Rebell gibt Gas

Pflanzenbau
Rebell gibt Gas
vor ort
Weizen-Junior-Cup Die Parzellen des dlz-Anbauwettbewerbs in Haßfurt gingen fit ins
Frühjahr. Die konkurrierenden Schulen aus dem Sauerland und Unterfranken liegen gleichauf. Bleiben Sie dran und verfolgen Sie auch im Internet wer die Nase vorne hat.
D
er Cup geht in die entscheidende
Runde. Die Weichen, die jetzt gestellt werden, entscheiden über
den Erfolg. Sind die Pflanzen ausreichend mit Nährstoffen versorgt? Ist die
Konkurrenz durch Unkräuter beseitigt?
Passt die Blattgesundheit? Darüber machen
sich beide Teams derzeit viele Gedanken
und diskutieren die Strategien intensiv im
Unterricht. Am Anbauvergleich nehmen
2016 teil:
▶▶ Team Meschede aus dem Sauerland: Zwölf
junge Landwirtinnen und Landwirte der
zweijährigen Fachschule, der Höheren
Landbauschule planen mit ihrem Fachlehrer Hans-Friedrich Bräutigam.
▶▶ Team Schweinfurt aus Unterfranken:
Zwei Schulklassen der Winterschule aus
34 dlz agrarmagazin Mai 2016
dem ersten und dritten Semester haben
sich zusammengetan, um ihr Fachwissen
in die Praxis umzusetzen. Fachlehrer
Joachim Dömling unterstützt sie dabei.
Perfekter Start ins Frühjahr
Das Wetter am Standort im unterfränkischen Haßfurt war den Teilnehmern bislang gnädig. Der Winter hinterließ keine
Schäden und die gefürchtete Frühjahrs­
trockenheit war bis Mitte April nicht in
Sicht. Durch das eher kühle Frühjahr und
reichlich Regen bis Ende März konnten
sich die Pflanzen gut entwickeln. Der
­B odenwasservorrat ist gefüllt und die
­Mineralisation kam dank frühlingshafter
Temperaturen in der ersten Aprilwoche
schnell in Gang.
Beide Klassen müssen drei Weizensorten aus dem Programm des Partners RAGT
anbauen. RGT Reform war als Pflichtsorte
vorgegeben, bei den beiden Wahlsorten
haben sich die Teams für die gleichen Weizen enschieden: Boregar ist der derzeit
vermehrungsstärkste Grannenweizen,
frühreif und sehr kurz im Wuchs. Rebell,
wie die anderen beiden ebenfalls ein AWeizen, ist bekannt für seine besonders
schnelle Frühjahrsentwicklung.
Die typischen Sortenmerkmale waren
schon bald nach Vegetationsstart zu beobachten: Rebell zog an den beiden anderen
Sorten deutlich vorbei. Und das unabhängig von der Bestandesführung, denn Unterschiede zwischen den beiden Schulen
ließen sich bis Mitte April kaum ausma-
„Wir sind nah dran am Geschehen
in Haßfurt, kennen den Standort
und können schnell mit Pflanzenschutz
und Düngung reagieren.“
Christian Mauer
vom Team Schweinfurt
„Was sind schon 350 km!
Wir fahren, so oft es geht, nach
Unterfranken und behalten unsere
Parzellen damit gut im Blick.“
Isabel Stuff und Lukas Busemann
Fotos: Strotmann
vom Team Meschede
chen (siehe Kasten „Weizen-Junior-Cup:
Optimaler Start in die Saison“).
Das Entwicklungsstadium pendelte sich
bis zum Redaktionsschluss Mitte April bei
allen drei Sorten um den Schossbeginn ein.
Aber im Habitus, also dem Aussehen, blieben die Unterschiede recht deutlich:
RGT Reform fiel lange Zeit durch einen
ungleichmäßigen, struppigen Wuchs auf.
Züchterberater Gerhard Banzer hatte schon
im November gewarnt, sich davon nicht
beunruhigen zu lassen. „Zum Schossen
wird die Sorte das kompensieren.“
Boregar, der Grannenweizen, hob sich
durch die feinen Blätter deutlich von den
anderen beiden Sorten ab. Junglandwirtin
Isabel Stuff vom Team Meschede bemerkt:
„Boregar kriecht immer noch am Boden,
während die anderen schon schossen.“
Berater Banzer rät bei dieser Sorte, trotz
kurzen Wuchses nicht auf Wachstumsregler zu verzichten, um die nur mittelmäßige Standfestigkeit zu verbessern. Wegen
Fusarium- und vor allem Braunrostanfäl-
Der Weizen-Junior-Cup findet in dieser
Saison zum zehnten Mal statt.
Alle zwei Jahre messen sich auf dem
Gelände der DLG-Feldtage zwei Teams
mit jeweils drei Sorten im Duell um den
höchsten Deckungsbeitrag, dieses Jahr
im unterfränkischen Haßfurt.
Wer bei niedrigsten Kosten die höchsten Erträge und besten Qualitäten
einfährt, gewinnt. Der Anbauwett­bewerb wird veranstaltet von der
Redaktion dlz agrarmagazin,
München, zusammen mit Claas, Harsewinkel. Züchterisches Wissen und
fachliche Beratung kommen dieses Jahr
von RAGT-Saaten, Hiddenhausen. ks
ligkeit ist eine Ährenbehandlung unbedingt
einzuplanen.
Rebell, die optisch zunächst beeindruckendste der drei Sorten, verlangt ein besonderes Augenmerk. Der schnelle Wachstumsstart erfordert ein zeitiges Andüngen.
Mit ausreichend Wasser und früher Mineralisation blieb am Standort in Haßfurt
aber alles im grünen Bereich. In den kommenden Wochen ist bei dieser Sorte auf
Schwächen bei DTR und Fusarium zu
achten. Stark überzogene Bestände sollten
mit ausreichend Wachstumsreglern standfest gehalten werden.
Herbizide und Halmverkürzer
Am 10. April sind beide Teams in die Pflanzenschutzsaison gestartet. Die Herausforderung des Weizen-Junior-Cups ist, die
Bestände auf unbekanntem Terrain „aus
der Ferne“ zu führen. DLG-Versuchsfeldleiter Florian Eißner hält die Teilnehmer
auf dem Laufenden und setzt Düngung
und Pflanzenschutz vor Ort um. Ungräser
Mai 2016 dlz agrarmagazin 35
Pflanzenbau
Mein Nutzwert
Weizen-Junior-Cup: Optimaler Start in die Saison
1
2
einheitlich für alle Parzellen
Totalherbizid
11.9.2015
Grubber
12/22 cm
22.9.2015
einheitlich für alle Parzellen
Kreiselegge
28.9.2015
einheitlich für alle Parzellen
Frontpacker
+ Kreiselegge
12.10.2015
einheitlich für alle Parzellen
Saatgutbeize
12.10.2015
Roundup
einheitlich für alle Parzellen
Landor CT (ml/dt)
200
Latitude (ml/dt)
200
320
200
200
Aussaat
12.10.2015
Weizen (Kö./m2)
Bodenprobe
Stickstoff N
2.2.2016
Nmin
Startgabe N
8.3.2016
Piamon 33-S(kg/ha)
9.3.2016
SSA 21
(kg/ha)
100 (21 N)
10.3.2016
KAS 27
(kg/ha)
220 (59 N)
10.4.2016
Artus
Troller
(g/ha)
(l/ha)
50
50
50
40
0,05
(l/ha)
0,75
1,2
1,0
0,8
Herbizid
+W
achstumsregler
Rebell, A
Boregar, A
1.8.2015
RGT Reform, A
Stoppelbearbeitung 8 cm
Betriebs­mittel
Team B:
Schweinfurt
(Unterfranken)
Rebell, A
Datum
Boregar, A
Feldarbeit
RGT Reform, A
Team A:
Meschede
(Sauerland)
340
(kg N/ha)
CCC 720
320
290
0–30 cm: 33
30–60 cm: 31
310
}
310
64
200 (66 N)
alle Angaben ohne Gewähr; Stand: 12.04.2016
© dlz agrarmagazin 5/2016
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Quelle: eigene Recherche
1 Die schmalen Blätter und der geduckte Wuchs
des begrannten Boregar irritieren, wenn man
diese Sorteneigenschaften noch nicht kennt.
2 Klettenlabkraut, Kamille und Ehrenpreis
traten spät, aber dann recht massiv auf. Beide
Teams wählten für die Vorlage das Mittel Artus.
spielten für die Mittelwahl beim ersten
Herbizideinsatz keine Rolle. Vereinzelt war
Rapsdurchwuchs zu beobachten und das
wüchsige Wetter förderte Anfang April den
Kletten-, Ehrenpreis- und Kamillebesatz
deutlich. „Jetzt müssen die Mittel zeigen,
was sie können“, sagt Versuchsfeldleiter
Florian Eißner.
Beide Teams wählten unabhängig voneinander das Herbizid Artus (Sulfonylharnstoff plus Triazolinon), wobei Meschede kurzfristig von 40 auf 50 g/ha erhöht
und Schweinfurt auf einen Mix mit Troller
(Florasulam) gesetzt hat. Für die erste
Halmverkürzung haben beide Klassen
CCC verwendet. Das Team aus dem Sauerland hat sortenspezifisch unterschieden.
„Unsere Junglandwirte wollen dann noch
einmal mit CCC und Moddus nachlegen“,
erklärt Lehrer Hans-Friedrich Bräutigam.
Auf in den Endspurt
Welches Team hat am Ende die Nase vorn?
Jetzt gilt es, die perfekten Frühjahrsbedingungen zu nutzen und die Pflanzen mit
der zweiten Stickstoffgabe und dem passenden Fungizideinsatz zu steuern. Aktuelle Informationen und Fotos dazu unter
www.facebook.com/weizenjuniorcup und
unter www.dlz-agrarmagazin.de/wjc. ks
Fotos: Strotmann
Ende März waren die Sortenunterschiede deutlich zu sehen, hier die drei Sorten des Teams Sauerland (von links): Rebell war am weitesten entwickelt, Boregar noch sehr am Boden, RAGT Reform
eher ungleichmäßig im Wuchs. Beim Team Schweinfurt zeigte sich das gleiche Bild.