Dorfentwicklung : Der Laden in Huisheim gehört zum Dorf

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Lokales (Donauwörth)
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Der Laden in Huisheim gehört zum Dorf
30. April 2016 16:15 Uhr
DORFENTWICKLUNG
In nur einem Jahr hat sich das Lebensmittelgeschäft in Huisheim zu einem
festen Bestandteil im Ort entwickelt. Ein ist ein Gemeinschaftswerk
Von Wolfgang Widemann
Sie schauen, dass der Laden läuft: Geschäftsführerin Helga Gruber-Beck und Beiratsmitglied
Josef Keßler gehören zu dem Team, das in Huisheim erfolgreich ist. Das
Lebensmittelgeschäft, an dem sich rund 350 Personen finanziell beteiligt haben, besteht nun
seit einem Jahr.
Zwischen den Regalen herrscht emsiger Betrieb. Mehrere Hausfrauen decken sich
mit Lebensmitteln ein, ein Radfahrer holt sich ein Getränk und Helga Gruber-Beck
steht hinter der Wurst- und Käsetheke und nimmt die Bestellungen einer Frau
entgegen. Genau das hat sich die Geschäftsführerin des Dorfladens in Huisheim
erhofft: „Ich bin glücklich.“ Die Bilanz nach einem Jahr ist um Einiges besser als
erwartet.
„Das ist hier optimal“, lobt Maria Riedel, die einen Korb voll Ware soeben an der
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Kasse bezahlt hat. Die 40-Jährige zählt zu den Stammkunden im Dorfladen: „Ich bin
fast jeden zweiten Tag da.“ In Supermärkten kaufe sich kaum noch ein. Solche
Worte hören Geschäftsführerin Gruber-Beck und Josef Keßler gerne. Letzterer ist
Mitglied des Beirats, der sich um die Geschicke des Dorfladens kümmert. Der hat
die rechtliche Form einer Unternehmensgesellschaft. Keßler arbeitet ehrenamtlich.
Er ist so etwas wie der kaufmännische Geschäftsführer. Er wertet die
betriebswirtschaftlichen Daten aus, hat den Blick über das Ganze. „Der März war ein
guter Monat“, berichtet er. Dazu habe auch der Ostersamstag beigetragen: „Das war
vom Umsatz her der absolut beste Tag bisher.“
350 Eigner zeichneten Anteile
Man merkt: Der 63-Jährige liebt seinen „Job“. Der schloss sich nahtlos an das
Berufsleben an. Nun befindet sich Keßler in Altersteilzeit und kann sein Wissen – er
ist Betriebswirt – bestens für die Allgemeinheit einbringen. Der Huisheimer
Dorfladen ist ein wahres Gemeinschaftswerk. Nachdem im Ort auch die
Bäckereiverkaufsstelle geschlossen hatte, gab es überhaupt kein
Lebensmittelgeschäft mehr. Es bildete sich eine Initiative, in der auch Bürgermeister
Harald Müller aktiv war. Die Räumlichkeiten der ehemaligen Bäckerei Mederle boten
sich für das Vorhaben an und auch die Bürger zogen mit. Etwa 350 Eigner
zeichneten jeweils einen Anteil von um die 200 Euro. Das Startkapital von rund
70000 Euro war beisammen. Die Regale für die Waren fertigten die Huisheimer in
Eigenregie. Die Gemeinde steuerte für das Projekt lediglich 600 Euro bei.
Dass Helga Gruber-Beck als Geschäftsführerin die Geschicke des Ladens bestimmt,
kam für sie selbst überraschend. Denn eigentlich ist sie Förderlehrerin von Beruf.
Sie nahm ein Sabbatjahr und wollte den Dorfladen eigentlich nur mit aufbauen.
Dafür machte sie auch eine Art Schnupperlehre in bereits bestehenden Dorfläden
der Umgebung. Die Tätigkeit gefiel Helga Gruber-Beck so sehr, dass sie den Beruf
wechselte – auch weil sie feststellte, dass so ein Geschäft „nicht von alleine läuft“.
Jetzt ist sie 20 Stunden pro Woche im Dorfladen beschäftigt und eine von drei
festangestellten Teilzeitkräften. Hinzu kommen sechs geringfügig Beschäftigte –
alles Frauen.
Einen großen Teil der Ware bezieht der Laden von Edeka. Das Sortiment wird
ergänzt von einer Reihe von regionalen Lieferanten. Dazu gehören eine Bäckerei,
eine Metzgerei, ein Obst- und Gemüsehändler, eine Mühle und ein Landwirt. Die
Kunden schätzen dieses Konzept, weiß Josef Keßler. Dem ist klar, dass der
Dorfladen, der rund 1500 Produkte im Sortiment hat, grundsätzlich nicht mit einem
großen Supermarkt konkurrieren kann. Aber man arbeite ständig daran, ein
möglichst attraktives Angebot zu haben. Dabei würden auch Vorschläge von Kunden
umgesetzt.
„Bei etwas mehr als der Hälfte der Produkte haben wir die gleichen Verkaufspreise
wie Edeka“, berichtet Keßler. Der Rest sei „geringfügig teurer“. Einmal im Monat gibt
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es besondere Angebote. Den Flyer dafür entwirft unentgeltlich eine Grafikerin aus
dem Ort. Der Dorfladen ist auch im Internet und auf Facebook präsent. Für ältere
Menschen in der Gemeinde gibt es einen Lieferservice. Dreimal pro Woche bietet
der Laden eine „heiße Theke“ an. Den Kartoffelsalat dazu bereitet die
Geschäftsführerin selbst zu. Weil auch am Imbiss die Kundschaft zunimmt, liegen
die Umsatzzahlen deutlich über den Erwartungen. Man habe angesichts der
Ladengröße von 100 Quadratmetern und der 1600 Einwohner in der Gemeinde mit
einem Jahresumsatz von 270000 Euro gerechnet, erklärt Keßler. Nach acht
Monaten sei man bereits bei 245000 Euro angelangt gewesen. „Ich bin zufrieden“,
merkt der Beirat an.
Auch die Gosheimer kommen
Die Verantwortlichen sehen erfreut, dass auch die Bewohner des Ortsteils Gosheim
zunehmendes Interesse am Dorfladen zeigen. Gleiches gelte für die Vereine und
Firmen, die sich für Feste und Veranstaltungen mit Ware eindecken. Das Cafe habe
sich zu einem Treffpunkt entwickelt, es gebe inzwischen sogar einen
Mittwochsstammtisch. Mit Tischen und Stühlen im Freien wollen die DorfladenMacher das Cafe noch aufwerten.
Aus dem Dorfleben ist das Geschäft nach nur einem Jahr anscheinend kaum noch
wegzudenken, „Gut, dass es den Dorfladen gibt“, sagt eine ältere Frau, als sie ihre
Einkäufe ins Auto packt.
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