SWR2 Zeitwort

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SWR2 Zeitwort
30.04.1969:
Schloss Monrepos bei Neuwied wird "heiß abgerissen"
Von Carsten Heinisch
Sendung: 30.04.2016
Redaktion: Ursula Wegener
Produktion: SWR 2016
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Zitat:
Ob dem weißen Hause / träumt der Wald. / Durch die Riesenstämme / Mondlicht
wallt. …
Drunten gleitet feiernd / Silberband, / selbst ein Strahl, der Rhein hin / durch das
Land.
In den Zweigen flüstert’s / jung mir zu! / Hier, hier winkt mir ewig / Meine Ruh’.
Autor:
Von Elisabeth zu Wied stammen diese Verse, der späteren Königin von Rumänien,
die sich als Dichterin Carmen Sylva nannte. Mit „Meine Ruh’“ meint sie Schloss
Monrepos hoch über dem rheindurchflossenen Neuwieder Becken, die
Sommerresidenz der Fürsten zu Wied. Auf diesem Schloss wurde die Prinzessin
1843 geboren, und diesen Ort hat sie über alles geliebt. Der Name Monrepos ist
natürlich eine Verballhornung, denn eigentlich hieß die Gemarkung Ruhberg, à la
mode französisiert zu Mont Repos, was sich erst später verschliff zu Monrepos,
Meine Ruhe.
Das 1767 fertiggestellte Lustschloss war ein schlichter, langgestreckter Bau, der sich
mit seinem schneeweißen Anstrich leuchtend von dem dunklen Wald im Hintergrund
abhob. Ein Stockwerk, nur der Mittelbau und beiden Eckpavillons waren
zweigeschossig. Trotz über 50 m Länge war Schloss Monrepos für den Gebrauch
aber zu klein und unpraktisch. Zweimal – um 1840 und 1890 – wurde der Bau darum
aufgestockt und vergrößert.
Die fürstliche Familie liebte den Sommersitz sehr. Dank der weitgesteckten
Beziehungen des Hauses Wied wurde Schloss Monrepos zu einem der kulturellen
Zentren im Rheinland.
Mit dem Ersten Weltkrieg war das vorbei. Nach einer amerikanischen Besatzung
gegen Ende des Krieges war das Schloss im Innern verwüstet und kaum mehr
bewohnbar; während der Weimarer Zeit verkam das Gebäude aus Geldmangel, im
Zweiten Weltkrieg kamen weitere Schäden hinzu.
Da Erbprinz Hermann 1941 gestorben und sein Sohn noch minderjährig war, wurden
in den nächsten Jahren keine weitreichenden Entschlüsse gefasst. Nach seiner
Großjährigkeit, tritt Friedrich Wilhelm dann 1955, mittlerweile studierter Forst- und
Betriebswirt, an die Spitze der Familie und übernimmt die Verwaltung des fürstlichen
Besitzes. Er bemüht sich auch um den Erhalt der zahlreichen Immobilien, nur für das
mittlerweile stark heruntergekommene Schloss Monrepos lässt sich keine sinnvolle
Verwendung finden. Eine Nutzung als Hotel, als Tagungshaus oder als Schule –
jeder Plan zerschlägt sich angesichts immenser Unterhalts- und Umbaukosten. Alle
Institutionen, denen das Schloss angeboten wird, auch die Kirchen und das Land
Rheinland-Pfalz, wollen das Schloss nicht einmal geschenkt.
Angesichts ausufernder Kosten fällt Friedrich Wilhelm einen betriebswirtschaftlichen
Entschluss, der sich heute allerdings barbarisch ausnimmt: Er will das Schloss
„niederlegen“, so nannte man das damals. Die staatlichen Behörden stimmen zu. Im
Sommer 1967 wird das Inventar versteigert; am 30. April 1969, heute vor 47 Jahren,
wird Schloss Monrepos von der Freiwilligen Feuerwehr unter Zuhilfenahme von 100
Litern Benzin und 300 Litern Rohöl niedergebrannt. Zu Hunderten stehen
Schaulustige in sicherem Abstand und sehen zu. Als das Feuer ausgebrannt ist,
werden die verbliebenen Mauerreste gesprengt und für die Befestigung des
nahegelegenen Parkplatzes verwendet.
Schloss Monrepos ist heute nur noch eine Erinnerung. Dennoch ist Monrepos keine
Wüstung. Ein Teil der Wirtschaftsgebäude steht noch, es gibt ein Ausflugslokal. Das
größte Gebäude auf Monrepos ist das „Waldheim“, ein Palais im englischen
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Landhausstil, der 1908 als Witwensitz errichtet wurde. 1988 wurde darin das
„Museum für die Archäologie des Eiszeitalters“ untergebracht, das heutige
„Archäologische Forschungszentrum und Museum für menschliche
Verhaltensevolution“. Werbewirksam wird diese Einrichtung vermarktet als
„Monrepos – Schloss der Forscher“.
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