und Wege, wie jeder einzelne und alle Betroffenen zusammen
dagegen kämpfen können, nein, müssen. Siehe Petition unten.
Der Wirtschaftsweise und Menschenfreund entlarvt die ScheinArgumente der Bargeld-Gegner und deckt auf, was bei einer
Bargeldabschaffung droht: „Wir werden zu Geiseln der Banken.
Alle unsere Ein- und Verkäufe werden gespeichert. So kann der
Kauf von bestimmten Gütern reglementiert oder es können individuelle Preise festgelegt werden. Die drohende Bargeldabschaffung hat einen ernsten Hintergrund: Der Geld-Abfluss soll verhindert werden, weil unser Finanzsystem faktisch pleite ist. Ein
Neustart auf Kosten der Bürger, die ihre Ersparnisse verlieren würden, ist ohne sicheres, allgemein
verfügbares, anonymes, kostenfreies und stabiles Bargeld einfacher zu realisieren. Zerstört würde
eine der Säulen unserer freiheitlichen Wirtschaftsordnung. Bargeld ist ein öffentliches Gut und unverzichtbar für die Demokratie.
Direkt spricht Otte die Betroffenen an: „Ihr Profil wird zum Eigentum einer oder mehrerer Konzerne.
Ihr Profil wird zur Ware. SIE werden zur Ware.“
Aufruf zur Teilnahme an der Petition:
Rettet unser Bargeld
Wehren Sie sich und zeichnen Sie unsere Petition „Rettet unser Bargeld“. Mit Ihrer Unterschrift zur
Unterstützung der Petition werden wir uns an die Mitglieder des Deutschen Bundestages wenden!
Bitte aufrufen: https://rettet-unser-bargeld.de/#petition
Neben Professor Dr. Max Otte gehören u. a. folgende Persönlichkeiten zu den Unterstützern der
Petition:
Prof. Dr. iur. Karl Albrecht Schachtschneider („Ein notwendiger Schritt von Max Otte, um unsere
Freiheit zu verteidigen.“)
Prof. Dr. Helge Peukert („Wie bei seiner Vorahnung der Finanzkrise warnt Max Otte nachdrücklich
vor dem zu befürchtenden elementaren Freiheitsverlust für den Fall der Abschaffung des Bargeldes.“
Frank Schäffler („Wenn Max Otte heute vor einem Bargeldverbot warnt, dann ist es höchste Eisenbahn, diesen fatalen Kurs zu stoppen.“)
Sahra Wagenknecht („Ohne Bargeld ist der Kleinsparer den Banken völlig ausgeliefert.")
Carlos Gebauer („Wer das Bargeld abschafft, der beseitigt das Grundrecht auf informationelle
Selbstbestimmung und damit einen Wesenskern der Menschenwürde.“)
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Rapport-Notizen zur Lage
Unter zunehmendem Druck stehen weltweit kritische Journalisten und unabhängige Medien, stellten „Reporter ohne Grenzen“ in ihrer Rangliste der Pressefreiheit 2016 fest. Darin nimmt die Bundesrepublik Deutschland den 16. Rang hinter allen nordeuropäischen Ländern, Costa Rica, Neuseeland
und anderen ein. Wie nicht anders zu erwarten, wurden Russland (148), China (176) und Nordkorea
(179) ganz hinten platziert.
Wie ist es eigentlich? Wenn der Schweinskram eines Minderbemittelten zum Rufmord eines anderen
als Satire bezeichnet und allgemein akzeptiert wird, geht dann das reale Töten eines anderen als
Performance durch?
Ausgerechnet Präsident Putin, der vom Westen als Diktator verteufelt wird, bot den edlen westlichen Führern ein Beispiel praktizierter Demokratie und Volksnähe, als er sich jüngst zum 14. Mal in
der Live-Show “Direkte Linie“ vor Fernsehkanälen und Rundfunksendern viereinhalb Stunden lang
den vielfältigen Fragen der Bürger stellte. Dabei erklärte er u. a., dass die Regierung für 2016 von
einer 0,3-prozentigen Schrumpfung des Bruttoinlandsprodukts ausgehe. Unter Anspielung auf die
auch und gerade von der Merkel-Regierung auf Betreiben der USA forcierten Sanktionen lautete sein
dennoch positiver Ausblick: „Unsere Wirtschaft hat sich noch nicht erholt, aber der Trend ist positiv.“
Auf die Frage, wen er zuerst vor dem Ertrinken retten würde, den Türken Erdogan oder den Ukrainer
Poroschenko, antwortete er: „Wenn sich jemand entschlossen hat, zu ertrinken, kann man ihn nicht
mehr retten. Aber ich bin bereit, jedem Partner die Hand zur Hilfe und Freundschaft zu reichen, wenn
er es will.
Inschrift im Wartezimmer einer Berliner Arztpraxis: „Bei riesigen Nebenwirkungen fressen Sie Ihre
Packungsbeilage und schlagen Sie Ihren Arzt oder Apotheker tot.“
Neue Höchstmarken in Berlin und Brandenburg erreicht nicht nur die Zahl der Einbrüche. Von den
aktuell und potenziell Betroffenen wird die mangelnde Präsenz der Polizei scharf kritisiert. Die wiederum hält mit dem Hinweis dagegen, dass dies die logische Folge unangemessenen Personalabbaus
sei. Betroffene und Potenzielle nahmen erstaunt und fluchend zur Kenntnis, dass zur Festnahme eines Einzelnen in der Berliner Rigaer Straße 500 Polizisten aufgeboten wurden, und als u. a. wegen
eines womöglichen Steuerdelikts gegen das Berliner Bordell „Artemis“ vorgegangen werden musste,
taten das knapp 1 000 Polizisten.
Eine aktuelle Meldung und ein
historisches Ereignis. Aufgeregt
erschreckten die JournalismusGiganten „Spiegel“ und „Welt“
am 14. April 2014 ihre Leser mit
der Information, dass russische
Kampfflugzeuge den in der Ostsee (!) kurvenden US-Zerstörer
„USS Donald Cook“ mehrmals
bedrohlich in Angriffssimulation
überflogen haben. Originaltext:
„Die ‚Donald Cook‘ hielt sich
zum Zeitpunkt der Vorfälle in der Ostsee in internationalem Gewässer vor der russischen Küste auf.
Eine Vertreterin des Pentagons zeigte sich besorgt. ‚Diese Aktionen haben das Potenzial, die Spannungen zwischen beiden Ländern unnötigerweise eskalieren zulassen, und könnten zu Fehlkalkulationen oder Unfällen mit Schwerverletzten oder Toten führen. Wir sind zutiefst besorgt über die gefährlichen russischen Manöver'." Medienerfahrene wollten nicht glauben, dass die Russkis ein harmloses Schiffchen auf Betriebsausflug über das europäische Binnenmeer einfach so mal ärgern wollten.
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Sie schlugen ihre Info—Internetquelle http://de.sputniknews.com/ auf, und siehe da: Pentagon und
deutsche Medien hatten ihnen kleine Sachverhalte vorenthalten: Zum einen bewegte sich das USSchiff im Rahmen eines gemeinsamen Manövers mit der polnischen Marine (was wohl wurde geprobt?), zum anderen befand sich der Kreuzer – an Bord u. a. nahezu 100 TomahawkMarschflugkörper mit nuklearen und nichtnuklearen Sprengköpfen, deren Reichweite 2.500 Kilometer ausmacht - nur 70 Seemeilen vom russischen Marinestützpunkt Baltijsk bei Königsberg (Kaliningrad) entfernt. Der russische Botschafter Alexander Gruschko erklärte nach der Sitzung des Russland-Nato-Rates in Brüssel vor Journalisten: Es wäre ihm zufolge kaum vorstellbar, dass ein ausländisches Kriegsschiff, ausgestattet mit atomwaffenfähigen Raketen mit 2.500 Kilometern Reichweite,
etwa vor New York aufkreuzen könnte. Nun zum historischen Ereignis, zum Tonkin-Zwischenfall im
August 1964 vor der Küste Nordvietnams. Dabei hätten nach US-Angaben nordvietnamesische
Schnellboote zwei US-amerikanische Kriegsschiffe mehrmals ohne Anlass beschossen. Daraufhin
legalisierte die US-Regierung unter Präsident Lyndon B. Johnson alle US-Kriegsmaßnahmen 1965 bis
1973 gegen Vietnam. Pentagon-Papiere von 1971 und die Memoiren von Robert McNamara (1995)
belegen, dass die US-Regierung die Vorfälle durch bewusste Falschdarstellung zum Durchsetzen ihres
direkten Kriegseintritts benutzte. Das aktuelle Ostsee-Ereignis lässt an eine Blaupause von 1964 denken und darf sicher als heißer Test für den E-Fall gegen Russland gewertet werden.
Wachsende Ungleichheit beim Kindeswohl stellt eine aktuelle UNICEF-Studie in Industrieländern
fest. Im Mittelpunkt stehen die Ungleichheiten beim Einkommen, beim Schulerfolg, bei selbst berichteten Gesundheitsproblemen und bei der persönlichen Lebenszufriedenheit. Die reiche Bundesrepublik nimmt nach Ländern wie Slowenien, Lettland und Kroatien den beschämenden 14. Platz ein.
Sarah Cook, Leiterin des UNICEF-Forschungszentrums Innocenti: „Das Wohlergehen von Kindern ist in
keinem Land das zwangsläufige Ergebnis individueller Umstände oder der wirtschaftlichen Entwicklung, sondern wird durch politische Entscheidungen bestimmt.“ Noch nicht berücksichtigt in der Auflistung sind die negativen Folgen der von der Merkel-Regierung zu verantwortenden Flüchtlingspolitik, unter der Tausende Kinder zu leiden haben werden. Am 1. April galten bereits etwa 8 620 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge als vermisst. Davon waren 781 jünger als 13 Jahre alt. Regierungskreise gehen davon aus, dass die hohe Zahl der Vermissten weiter steigen wird.
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Satire ??
Unabhängig ob man Herrn Erdogan mag oder nicht: Als ich zum ersten Mal das sog. ‚Satire‘Gedicht von Herrn Bö.. gelesen hatte, glaubte ich nicht, daß so etwas im deutschen Fernsehen möglich sei. Ich habe deswegen zur Bestätigung in die Runde gefragt, und es wurde mir
sogar mit Original-TV-Video zugesandt.
Jetzt wird es für mich sehr schwierig, denn ich bin der Meinung, das hat nichts mit dem demokratischen Recht der Meinungsfreiheit zu tun, sondern das sog. Gedicht oder was es sein
soll steht im Gegensatz zu dem, was von den Dirigenten dieses Staates immer als Feigenblatt
für seine moralische Qualität vor sich hergetragen wird, nämlich die Menschenwürde. Es ist
der Weg des kulturellen Niveaus der Bundesrepublik Deutschland von dem vergeblichen
Wunsch eines Helmut Kohl, eine geistig-moralische Wende einzuleiten, bis zu den einsamen
Beschlüssen der Frau Merkel, die von Vaclav Klaus als Zerstörerin der europäischen Zivilisation bezeichnet wurde.
Mit dieser sog. Satire wird die Brücke geschlagen zwischen dem gesellschaftsvernichtenden
Auftrag der Frankfurter Schule und seiner Erfüllung. Dieses ‚Werk‘ kann nur aus der Perspektive der langfristigen, selbstzerstörerischen Erziehungs- und Bildungspolitik unseres Volkes
seit der geistigen Machtübernahme durch die 68er gesehen werden, so wie sie von unserer
Kanzlerin protegiert wird.
Diese ‚Satire‘ ist der Ausdruck der Vernichtung unserer einstigen deutschen Leitkultur, der
Zerstörung des tradierten deutschen Denkens und der Lebensqualität.
Wer in dem Zusammenhang mit dieser ‚Satire‘ von Meinungs-‚Freiheit‘ spricht, ist einer falschen Interpretation dieses Begriffes aufgesessen. Es gibt den fundamentalen Unterschied
zwischen einer Freiheit ‚von‘ zu einer Freiheit ‚für‘ etwas. Das zu verstehen, bedarf es allerdings des Bewußtseins einer gemeinsamen Kultur auf der Basis christlich-ethischer Grundwerte. Es steht zu vermuten, daß es die sich selbst gestellte oder fremderteilte Aufgabe der
aktuellen politischen Machtkonstellation ist, dieses aufzulösen.
Wer in diesem Fall von Meinungsfreiheit spricht und Äußerungen aktiver Patrioten über ihr
Verhältnis zu ihrem Vaterland als rechtsradikal verbieten will, wäre somit ein Heuchler und
Verleumder.
Dieser ‚Vorstellung‘ eines solchen ‚Kleinstkünstlers‘ aus der untersten Schublade des Anstandes und Sitte sollte durch keine weiteren öffentlich-rechtlichen, juristischen Aktionen
eine nicht zustehende Bedeutung verschafft werden. Sie sollte allerdings nicht vergessen
werden, sondern bei der Qualifikation des aktuellen Kulturbetriebes der Bundesrepublik
immer parat sein.
Selbst wenn die gesamte Crème de la Crème der aktuellen deutschen ‚Kulturszene‘ von diesem ‚Polit-Künstler‘ begeistert sein sollte, ich finde ihn zum K….
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Von Herbert Gassen, Maintal, Diplomvolkswirt, Bankkaufmann,
Mitglied des Arbeitskreises Christlicher Publizisten e. V. (ACP)
Preußische Monatsbriefe
Aus weiteren Reaktionen auf den vom ZDF europaweit verbreiteten Schmäh-Schund:
Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzende der Axel Springer SE, genoss den Text, was er in einem Offenen Brief dem Verfasser mitteilte: „Ich finde Ihr Gedicht gelungen. Ich habe laut gelacht. Ein
Kunstwerk. Wie jede große Satire.“
Anmerkung: In dieser „großen Satire“ heißt es u. a. (Sprachfehler sind belassen, weil sie das Niveau
des Verfassers zusätzlich charakterisieren):
„Ja, Erdogan ist voll und ganz,
ein Präsident mit kleinem Schwanz.
Jeden Türken hört man flöten,
die dumme Sau hat Schrumpelklöten,
Von Ankara bis Istanbul,
weis jeder, dieser Mann ist schwul.
Pervers, verlaust und zoophil…
Sein Kopf so leer, wie seine Eier,
der Star auf jeder Gangbang-Feier.
Bis der Schwanz beim pinkeln brennt,
das ist Recep Erdogan, der türkische Präsident.“
XXX
Sahra Wagenknecht, Fraktionsvorsitzende der Bundestags-Linken: "Unerträglicher Kotau: Merkel
kuscht vor türkischem Despoten Erdogan und opfert Pressefreiheit in Deutschland." Den PornoTexter bezeichnet sie als Künstler.
Anmerkung: In Wirtschafts- und Finanzfragen scheint sich Frau Wagenknecht besser als in der entsprechenden bundesdeutschen Gesetzeslage auszukennen, an die eine Bundeskanzlerin ebenso wie
eine Fraktionsvorsitzende gebunden ist. Und: Wie könnte eine Bundeskanzlerin die bundesdeutsche
Pressefreiheit opfern? Verwechselt die Ostsozialisierte da etwas mit der DDR-Obrigeit?
XXX
Dipl.-Chem. Dr. rer. nat. Hans Penner, 76351 Linkenheim-Hochstetten, in seinem Offenen Brief an
die Bundeskanzlerin: „Böhmermann zerstört unsere Kultur. Aber ein deutscher Staatsbürger darf
nicht von einem islamischen Diktator vor ein deutsches Gericht gezerrt werden.“
Anmerkung: Noch (noch!) wird von Deutschen bestimmt, wer sich vor einem deutschen Gericht zu
verantworten hat.
XXX
Auszüge aus Zuschriften, die uns direkt zugingen:
„Was mich als Christin aber noch mehr bewegt ist: im 77köpfigen Fernsehrat, sind auch Vertreter der
Kirche dabei, und warum hat keiner dieser Christen etwas gegen diese Art von Satire gesagt? Warum
haben diese Männer und Frauen nicht ein VETO eingelegt für so eine Entgleisung der Sprache?... Was
haben diese Männer und Frauen für ein Denken, dass sie an solchen Verbalentgleisungen nicht Anstoß nehmen! Satire hin oder her, das ein so genannter Satiriker sich nicht schämt, überhaupt diese
Sprache zu benutzen, zeugt von einer kranken Geisteshaltung.“
XXX
„Wenn viele deutsche Politiker sich hinter dieses Pamphlet der üblen Sorte stellen, dann ist das ein
Hinweis darauf, wie moralisch verkommen dieses Land inzwischen ist. Unter der Gürtellinie - und
geschmacklos. Bei den Ajatollahs wäre jetzt eine Fatwa angesagt ...“
XXX
„Dieses Schmieren-„Gedicht” entspricht genau der heutigen Moral und Ethik des heutigen Deutschland.“
XXX
„Ich anstelle von Erdogan würde noch ganz andere politische Geschütze auffahren, um es dieser
selbstherrlichen Medien-Mafia ordentlich zu geben.“
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Preußische Monatsbriefe
Erinnerungen an die Heimat – Marienburg (Westpreussen)
Die weiträumige Anlage der Marienburg südöstlich von Danzig gilt als größter europäischer Backsteinbau und gehört seit dem 7. Dezember 1997 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Sie wird weitgehend museal genutzt und ganzjährig von Touristen aus aller Welt besucht.
Foto: Thomas Stegh
Einen großen Tag in jüngerer Geschichte erlebte die prächtig-wuchtige Marienburg, als Bruno Johann
Platter, seit dem 25. August 2000 Abt und der 65. Hochmeister des Deutschen Ordens, an historischem Ort die acht Meter hohe Marienplastik an der Außenfassade der Schlosskirche im Burgareal
enthüllte. Vorangegangen waren Gottesdienste in der wiederhergestellten Marien- und in der St.
Johanniskirche. Unter den zahlreichen Gästen des Ereignisses befanden sich etwa zwei Dutzend
ehemalige Marienburger, unter ihnen Heimatkreisvertreter Bodo Rückert. Der Heimatkreis ist ein
Zusammenschluss von Marienburgern, die am Ende des Zweiten Weltkrieges aus ihrer westpreußischen Heimat geflohen sind oder vertrieben wurden. „Die Freude ist selbstverständlich sehr groß,
dass Maria als Patronin des Deutschen Ordens und Namensgeberin der Marienburg und der Stadt
wieder in der Chornische der Schlosskirche steht“, sagte Bodo Rückert sichtlich bewegt in seiner
Heimatstadt. Ein Stadtfest schloss sich der feierlichen Zeremonie an.
Maria an der Ostseite der Schlosskirche schaut wieder weit ins Land
Die Marienstatue setzt sich aus zirka 300 000 kleinen Mosaiken zusammen. Sie entstand in der Mitte
des 14. Jahrhunderts und wurde 1945 zerstört. Rund um Stadt und Burg tobten schwere Kämpfe
zwischen der Wehrmacht auf der einen und der Roten Armee sowie der US Air Force auf der anderen
Seite. Von der Marienburger Altstadt blieben etwa zwanzig Prozent ohne Schäden, die Burg – seit
1280 Konventssitz des Deutschen Ordens und von 1308 bis 1457 Residenz des Hochmeisters - war
nahezu zerschmettert. Die meisten der 27 000 Einwohner des Ortes waren zuvor geflüchtet. Nach
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Preußische Monatsbriefe
Die zerschmetterte Marienburg nach Ende des Zweiten Weltkrieges 1945
Kriegsende wurden Stadt und Burg von den drei Siegermächten USA, England und Russland an Polen
zur Verwaltung bis zum Abschluß eines Friedensvertrages mit Deutschland übergeben. Polen vertrieb
die noch verblieben Deutschen, gab der Stadt den Namen Malbork und entfernte vieles von dem,
was an Deutsche erinnern konnte. So auch das von Rudolf Siemering geschaffene Standbild Friedrichs
des Großen im Vorburggelände.
In den folgenden Jahren wurde die Burganlage im alten Stil wieder aufgebaut und saniert. Dies dürfte
nicht zuletzt in historischer Erinnerung an die Übernahme der Burg am 7. Juni 1457 durch den König
von Polen erfolgt sein, nachdem der Hochmeister seinen Sitz nach Königsberg verlegt hatte. Erst
1772 kam sie zum Königreich Preußen zurück und gehörte ab 1773 mit der Stadt zur neugeschaffenen Provinz Westpreußen. Das Bauwerk diente dann u. a. als Kaserne und verlor viel von ihrer mittelalterlicher Architektur. Militär hat halt eigene Bedürfnisse. König Friedrich Wilhelm III. untersagte
1804 weiteren Abriss und ordnete 1817 eine umfangreiche Restaurierung unter Beteiligung von Karl
Friedrich Schinkel an. Bei Aufbauarbeiten nach dem Zweiten Weltkrieg brannte 1959 das mittelalterliche Dach des großen Remters ab. Mit vornehmlich aus Norwegen stammenden Geldern wird seit
2008 weiter restauriert. In altem neuen Glanz erstrahlen bereits die St.-Anna-Kapelle mit den Hochmeistergräbern, das Glöcknerhaus und der Hauptturm.
Bei Tiefbauarbeiten in Marienburg nahe dem Schloßkomplex sind im Oktober 2008 die sterblichen
Überreste von 1.001 Frauen, 381 Männer, 377 Kinder und 352 Menschen, deren Geschlecht und
Alter nicht zu bestimmen waren, aus Marienburg entdeckt und exhumiert worden. Die genauen Umstände des Todes zu Kriegs- oder unmittelbaren Nachkriegszeiten konnten nicht geklärt werden.
Nach einem bewegenden, von Geistlichen aus Polen und Deutschland zelebrierten ökumenischen
Gottesdienst wurden die Gebeine am 14. August 2009 auf dem Deutschen Soldatenfriedhof in Neumark (seit 1945 Stare Czarnowo) bei Stettin auf einem gesonderten Grabfeld bestattet. Den Friedhof
haben wir in unserem Preußischen Monatsbrief vom November 2015 in Bild und Text vorgestellt.
Peter Mugay
2008 entdeckte sterbliche Überreste von Marienburgern,
die auf dem Deutschen Soldatenfriedhof Neumark bei Stettin bestattet wurden
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Preußische Monatsbriefe
Satira von Till Sarkassimus d. Ä.
aus Grimms sammlunG „1000 und eine Pracht“
Es waren zwei Königskinder, die hatten einander so lieb, weil das eine tat, was das andere wollte und
nicht einmal schmollte. „Wir schaffen das“, sagten sie zärtlich zueinand. Sag an, großer Meister, was
ist zu tun, so sprach Gretel am Tag und in der Nacht, was Tom dann forderte, hat sie folgsam gemacht. Laß den Teufel von der Wolga fahren dahin, jawohl rief sie freudig, das bringt dir Gewinn. Mit
dem Türkensäbel stell dich gut, kommen auch andere darob in Wut. Bring dein Land und Brüssels
Reich mit Fluchten durcheinand, dafür kleid‘ ich dich gar lieb in güldenes Gewand. Mach offen das
Land zwischen Oder und Rhein, für dein frei handelndes Buhlelein. Doch folgst Du du nicht willig, das
weißt du genau, bist du für mich nur noch `ne deutsche - Frau.
Es folgen Szenen einer glücklichen Ehe zwischen dem blondem Gretel und dem feschen Onkel Tom.
Man braucht nicht viel Worte zu machen – die Körpersprache von Gretel und Tom erzählt mehr als
es Courths Malers opulentes Roman-Oevre (darunter „Ich will“von 1916 und „Der Scheingemahl“
von 1919) je vermochte.
Nur manchmal widersprach Gretel ihrem Tom. Als die Rede auf seine besonderen Qualitäten kam,
deutete er sie in einem Anfall von Bescheidenheit an. Resolut korrigierte Gretel, wobei sie möglicherweise auch zur Übertreibung neigte.
Mit der Wucht einer germanischen Kämpferin weist sie immer wieder böse Widerworte
von Störenfrieden gegen ihren Tom zurück. In ihrer eleganten Handtasche warten einsatzbereit liebevoll von Mutti zubereitete Brote darauf, den ständigen Hunger des nimmersatten Tom zu stillen: Ramsteiner Klötzerl und Bücheler Knallschoten.
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Preußische Monatsbriefe
Patrioten-Passagen
DEMOKRATISCHE PARTEI
(In der jüngeren preußisch-deutschen Geschichte kamen, agierten und vergingen
Parteien. So die 1885 gegründete Demokratische Partei, die nur zehn Jahre bestand. Sie profilierte sich in strikter Gegnerschaft zur Militär und Kolonialpolitik
und forderte u. a. Arbeitsrecht. Es folgen Auszüge aus dem Parteiprogramm.)
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Die Demokratische Partei fordert, dass der Wille des Volkes durch die bestimmende
Mitwirkung der Volksvertretung bei der Gesetzgebung und Staatsverwaltung zur vollen
Geltung gelangt, dass demzufolge der Etat und die Friedenspräsenz alljährlich festgestellt
werden, dass die Minister nur so lange im Amte bleiben, wie sie sich mit der Mehrheit
der Volksvertretung in Übereinstimmung befinden, und dass ihre Verantwortlichkeit gegenüber den Parlamenten durch ein Ministeranklagegesetz gesichert wird.
Die Partei wird alle Bestrebungen unterstützen, welche auf friedliche Ausgleichung
der zwischen einzelnen Völkern entstehenden Streitigkeiten abzielen; insbesondere
internationale Schiedsgerichte.
Die gebotene Durchführung des Rechtsstaates bedingt die Aufhebung aller Ausnahmegesetze, vollständige Sicherung der Vereins- und Versammlungsfreiheit durch
Reichsgesetz, vollkommene Pressfreiheit, Revision des Strafrechtes und des Strafprozesses auf demokratischer Grundlage.
Die Partei erstrebt eine wirksame - soweit wie möglich durch internationale Vereinbarung geregelte - Arbeiterschutzgesetzgebung und tritt daher ein für die gesetzliche
Regelung der Arbeitszeit, insbesondere der Sonntagsarbeit, sowie für die Beschränkung der gewerblichen Frauenarbeit. Sie verlangt die Herstellung einer demokratischen Organisation, welche unter Berücksichtigung der Sonderbedürfnisse der einzelnen Bezirke und Gewerbe die Durchführung der Arbeiterschutzgesetze zu überwachen, und ihre Vervollkommnung anzustreben hat. Sie fordert ein tatkräftiges Eintreten der Gesetzgebung zur Versorgung der ganz oder teilweise erwerbsunfähig
gewordenen Arbeiter.
Die gerechte Verteilung der Staatslasten nach Maßgabe der wirtschaftlichen Lage
der Staatsangehörigen gehört zu den sozialen Aufgaben des Staates. Daher verlangt
die Partei die Befreiung der Lebensbedürfnisse des Volkes von jedweder Steuer; und in
letzter Linie die progressive Einkommensteuer mit Selbsteinschätzung.
Die Demokratische Partei verlangt die vollständige Trennung der Kirche vom Staat sowie
der Schule von der Kirche. Die Regelung der inneren Angelegenheiten der Religionsgesellschaften hat ohne Einmischung des Staates zu erfolgen.
Der Staat hat die Pflicht, im Verein mit der Familie für die Erziehung der heranwachsenden Generation Sorge zu tragen.
Die Demokratische Partei erblickt das einzige Heilmittel für den die Staaten Europas zerrüttenden Nationalitätenhader in der Durchführung des Grundsatzes der Nationalitätentoleranz und tritt deshalb unbedingt ein für das Recht einer jeden Nationalität, in jedem
Staate frei und ungehindert sich entfalten und ihr Volkstum pflegen zu können.
Diese Forderungen erschöpfen die Ziele der Demokratie keineswegs, sie enthalten nur
die unerlässlichen Aufgaben der nächsten Zukunft.
Preußische Monatsbriefe
Preußen in Witz und Anekdoten
Gendarm: Wat will denn Mamsellekin
anne Kloake? Jemach, Herr Gesetzeshüta.
Ick hol mal bloß een Kübel Nachschub
für Meista Böhmamanns nächste Kotznumma.
Friedrich der Große und die Karschin
In ihren Geldnöten wandte sich „die deutsche Sappho“, das Berliner Original Anna Luise Karsch, wiederholt mit Bitte um Unterstützung an Friedrich den Großen. Viel schickte er ihr nicht; einmal sogar
nur zwei Thaler. Prompt erhielt er die überaus milde Gabe mit dem Vierzeiler zurück:
„Zwei Taler giebt kein großer König,
Ein solch‘ Geschenk vergrößert nicht mein Glück!
Nein, es erniedrigt mich ein wenig,
Drum send‘ ich sie zurück.“
Der König, der kluge Widerworte schätzte, nahm nicht übel. Ihre nach dem Ausbruch des Siebenjährigen Krieges gedichteten Lobeshymnen auf Friedrich II. und Preußen fanden auf Flugschriften im
ganzen Land zahlreiche Leser.
XXX
Friedrich Wilhelm III., Gatte von Luise, traf beim Abendspaziergang Bischof Eylert und führte mit ihm
ein angeregtes Gespräch das er gern fortsetzen wollte. In seiner kurzen, militärisch geprägten Sprache sagte er: „Können zum Nachtessen bleiben, Eylert.“ Der Bischof erschrak und wies auf seine für
das Abendessen unangemessene Kleidung. Der König winkte ab: „Will Sie haben, nicht Ihren Rock.
Kommen Sie mit.“
Berliner Jören
„Mutta, Mutta, kiek doch mal aus Fensta – Fritze will nich jloben, dette schielst.“
XXX
Ein Polizist sieht im Gedränge einen kleinen Jungen. Er fragt: „Du weeßt wohl nich wo deine Mutta
is?“ Antwortet der Knirps: „Det jeht ihnen jar nischt an; ick frag Ihnen doch ooch nich nach Ihre Mutta.“
XXX
Ein Junge will einen anderen nicht in seiner Bande haben: „Mang uns mang is eena mang, der mang
uns mang nicht mang jehört.“
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Preußische Monatsbriefe
Preußische Daten
1.Mai 1851 (vor 165 Jahren): Der erste Schnellzug für die Strecke von Berlin nach Köln ist 16 Stunden
unterwegs.
1.Mai 1851 (165):Die Berliner können unter 127 Briefkästen auswählen.
1.Mai 1886 (130): Die drei Etagen hohe Zentral-Markthalle am Berliner Alexanderplatz wird mit 1 586
Verkaufsständen eröffnet. Die untere enthielt hauptsächlich Aufbewahrungsräume, die beiden oberen dienten dem Einzelverkauf.
1.Mai 1896 (120): Mit 3 780 Ausstellern wird die Große Berliner
Gewerbeausstellung im Treptower Park auf dem Gelände des
„Neuen Sees“ offiziell eröffnet. Sie bleibt bis zum 15. Oktober
geöffnet. Das Ausstellungsterrain ist mit mehr als 900 000 Quadratmetern größer als das der bisherigen Weltausstellungen.
Vom Stadtinnern zum Ausstellungsgelände verkehren von der
Großen Berliner Pferde-Eisenbahn mehrere elektrisch betriebene Straßenbahnlinien teils mit Oberleitungen, teils mit Unterleitungen. Die Große Berliner Pferde-Eisenbahn nimmt am 25.
Januar 1898 den Namen Große Berliner Straßenbahn (GBS) an.
2.Mai 1766 (250): Der 1741 von Friedrich dem Großen an die
Königlich-Preußische Akademie der Wissenschaften berufene
Leonhard Euler wechselt von Berlin nach Petersburg. An seine
Tätigkeit und an sein damaliges Wohnhaus in Berlin erinnert
eine Gedenktafel an der Behrenstraße 21/22, in dem heute die
Bayerische Vertretung in Berlin residiert. In Petersburg, wo Euler
1783 starb, arbeitet er in der Kunstkammer. Katharina die Große
schenkt ihm ein Palais an der Newa.
2.Mai 1791 (225): König Friedrich Wilhelm II. verleiht dem jüdischen Kaufmann, Münzunternehmer
und Silberlieferanten Daniel Itzig und Familie ein Naturalisations-Patent. Es überträgt ihnen alle
Rechte und Pflichten christlicher Bürger. Der Geehrte ist königlich preußischer Hoffaktor und einer
der bedeutendsten jüdischen Bankiers in Preußen. Er steht der Jüdischen Gemeinde Berlin vor und ist
Landesältester der Judenschaften in den preußischen Provinzen.
3.Mai 1631 (385): Der schwedische König Gustav II. Adolf dringt nach Berlin vor und nimmt Quartier
in der Stadt. Seine Truppen lagern außerhalb der Stadt. Kurfürst Georg Wilhelm von Brandenburg
überlässt den schwedischen Truppen die Festung Spandau für Operationen gegen die kaiserlichen
Truppen bei Magdeburg. Von Gustav II Adolf bedrängt, zahlt er monatlich 30 000 Taler für den Unterhalt der schwedischen Truppen. Kurfürst Georg Wilhelm stirbt 1640 in Königsberg. Sein Nachfolger
Friedrich Wilhelm, der "Große Kurfürst", tilgt die Kontributionsschmach 1675 mit dem Sieg über
Schweden bei Fehrbellin. Daran erinnert eine besuchenswerte Siegessäule.
4.Mai 1741 (275): Stadt und Festung Brieg fallen in der Folge des ersten Sieges der Preußen über die
österreichischen Habsburger im Ersten Schlesischen Krieg, der am 10. April 1741 in der Schlacht bei
Mollwitz durch Friedrich II. und Generalfeldmarschall Kurt Christoph Graf von Schwerin errungen
wurde, ebenfalls an Preußen. Der Kapitän des Infanterie-Regiments Markgraf Karl (Nr. 19) von Sydow
meldet - von zehn blasenden Postillons begleitet – den Brieger Erfolg am 7. Mai in Berlin. Auf dem
Wasserwege treffen am 31. Mai einige von den preußischen Truppen in Schlesien erbeuteten österreichischen Siegeszeichen ein. Der Zug von Kanonen, Pauken und Standarten wurde durch das Kö-
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Preußische Monatsbriefe
nigstor am Schloss vorbei zum Zeughaus geführt. Die stark beschädigte Stadt Brieg wird von der
preußischen Verwaltung zur Festung ausgebaut. Im Jahr 1939 zählt die Stadt 31.419 Einwohner (74
Prozent evangelisch). Nach Kriegsende wird Brieg unter polnische Verwaltung gestellt. Die deutschen
Bewohner werden zwischen 1945 und 1947 größtenteils von der örtlichen polnischen Verwaltungsbehörde vertrieben.
4.Mai 1871 (145): Die am 16. April im Reichstag verabschiedet Verfassung des Deutschen Kaiserreiches (Bismarcksche Reichsverfassung) tritt in Kraft. Obwohl sie keine Aussage über die Hauptstadt
trifft, fungiert Berlin als Sitz von Kaiser, Reichskanzler und Reichstag als Reichshauptstadt.
7.Mai 1866 (150): Die Berliner Burschenschaft (Brandenburgia) untersagt ihren Mitgliedern das Duell. Dieser Beschluss löst bei den Bundesburschenschaften heftigen Widerspruch aus.
Attentat auf Bismarck – der Urpeuße reagierte couragiert
7.Mai 1866 (150): Der 22jährige Ferdinand Cohen-Blind unternimmt in der Berliner Prachtstraße
Unter den Linden ein Attentat auf den preußischen Ministerpräsidenten Otto von Bismarck. Aus einem Revolver schießt er zweimal von hinten auf den Politiker, Bismarck dreht sich um und packt ihn,
dennoch lösen sich drei weitere Schüsse. Der Attentäter wird festgenommen und durchschneidet
sich in einer Zelle des Polizeipräsidiums die Kehle. Als Motiv seiner Tat gibt er an, Bismarck sei Urheber eines bevorstehenden Krieges zwischen Österreich und Preußen. Der königliche Leibarzt Gustav
von Lauer untersucht Bismarck und stellt keine nennenswerten Verletzungen nach den Streifschüssen fest.
8.Mai 1876 (140): In einer Petition an die Regierung setzt sich der Berliner Lette-Verein für die Ausbildung von Apothekergehilfinnen ein. Das Begehren wird abgelehnt.
8.Mai 1891 (125): Wegen Majestätsbeleidigung wird der Schneidergeselle Karl Bröse aus Reinickendorf vor der 2. Strafkammer des Landgerichts II zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt.
10.Mai 1886 (130): Ein Zahnarzt wird vom Schöffengericht zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. Er
hat eine junge Frau, die sich bei ihm die Zähne plombieren ließ, nach beendeter Arbeit geküsst.
13.Mai 1771 (245): Die Verunreinigung von Straßen wird mit nunmehr fünf (bislang zwei) Reichstalern bzw. mit einer entsprechenden Leibesstrafe geahndet. Überdies sollte die betroffene Person
"öffentlich mit einem Zettel vor der Brust ausgestellt werden".
16.Mai 1881 (135): Die erste elektrische Straßenbahn der Welt aus der Firma Siemens & Halske
nimmt offiziell den Betrieb auf. Die Stromzuführung erfolgte anfangs durch eine Schiene. Die erste
Strecke führt von Groß-Lichterfelde (Anhalter Bahnhof) zur Haupt-Kadettenanstalt.
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Preußische Monatsbriefe
21.Mai 1671 (345): Kurfürstliches Edikt gestattet 50 aus Österreich vertriebenen jüdischen Familien,
sich in der Mark niederzulassen. Einige von ihnen siedeln sich als Händler und Geldverleiher in der
Berliner Judengasse und vor den Stadttoren an.
23.Mai 1636 (380): Kurfürst Georg Wilhelm fordert von den Ratsleuten zu Berlin und Cölln weitere
finanzielle Unterstützung zur Erhaltung des Hofstaats, da er die dazu nötigen Mittel aus seinen Ämtern nicht entnehmen könne.
24.Mai 1791 (225): Der Musiker und Komponist Karl Friedrich Christian Fasch sowie 26 weitere Musikliebhaber gründen im Haus der verwitweten Frau General-Chirurgus Voitus Unter den Linden 42
die Singakademie zu Berlin. Sie gilt als ältester gemischter Chor der Welt.
25.Mai 1886 (130): Im engsten Familienkreise findet die Trauerfeier für den am 23. Mai in Berlin
verstorbenen Historiker Leopold von Ranke statt. In seinem in eine Trauerkapelle umgewandelten
Arbeitszimmer hält Prediger Ranke, Sohn des Verstorbenen, die Andacht.
26.Mai 1821 (195): Das am 29. Juli 1817 abgebrannte Schauspielhaus auf dem Gendarmenmarkt
wird im Beisein des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. mit Goethes „Iphigenie auf Tauris“ festlich wiedereröffnet.
28.Mai 1696 (320): Kurfürst Friedrich III. erlässt eine Constitution (Verfügung),wie es in der Kurmark
Brandenburg mit Kleidung und Livreen sowie bei Festlichkeiten, Hochzeiten, Kindtaufen und Begräbnissen gehalten werden soll.
28.Mai 1826 (190): In der Luisenstadt (heute aufgegangen in den Berliner Bezirken Mitte und Kreuzberg) wird eine Sonntagsschule übergeben, die vorerst für Knaben zwischen neun und vierzehn Jahren vorgesehen ist, die wegen regelmäßiger Arbeit die „normalen“ Schulen nicht besuchen können.
28.Mai 1886 (130): Die Schlossbau-Kommission besichtigt den Ausbau des Schlossapothekenflügels.
Auf Leitern steigen die Gutachter bis in die Giebel hinauf, um Holz und Mauerwerk zu untersuchen.
Eduard Gaertners Blick von 1856 auf die Prachtstraße Unter den Linden, wie sie auch der von
Christian Daniel Rauch geschaffene Friedrich der Große sah
31.Mai 1851 (165): Das vom Bildhauer Christian Daniel Rauch geschaffene monumentale Reiterstandbild von Friedrich dem Großen wird anlässlich des 111. Jahrestages der Thronbesteigung des
preußischen Königs in der Straße Unter den Linden enthüllt. Rauch, nach Schadow Hauptvertreter
des Berliner Klassizismus, erhält an diesem Tag als erster Berliner Bürger das Ehrenbürgerrecht.
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Preußische Monatsbriefe
Beilage
Die brennende Cap Arcona in der Lübecker Bucht
Briten brachten der Cap Arcona
am 3. Mai 1945 Bomben statt Freiheit
Schauspieler Erwin Geschonneck überlebte den Angriff auf das KZ-Schiff
Vorweg:
Das tragische Schicksal der Wilhelm Gustloff gehört seit Jahren
zum Pflichtprogramm deutscher Fernsehsender, weil ein sowjetisches U-Boot
die Tragödie – wenn auch durch Kriegsrecht gedeckt – hervorrief. Zudem handelte es sich bei den Tausenden Opfern um deutsche Flüchtlinge vornehmlich
aus Ostpreußen, die - so die Goebbels-Propaganda - vor mordenden, sengenden und vergewaltigenden Russen das Weite suchten. So etwas macht sich im
bundesdeutschen Fernsehen immer wieder gut. Dagegen taucht die gnadenlose Bombardierung der Cap Arcona, die ebenfalls Tausende Opfer zur Folge
hatte, höchst selten in TV-Programm auf. Das Thema behagt nicht, weil die Royal Air Force der heute britischen Freunde für das Desaster sorgten, indem sie
nach Freiheit dürstende Häftlinge aus Konzentrationslagern ins nasse Grab
versenkten. Das paßt TV- und Polit-Ideologen heutzutage nicht ins politische
Konzept.
Joachim Fest, ehemaliger F.A.Z.-Herausgeber und Autor einer weithin gerühmten Hitler-Biographie, hatte die Courage und nahm sich die Freiheit, am 9. April
2005, also kurz vor dem 60. Jahrestag, über das KZ-Schiff und die britische
Bombardierung zu äußern: „Ein Schiff, auf dem Tausende KZ-Häftlinge waren
und das am 3. Mai 1945 von den Engländern bombardiert wurde. Die Häftlinge
standen unten und winkten mit schwachen Kräften rauf. Sie begrüßten die englischen Flugzeuge. Endlich die Freiheit, dachten sie. Und dann kommen die
Bomben und Raketen.“ Folgen wir Joachim Fest und erinnern wir mit dem
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Preußische Monatsbriefe
Kronzeugen und Schauspieler Erwin Geschonneck an das Ende der Cap Arcona.
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Er stand mit Helene Weigel, Willy Fritsch und Curt Bois auf der Bühne, mit Simone
Signoret, Winnie Markus, Armin Mueller-Stahl, Manfred Krug, und Senta Berger vor
der Kamera. Gemeinsam mit Brigitte Mira ist Erwin Geschonneck im Dezember 2004
zum Ehrenmitglied der Deutschen Filmakademie ernannt worden. Beide hätten sich
„große Verdienste um den deutschen Film erworben“. Der am 12. März 2008 im Alter
von 101 Jahren in Berlin gestorbene Geschonneck („Karbid und Sauerampfer“, „Jakob der Lügner“, „Ein Lord am Alexanderplatz“ etc.) gehörte zu den wichtigsten deutschen Schauspielern der Nachkriegszeit. Er brillierte in ernsten wie in heiteren Streifen. Doch eine an Dramatik nicht zu überbietende Rolle mußte der sympathischkauzige Erwin Geschonneck im Leben meistern.
Erwin Geschonneck in „Jakob der Lügner“
Nach 1933 machte er aus seiner Abneigung gegen die neuen Herrscher keinen Hehl.
Im März 1939 schnappte in Prag eine Falle der Gestapo zu. In Sonderabteilen der
Reichsbahn ging es aus dem Tschechenland nach Berlin. Bitter stieß dem Mimen
auf: „Die Menschen, denen wir auf den Bahnhöfen begegneten, betrachteten uns mit
Abscheu und auch mit Verlegenheit. Wie oft ich aber in die Gesichter sah - eine Spur
von Freundlichkeit oder vielleicht ein Anzeichen von Mitgefühl oder Mitleid mit den
Häftlingen konnte ich niemals entdecken.“ Die Nationalsozialisten steckten ihn als
gefährlichen Gegner bis zum Kriegsende in ihre Konzentrationslager.
Zunächst ins KZ Sachsenhausen bei Berlin. Dort brach sich nach schwerer Zeit Lagerlebens bei dem kräftigen Mann furchtbare Verzweiflung lautstark Bahn - er schrie
seinen Zorn wie von Sinnen aus sich heraus. Das brachte ihn in Gefahr; denn die
Bewacher pflegten mit Aufmüpfigen kurzen Prozeß zu machen. Freunde dämpften
ihn. „Dem Lagerältesten Harry Naujoks aus Hamburg und dem Revierpfleger Hein
Meyn aus Lübeck, die sich um mich bemühten, habe ich mein Leben zu verdanken.“
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Preußische Monatsbriefe
Als Geschonneck das Krankenrevier verlassen konnte, wurde er zum LeichenTransport eingesetzt.
Im März 1940 wurde Häftling Geschonneck ins KZ Dachau verlegt. Dort begegneten
ihm neben Intellektuellen und Geistlichen aus Polen zahlreiche deutsche Geistliche,
vor allem Katholiken - etwa der Bischof von Clermont-Ferrand, der spätere Propst
Heinrich Grüber, Pfarrer Bruno Theek und Pastor Niemöller als „persönlicher Gefangener des Führers“. Geschonneck: „Viele von ihnen wurden erschlagen oder starben
vor Hunger, Kälte und Erschöpfung.“ Eines Tages mußte der eingekerkerte Mime
zum Lagerkommandanten: „Du Vogel paß auf, dein Vater ist gestorben“.
Mitansehen mußte er, wie eine Gruppe von Hamburgern über den Appellplatz in einen Bunker zum Erhängen geführt wurde. „Unter ihnen war auch die Schauspielerin
Hanne Mertens.“
Die stolze Cap Arcona brach als größter, schnellster und luxuriösester Liner
der Hamburg-Südamerikanischen Dampfschifffahrtsgesellschaft auf der Südamerika-Linie am 19. November 1927 zu ihrer Jungfernfahrt von Hamburg nach
La Plata auf – und lag knapp 18 Jahre später als Wrack in der Lübecker Bucht
Immer mal wieder überflogen anglo-amerikanische Geschwader ganz niedrig das KZ
Dachau. Geschonneck und andere Häftlinge mutmaßten, daß englische Aufklärungsflugzeuge gute Luftaufnahmen anfertigten - was sich nach dem Krieg bestätigte. „Sie
mußten ganz genau wissen, was da war.“ Aber sie haben dagegen nichts unternommen.
Die nächste seiner Leidensstationen hieß Neuengamme. In das Straflager wurde er
im Herbst 1944 verfrachtet. Was keiner der KZler wußte: Die Reichsführung SS hatte
einen von Himmler unterschriebenen Befehl herausgegeben, nach dem kein Häftling
in die Hände der Alliierten fallen dürfe. Schiffe als Hinrichtungsstätten ankerten in der
Lübecker Bucht in Höhe Neustadt. Sie trugen die Namen Cap Arcona, Deutschland,
Athen und Thielbeck. Mit KZ-Häftlingen an Bord sollten sie auf hoher See versenkt
werden.
In den letzten Apriltagen 1945 wurde Neuengamme evakuiert. Viehwaggons transportierten Tausende Häftlinge zu den Schiffen. Unter ihnen Erwin Geschonneck.
Ähnliches geschah im Binnenland. Etwa zur gleichen Zeit begann die SS mit der
Räumung des KZ Sachsenhausen. Sie trieb 33.000 Häftlinge in Kolonnen von jeweils
500 Menschen vom brandenburgischen Oranienburg in Richtung Nordwesten. Tau17
Preußische Monatsbriefe
sende starben auf dem Todesmarsch, an den heute noch kleine Gedenkstätten entlang der Route erinnern.
Geschonneck kam mit etwa 4 600 Leidensgenossen und 500 Mann Bewachung auf
die Cap Arcona, die für knapp 1 450 Fahrgäste projektiert worden war. Der größte,
schnellste und luxuriöseste Liner auf der Südamerika-Linie von der Hamburg-Süd
hatte gegen Kriegsende zunächst an einer in der Geschichte beispiellose Evakuierung der deutschen Ostgebiete teilgenommen, bei der zwei Millionen Menschen auf
Schiffen von der näher rückenden Ostfront wegtransportiert wurden. In drei Fahrten
brachte die Cap Arcona zirka 26.000 Flüchtlinge in die Westgebiete. Danach musterte die Kriegsmarine das heruntergekommene Schiff aus - bis sie ein Befehl zusammen mit dem Schnelldampfer Deutschland und den Frachtern Athen und Thielbeck
zur letzten Fahrt nach Neustadt beorderte.
Die Ehrengedenkstätte auf der Ostseeinsel Poel verdiente mal wieder eine ehrende Generalreinigung
Geschonneck erinnert sich: „Die Cap Arcona hatte weder Treibstoff noch Verpflegung und Trinkwasser für so viele Menschen an Bord. Mehr als 4 000 Häftlinge hocken, stehen oder liegen in den Kabinen, in Gesellschaftssälen, stickigen Laderäumen, zusammengepfercht wie Schlachtvieh. Hunger peinigt uns. Tage und Stunden
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Preußische Monatsbriefe
zwischen Hoffnung, Furcht und Elend. Die Freiheit ist zum Greifen nah...In diesen
Stunden glauben wir fest an Rettung.“ Optimismus,obwohl täglich bis zu 30 Gefangene starben, die an Deck gestapelt werden mussten.
3. Mai 1945. Hitler war seit drei Tagen tot, die Reichshauptstadt hatte am Tag zuvor
kapituliert, der Zweite Weltkrieg lag in den letzten Zügen. Erwin Geschonneck an
Bord des KZ-Schiffes: „Kurz nach 10 Uhr nähert sich ein alliiertes Flugzeug. Und
dann prasseln plötzlich die ersten Bomben auf das Deck der Cap Arcona. Und wieder ein Anflug von Jagdbombern. Irgendwo treiben wir weiße Tücher auf und hängen
sie aus den Kajütfenstern.“
Vor Angst halb wahnsinnige Menschen drängen trotz weiterer Treffer von britischen
Bombern der Typhoon-Klasse zum Oberdeck. Panik. Die Thielbeck mit 2 600 Gefangenen an Bord brennt lichterloh und sinkt rasch. Geschonneck: „Bis zur Wasseroberfläche sind es 15 Meter. Halb ohnmächtig lasse ich mich ins Wasser fallen. Die See
ringsumher ist voller Menschen. Es ist eisig kalt. Fünf Kilometer ist die Küste entfernt.
Ganz deutlich sehe ich den Kirchturm von Neustadt. Neben mir treiben zwei junge
Häftlinge. Sie klammern sich fest aneinander; wahrscheinlich können beide nicht
schwimmen. Sie starren mich mit großen Augen an und heulen stumm, dann schließt
sich das Wasser über ihren Köpfen.“ Plötzlich peitschen Schüsse über das Wasser.
Geschonneck sieht junge deutsche Marinesoldaten von der Unterseebootschule
Neustadt Jagd auf im Wasser treibende Häftlinge machen. „Nur Uniformierte werden
aus dem Wasser gefischt.“ Rettungsversuche ziviler Deutscher für die im Wasser
Treibenden finden nicht statt.
Mit letzter Kraft kann sich Erwin Geschonneck auf die Cap Arcona ziehen, die als
Wrack auf einer Seite liegt. Ein Motorschiff, das von der Küste kommt, bringt ihn und
einige andere ans Ufer.
An den folgenden Tagen treiben Hunderte von Leichen an den Stränden bei Neustadt, Scharbeutz, Haffkrug, und Pelzerhaken an. Sie werden in Sammelgräbern beerdigt. Geschonneck erlebt, daß ein Zug britischer Soldaten bei einer der Bestattungen ein Ehrensalut schießt. „Noch unter dem tiefen Eindruck der vorangegangenen
Tage konnte ich mir das nur schwer erklären: Erst bombardierten uns die englischen
Jagdbomber, und danach erwiesen sie denen, an deren Tod sie Mitschuld hatten, die
letzte Ehre.“ Zynisch vermerkt das Kriegstagebuch der Royal Air Force unter dem 3.
Mai 1945, daß "viele Hunnen die Ostsee heute sehr kalt fanden". Die Zahl der Opfer
aus 24 Nationen wird auf 8 000 geschätzt.
Erwin Geschonneck konnte und wollte die finsteren sechs Jahre seines Lebens nicht
vergessen. Er berichtete über seine Erlebnisse kurz nach Kriegsende in der Hamburger Illustrierten „Kristall“, schrieb darüber 1984 ausführlich in seinen Memoiren
„Meine unruhigen Jahre“ und wirkte 1996 an der filmischen Dokumentation „Der Fall
Cap Arcona“ von Günter Klaucke mit. Seit 1990 informiert das "Cap-ArconaMuseum" in Neustadt über dieses düstere Kapitel Kriegsgeschichte.
Das teilweise aus dem Wasser ragende Wrack der Cap Arcona wurde später bei einer Übung britischer Einheiten unsensibel und pietätlos noch einmal in Brand geschossen. 1948 wurde es verschrottet.
Peter Mugay
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Impressum:
CHEFREFDAKTEUR (V.I.S.D.P.): PETER MUGAY;
( 0173 7089448 ); [email protected];
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