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„Was können wir schaffen?“
Flüchtlingsmigration, Arbeitsmarktintegration
und gesamtfiskalische Erfolgsfaktoren
Berliner Gespräche, Frühjahrstagung 2016
21. April 2016, Berlin
Begrüßung
Dr. Knut Bergmann
Leiter des Hauptstadtbüros
Flüchtlingsmigration: Daten und Fakten
Prof. Dr. Axel Plünnecke
Leiter des Kompetenzfeldes Bildung, Zuwanderung und Innovation
Berliner Gespräche Frühjahrstagung 2016
Außenwanderungen
Zu- und Abwanderung nach und aus Deutschland, in 1.000
Saldo
2015
1.500.000
Saldo
Zuzüge
Fortzüge
1.000.000
Ausländer
1,04 Mio.
Gesamt:
~900.000
500.000
Saldo
2014
0
1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015
-500.000
-1.000.000
Anmerkungen: Bis 1956 ohne Saarland, bis 1990 ohne ehemalige DDR, für 2015 geschätzte Werte
Quelle: Statistisches Bundesamt
Seite 4
Ausländer
608.000
Gesamt:
550.000
Berliner Gespräche Frühjahrstagung 2016
Top-Herkunftsländer der Zuwanderer
Nettozuwanderung von ausländischen Staatsangehörigen
Staatsangehörigkeit
Insgesamt
Nettozuwanderung 2015
Nettozuwanderung 2014
1.036.194
607.577
247.486
61.820
Rumänien
95.053
86.897
Polen
68.804
66.788
Irak
49.615
4.989
Albanien
44.335
9.765
Bulgarien
42.306
35.937
Kroatien
37.710
26.367
Italien
25.720
25.097
Kosovo
24.733
13.756
Ungarn
21.228
21.067
355.123
322.382
Syrien
EU-Staaten zusammen
Quelle: Statistisches Bundesamt
Seite 5
Berliner Gespräche Frühjahrstagung 2016
Entwicklung der Flüchtlingszahlen
Monatswerte
Registrierungen im EASY-System
Asylanträge
Entscheidungen
250000
200000
150000
100000
50000
0
Jan. Feb. Mrz. Apr. Mai. Jun.
15
15
15
15
15
15
Quellen: BMI; BAMF
Seite 6
Jul.
15
Aug. Sep. Okt. Nov. Dez. Jan. Feb. Mrz.
15
15
15
15
15
16
16
16
Berliner Gespräche Frühjahrstagung 2016
Phasen des Asylverlaufs
Schematische Darstellung
Entscheidung in
Asylverfahren
Erteilung einer Niederlassungserlaubnis
(NE) nach 3 Jahren AE
Asylberechtigte (2015: 1,4 Prozent) /
Anerkannte Flüchtlinge (2015: 95,9 Prozent)
Unbefristete NE
3 Jahre Aufenthaltserlaubnis (AE)
Erteilung einer NE nach 5 Jahren AE
Subsidiär Schutzberechtigte (2015: 1,2 Prozent)
1 Jahr AE
2 Jahre AE
2 Jahre AE
Ausländer, für die ein Abschiebeverbot besteht (2015: 1,4 Prozent)
Mind. 1 Jahr AE
Verlängerung der AE um je mind. ein Jahr
Erteilung eines Aufenthaltstitels nach 18 Monaten Duldung
Duldung
Max. 6 Monate, Verlängerung um 3
bis 6 Monate
Quellen: IW nach Hummel / Thöne, 2016; BAMF
Seite 7
Unbefristete NE
Erteilung einer NE nach
5 Jahren AE
Aufenthaltserlaubnis
AE und Verlängerung für je max. 3 Jahre
Unbefristete NE
Berliner Gespräche Frühjahrstagung 2016
Entwicklung ausgewählter Aufenthaltstitel
Stand jeweils 31.12.
Befristete Aufenthaltstitel
2013
2014
2015
… aus völkerrechtlichen, humanitären
oder politischen Gründen
205.580
242.572
321.530
… zum Zweck der Ausbildung
161.567
176.876
192.734
… zum Zweck der Erwerbstätigkeit
112.171
120.754
132.403
… aus familiären Gründen
689.013
670.702
668.374
Aufenthaltsgestattungen für
Asylbewerber
110.473
178.077
350.040
Duldungen
95.171
113.888
156.264
Quelle: Statistisches Bundesamt
Seite 8
Berliner Gespräche Frühjahrstagung 2016
Flüchtlinge in Deutschland nach Status
Stand 31.12.2015
Anerkannte Flüchtlinge
mit Aufenthaltserlaubnis aus
völkerrechtlichen, humanitären oder
politischen Gründen
321.530
Geduldete
156.264
Asylbewerber
mit Aufenthaltsgestattung
350.040
Registrierte Personen, die
noch keinen Asylantrag
gestellt haben
(ca. 300.000???)
Quelle: Statistisches Bundesamt
Seite 9
Nicht registrierte
Personen
(???)
Berliner Gespräche Frühjahrstagung 2016
Bearbeitungsdauer der Asylanträge
15 wichtigste Herkunftsländer, 2015, in Monaten
18
16
14
12
10
8
6
4
2
0
Quelle: Deutscher Bundestag, Drs. 18/7625
Seite 10
Berliner Gespräche Frühjahrstagung 2016
Asylanträge in Europa
Anteil Deutschlands an den
Asylanträgen:
36 Prozent
Anteil Deutschlands an der
Gesamtbevölkerung:
16 Prozent
Quelle: Eurostat
Seite 11
Berliner Gespräche Frühjahrstagung 2016
Auswirkungen der Schließung der Balkanroute und
des EU-Türkei-Paktes
•
•
•
•
Zunächst Lock-In in Griechenland
Dann Rückgang der Ankünfte in
Griechenland
Geringere Wanderungsanreize: höhere
Unsicherheit und höhere Kosten
Suche nach Ausweichrouten
Quelle: ORF, 9.3.2016, FAS, 10.4.2016
Seite 12
Berliner Gespräche Frühjahrstagung 2016
Europäische Asylpolitik
Gemeinsames Europäisches
Asylsystem (6.4.2016)
Aber: Aufgabe nationaler
Souveränität
Dublin-Verfahren
Zuständig für ein Asylverfahren ist
das Land,
… in das der Asylbewerber legal
eingereist ist (mit Visum oder
visumfrei).
… in dem der Asylbewerber länger
als 5 Monate gelebt hat.
… in dem der Asylbewerber
erstmals illegal den Boden der
EU betreten hat.
… in dem enge Familienangehörige
des Asylbewerbers leben.
Quelle: Eigene Zusammenstellung
Seite 13
Weiterentwicklungen
Europäischer Verteilungsmechanismus (10.2.2016)
Aber: bisher keine Einigung
der EU-Länder in Sicht
EU-Türkei-Pakt (16.3.2016)
Rücknahme von illegal nach
Europa eingereisten Personen
durch die Türkei, Aufnahme
syrischer Flüchtlingen durch EU
Berliner Gespräche Frühjahrstagung 2016
Anforderungen an die Erteilung einer
Niederlassungserlaubnis im Vergleich
Zugangsweg
Dauer bis zur Erteilung der
Niederlassungserlaubnis
Weitere Anforderungen
Anerkannte Flüchtlinge (GFK)
3 Jahre
Keine
Blaue Karte EU
33 Monate (bei Sprachniveau
B1: 21 Monate)
Sonstige Erwerbsmigranten in
abhängiger Beschäftigung
(z.B. über Positiv-Liste)
5 Jahre
Selbständige
3 Jahre
- Gesicherter
Lebensunterhalt
- Geleistete Beiträge zur
Rentenversicherung
- Ausreichende
Sprachkenntnisse
- Ausreichender
Wohnraum
Freiberufler
5 Jahre
Bildungsmigranten
Keine direkte Erteilung der Niederlassungserlaubnis
Erteilung nach 2 Jahren Erwerbstätigkeit für
Hochschulabsolventen bzw. 5 Jahren für Absolventen
anderer Bildungsgänge
Quelle: IW-Systematik
Seite 15
Berliner Gespräche Frühjahrstagung 2016
Fazit
► Im Jahr 2015 hat Deutschland eine historisch einmalige Zuwanderung
erlebt, die nicht nur von den Flüchtlingen getragen war.
► In den letzten Monaten sind die Flüchtlingszahlen insbesondere aufgrund
der Schließung der Balkanroute deutlich gesunken, so dass sich
Deutschland nicht mehr im absoluten Krisenmodus befindet.
► Dennoch sind weitere Verbesserungen bei der Administration der
Asylverfahren, insbesondere bei den Verfahrensdauern, notwendig.
► Zudem muss die Zusammenarbeit in der EU beim Thema Asyl auf eine
neue Basis gestellt werden.
► Auch sollte der Zugang nach Deutschland für Erwerbsmigranten weiter
erleichtert und sichergestellt werden, dass diese gegenüber anerkannten
Flüchtlingen nicht schlechter gestellt sind.
Seite 16
Arbeitsmarktintegration:
Erfolgsfaktoren und Handlungsfelder
Dr. Hans-Peter Klös
Leiter des Wissenschaftsbereichs
Berliner Gespräche Frühjahrstagung 2016
Altersstruktur der Asylbewerber
Anteile in Prozent, Asylbewerber Gesamtjahr 2015, Bevölkerung zum
01.01.2015
Bevölkerung
Asylbewerber
49,6
42,5
23,8
20,3
18,7
21,0
12,2
4,0
weniger als 14
Jahre
Quelle: Eurostat, 2016
Seite 18
7,3
14 bis 17 Jahre
0,6
18 bis 34 Jahre
35 bis 64 Jahre 65 Jahre und mehr
Berliner Gespräche Frühjahrstagung 2016
Schulische Qualifikationsstruktur
Herkunftsländer: Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Sri Lanka, Syrien;
Teilnehmer der BAMF-Flüchtlingsstudie 2014, Angaben in Prozent
keine Schule besucht
Alle sechs HKL
16,4
Syrien
16,1
6,9
6,6
Irak
25,9
Afghanistan
Seite 19
10,5
18,3
0
Quelle: BAMF 2016, n=2.403
bis zu 4 Jahre
5
10
7,1
15
20
25
30
35
40
Berliner Gespräche Frühjahrstagung 2016
Prozess der Integration
Stilisierte Arbeitsmarktintegration einer Flüchtlingskohorte nach Einreise
Dauer 2015 Antrag
bis Anhörung:
3,9 Monate
Dauer 2015 Anhörung
bis Entscheidung:
4,2 Monate
Quelle: SVR, JG 2015/2016, S. 14; Deutscher Bundestag, Antwort vom 17.3.2016
Seite 20
Berliner Gespräche Frühjahrstagung 2016
Quelle: Eigene Zusammenstellung
Seite 21
Kein Abschluss:
Schulische
Nachqualifizierung
Schulabschluss
Kompetenzfeststellung
Begleitende
Berufsorientierung
Unterschiedliche
Ausbildungsmodelle
Schulabschluss
vorhanden
Teilqualifikationen
Beruflicher
Abschluss
vorhanden
Anerkennungsprozess
Probebeschäftigung / Arbeitsvermittlung /
Erwerbstätigkeit
Studium /
duales Studium
Regulärer
Schulbesuch
Integrations- /
Förderklassen
Sprachstandsfeststellung
Minderjährige
Junge Erwachsene
Ankunft in Deutschland
Prozesskette der Qualifizierung
Berliner Gespräche Frühjahrstagung 2016
Beschäftigungsquoten von Zuwanderern
nach Zugangsweg, in Prozent nach Jahren seit Zuzug
Quelle: IAB-Bericht 14/2015
Seite 22
Berliner Gespräche Frühjahrstagung 2016
Erwerbsbeteiligung anerkannter Flüchtlinge
Herkunftsländer: Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Sri Lanka, Syrien;
Erwachsene, 2014, Angaben in Prozent
Syrien
Erwerbstätig
in Ausbildung
Suche nach Arbeit/Ausbildung
Nicht erwerbstätig
Sonstiges
keine/nicht verwertbare Angabe
24,7
Irak
38,9
Afghanistan
16,3
36,5
0%
Quelle: BAMF 2016, n=2.805
10%
20%
26,4
6,0
29,1
Alle sechs HKL
Seite 23
6,9
27,8
21,5
30%
40%
26,0
20,7
9,0
19,9
23,0
50%
60%
9,3
21,9
70%
80%
4,9
4,4 3,2
9,9
6,0
90%
4,1
3,6
100%
Berliner Gespräche Frühjahrstagung 2016
Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nach
Anforderungsniveau
Stand: August 2015
Helfer
8 nicht europäische
Asylzugangsländer
Fachkraft
Spezialist
45,1
4 Flüchtlingsherkunftsländer
40,2
47,6
Syrien
10
20
31,8
30
40
50
60
10,5
3,8
2,8
41,3
42,9
0
Experte
3,5
70
80
7,8
21,6
90
100
4 Flüchtlingsherkunftsländer: Eritrea, Afghanistan, Irak, Syrien; 8 nicht europäische Asylzugangsländer: Eritrea, Afghanistan, Irak, Syrien, Somalia, Nigeria, Iran, Pakistan
Quelle: Bundesagentur für Arbeit
Seite 24
Berliner Gespräche Frühjahrstagung 2016
Einsatzmöglichkeiten für Flüchtlinge
Antworten von Unternehmen auf die Frage: „ Für welche Art von
Tätigkeiten sehen Sie Beschäftigungsmöglichkeiten für Flüchtlinge?“,
in Prozent
Einfache Arbeit
Qualifizierte Beschäftigung
Beides
Keines von beiden
78,9
71,4
60,2
49,5
44,7
43,5
46,8
45,0
48,2
44,3
53,0
51,2
41,4
34,7
27,4
21,9
27,2
22,7
28,6
20,6
28,3
21,2
12,1
Gesamt
Verarbeitendes
Gewerbe
Quelle: IW-Unternehmensbefragung, Februar 2016, N = 883
Seite 25
Dienstleister
+ Bau
bis 49
Mitarbeiter
50 bis 249
Mitarbeiter
9,6
ab 250
Mitarbeiter
Berliner Gespräche Frühjahrstagung 2016
Handlungsfelder für eine bessere
Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen
Spracherwerb
Gesetzgeber
Staatliche
Einrichtungen
Quelle: Eigene Zusammenstellung
Seite 27
Unternehmen
Arbeitsmarktzugang
Anerkennung
von
Qualifikationen
Berufsorientierung
(Nach-)
Qualifizierung
Berufliche und
hochschulische
Ausbildung
Gesellschaft
Berliner Gespräche Frühjahrstagung 2016
Handlungsfeld Spracherwerb und Schule
Sprachförderung
• Verpflichtende Sprachstandsfeststellung und frühzeitige
Teilnahme an
Integrationskursen
• Stärkung des Angebots an
Sprach-,Berufssprach- und
Integrationskursen
• Freiwillige/ehrenamtliche
Sprachlernangebote in
Erstaufnahmeeinrichtungen
Seite 28
Schulbesuch
• Bundesweite Schulpflicht
spätestens nach 3 Monaten
• (Berufs-)Schulpflicht bis zum 21.
Lebensjahr
• Flächendeckendes Angebot an
Vorbereitungsklassen
• Ausbau der Willkommensklassen
auch an Berufsschulen
• Nachrichtlich:
Weiterbildungsangebote für Lehrer
für Deutsch als Fremdsprache
Berliner Gespräche Frühjahrstagung 2016
Handlungsfeld Berufs- und Hochschulausbildung
Sicherung
Ausbildungsaufenthalt
• Duldung für die gesamte
Dauer der Ausbildung mit
Verlängerungsmöglichkeit
• Duldung für anschließende
Arbeitssuche
• Keine Altersgrenze
Kompetenzfeststellung/
Anerkennung früherer
Kompetenzen
• Tätigkeit im Herkunftsland
• Berufs-,akad. Abschluss
• Sprache
Seite 29
Rascher und unkonditionierter
Zugang zu BA-Förderleistungen
• Einstiegsqualifizierung/
Einstiegsqualifizierung Plus
• ausbildungsbegleitenden Hilfen
• Berufsausbildungsbeihilfen
• Assistierte Ausbildung
Förderung von Studierwilligen
• Aufbau von Vorbereitungskursen für
Ausbildungen
• Ausbau der Studienkollegs
• Ausbau offener Online-Kurse
Berliner Gespräche Frühjahrstagung 2016
Handlungsfeld Arbeitsmarktzugang
Abbau rechtlicher Restriktionen
• Vorrangprüfung
• Zeitarbeitsverbot
• Aufenthaltsgestattung nach
Ankunftsnachweis
Förderung des Einstiegs in den
Arbeitsmarkt
• Einstieg in Helferpositionen
• Ambivalente Arbeitsgelegenheiten
(„Ein-Euro-Jobs“)
• Mindestlohnfreie Praktika
• Zugang zu Förderleistungen für
Langzeitarbeitslose
Seite 30
Einrichtung von
Integrationspunkten
• Ausländerbehörden
• Bundesagentur für Arbeit
Berufsbegleitende
Qualifizierungsmaßnahmen
Regionale Verteilung nach
Arbeitsmarktgesichtspunkten
• Engpassrelationen
• Ausbildungsstellenmarkt
Berliner Gespräche Frühjahrstagung 2016
Fazit
► Die Arbeitsmarktintegration der Flüchtlinge stellt eine große
Herausforderung dar, da viele von ihnen nur ein geringes
Qualifikationsniveau mitbringen.
► Allerdings sind sie zu großen Teilen sehr jung und damit noch
ausbildungsfähig.
► Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Integration ist ein zügiger
Erwerb der deutschen Sprache, daher kommt einer verpflichtenden
Sprachförderung und Teilnahme an Integrationskursen große Bedeutung
zu.
► Flüchtlingen muss der Zugang zu betrieblichen und hochschulischen
Ausbildungen erleichtert werden. Die berufliche Bildung bedarf der
besonderen Unterstützung, bietet aber auch die größten Chancen.
► Bei Asylbewerbern mit Bleibeperspektiven sollte schnell die Aufnahme
einer Erwerbstätigkeit gefördert und gefordert werden.
Seite 31
Fiskalbilanz: Erfolgsfaktoren in mittelfristiger
Perspektive
Prof. Dr. Michael Hüther
Direktor
Berliner Gespräche Frühjahrstagung 2016
Fiskalischer Effekt einer besseren
Arbeitsmarktintegration
Höhere Steuer- und
Sozialabgaben
Gelingende
Arbeitsmarktintegration
Beitrag zur
Fachkräftesicherung /
Wachstum
Geringerer Bezug von
Transferleistungen
Geringerer weiterer
Unterstützungsbedarf
(Sozialarbeit, Justiz ...)
Seite 33
Höhere
Einnahmen
Niedrigere
Ausgaben
Berliner Gespräche Frühjahrstagung 2016
Treiber der Fiskalbilanz der Flüchtlingsaufnahme
Kosten für Unterbringung,
Versorgung und Integration
der Flüchtlinge
Arbeitsmarktintegration
Zusammenarbeit Bund,
Länder, Gem.
Gesamtfiskalische Bilanz
Regionale
Verteilung
Zivilgesellschaft
Steuern und Sozialbeiträge
der Flüchtlinge
Quelle: Eigene Zusammenstellung
Seite 34
Berliner Gespräche Frühjahrstagung 2016
Fiskalische Effekte der Flüchtlingszuwanderung
Ifo München: Kosten von
21,1 Mrd. Euro für 2015 bei
1,1 Millionen Flüchtlingen
FIFO Köln: Jährliche
Kosten von rund 13.000
Euro je Asylbewerber
DIW Berlin:
Gesamtfiskalische
Überschüsse ab 2021, da
starker Nachfrageeffekt der
Flüchtlinge
Quelle: Eigene Zusammenstellung
Seite 35
IfW Kiel: jährliche
Kosten von 26 Mrd.
Euro bis 2018
IW Köln:
Durchschnittliche jährliche
Kosten von 25 Mrd. Euro
bis 2017
Berliner Gespräche Frühjahrstagung 2016
Fiskalischer Effekt von Zuwanderung
Langfristige Effekte bei einer Nettozuwanderung von 200.000 Personen
im Jahr, Werte pro Kopf und Jahr in Euro
Wie Ausländer im Jahr 2012
-125
Wie Gesamtbevölkerung im Jahr 2012
347
20% niedrig, 50% mittel, 30% hoch
406
Einheitlich hohe Qualifikation
1062
Einheitlich mittlere Qualifikation
-300
Quelle: Bonn, 2014
Seite 36
264
0
300
600
900
1200
Berliner Gespräche Frühjahrstagung 2016
Erwerbsfähige Personen aus Asyl-Herkunftsländern
Erwerbsfähige Personen aus acht nichteuropäischen AsylHerkunftsländern, die bei einer Arbeitsagentur oder einem Jobcenter
gemeldet sind, Stand Oktober 2015
Regionale Schwerpunkte der wichtigsten Herkunftsländer:
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, 2015
Seite 38
Gesamt
Regionale Schwerpunkte
Syrien
97.076
Berlin: 6.507
Region-Hannover: 2.676
Irak
43.269
München: 4.278
Köln: 2.542
Afghanistan
29.906
Hamburg: 6.182
München: 1.529
Iran
22.166
Hamburg: 2.652
Köln: 2.171
Pakistan
14.416
Groß-Gerau: 1.020
Frankfurt a.M.: 727
Berliner Gespräche Frühjahrstagung 2016
Regelkreise für Asylbewerber und Geduldete
Administration
Bereich
Finanzierung
Registrierung
Bund
Verteilung auf die Länder
(Koordination der Reise
Bund
Bearbeitung des Asylantrags
Bund
Länder
Versorgung
Bereich
Finanzierung
Bereitstellung u. Unterbringung in
Erstaufnahmeeinrichtungen
Bund
Länder
Unterbringung nach der Erstaufnahme
Bund
Länder
Kreise
Gemeinden
Leistungen nach
Asylbewerberleistungsgesetz
Bund
Länder
Kreise
Gemeinden
Quelle: Hummel/Thöne, 2016
Seite 39
Berliner Gespräche Frühjahrstagung 2016
Regelkreise für anerkannte Flüchtlinge
Sozialtransfers
Finanzierung
Leistungen nach SGB II (ALG II)
Bund
Leistungen nach SGB III (ALG I)
Bund
Leistungen nach SGB XII (Sozialhilfe)
Bund
Bildung
Finanzierung
Integrationskurse
Bund
Betreuungseinrichtungen
Bund
Schule
Kreise
Länder
Länder
Kreise
Gemeinden
Länder
Kreise
Gemeinden
Länder
Kreise
Studium
Bund
BaföG
Bund
Weitere Leistungen
Finanzierung
Familienleistungen (Kindergeld, Elterngeld)
Bund
Allgemeine öffentliche Leistungen
Bund
Quelle: Hummel/Thöne, 2016
Seite 40
Kreise
Länder
Kreise
Gemeinden
Berliner Gespräche Frühjahrstagung 2016
Handlungsfeld Fiskalföderalismus
► Etablierung einer neuen „Gemeinschaftsaufgabe Flüchtlinge“
► Direkte Finanzierung vom Bund an die Kommunen und Kreise
► Finanzierungsgrundsatz: Geld folgt Flüchtlingen
► Anreize zur Flüchtlingsaufnahme für demografieschwache Kommunen und
Regionen durch Pauschalzahlungen
► Weiterentwicklung Königsteiner Schlüssel
Und:
„Konzertierte Aktion in der Flüchtlingspolitik“
• Einladung an den “Tisch der gesellschaftlichen Vernunft“ (Karl Schiller)
• Abstimmung der laufenden Handlungen auf der Basis grundsätzlicher und
langfristiger Festlegungen
• Bund, Länder, Kommunen, Sozialwirtschaft und Zivilgesellschaft
Quelle: Eigene Zusammenstellung
Seite 41
Berliner Gespräche Frühjahrstagung 2016
Handlungsfeld regionale Erstverteilung
Erstaufnahme
Verteilung auf die
Bundesländer
• Neuer Verteilungsmechanismus
• Nutzung von gesetzlichen Handlungsspielräumen
Verteilung auf die
Kommunen
• Gleiche Kriterien für die Verteilung in den Ländern
• Berücksichtigung von Wohnraum- und
Integrationskapazitäten
Verteilung besonderer
Flüchtlingsgruppen
Quelle: Eigene Zusammenstellung
Seite 42
• Skalierbarkeit der Kapazitäten
• Verteilung auf Kommunen erst nach Antragsstellung
und mit genügend Vorlauf
• Unterbringung von Flüchtlingen mit
Hochschulzugangsberechtigung in
Hochschulstandorten
Berliner Gespräche Frühjahrstagung 2016
Handlungsfeld Wohnsitzzuweisung
Mögliches Vorbild: Wohnortzuweisung
für (Spät-) Aussiedler
• In Kraft von 1989 bis 2009, sanktioniert
ab 1996
• Gültigkeitsdauer drei Jahre (bis 1999:
zwei Jahre)
• Festlegung, in welcher Kommune die
(Spät-) Aussiedler wohnen sollten, aber
nicht der konkreten Wohnung. Keine
Beschränkung des Aufenthaltsorts.
• Gültig nur für Personen, die auf Sozialleistungen angewiesen sind, nicht für
Erwerbstätige und Personen in
Ausbildung.
• Bei Missachtung konnten Sozialleistungen gekürzt werden, weitere
Sanktionen waren nicht vorgesehen.
Quelle: Eigene Zusammenstellung
Seite 43
Vorteile
• Starke Konzentration der Flüchtlinge auf
einzelne Städte wird vermieden
• Gefahr der Überforderung der betroffenen
Städte und der Bildung von
Parallelgesellschaften sinkt
Nachteile
• Flüchtlinge werden in Regionen gehalten, die
ihnen wenig (Arbeitsmarkt-) Chancen bieten
(Lock-In-Effekt)
• Gefahr der „Unterschichtung“ in
wirtschaftsschwächeren Regionen, da
vorwiegend die Flüchtlinge, denen die
Integration am Arbeitsmarkt nicht gelingt,
bleiben
Berliner Gespräche Frühjahrstagung 2016
Handlungsfeld Integrationsgesetz
► Wichtigste Fortschritte im Eckpunktepapier:
•
•
•
•
Aussetzen Vorrangprüfung
Rechtssicherer Aufenthalt während Ausbildung
Zugang Bewerber und Geduldete zu BA-Förderleistungen
Mitwirkungspflichten Integrationsmaßnahmen
► Verbleibende Fehlstellen:
• Integrationsplan, der zwischen den beteiligten Administrationen abgestimmt ist
• Einheitliche Anforderungen an eine Niederlassungserlaubnis
• Klärung, ggfs. Neufassung des Duldungsstatus
Integrationsgesetz als Einstieg in ein Einwanderungsgesetz:
•
•
•
Klärung der Zugangswege (Angebots- und Nachfrageorientierung)
Klärung der Integrationsperspektiven und -bedingungen
Grundlagen für die „Konzertierte Aktion in der Flüchtlingspolitik“
Quelle: Eigene Zusammenstellung
Seite 44
Berliner Gespräche Frühjahrstagung 2016
Unterschiede zwischen Flüchtlingsaufnahme und
gesteuerter Zuwanderung
Flüchtlingsaufnahme
Gesteuerte Zuwanderung
Motiv
Humanitäre Aufgabe
Fachkräftesicherung
Auswahl der Zuwanderer
Nach humanitären
Gesichtspunkten
Nach Arbeitsmarktgesichtspunkten
Vorbereitung der
Zuwanderer auf die
Wanderung
Nicht möglich
Spracherwerb usw. im
Heimatland kann gefordert
werden
Lebensunterhalt in
Deutschland
Wird durch staatliche
Leistungen gesichert.
Gesicherte Lebensunterhalt
als Voraussetzung für den
Verbleib in Deutschland.
Verbleib der Zuwanderer in
Deutschland
In der Regel bis zur
Normalisierung der Lage
im Heimatland
Auf Dauer oder für einen
Karriere- / Ausbildungsabschnitt
Quelle: Eigene Zusammenstellung
Seite 45
Berliner Gespräche Frühjahrstagung 2016
Fazit
► Die Aufnahme der Flüchtlinge führt zu zusätzlichen Ausgaben für den
deutschen Staat und insbesondere die Kommunen.
► Die regionale Verteilung der Flüchtlinge sollte gleichmäßiger erfolgen und
sich stärker an der regionalen Integrationsperspektive orientieren.
► Die Aufgabenteilung zwischen Bund, Ländern und Kommunen sollte –
etwa durch eine Gemeinschaftsaufgabe - neu justiert werden.
► Grundsätzlich sollten die Mittel immer direkt den Menschen folgen.
► Eine erfolgreiche Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt hilft, die
Belastungen für die öffentlichen Haushalte zu minimieren.
► Zur Bewältigung der demografischen Herausforderung ist unter anderem
eine Stärkung der gesteuerten Fachkräftezuwanderung erforderlich.
Seite 46
Diskussion
Imbiss
Auf Wiedersehen!
Bei den Berliner Gesprächen
Herbsttagung am 13. Oktober 2016