LÄNDERBERICHT Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. SERBIEN UND MONTENEGRO NORBERT BECKMANN-DIERKES STEFFEN KAWOHL April 2016 www.kas.de/belgrad Wähler bestätigen proeuropäischen Kurs der Regierung Am Sonntag wählte Serbien ein neues lianz der Ungarn der Vojvodina“ (VMSZ) mit Parlament. Die vorgezogenen Wahlen wa- einem Stimmenanteil von 1,52 Prozent ins ren aus Sicht der regierenden SNS gebo- Parlament ein. Die beiden Parteien der bos- ten, um ein robustes Mandat für den wei- nischen Minderheit der “Bosnischen Demo- teren EU-Integrationsprozess und für kratischen Union Sandžaka“ (BDZ) und dringende Reformen im Land zu erhalten. „Partei der Demokratischen Aktion Sandžak“ (SDA) ziehen jeweils mit 0,85 Prozent und Die Wahlliste der Serbischen Fortschritts- 0,79 Prozent in das Parlament ein. Die „Par- partei (SNS), die unter dem Namen „Serbi- tei der demokratischen Aktion“ der albani- en gewinnt – Aleksandar Vučić“, mit weite- schen Minderheit (PDD) erreicht 0,43 Pro- ren acht Parteien zur Wahl angetreten war, zent der Stimmen. erreichte nach Angaben der serbischen Wahlkommission 48,25 Prozent der Stim- Premierminister Vučić sieht in dem Wahl- men und wird damit erneut mit Abstand ergebnis eine Bestätigung für den von stärkste Kraft im Parlament. Zweitstärkste ihm eingeschlagenen pro-europäischen Kraft wird die Liste um die Sozialistische Weg. "Die Ergebnisse bedeuten eine Partei Serbiens (SPS) des Außenministers starke Unterstützung für die Demokratie, und ehemaligen Ministerpräsidenten Ivica unsere Reformen und die europäische In- Dačić mit 11,01 Prozent der Stimmen. Die tegration", sagte Aleksandar Vučić noch Serbische Radikale Partei (SRS) kehrt mit am Wahlabend, appellierte aber auch ihrem Vorsitzenden Vojislav Šešelj mit ei- gleichzeitig an die Geduld der Bürger. „Es nem Ergebnis von 8,05 Prozent als dritt- wird nicht leicht sein und nicht über stärkste Kraft nach ihrem Ausscheiden 2012 Nacht geschehen“, machte der Premier- wieder ins Parlament zurück. Vier weitere minister deutlich. Wahlbündnisse überwinden die 5-ProzentHürde: Die Demokratische Partei (DS) mit Der Vorsitzende der Sozialistischen Partei 6,05 Prozent, die Bewegung um den ehe- Serbiens, Ivica Dačić, ist mit dem Wahler- maligen Wirtschaftsminister Radulović „Es gebnis ebenfalls zufrieden. Noch am Wahl- reicht!“ (DJB) mit 5,99 Prozent, das Wahl- abend gratulierte er Premierminister Vučić bündnis Sozialdemokra- zu dessen Wahlsieg und bot ihm eine erneu- ten/Liberaldemokraten (SDS-LDP-LSV) mit te Regierungskoalition an. Zwar hat seine 5,03 Prozent und das rechtsnationale Wahl- Partei gegenüber der letzten Wahl Stim- bündnis Demokratische Partei Serbiens menanteile eingebüßt. Doch er verwies da- (DSS-Dveri) mit 5,00 Prozent. rauf, dass seine Partei bei dieser Wahl mit dem bisherigen Koalitionspartner SNS zu- Mit fortlaufender Stimmauszählung stieg der sammengenommen 60 Prozent der Wähler- Anteil der kleineren Parteien, deren Anteil stimmen auf sich vereinigen könne. zuvor unter fünf Prozent lag. Die Serbische Radikale Partei von Vojislav Für die nationalen Minderheitenparteien gilt Šešelj kehrt in das serbische Parlament zu- die 5-Prozent-Hürde nicht. So zieht die „Al- rück. Nach seinem Freispruch vor dem In- 2 Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. ternationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag hatte Vojis- SERBIEN UND MONTENEGRO lav Šešelj allerdings mit mehr Wählerstim- NORBERT BECKMANN-DIERKES men für seine Partei gerechnet und machte STEFFEN KAWOHL aus seiner Enttäuschung keinen Hehl. April 2016 Bojan Pajtić, Vorsitzender der Demokrati- www.kas.de/belgrad aus seiner Sicht gute Wahlergebnis der DS. schen Partei, dankte seinen Wählern für das Er brachte zum Ausdruck, dass er den Verlauf der Wahl für unfair hielt. Dennoch ist er zufrieden, dass seine Partei unter diesen Umständen noch ins Parlament einziehen konnte. Die Bewegung „Es reicht!“ (DJB) um dem ehemaligen Wirtschaftsminister Saša Radulović schaffte es bei dieser Wahl erstmalig, mit 5,99 Prozent der Stimmen die 5Prozent-Hürde zu überwinden und ins serbische Parlament einzuziehen. Nach Angaben der Wahlbeobachtungsmission der OSZE seien bei der Wahl keine nennenswerten Ungereimtheiten aufgetreten, sodass die Wahl allen Regeln und Prinzipien, die demokratische Wahlen erfordern, gerecht wurde.
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