„Die Entschuldung der Banken befindet sich in einem Frühstadium“

Zweistellige Renditen bei notleidende Krediten
„Die Entschuldung der Banken befindet sich in einem Frühstadium“
Private Investments, hier als Oberbegriff für Private Equity, Private Debt und andere illiquide, nicht
regelmäßig handelbare Anlageklassen gebraucht, versprechen überdurchschnittliche Renditen. Welche
Diversifikationsgrundsätze dennoch eingehalten werden sollten, erklärt Antoine des Noyers von der J.P.
Morgan Private Bank
Für den Aufbau eines diversifizierten Private-Investments-Portfolios ist es in der Regel sinnvoll, die
Auswahl der Sektoren und Regionen zu variieren und in unterschiedliche Fonds zu investieren. Zudem
sollten verschiedenste Strategien einbezogen werden, da so letztendlich sichergestellt wird, dass
Investments über die gesamte Kapitalstruktur und in unterschiedlichen Lebenszyklusphasen getätigt
werden.
Es ist empfehlenswert, sehr diszipliniert vorzugehen und idealerweise für jedes Investmentjahr ein
relativ stabiles Budget festzulegen. Im Voraus ist es leider unmöglich zu erkennen, wie stark sich der
Markt in einem spezifischen Vintage Year (Lancierungsjahr) entwickeln wird und ob es sinnvoll wäre,
ein Jahr auszulassen, um auf ein besseres zu warten. Damit die guten Jahre nicht verpasst werden, ist
es also sinnvoll, sich an die festgelegten Budgets zu halten.
Doch auch wenn bessere und schlechtere Lancierungsjahre nicht geplant werden können, sollte
dennoch vorausschauend agiert und versucht werden, marktrelevante Themen frühzeitig zu erkennen.
Nutzt die Marktineffizienzen
Wie bei jeder anderen Anlageklasse steht auch bei Private Investments am Anfang die Betrachtung der
Gesamtsituation. Eine Möglichkeit ist, zunächst nach dem Top-down-Prinzip eine Zusammenstellung
aus generellen Trends und unterschiedlichsten Opportunitäten zu erarbeiten, die in den kommenden
drei bis fünf Jahren sinnvolle Investmentmöglichkeiten bieten und in Folge gute Renditen versprechen.
Anschließend können nach dem Bottom-up-Prinzip für die identifizierten Themenfelder die am besten
geeigneten Manager ausgewählt werden.
Doch es geht bei Private Investments nicht nur um mittel- und langfristige generelle Trends, sondern ein
wiederkehrendes Thema ist auch die optimale Ausnutzung von kurz- bis mittelfristigen
Marktineffizienzen. Auf den ersten Blick erscheint das im Vergleich zu bei dem Zeithorizont eines
klassischen Private-Equity-Vehikels kontra-intuitiv. Doch es gibt Strategien, mit denen sich sehr taktisch
vorübergehende Ineffizienzen oder Marktverschiebungen adressieren und so Gewinne erzielen lassen.
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Kaufen, was die Banken abstoßen
Beispielsweise ist das europäische Bankensystem trotz der Maßnahmen des Quantitative Easing, der
geldpolitischen Lockerung und damit Ausweitung der Geldbasis, weiterhin überschuldet. Die Banken
sollten sogenannte notleidende Kredite (non-performing Loans ) und nicht zum Kerngeschäft gehörende
Anlagen (non-core Assets) aufgrund des sich entwickelnden regulatorischen Umfelds abstoßen.
Die Kombination einer verstärkten Regulierung, zunehmender politischer Herausforderungen und des
Drucks der Anteilseigner auf die Banken, haben zu vermehrten Verkäufen dieser Kredite und Anlagen
europäischer Banken geführt.
Die Tatsache, dass europäische Banken notleidende Kredite und nicht zum Kerngeschäft gehörende
Anlagen in ihren Bilanzen haben, ist nicht neu. Was sich allerdings geändert hat, ist die Tatsache, dass
die Banken ebendiese Anlagen sehr zügig abstoßen, was zweifellos dem sich derzeit entwickelnden
regulatorischen Umfeld geschuldet ist.
Folgen von Basel III und SSM
Beispielsweise führen die Anforderungen an die Eigenkapitalausstattung nach Basel III zu deutlich
höheren Kapitalkosten für riskantere Anlagen. Das erschwert die eigenen Refinanzierungsmöglichkeiten
der Banken und zwingt sie, entsprechende Gegenmaßnamen zu ergreifen – so etwa notleidende
Kredite zu verkaufen.
Ein weiteres Beispiel für die neuen regulatorischen Rahmenbedingungen ist die 2014 erfolgte
Einführung des Single Supervisory Mechanism (SSM), dem einheitlichen europäischen
Aufsichtsmechanismus. Dieser stellt die Stabilität von Banken in den teilnehmenden Ländern unter die
Aufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB).
Anfang dieses Jahres veröffentlichte die EZB die Prioritäten des SSM für das Jahr 2016. Der Abbau von
Kreditrisiken ist einer der zentralen Aspekte, und insbesondere die „hohe Anzahl von notleidenden
Krediten wird unter verstärkte Aufsicht“ gestellt. Dies bestätigt die Sorgen der EZB über den hohen
Anteil von notleidenden Krediten in den verschiedenen Märkten. Doch nicht nur die Regulierung zwingt
Banken dazu, das Risiko in ihren Bilanzen zu reduzieren, auch andere Marktteilnehmer, allen voran
Aktionäre, fordern sie dazu auf.
Frühes Stadium trotz 1.000 Prozent
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Veräußerungen von notleidenden Krediten und nicht zum Kerngeschäft gehörenden Anlagen haben in
Europa längst Rekordhöhen erreicht. Das belegen die Zahlen der vergangenen Jahre eindrucksvoll.
Seit 2013 wurden Transkationen im Wert von 300 Milliarden Euro abgeschlossen, und für das Jahr
2016 erwarten Experten ein mit 2015 vergleichbares Transaktionsvolumen (PWC Portfolio Advisory
Group; „Market Update Q5 2015“).
Laut PWC haben diese Veräußerungen von 2010 bis 2015 um mehr als 1.000 Prozent zugenommen.
Ende 2015 haben sich trotz dieser Entwicklung immer noch nicht zum Kerngeschäft gehörende Aktiva
im Wert von etwa 1,9 Billionen Euro in den Bilanzen europäischer Banken befunden.
Auch wenn die Banken also bemüht sind, sich von bestimmten Teilen ihres Kreditportfolios zu trennen,
befindet sich dieser Entschuldungsprozess noch in einem frühen Stadium. Auch wenn die Situation von
Land zu Land variiert, müssen viele europäische Banken noch an der Bereinigung ihres Kreditportfolios
arbeiten.
Das umfassende Volumen von Anbietern, die nicht gewinnmaximierend vorgehen, bietet im
Zusammenhang mit dem allgemein schwachen Wachstumsumfeld gute Möglichkeiten, Kreditportfolios
mit einem deutlichen Preisabschlag zu erwerben.
Diese Möglichkeiten haben dazu geführt, dass sich derzeit einige Investoren von Distressed Assets
verstärkt auf notleidende Kredite und nicht zum Kerngeschäft gehörende Anlagen im Euroraum
fokussieren.
(Noch) normale Bewertungen
Der Wettbewerb in diesem Segment hat sich also sicher verschärft. In einer Welt, in der Renditen von
über 10 Prozent sehr selten sind, ist es nachvollziehbar, dass Investments mit Aussicht auf zweistellige
Renditen als äußerst attraktiv angesehen werden – insbesondere im Zusammenhang mit der
gestiegenen Volatilität an den Kapitalmärkten. Da eine sehr hohe Anzahl nicht zum Kerngeschäft
gehörender Anlagen und notleidender Kredite auf den Markt kommen werden, bleiben die Bewertungen
attraktiv.
Zusätzlich zum attraktiven Chancen-Risiko-Verhältnis sollte hervorgehoben werden, dass die künftige
Entwicklung des Zinsumfeldes keinen wesentlichen Einfluss auf diese Portfolios haben sollte. Bei dieser
Strategie wird der Großteil der Rendite durch die Wertsteigerung des Portfolios und nicht durch Zinsen
erzielt.
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Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass bei Investments auch über den klassischen
Anlagehorizont hinaus investiert werden sollte, und Anleger nicht nur langfristige Trends, sondern auch
kurzfristige Martkchancen berücksichtigen sollten.
Über den Autor:
Antoine des Noyers ist Leiter Alternative Investments bei J.P. Morgan Private Bank in Europa. Er berät
Privatkunden in Europa und dem Nahen Osten zu Hedgefonds, Private Equity und Immobilienportfolios.
Vor seinem Wechsel zu J.P. Morgan im Jahre 2010 arbeitet er als Aktienanalyst auf der Buyside für
Häuser wie Credit Suisse Asset Management, DNCA Finance und Aberdeen Asset Management.
Dieser Artikel erschien am 29.04.2016 unter folgendem Link:
https://www.private-banking-magazin.de/zweistellige-renditen-bei-notleidende-krediten-der-entschuldungsprozess-der-banken-befindet-sich-noch-ineinem-fruehstadium-1461261949/
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