Visite am 26.04.2016 a Unsere Themen: Herzstillstand – sofortige Hilfe rettet Leben Zucker: Wie gesund sind die Alternativen? Campylobacter: Bakterien-Infektion durch Hühnerfleisch Kurzsichtigkeit: Entstehung und Vorbeugung Brainwalking – Fitness für die grauen Zellen Operation Leben: Neugeborenen-OP nach Kaiserschnitt Herzstillstand – sofortige Hilfe rettet Leben Der plötzliche Herzstillstand ist mit einer Überlebenswahrscheinlichkeit von fünf Prozent für mehr Todesfälle verantwortlich als Brustkrebs, Lungenkrebs und Schlaganfall zusammen. Ursache ist in 80 Prozent der Fälle eine plötzliche Verstopfung in einem Herzkranzgefäß. Dabei verschließt ein Blutgerinnsel eine Engstelle in der Ader und unterbricht so die Blutversorgung des Herzmuskels. Die elektrischen Impulse, die die Pumpfunktion des Herzmuskels steuern, entladen sich dadurch chaotisch. Der Herzmuskel zuckt nur noch, ohne Blut auszuwerfen. Mediziner sprechen dabei von einem Herzflimmern. Die Überlebenswahrscheinlichkeit nach einem Herzstillstand sinkt mit jeder Minute bis zur Wiederbelebung um sieben bis zehn Prozent, nach zehn Minuten liegt die Überlebenschance des Betroffenen in der Regel bei null. Da diese Zeit beim Eintreffen des Krankenwagens meist größtenteils schon abgelaufen ist, kommt es vor allem auf die sofortige Erste Hilfe der Umstehenden an. Bricht jemand ohnmächtig zusammen und sind weder Atmung noch Pulsschlag zu spüren, geht es um jede Minute, denn das Gehirn kann nur etwa vier Minuten ohne Sauerstoff überleben. Danach stirbt das Nervengewebe unwiederbringlich ab. Eine rasch eingeleitete Herzdruckmassage ist die einzige Möglichkeit, die Organe bis zum Eintreffen der Rettungskräfte mit Sauerstoff zu versorgen. Doch fast die Hälfte aller Deutschen traut sich nicht zu helfen, aus Angst Fehler zu machen. Falsch ist allerdings nur, nichts zu tun! Erste Hilfe in vier Schritten: 1. Bewusstsein prüfen! Sprechen Sie die Person laut an: "Hören Sie mich?" Schütteln Sie die Person an den Schultern: keine Reaktion? Machen Sie die Atemwege frei und kontrollieren Sie die Atmung: Sehen, fühlen und hören Sie maximal zehn Sekunden lang die Atmung. Keine Atmung oder Schnappatmung? 2. Hilfe rufen! Lassen Sie eine andere Person den Notruf 112 wählen oder rufen Sie selbst an, um den Rettungsdienst zu alarmieren. Während Sie mit der Wiederbelebung beginnen, kann eine andere Person einen Defibrillator holen. 3. Herzdruckmassage: Fest und schnell drücken! Sofort mit der Herzdruckmassage beginnen! Machen Sie den Brustkorb frei. Legen Sie den Ballen Ihrer Hand auf die Mitte der Brust, den Ballen der anderen Hand darüber. Verschränken Sie die Finger. Halten Sie die Arme gerade und gehen Sie mit den Schultern über den Druckpunkt, so können Sie viel Kraft ausüben. Drücken Sie das Brustbein circa fünf bis sechs Zentimeter nach unten. Drücken Sie 100- bis 120mal pro Minute! Das entspricht dem Takt eines Disco-Beats wie zum Beispiel "Stayin' Alive" von den Bee Gees. Durch den Druck auf den Brustkorb wird das Blut aus dem Visite am 26.04.2016 a Herzen in die Gefäße gedrückt und so ein Minimalkreislauf aufrechterhalten, der das Gehirn und die anderen lebenswichtigen Organe mit Sauerstoff versorgt. Eine zusätzliche Mund-zu-Nase-Beatmung würde zusätzlich helfen, ist aber in den ersten Minuten nicht zwingend erforderlich. Denn nach dem Herzstillstand ist noch für etwa acht Minuten genug Sauerstoff im Blut. Ungeübte und Alleinhelfer sollten sich deshalb lieber auf die Herzdruckmassage konzentrieren und dabei vor allem nicht zaghaft sein. Selbst wenn durch den heftigen Druck die eine oder andere Rippe bricht, was vor allem bei älteren Betroffenen nicht selten vorkommt, ist das nicht so schlimm. Es geht darum, Leben zu retten. 4. Nicht aufhören! Die Herzdruckmassage so lange fortführen, bis professionelle Hilfe kommt. Geschulte Helfer können die Mund-zu-Mund-Beatmung im Verhältnis 30 Herzdruckmassagen zu zwei Beatmungen durchführen. Im Zweifel reicht aber die Herzdruckmassage, bis die Profis kommen, völlig aus. Sobald die Rettungskräfte eintreffen, übernehmen sie die weitere Massage und versuchen, das Herz durch gezielte Elektroschocks wieder zum Schlagen zu bringen. Dabei setzen sie einen sogenannten Defibrillator ein, der die Elektroschocks erzeugt und über zwei Elektroden an den Brustkorb des Patienten abgibt. In vielen Sportstätten und an öffentlichen Orten hängen sogenannte AEDs an der Wand automatische Defibrillatoren, mit denen auch Laien bei Bedarf den lebensrettenden Elektroschock abgeben können, indem sie den gesprochenen Anweisungen des Geräts folgen. Spätestens alle fünf Jahre sollte man einen Auffrischungskurs in Erster Hilfe machen, damit man sich immer kompetent fühlt, zu helfen. Erste-HilfeKurse dauern dank der neuen Regeln jetzt nur noch einen Tag statt zwei und beinhalten mehr praktische Übungen. Interviewpartner im Studio: Prof. Dr. Wolfram Terres, Kardiologe Chefarzt der Klinik für Kardiologie Allgemeines Krankenhaus Celle Siemensplatz 4, 29223 Celle Internet: www.akh-celle.de Weitere Informationen: Deutsche Herzstiftung e.V. Vogtstraße 50, 60322 Frankfurt/Main Tel. (069) 955 12 80, Fax (069) 955 12 83 13 Internet: www.herzstiftung.de/herz-lungen-wiederbelebung.html „100 Pro Reanimation“ Initiative des Berufsverbandes Deutscher Anästhesisten e.V. und der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. Internet: www.einlebenretten.de/handeln.html Ausführliche Anleitung zu Reanimationsmaßnahmen Ratgeber: Malteser: Erste-Hilfe-Handbuch. Wissen, Ratschläge, Selbsthilfe. Visite am 26.04.2016 a 288 S.; Dorling Kindersley (2012); € 16,95 Manfred Buttlar (Autor), Harald Karutz: Kursbuch Erste Hilfe. 256 S.; dtv (2008); € 9,95 Franz Keggenhoff: Erste Hilfe. Das offizielle Handbuch. 236 S.; Südwest (2007); € 14,99 Zucker: Wie gesund sind die Alternativen? Unser Körper braucht Zucker, denn er ist ein wichtiger Energielieferant. Doch zu viel Zucker macht krank: Eine Folge kann Diabetes sein - in Deutschland sind fünf Millionen Menschen betroffen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt eine Höchstmenge von neun Kilogramm Zucker im Jahr. Tatsächlich aber konsumiert jeder Erwachsene in Deutschland im Schnitt pro Jahr mehr als 30 Kilogramm Zucker. Ein Problem ist versteckter Zucker in vielen Fertigprodukten und im Fast Food. Zum Beispiel stecken sechs Stück Würfelzucker in einer Tiefkühl-Salami-Pizza, 39 Stück Würfelzucker in einem sogenannten Fitness-Müsli oder 9 Stück in einer Packung Kartoffelsalat aus dem Kühlregal. Nicht nur in Süßigkeiten, auch in vielen herzhaften Lebensmitteln ist viel Zucker enthalten: Wahre Zuckerbomben sind zum Beispiel Rotkohl aus dem Glas mit 25 Zuckerwürfeln pro 700 Gramm oder ein Früchtejoghurt mit 8 Zuckerwürfeln pro 200 Gramm - sowie 100 Gramm Cornflakes mit 12 Zuckerwürfeln. Zucker ist ein Ersatz für chemische Bindemittel oder Konservierungsstoffe, oder als Kompensation bei fettarmen Light-Produkten. Denn wenn wenig Fett drin ist, schmeckt das Produkt nicht, deshalb fügen die Hersteller Zucker hinzu. Die Aufschrift "reduzierter Zuckergehalt" bedeutet nur, dass in einem Produkt 30 Prozent weniger Zucker als in vergleichbaren Produkten steckt. Darum sollte man lieber auf absolute Mengenangaben in der Zutatenliste achten. Die Hinweise "nur mit natürlicher Süße", "ohne Zuckerzusatz" oder "100 Prozent Frucht" täuschen nur darüber hinweg, dass die Produkte sehr viel Zucker enthalten. Ein weiteres Problem: Auch wenn wir darauf achten und uns die Zutatenliste genau anschauen, taucht Zucker oft nicht als normaler Haushaltszucker in der Zutatenliste auf, sondern ist getarnt als Lactose, Maltose, Malzextrakt, Glucosesirup oder Fructose. Und diese süßenden Substanzen sind oft auch billiger, aber keinesfalls gesünder oder kalorienärmer. Dabei glaubten Mediziner lange, gerade Fruchtzucker (Fructose), sei viel gesünder als normaler Zucker. Doch inzwischen weiß man: Das Gegenteil ist der Fall. Die Experten gingen davon aus, dass bei Fructose der Blutzuckerspiegel nicht so schnell ansteigt, mussten dann aber feststellen, dass das nicht stimmt und sogar die Gefahr einer Fettleber bei übermäßigem Verzehr von Fructose besteht. Was passiert im Körper bei einem zu hohen Zuckerkonsum? Essen wir ständig Zucker, steigt auch der Blutzuckerspiegel ständig an. Und das wiederum führt irgendwann zu einer Insulinresistenz: Diabetes entsteht. Als Folgen können Herzinfarkt, Gefäß- Nieren- und Nervenschäden sowie Schlaganfall auftreten. Forscher suchen deshalb dringend nach Zuckerersatzstoffen, um den Teufelskreis von zu hohem Blutzucker und ständigem Hunger nach Süßem zu durchbrechen. Sie erforschen den Blutzuckeranstieg im Körper von Probanden nach der Einnahme von verschiedenen Zuckern. Ein Studienergebnis wurde gerade veröffentlicht: Der natürliche Zweifachzucker Isomaltulose eignet sich für Diabetiker, denn er lässt ihren Blutzuckerspiegel nicht so schnell ansteigen. Bis Zuckerarten erforscht sind, die nicht so krank machen, müssen wir unseren Zuckerkonsum Visite am 26.04.2016 a einschränken oder mit Ersatzprodukten süßen. Statt Fertigprodukte zu kaufen, sollte man beispielsweise Müsli oder Fruchtjoghurt selber machen und zum Süßen alternative Süßungsmittel verwenden. Doch Vorsicht: Für manche Stoffe sind Höchstmengen festgesetzt. So wird für Stevia eine leicht gefäßerweiternde und blutdrucksenkende Wirkung vermutet - darum sollte die Höchstmenge von vier Milligramm pro Kilo Körpergewicht nicht überschritten werden. Der Süßstoff Aspartam ist für Gesunde nicht so schädlich wie früher gedacht. Wer an Stoffwechselkrankheiten leidet, sollte den Arzt fragen. Für die Zuckeraustauschstoffe Xylit und Erythritol ist keine Höchstmenge festgelegt. Agaven-, Birnen- oder Apfeldicksaft sowie Honig enthalten sehr viel Fruchtzucker, darum sollten sie sparsam verwendet werden. Noch relativ neu im Regal ist Kokosblütenzucker, der aus dem Saft der Kokosblüte gewonnen wird und einen sehr niedrigen Fructoseanteil hat. Er hat auch einen niedrigen glykämischen Index, das bedeutet, er lässt den Blutzuckerspiegel nur langsam ansteigen. Yaconzucker wird aus der Yaconwurzel, die in Peru wächst, hergestellt. Er ist ideal für Diabetiker und Übergewichtige: Er ist zwar weniger süß, hat aber nur halb so viele Kalorien wie Zucker, Honig oder Dicksäfte. Interviewpartner im Studio: Dennis Heider, examinierter Diätassistent HealthCompany Ernährungsberatung Falkenweg 24, 21717 Fredenbeck (bei Stade) Internet: www.healthcompanystade.de Interviewpartner im Beitrag: Prof. Dr. Andreas Pfeiffer, Leiter der Abteilung Klinische Ernährung Deutsches Institut für Ernährungsforschung (DIfE) Potsdam-Rehbrücke Arthur-Scheunert-Allee 114-116, 14558 Nuthetal Tel. (033200) 880, Fax (033200) 884 44 Internet: www.dife.de und Direktor Medizinische Klinik für Endokrinologie, Diabetes und Ernährungsmedizin Charité Universitätsmedizin Berlin – Campus Benjamin Franklin Hindenburgdamm 30, 12203 Berlin Internet: www.charite.de/endo Prof. Dr. Matthias Laudes, Facharzt für Innere Medizin, Endokrinologe, Rheumatologe und Diabetologe Bereichsleitung Ernährungs- und Stoffwechselmedizin Klinik für Innere Medizin I Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel Arnold-Heller-Straße 3, 24105 Kiel Internet: www.uksh.de/innere1-kiel Weitere Informationen: Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. Godesberger Allee 18, 53175 Bonn Internet: www.dge.de Visite am 26.04.2016 a Ratgeber: Damon Gameau: Voll verzuckert - That Sugar Book: Wie uns die Lebensmittelindustrie dick macht und für dumm verkauft. 240 S.; Gräfe & Unzer (2015); € 16,99 Kurt Mosetter u.a.: Zucker - Der heimliche Killer. 192 S.; Gräfe & Unzer (2013); € 19,99 Campylobacter: Bakterien-Infektion durch Hühnerfleisch Es beginnt ganz plötzlich: Bauchkrämpfe, Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen, Durchfall – sogar Blut im Stuhl ist keine Seltenheit, wenn Campylobacter-Bakterien zuschlagen. Viel gefährlicher und verbreiteter als Salmonellen, zählen diese Keime zu den häufigsten Erregern bakterieller Magen-Darm-Infektionen. Pro Jahr werden mehr als 70.000 Campylobacter-Infektionen registriert, meldet das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit. Die Bakterien werden vor allem über Hähnchen- und Putenfleisch übertragen. Ein Viertel des Puten- und über die Hälfte des Hähnchenfleisches soll mit Campylobacter-Bakterien belastet sein. Die Keime leben im Darm der Tiere. Wird dieser beim Ausnehmen der geschlachteten Tiere verletzt, verbreiten sich die Bakterien auf dem Fleisch. Vor allem rohes Geflügelfleisch ist betroffen, sehr viel seltener auch Rind- und Schweinefleisch. Die Bakterien vermehren sich am besten bei Temperaturen zwischen 30 und 45 Grad Celsius, aber auch bei Kühlschranktemperaturen. Erst das Erhitzen auf 70 Grad im Kern des Lebensmittels für etwa zwei Minuten tötet die Bakterien zuverlässig ab. Im Vergleich zu anderen Duchfallerregern wie Salmonellen führen schon sehr geringe Keimmengen zur Infektion. Zwischen Ansteckung und Ausbruch der Erkrankung liegen in der Regel zwei bis sieben Tage. Die Betroffenen sind auch über die Dauer der Erkrankung hinaus ansteckend – solange sie die Bakterien mit dem Stuhl ausscheiden - im Durchschnitt zwei bis vier Wochen. In seltenen Fällen tritt bei einem komplizierten Verlauf das Guillain-Barré-Syndrom auf – eine Erkrankung des Nervensystems mit aufsteigenden Lähmungen. Daher sollte man bei anhaltenden, schweren Durchfallerkrankungen einen Arzt aufsuchen, der gegebenenfalls ein Antibiotikum verschreibt. Mithilfe von Stuhluntersuchungen lassen sich die Bakterien nachweisen. Die Ursache der Lähmungserscheinungen ist eine Fehlreaktion des Immunsystems gegen körpereigene Strukturen. Campylobacter-Bakterien besitzen auf ihrer Oberfläche Strukturen, sogenannte Antigene, gegen die das Immunsystem Antikörper bildet. Die Oberflächenstrukturen der Bakterien ähneln denen von Nervenhüllen. Nach einer überstandenen Infektion zirkulieren die Antikörper weiter im Blut und greifen aufgrund der Ähnlichkeit der Oberflächenstrukturen nun die Nervenzellen an. Die Therapie besteht in der Gabe sogenannter Immunglobuline und einer Blutwäsche (Plasmapherese). Bei jedem fünften Betroffenen bleiben dennoch Nervenausfälle zurück. Um die Übertragung der Bakterien zu vermeiden, sollte insbesondere Hähnchenfleisch getrennt von anderen Lebensmitteln aufbewahrt und zubereitet werden. Damit die Keime nicht auf andere Lebensmittel gelangen, sollte man dabei Handschuhe tragen und nicht mit bloßen Händen, die vorher am Geflügel waren, Kräuter abzupfen oder Salat zubereiten. Arbeitsflächen und Geschirr müssen nach einem Kontakt mit rohem Fleisch heiß abgespült und gereinigt werden und sind für die Zubereitung oder den Verzehr weiterer Lebensmittel tabu. Am besten getrennte Küchenuntensilien für rohe und gegarte Lebensmittel benutzen. Visite am 26.04.2016 a Abtauwasser von gefrorenem Geflügel und anderen Fleischsorten sollte direkt entsorgt werden. Vor allem Geflügelfleisch immer gut durchbraten, denn leichtes Anbraten genügt nicht, um den Erreger abzutöten. Interviewpartner im Beitrag: Joachim Gross, Facharzt für Allgemeinmedizin Kronsforder Allee 5, 23560 Lübeck Tel. (0451) 770 03, Fax (0451) 770 18 Internet: www.arztpraxis-gross.de Prof. Dr. Jan Rupp, Direktor Klinik für Infektiologie und Mikrobiologie Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck Ratzeburger Allee 160, 23538 Lübeck E-Mail: [email protected] Internet: www.uksh.de/Infektiologie_Mikrobiologie Dr. Susanne Huggett, Ärztliche Leiterin MEDILYS – Laborgesellschaft mbH Paul-Ehrlich-Straße 1, 22763 Hamburg Tel. (040) 18 18 81 59 01, Fax (040) 18 18 81 49 54 Internet: www.medilys.de Weitere Informationen: Robert Koch-Institut (RKI) Internet: www.rki.de Kurzsichtigkeit: Entstehung und Vorbeugung Wer weit entfernte Gegenstände nicht erkennen kann, ist kurzsichtig. Immer mehr Kinder entwickeln heutzutage eine Kurzsichtigkeit (Myopie). Diese Entwicklung ist weltweit zu verzeichnen, besonders extrem aber in Ländern, in denen Kinder bereits früh und sehr viel lesen. Auch mit steigender Bildung tritt die Kurzsichtigkeit immer häufiger auf: So ist bei jungen Erwachsenen ohne Abitur oder Berufsschulabschluss jeder vierte kurzsichtig, mit Abitur oder Berufsschulabschluss jeder dritte und unter Hochschulabsolventen sogar jeder zweite. Auch wenn es eine erbliche Veranlagung gibt, wird kaum ein Mensch kurzsichtig geboren. Die Myopie tritt meist erst ab dem siebten bis achten Lebensjahr oder zum Anfang der Pubertät auf. Bei der Geburt ist unser Augapfel etwas zu kurz und deshalb leicht weitsichtig. Dann wächst er, bis er im Idealfall rund und auf alle Sehbereiche gut eingestellt ist. So kann das Auge sowohl nah als auch fern gut sehen, weil sich die Linse je nach Bedarf auf den Abstand einstellt. Eine Theorie zur Entwicklung einer Kurzsichtigkeit besteht darin, dass Kinder während des Wachstums zu viel in der Nähe schauen, zum Beispiel beim Lesen von Büchern oder auf dem Smartphone, und sich das Auge an diese Anforderung anpasst. Der Augapfel wächst in die Länge, wenn das Auge zu viel auf nah fokussiert, um die Augenmuskulatur zu schonen. Das bedeutet aber nicht, dass man weniger lesen sollte. Wichtig sind vielmehr Pausen, in denen sich die Augen mit einem Blick in die Ferne ausruhen können. Auch die rechtzeitige Korrektur der Kurzsichtigkeit mit einer Brille kann dem Fortschreiten der Myopie entgegenwirken. Aber auch das Tageslicht scheint eine wichtige Rolle zu spielen: Kinder, die sich viel Visite am 26.04.2016 a im Freien aufhalten, leiden weniger unter Kurzsichtigkeit. Tageslicht ist um ein Vielfaches heller als die Innenraumbeleuchtung. Die Augen benötigen für eine gesunde Entwicklung sowohl den Wechsel von nah und fern als auch ausreichend Tageslicht. Ist der Augapfel einmal zu lang, bleibt er es für den Rest des Lebens und das scharfe Bild liegt vor der Netzhaut. Nur durch eine zusätzliche Linse, also eine Brille oder Kontaktlinse, lässt sich dieser Fehler ausgleichen. Damit sich eine Kurzsichtigkeit nicht verschlimmert, sollten die Betroffenen öfter rausgehen, den Blick schweifen lassen und mindestens zwei Stunden pro Tag im Freien bei Tageslicht verbringen. Bis etwa zum 30. Lebensjahr kann eine Kurzsichtigkeit sonst noch zunehmen. Und je stärker eine Kurzsichtigkeit ist, desto größer ist die Gefahr von Folgeerkrankungen wie zum Beispiel Netzhautablösungen. Das gilt übrigens auch für Menschen, die ihre Kurzsichtigkeit zum Beispiel per Laser operieren lassen. Diese Eingriffe verändern nur die Brechkraft der Linse, an der Länge des Augapfels ändern sie nichts. Interviewpartner im Beitrag: Dr. Peter P. Kaupke, Augenarzt Dres. Kaupke, Miebach, Görges, Ehrich & Partner Auguste-Baur-Straße 1, 22587 Hamburg Tel. (040) 86 64 32 30, Fax (040) 866 43 23 13 Internet: www.augen-blankenese.de Prof. Dr. rer. nat. Frank Schaeffel, Biologe Leiter Sektion für Neurobiologie des Auges Forschungsinstitut für Augenheilkunde Eberhard-Karls-Universität Tübingen Calwerstraße 7/1, 72076 Tübingen Internet: www.eye.uni-tuebingen.de/neurobiology-eye Prof. Dr. Dr. Wolfgang Wiegand, Augenarzt Abteilung für Augenheilkunde Asklepios Klinik Nord – Heidberg Tangstedter Landstraße 400, 22417 Hamburg Tel. (040) 18 18 87 34 55, Fax (040) 18 18 87 36 14 Internet: www.asklepios.de/hamburg/nord/heidberg/experten/augenklinik Weitere Informationen: Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e.V. Postfach 30 01 55, 40401 Düsseldorf Internet: www.augeninfo.de Ratgeber: Uschi Obermeier-Sitkowski: Augentraining – Gut sehen ein Leben lang. 128 S.; Trias (2013); € 17,99 Brainwalking – Fitness für die grauen Zellen Im Rahmen der Aktion „Wünsch Dir Deinen NDR“ war Visite Moderatorin Vera Cordes ist zu Besuch bei den Walking-Ladys in Bliedersdorf. Gemeinsam hat sich die Gruppe auf einen Brainwalk begeben. Was passiert dabei im Gehirn? Unser Gehirn Visite am 26.04.2016 a nimmt ständig neue Informationen auf und verknüpft diese mit bereits vorhandenem Wissen. Damit das gut funktioniert, benötigen die grauen Zellen regelmäßig neue Eindrücke und Herausforderungen. Ohne ausreichende Stimulation verkümmern die Nervenzellen - die Folgen sind Konzentrationsschwäche und altersbedingte Vergesslichkeit. Ein geistiger Fitmacher ist das Mentale Aktivierungstraining (MAT), das die Gesellschaft für Gehirntraining entwickelt hat. Ziel ist es, die Leistungsfähigkeit von Geist und Gedächtnis optimal zu fördern. Besonders gut lässt sich die geistige Fitness in Kombination mit Bewegung trainieren, zum Beispiel bei einem Spaziergang im Park oder im Wald. Gehirnjogging im wahrsten Sinne des Wortes ist das sogenannte Brainwalking. Bei einem circa einstündigen Spaziergang in der Gruppe lösen die Teilnehmer Denksportaufgaben aus dem MAT und trainieren ihren Geruchs- und Tastsinn. Der Spaß steht bei allen Übungen im Vordergrund. Die Erfinder des Brainwalkings gehen davon aus, dass Bewegung die Leistung des Gehirns um etwa 20 Prozent steigert. Im Alltag fordern wir besonders die linke Hirnhälfte, die für Zahlen und Fakten zuständig ist. Kreativität, Raumwahrnehmung und Sinnlichkeit finden in der seltener geforderten rechten Hirnhälfte statt. Um die beiden Gehirnhälften zu vernetzten, übt der Gedächtnistrainer mit den Brainwalkern unter anderem Wahrnehmungsfähigkeit und räumliches Denken: Sie müssen sich zum Beispiel auf Kommando der Trainerin bestimmte Dinge einprägen oder einsammeln, mit geschlossenen Augen Kräuter und Pflanzen erschnuppern, Blätter oder Buchstaben ertasten und vieles mehr. Denksport- und Rechenaufgaben lösen die Brainwalker im Gehen oder auf einem Bein stehend – das trainiert die linke Gehirnhälfte. Geistige Anstrengungen und Aktionen wechseln sich beim Brainwalking ab – das fördert das Zusammenspiel der Hirnhälften, schärft die Sinne, stärkt das Gedächtnis und steigert die geistige Leistungsfähigkeit. Interviewpartnerin im Beitrag: Stefanie Probst, Lizenzierte Trainerin der Gesellschaft für Gehirntraining e.V. Landesverband Hamburg Tel. (040) 27 80 75 97, Fax (040) 27 80 77 26 Internet: www.mehr-ist-denkbar.de Weitere Informationen: Gesellschaft für Gehirntraining e.V. Postfach 1420, 85555 Ebersberg Internet: www.gfg-online.de Ratgeber: Bettina M. Jasper: Brainwalking. Machen Sie Ihrem Gehirn Beine. 160 S.; Meyer & Meyer (2010); € 16,95 Operation Leben: Neugeborenen-OP nach Kaiserschnitt Seit zwei Wochen leben Meike R. und Michael A. mit einer großen Ungewissheit: Im Ultraschall zeigt sich, dass ihr ungeborener Sohn einen unnatürlich prall gefüllten Darm hat. Außerdem fehlt die rechte Niere und statt zweien, ist nur eine einzelne Nabel-Arterie zu erkennen. Es besteht die Gefahr, dass der Darm platzt – deshalb muss der Junge per Kaiserschnitt geholt und anschließend schnell operiert werden. Als Henry im Perinatalzentrum Hamburg-Altona zur Welt kommt, entdeckt der Visite am 26.04.2016 a Kinderarzt, dass der Junge eine sogenannte Analatresie, also keinen regulären Darmausgang hat. Am nächsten Morgen wird Henry operiert. Zunächst wird Henry geröntgt: Es zeigt sich, dass Harnblase und Darm miteinander verbunden sind. Diese Verbindung muss unbedingt durchtrennt werden, weil sonst der Darminhalt immer wieder in die Blase fließt und umgekehrt. Zuerst schneidet der Arzt ein Loch in den Darm und saugt die ganze Flüssigkeit ab, die sich dort die letzten Wochen gestaut hat. Dann sucht er die Verbindung zwischen Darm und Blase tief im Becken des Kindes. Der Kinderchirurg kann die falsche Verbindung kappen. Dann muss er noch einen künstlichen Darmausgang legen, damit die Verdauung funktionieren kann. Zwei Stunden später können die Eltern zu ihrem Sohn. Er wird noch beatmet, aber die Ärzte sind zufrieden mit dem Operationsverlauf. Am nächsten Morgen kann Henry zu ersten Mal etwas trinken. Eine Woche später haben sich die Eltern bereits an den künstlichen Darmausgang ihres Sohnes gewöhnt und versorgen ihn auch alleine. Jetzt geht es zunächst nach Hause. In circa drei Monaten werden die Ärzte in einer zweiten Operation einen normalen Darmausgang rekonstruieren. Ob Henry nach diesem Eingriff eine ganz normale Darmfunktion haben wird, können die Ärzte noch nicht voraussagen. Interviewpartner im Beitrag: Dr. Wolf-Henning Becker, Spezielle Geburtshilfe und Perinatalmedizin Praxis für Pränatalmedizin im Perinatalzentrum Altona Paul-Ehrlich-Straße 1, 22763 Hamburg Tel. (040) 63 70 28 10 Internet: www.praenatalmedizin-altona.de Prof. Dr. Konrad Reinshagen Leitender Arzt der Abteilung für Kinderchirurgie AKK Altonaer Kinderkrankenhaus gGmbH Bleickenallee 38, 22763 Hamburg Internet: www.kinderkrankenhaus.net/h/kinderchirurgie_26_de.php Hinweis: Die Redaktion erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit der angegebenen Adressen und Buchhinweise. Impressum: NDR Fernsehen Redaktion Medizin Hugh-Greene-Weg 1 22529 Hamburg Tel. (040) 415 60 Fax (040) 41 56 74 59 Internet: www.ndr.de/visite
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