MAZ Mittwoch, 20. April 2016 POTSDAM IN KÜRZE „Bier ist ein Versprechen“ Der Ur-Berliner Jürgen Solkowski (67) hat aus der Meierei im Neuen Garten ein Brauhaus alter Handwerkstradition gemacht Kommt ein Mann in die Meierei und bestellt ein Glas Wasser ... Jürgen Solkowski: ... dann hat er immerhin schon einen der Rohstoffe, die wir fürs Bierbrauen brauchen, vor sich stehen. Mit absoluter Sicherheit wird ihn unser Service aber auf die Bierkarte hinweisen. Viele meinen, die Meierei ist eine schöne Location mit schönem Ausblick. Vor allem sind wir aber eine Brauerei, die 15 verschiedene Biere übers Jahr verteilt anbietet. Es gibt viele Gäste, die meinen, die Kessel vorn im Sudhaus sind Deko! Wir arbeiten intensiv daran, stärker als Brauerei wahrgenommen zu werden – ein richtiger Kampf. Sind Potsdamer keine Biertrinker? Solkowski: Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Sicher, wir haben einen großen Kreis an Stammkunden: Potsdamer, die regelmäßig kommen und nach denen wir die Uhr stellen können. Wir wollen aber weit mehr Potsdamer für uns gewinnen. Da haben die Berliner die Nase vorn, kommen den langen Weg und organisieren, wer zurückfährt. Der Potsdamer geht nicht los. Vielleicht ein Echo aus DDR-Zeiten, als wegen der nicht allzu berauschenden Qualität viel weniger Bier getrunken wurde. mazonen, die Sie mehrmals am Tag durchlaufen! 60 Grad Celsius im Kesselraum, Raumtemperatur im Sudhaus, im Bierkeller 8 Grad, im Lagerkeller 3 Grad. Rheuma, Arthrose, Bewegungsschwierigkeiten im Alter sind programmiert. Ich würde eine Lehre in der Brauerei trotzdem empfehlen. Wer eine Affinität zur Biologie, Chemie und Physik hat, zu Apparaturen, Maschinen und zum Genuss, für den könnte der Beruf interessant sein. Wo einst Milch floss, fließt nun frisch gebrautes Bier: die Meierei am Rande des Neuen Gartens. fahren haben sehr viele Dinge ins Bier gemischt, um es haltbarer und berauschender zu machen: Tollkirschen etwa, sogar Schierling. Es gab viele Todesfälle bis feststand, dass nur Hopfen, Wasser, Malz und Hefe benutzt werden dürfen. Das Reinheitsgebot hat den hervorragenden Ruf des deutschen Bieres in der ganzen Welt begründet. Viele ausländische Brauereien arbeiten freiwillig damit. Lässt sich über Biergeschmack streiten? Solkowski: Ja, natürlich. Es gibt in Deutschland 1300 Brauereien, die Dennoch ist der Craft-Bier-Trend 5500 Sorten herstellen – und kein auf dem Höhepunkt. Bier schmeckt wie das andere. Da- Solkowski: Die Idee ist super und bei haben wir nur vier belebt das Geschäft. Am Rohstoffe, die wir verEnde entscheidet der wenden dürfen und Verbraucher. Doch mit denen wir eine läuft’s mir kalt den zu Hause in ... unheimliche SorRücken runter, tenvielfalt pflewenn ich sehe, gen. Rein rechwas in einige nerisch könnte Craft-Biere geman über eine mixt wird: KürMillion verbiskerne, Brennschiedene Biere nessel, Sauerherstellen. ampfer, Löwenzahn. Wer so arbeiSie sind ja ein richtitet, darf nicht fordern, ger Fan des Reinheitsgesein Produkt Bier nennen botes. Wird es auch die nächszu dürfen. Wer einen fünften ten 500 Jahre überdauern? Rohstoff hinzufügt, braut kein Bier. Solkowski: Ich hoffe doch sehr – ich Warum niederreißen, was 500 Jahtue alles dafür, dass es mindestens re Bestand hat? Das verstehe ich noch einmal 500 Jahre besteht. nicht. Bier ist ein Versprechen. Das Reinheitsgebot ist ein Qualitätssiegel, eingesetzt, um die Bier- Werden Sie jemals die Potsdamer trinker zu schützen. Unsere Vor- Stange brauen? Themenspezial Nau e n e r Vorstadt FOTO: MEIEREI 500 Jahre Reinheitsgebot Der Ursprung des Reinheitsgebotes liegt in einem Passus der bayrischen Landesordnung vom 23. April 1516. Am 23. und 24. April feiert Brandenburg den 500. Geburtstag des deutschen Reinheitsgebotes – und zwar auf dem Luisenplatz in Potsdam. 13 Brauerei-Chef Jürgen Solkowski im Sudhaus. FOTO: GARTENSCHLÄGER Solkowski: Nein. Wir brauen ja auch kein Pils, das hier sehr verbreitet ist. Genau deshalb haben wir uns für Helles aus Bayern entschieden. Das mögen auch die Damen lieber – und warum 52 Prozent der Bevölkerung vom Biergenuss ausschließen? Die Stange ist historisch gesehen ein Rückbier aufgekräust mit Jungbier – ursprünglich also eine Resteverwertung. Heute wird es natürlich in reiner Form hergestellt. Unsere Spezialität ist die Weiße. Wir haben jahrelang daran gearbeitet, die richtigen Hefen zu finden, um dieses althergebrachte Berliner Bier, dessen Ruf leider nicht der Urform entspricht, zu brauen. Die meisten kennen es ja nur so sauer, dass man keine andere Chance hat, als es mit süßem Brandenburger Privatbrauereien präsentieren dann einen Teil der Brandenburger Biervielfalt, darunter auch die Meierei. nf Sirup zu vermengen. Für einen Brauer ist es schlimm, Bier durch einen Strohhalm zu trinken. Nicht nur die Weiße, Sie brauen etliche Spezialbiere – weshalb? Solkowski: Wir wollen zeigen, dass wir die Vielfalt pflegen und bieten saisonale Biere an. Jeden Monat ein anderes: Winterbock-, Maiund Herbstbock, Märzen, Rot-, Schwarz-, Mittsommer-, Sommer-, Neumond-, Weihnachtsfest- und ein Top-Secret-Bier. Dazu Weizen und Weiße für die Biergartenzeit. Sie werden sicher von vielen Biertrinkern beneidet – so direkt an der Quelle. Aber wie hart ist das Handwerk des Brauers tatsächlich? Solkowski: Sehr hart. Allein die Kli- 21 Welcher Teufel hat Sie damals geritten, sich eine Ruine wie die Meierei es war ans Bein zu binden? Solkowski: Diese Geschichte ist sehr lang. Das ist meine dritte Brauerei. Zuvor habe ich aber immer mit Partnern arbeiten müssen und war nicht mein eigener Herr. Einen Familienbetrieb zu gründen – das war immer das Ziel. Nach der Wende waren plötzlich viele interessante Lagen erreichbar. Wir haben uns überall in und um Berlin umgeschaut und sind dann auf die Schlösserstiftung gestoßen, die jemanden für die Meierei suchte. Wir wollten immer ein Brauhaus sein – deshalb gibt es bei uns nur bodenständige Gerichte: Buletten, Eisbein, Kartoffelsuppe. Viele haben uns übel genommen, dass es so ein einfaches Essen an einem so wunderbaren Ort gibt. Viele hätten gern ein Gourmetrestaurant gesehen. Es war nicht immer leicht hier. Aber wir setzen uns durch. Apropos einfach: Was hält der Fachmann denn von Dosenbier? Solkowski: Gar nichts, obwohl es seine Daseinsberechtigung hat. Dosenbier ist extrem haltbar und eignet sich für den Transport nach Übersee. Es wird hart gefiltert, verliert dadurch aber Aroma. Ich würde es trinken – aber nur, wenn ich es in der australischen Wildnis finde. Ja, es ist auf modernen Partys hip, damit rumzustehen, aber es schmeckt nicht. Es ist cool, hat mit Genuss aber nicht viel zu tun. Ein Tag ohne Bier ist ... Solkowski: Ein verlorener Tag. Zumindest für uns Brauer. Man rundet sein Tagewerk mit einem schönen Schluck ab. Wenn alles getan ist, sitze ich mit meinem Brauer am Tresen und trinke mit ihm ein Bier. Erst dann ist wirklich Feierabend. Interview: Nadine Fabian Rathauskooperation hinterfragt Bürgerbegehren Innenstadt. Die Rathauskooperation (SPD, CDU, Grüne, Potsdamer Demokraten) hat dem Vernehmen nach vereinbart, dass rechtliche, inhaltliche und argumentative Aspekte des laufenden Bürgerbegehrens hinterfragt werden sollen. Zu diesem Zweck sind Fragen an die Verwaltung übergeben worden. Am Ende des Prozesses könnte eine rechtliche Überprüfung der Fragestellung des Bürgerbegehrens stehen, das sich gegen den Abriss von FH, Mercure-Hotel und Staudenhof wendet. Unterdessen hat die CDU das Bürgerbegehren kritisiert. Dieses verhindere „die Weiterentwicklung unserer Stadt“, so Fraktionschef Matthias Finken. ir/vo Tennisclub feiert Richtfest auf Plattenwerksgelände Waldstadt. Der Tennisclub RotWeiß feiert am Freitag um 14 Uhr Richtfest für seine neue Tennishalle auf dem Gelände des früheren Plattenwerks an der HeinrichMann-Allee/Ecke Wetzlarer Straße. Zur Feier des Tages wird Interessenten laut Vereinschef HeinzHermann Schulte-Loh die Mitgliedschaft für das erste Jahr zum halben Beitrag angeboten. Die komplette Anlage inklusive zehn neuer Tennisplätze soll im Frühjahr 2017 fertiggestellt sein. SPD will ÖPNV auch auf der Havel Potsdam. Die Rathauskooperation möchte auf SPD-Initiative, dass die Stadtverwaltung im Gespräch mit den Potsdamer Verkehrsbetrieben (ViP) und der Weißen Flotte auslotet, ob eine engere Zusammenarbeit möglich wäre. „Wir brauchen innovative Verkehrsideen und sollten alles einbeziehen, was den Alltag in unserer Stadt erleichtert“, sagte SPDFraktionschef Mike Schubert am Dienstag. Platzeck zu Gast bei den Havelsounds Innenstadt. Havelsounds – die Talk-Musik-Kultur-Erfrischung findet am heutigen Mittwoch um 19 Uhr im Atrium der WilhelmGalerie statt. Thema: „Die Russen und Wir.“ Moderator Tim Jaeger kann unter anderem auch Matthias Platzeck begrüßen. Immer auf dem Laufenden mit der MAZ Mediabox Mieter des Johanniter-Quartiers Potsdam sind rund um die Uhr gut informiert Anzeige „Wir freuen uns vor allem über gute Nachrichten“ Mieter des Johanniter-Quartiers begrüßen mit der MAZ Mediabox einen neuen „Nachbarn“ in der Wohnanlage Potsdam. Sekt am Nachmittag. Das gibt es im Potsdamer Johanniter-Quartier nur zu besonderen Anlässen. Diesmal wird auf die MAZ Mediabox angestoßen. Erst vor wenigen Tagen hat das Gerät im Foyer der Wohnanlage Einzug gehalten. Über den 55 Zoll großen Monitor flimmern seitdem Nachrichten: Neben Neuigkeiten aus Wirtschaft und Politik sind es vor allem die Berichte aus Potsdam und Umgebung , die die Aufmerksamkeit der Mieter des Johanniter-Quartiers auf sich ziehen. Zwischen den Nachrichten aus Brandenburg und der Welt werden immer wieder Hausinformationen ins „Programm“ eingespielt. Heute werden beispielsweise über die Wartung der Brandschutzanlage im JohanniterQuartier informiert und der nächste Konzertnachmittag angekündigt. „Früher haben wir diese Informationen ausschließlich ans schwarze Brett im Fahrstuhl gepinnt“, erzählt Andrea Rohleder, die im Johanniter-Quartier für das Veranstaltungsmanagement verantwortlich ist. „Jetzt lassen wir die Informationen zusätzlich über die MAZ Mediabox laufen.“ Diese Veränderung komme bei den Mietern gut an. Die Plätze auf den beiden FoyerSofas sind seit dem Einzug der MAZ Mediabox oft besetzt. „Es gab sogar schon die Bitte, ob wir nicht noch mehr Stühle vor dem Bildschirm aufstellen können“, erzählt Mit einem kleinen Sektempfang wurde die MAZ-Mediabox von den Mietern des Johanniter-Quartiers begrüßt. FOTO: SCHIPKE Andrea Rohleder. Die MAZ Mediabox ist zu einem neuen Treffpunkt im JohanniterQuartier geworden. „Auf dem Bildschirm ist einfach alles viel besser lesbar“, liefert Maria-Verena von Stumpfeld, die mit ihrem Mann seit mehr als vier Jahren in der Wohnanlage lebt, die Erklärung für dieses Phänomen. Auch Ursula und Werner Sachse haben die MAZ Mediabox schon nach wenigen Tagen schätzen gelernt. Seit mehr als 40 Jahren liest das Ehepaar jeden Tag die MAZ. „Von der ersten bis zur letzten Seite“, betont Ursula Sachse. Die schnelle Information auf dem Monitor der Mediabox sei eine gute Ergänzung dazu. Einen ganz anderen Grund für die schnelle Akzeptanz des neuen „Nachbarn“ im Johanniter-Quartier benennt Mieterin Ilse Elsholz. „Wir sind zwar alt, aber gehen immer noch mit der Zeit“, meint die Seniorin. Im Internetzeitalter gebe es vielerorts Bild- schirme mit Informationen. Warum nicht auch in einer Seniorenwohnanlage? Für Ralf Boost, Regionalvorstand der Johanniter-Unfall-Hilfe in Potsdam-Mittelmark-Fläming ist die MAZ Mediabox hingegen ein gutes Instrument, um den Servicegedanken im Johanniter-Quartier weiter auszubauen. „Wir möchten auf schnelle und unkomplizierte Art mit den Mietern kommunizieren“, sagte er zur Inbetriebnahme der MAZ Mediabox und ermunterte die Mieter, diesen Informationskanal aktiv zu nutzen. Auch an die Nachrichtenmacher von der MAZ und N24 äußerte er einen Wunsch: „Wir freuen uns am meisten über gute Nachrichten.“ Einfach informieren Mit der MAZ Mediabox bietet die Tageszeitung „Märkische Allgemeine“ ein regionales Informations- und Vermarktungsangebot. Die Idee ist einfach: Auf dem Screen laufen die aktuellsten Nachrichten aus der Region und der Welt. Diese können von den Firmen mit einer speziellen Software durch eigene Beiträge ergänzt werden. Sie möchten gern mehr über die MAZ Mediabox wissen? Dann ist Heiko Plauschinat Ihr Ansprechpartner. Sie erreichen ihn telefonisch unter der 0331 2840-455 oder per Mail unter [email protected]
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