Flyer Groß-Gerau - Ev. Dekanat Groß-Gerau

Programm am 21. Mai 2016
09.00 Uhr
Walter-Rathenau-Str. 11
Groß-Gerau
§Begrüßung –
Ev. Dekanat Groß-Gerau- Rüsselsheim,
Wolfgang Prawitz, Kreisstadt Groß-Gerau,
Jochen Auer, Förderverein Jüdische Geschichte
und Kultur im Kreis Groß-Gerau,
Walter Ullrich
Stadtplan:
Orte der Erinnerung
Bei den Zahlen handelt es
sich um die Hausnummern
in den jeweiligen Straßen.
S1
F1
-
S3
F3
Synagogen
Friedhöfe
Gedenken an
jüdische Nachbarn
11., 12. und 13. Stolpersteinverlegung in
Groß-Gerau, am 21. Mai 2016 um 09.00 Uhr
§Zu den Lebensgeschichten der Familien
Guckenheimer, Guthmann und Hirsch –
Schülerinnen/Schüler des Leistungskurses
Geschichte der Prälat- Diehl-Schule mit
Lehrer Christian Elbert
§Ansprache –
Bruni Hirsch, Enkelin von August
und Ella Hirsch
§Verlegung der Stolpersteine –
Gunter Demnig
§Jüdisches Gebet zum Gedenken –
Petra Kunik, Jüdische Gemeinde Frankfurt
§Übergabe der Urkunden an die Paten –
Wolfgang Prawitz, Pfarrer für Ökumene im
Ev. Dekanat Groß-Gerau-Rüsselsheim
Weitere Informationen über jüdisches Leben in Groß-Gerau
erhalten Sie unter www.erinnerung.org oder in dem Stadtplan „Orte der Erinnerung“, der im Evangelischen Dekanat,
Helwigstraße 30, in Groß-Gerau erhältlich oder online unter
http://ev-dekanat-gross-gerau-ruesselsheim.de zu sehen ist.
Paten für weitere Stolpersteine
Weitere Stolpersteine für ehemalige jüdische Mitbürger sollen
in Groß-Gerau verlegt werden. Auch Sie können Patin oder Pate
werden. Das Projekt Stolpersteine wird getragen von dem Evangelischen Dekanat Groß-Gerau-Rüsselsheim, der Stadt Groß-Gerau
und dem Förderverein Jüdische Geschichte und Kultur im Kreis
Groß-Gerau, e.V..
Kontoverbindung: Stichwort Stolpersteine Groß-Gerau, Kreissparkasse Groß-Gerau, Kontonummer 16032542, BLZ: 50852553,
IBAN: DE36508525530016032542
Weitere Informationen:
www.erinnerung.org
Die Groß-Gerauer Stolpersteine sind auch mobil mit der kostenlosen
App „Stolpersteine-Guide“ mit Smartphone und Tablet aufrufbar!
Die
App für
Android
Die
App für
Apple IOS
DVD „Was ist die nächste Frage?“
ab sofort erhältlich!
Im Ev. Dekanat Groß-Gerau-Rüsselsheim ist der Film (DVD) „Was
ist die nächste Frage?“ erhältlich. Die 10-minütige Dokumentation
von Heidi Förster dokumentiert die erste Stolpersteinverlegung am
16.11.2012 in Groß-Gerau mit beeindruckenden Zeitzeugenberichten.
Der Film ist auch unter http://ev-dekanat-gross-gerau-ruesselsheim.
de zu sehen.
Redaktion: Heidi Förster, Ev. Dekanat Groß-Gerau-Rüsselsheim | Layout: www.emde-creative.de
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Evangelisches Dekanat
Groß-Gerau-Rüsselsheim
Helwigstraße 30, 64521 Groß-Gerau
http://ev-dekanat-gross-gerau-ruesselsheim.de
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Erinnern
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steine
„Ich war doch sehr überrascht, so viele Häuser zu erkennen,
die jüdische Eigentümer hatten; aber ich war ja erst 8-9 Jahre alt,
als ich Gross-Gerau verließ. Mein Mann und ich waren zwei oder
drei Mal in Gross-Gerau, aber nur, um den Friedhof zu besuchen.“
(E-Mail von Ruth Veit, geb. Koch, Enkelin von Adolf und Settchen Guckenheimer vom 18. April 2016)
Gedenken an Familie Guthmann,
Darmstädter Str. 1
Im Haus Darmstädter Str. 1
befand sich das seit dem 19.
Jahrhundert alteingesessene Geschäft von Lehmann
Guthmann. Verkauft wurden dort Schuhe, Geschirr,
Hüte, Futterartikel und so
genannte Kolonialwaren.
In den 1930er Jahren wurde
Ella Hirsch mit ihrem Sohn Burt Bruno
das Geschäft von der Witund ihrem Enkel Austin.
we Minna Kahn, geborene
Guthmann (Jg. 1881) geführt. Bereits mit 36 Jahren war sie Witwe geworden, als ihr Mann im 1. Weltkrieg fiel. Er hat einen Grabstein auf
dem hiesigen Jüdischen Friedhof. Als seltene Ausnahme wird Minna
im Groß-Gerauer Adressbuch 1926 als „selbstständige Kurzwarenhändlerin“ geführt. Tochter Gertrude (Jg. 1911) arbeitete im Geschäft
als Verkäuferin. Die zweite Tochter Herta war ein Jahr jünger. Die drei
Frauen sind 1935 nach Frankfurt am Main gezogen, um dem Antisemitismus in Groß-Gerau zu entfliehen. Während Tochter Herta 1937 in die
USA fliehen konnte, wurden ihre Schwester Gertrude und ihre Mutter
Minna 1942 deportiert (wahrscheinlich nach Lublin) und dort ermordet. Die Brüder von Minna, die beide Jakob hießen, sowie ihre Schwägerin Amalie wurden von Frankfurt aus in das Getto Litzmannstadt
bzw. nach Theresienstadt deportiert und dort ermordet. Sie haben
zuletzt nicht mehr in der Darmstädter Str. 1 in Groß-Gerau gewohnt.
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Groß-Gerau-Rüsselsheim
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Helwigstraße 30, 64521 Groß-Gerau
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Gedenken an Familie Guckenheimer,
Walter-Rathenau-Str. 16
Die Walter-Rathenau-Str. 16 war Wohnhaus
und Firmensitz der Familie Guckenheimer.
Bereits im 19. Jahrhundert befand sich hier
ein Handel für Baustoffe, Dünger und Kohlen, gegründet von Simon Guckenheimer,
der auf dem hiesigen Jüdischen Friedhof sein
Grab hat. Seine Söhne Adolf Guckenheimer
(Jg. 1877) und Ludwig (Jg. 1873) führten in
den 1930er Jahren das Geschäft. Die beiden
Adolf Guckenheimer
Brüder wurden bereits 1933 von Antisemiten
am Ort angegriffen und schwer misshandelt.
Adolf und seine Frau Settchen (Jg. 1880) zogen
1934 nach Frankfurt am Main, um der GroßGerauer Judendiskriminierung zu entfliehen.
Von Frankfurt aus wurden sie 1941 nach Kaunas deportiert und dort ermordet.
Ludwig und seine Frau Rosa (Jg. 1876) verzogen Ende 1933 nach Wiesbaden. Während
Ludwig 1933 die Flucht nach Italien/San Remo
gelang und dort bereits 1937 starb, wurde Guckenheimer Settchen
Rosa 1942 nach Theresienstadt deportiert und
ermordet. Im Haus lebte auch ihre Tochter Lucie Levi (Jg. 1906) mit ihrem
Ehemann Julius Levi (Jg. 1894). Auch ihnen gelang über Wiesbaden die
Flucht 1937 zunächst nach San Remo und später in die USA.
Viele weitere namentlich bekannte Verwandte der Guckenheimers lebten
in anderen Orten in der Umgebung. Die meisten von ihnen wurden
ebenfalls Opfer des Nationalsozialismus. Überlebt haben die Schwestern sowie Adolf und Settchens Enkelinnen Lieselotte und Ruth Koch.
Ruth war 8 Jahre alt, als Hitler Reichskanzler wurde. Ihre Mutter Erna
(Tochter von Adolf und Settchen) hat sie nie kennengelernt, sie beging
1926, ein Jahr nach ihrer Geburt, Selbstmord. Ihr Vater Otto Koch
wurde 1938 in Buchenwald ermordet. Per Kindertransport wurde
sie mit ihrer Schwester Lieselotte von Alzey nach England verschickt. Später gelang ihnen die Flucht in die USA. Dort lebt sie
heute mit Ehemann Siegbert Veit in Illinois. Im Februar 2016 hat
die 91-jährige Ruth Veith, geb. Koch, Groß-Gerauern telefonisch
ihre Geschichte erzählt.
Gedenken an Familie Hirsch,
Walter-Rathenau-Str. 11
Im Haus Walter-Rathenau-Str. 11 wohnte die vierköpfige Familie
Hirsch. Vater August Hirsch (Jg. 1872), Mutter Ella (Jg. 1882), die
Söhne Bruno (Jg. 1909) und Kurt (Jg. 1913). August Hirsch war zusammen mit seinem Bruder Wilhelm Inhaber eines Geschäftes für
Metzgereiartikel, Häute und Felle. Das Geschäft befand sich in der
Schützenstraße 16. Nach dem Tod des Bruders 1925 war August
alleiniger Inhaber. Das Geschäft musste er, zwei Jahre, nachdem
Hitler die Macht übernommen hatte, im Jahr 1935 aufgeben und
das Wohnhaus in der damaligen „Adolf-Hitler-Straße“ verkaufen.
August und Ella Hirsch „zogen unfreiwillig“ nach Frankfurt,
flüchteten vor dem Groß-Gerauer Judenhass. Sohn Bruno war
bereits 1934 in die USA übergesiedelt, ihr jüngster Sohn Kurt war
dem Bruder im Jahr 1935 gefolgt. Ein Jahr später, 1936, gelang
auch August und Ella Hirsch die Flucht nach Chicago in den USA.
Nach dem Krieg erhielt die Familie eine Abfindung.
Kreisstadt Groß - Gerau
Am Marktplatz 1
64521 Groß - Gerau
www.gross-gerau.de