Früher Facharztbesuch kann Operation verhindern

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Hämorrhoiden: Keine falsche Scham
Früher Facharztbesuch kann Operation verhindern
Berlin, April 2016 – Rund 70 Prozent aller Erwachsenen leiden im Laufe ihres Lebens an
Hämorrhoidalbeschwerden. Doch trotz der unangenehmen und oft schmerzhaften Symptome
suchen nur etwa vier Prozent der Betroffenen einen Arzt auf. Die Mehrheit der Patienten versucht
– häufig aus Scham – ihre Beschwerden durch Hausmittel und Salben eigenständig zu beheben, so
die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten
(DGVS). Die Experten der Fachgesellschaft empfehlen, schon bei ersten Anzeichen wie Juckreiz,
Brennen und Schmerzen im Analbereich sowie Blut beim Stuhlgang oder am Toilettenpapier einen
Haus- oder Facharzt aufzusuchen. Zögern Patienten die Diagnose und Therapie hinaus, müssen die
geschädigten Blutgefäße am After oft operativ behandelt werden.
Hämorrhoidalleiden zählen zu den häufigen und zunehmenden Beschwerden in Industrieländern.
Experten vermuten genetische Faktoren aber auch ungünstige Ernährung, mangelnde Bewegung und
Übergewicht als Ursachen für die steigende Erkrankungshäufigkeit. „Ernährt man sich zu einseitig
und ballaststoffarm, führt dies häufig zu Verstopfung. Beim Toilettengang erhöht sich dadurch der
Druck auf die Hämorrhoiden, also jene Gefäße, die ringförmig in der Enddarmschleimhaut oberhalb
des Schließmuskels verlaufen“, erklärt Dr. med. Peter N. Meier, Chefarzt der Klinik für
Gastroenenterologie, DIAKOVERE Henriettenstift gGmbH, Hannover. Kommt es dann zu einem
Blutrückstau, wölben sich die Gefäße mit der Schleimhaut nach außen und verursachen Probleme.
Bei der Entstehung von Beschwerden im Analbereich spielen häufig auch übertriebene Hygiene nach
dem Stuhlgang, beispielsweise mit aggressiven Reinigungsmitteln oder rauem Toilettenpapier, eine
Rolle, berichtet Meier. „Schonender als feuchtes Toilettenpapier ist die Reinigung mit einem
wasserbefeuchteten Lappen oder einer Analdusche“, empfiehlt der Experte.
Suchen Patienten bei ersten Beschwerden den Gastroenterologen auf, können in über 95 Prozent der
Fälle konservative Behandlungsmethoden, wie stuhlregulierende Medikamente, ausreichend
Bewegung und ballaststoffreiche Kost, helfen. Erreichen Patienten jedoch den dritten oder vierten
Schweregrad der Erkrankung, ist häufig ein operativer Eingriff notwendig. „Von den rund 50 000
jährlichen Hämorrhoiden-Operationen in Deutschland ließe sich sicherlich ein Großteil verhindern,
wenn Patienten frühzeitiger zum Arzt gingen“, vermutet Meier.
Aber auch nicht jeder Juckreiz am After ist auf Hämorrhoiden zurückzuführen. Gastroenterologen
müssen hier eine große Bandbreite an Erkrankungen in Betracht ziehen. Auch Ekzeme, Pilze oder
Infektionen mit Herpes oder Humanen Papillomaviren (HPV) können ähnliche Symptome
hervorrufen. „Hier sind eine professionelle Differenzialdiagnose und gegebenenfalls
labordiagnostische Maßnahmen notwendig“, betont DGVS-Mediensprecher Professor Dr. med.
Christian Trautwein von der Uniklinik RWTH Aachen. „Am besten ist es, gleich einen „Proktologen“
aufzusuchen, also einen Arzt, der auf Leiden des Enddarms spezialisiert ist.“
Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS)
wurde 1913 als wissenschaftliche Fachgesellschaft zur Erforschung der Verdauungsorgane gegründet.
Heute vereint sie mehr als 5000 Ärzte und Wissenschaftler aus der Gastroenterologie unter einem
Dach. Die DGVS fördert sehr erfolgreich wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet
Kongresse und Fortbildungen und unterstützt aktiv den wissenschaftlichen Nachwuchs. Ein
besonderes Anliegen ist der DGVS die Entwicklung von Standards und Behandlungsleitlinien für die
Diagnostik und Therapie von Erkrankungen der Verdauungsorgane – zum Wohle des Patienten.