Dax 10120.31 +0.68% E-Stoxx 50 3064.03 +0.32% Dow Jones 18004.16 +0.60% S&P 500 2094.34 +0.65% Euro/Dollar 1.1310$ +0.23% Euro/Yen 123.04¥ +0.26% Brentöl 41.94$ -0.05% Gold 1232.36$ -0.15% Bund 10J. 0.161% +0.034PP US Staat 1.764% +0.012PP Stand: 22h00 G 02531 NR. 75 / PREIS 2,80 € DIENSTAG, 19. APRIL 2016 DEUTSCHLANDS WIRTSCHAFTS- UND FINANZZEITUNG 2 THEMEN DES TAGES Neues Flüchtlingsdrama im Mittelmeer? Eine Frage der Moral 400 Flüchtlinge auf vier Booten, die meisten aus Somalia, Äthiopien und Eritrea, sollen auf ihrem Weg nach Europa ertrunken sein. Nur rund 30 Menschen seien gerettet worden, berichten Medien. Seite 6 Konzerne tauschen Chefs immer häufiger M. Murphy, C. Schnell, T. Tuma Wolfsburg E s muss schon viel passieren, damit einer wie Bernd Osterloh in Rage gerät. Dafür hat der langjährige Betriebsratschef von Volkswagen zu viele Schlachten geschlagen. Aber der seit Wochen tobende Streit über die MillionenBoni für die VW-Führung bringt auch den Gewerkschafter schnell auf: „Ich habe schon im Herbst gemahnt, dass der Konzernvorstand angesichts der vielfältigen Probleme durch die Dieselaffäre maßhalten möge“, sagt er im Interview mit dem Handelsblatt. Osterloh ärgert, dass der VW-Vorstand immer noch keinen akzeptablen Vorschlag für einen Bonusverzicht vorgelegt hat. Verträge seien zwar Verträge, aber „es geht hier auch um Moral“, appelliert der Betriebsratschef an die Führungseta- ge des Autokonzerns. Zugleich weiß er, dass „ein Verzicht aus ethischen Gründen erst einmal eine freiwillige Entscheidung des Vorstands ist“. Am Dienstag vergangener Woche hatte der Vorstand um Konzernchef Matthias Müller zwar einen Vorschlag für eine Kürzung der Millionen-Boni vorgelegt. Den Auf- Hohe Boni Das verdient ein VW-Vorstand 6,83 Mio. € Maximaler Bonus 5,75 Mio. € Festvergütung 1,08 Mio. € Vorstandschef ausgenommen Handelsblatt | Quelle: VW Handelsblatt GmbH Abonnentenservice Tel. 0800–0002053 (gebührenfrei innerhalb Deutschland), Fax 0211 887 3605, [email protected] Monatsabonnements: Handelsblatt Print: 60,00 Euro Handelsblatt Print + Digitalpass: 66,99 Euro Andy Ridder / visum [M] Belgien 3,50 € Frankreich 3,90 € Großbritannien 3,40 GBP Luxemburg 3,50 € Niederlande 3,50 € Österreich 3,50 € Polen 21,50 PLN Schweiz 5,50 CHF Tschechien 130,00 CZK Ungarn 1200,00 FT Bernd Osterloh, Betriebsratschef von VW, geht mit dem Management hart ins Gericht und fordert einen freiwilligen Bonusverzicht. Einen ersten Vorschlag hat der Aufsichtsrat abgelehnt. sichtsräten ging das Angebot nach Handelsblatt-Informationen allerdings nicht weit genug, weil der Vorstand nur auf einen geringen Teil tatsächlich verzichten wollte. Da für das Jahr 2015 ein Verlust erwartet wird, fällt der Bonus schon rein rechnerisch um rund ein Drittel geringer aus. Ein anderer Teil der Boni sollte zudem erst später ausgezahlt werden, heißt es in Konzernkreisen. Unterm Strich wären die Einbußen minimal ausgefallen. Diese Mogelpackung wollten weite Teile des Aufsichtsrats nicht akzeptieren – und legten ihr Veto ein. Der Öffentlichkeit und den eigenen Mitarbeitern wäre ein solcher Schritt nicht zu vermitteln gewesen, heißt es in Konzernkreisen. Schließlich droht VW wegen gefälschter Abgaswerte bei bis zu elf Millionen Dieselautos eine Milliardenstrafe. Wie hoch die Kosten für die Nachbesserung der Fahrzeuge und die Bußgelder am Ende ausfallen VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh: „Ich habe schon im Herbst gemahnt.“ werden, soll am Freitag feststehen. Erwartet wird ein zweistelliger Milliardenbetrag. An diesem Tag soll der Aufsichtsrat nicht nur über die Bilanz für 2015, sondern auch über die Aufarbeitung des Dieselskandals und die Boni beraten. Bis dahin will die VW-Führung einen neuen Vorschlag vorlegen. Man sei auf einem guten Weg, sagte ein VW-Sprecher. In Konzernkreisen hieß es: Der Verzicht müsse deutlich sein, sonst könne der Aufsichtsrat dem nicht zustimmen. Wohl auch aus Selbstschutz: Schließlich hatten Osterloh und die übrigen Kontrolleure die millionenschweren Bonusregeln für die VW-Vorstände einst abgesegnet. Bonistreit bei VW Seiten 4, 5 Trotz prosperierender Wirtschaft sind im vergangenen Jahr 16,7 Prozent der Vorstandschefs der 300 größten börsennotierten Unternehmen im deutschsprachigen Raum ausgeschieden. 2014 waren es lediglich zehn Prozent. Seite 16 RWE: Belastungen im Kerngeschäft wachsen RWE-Chef Peter Terium steht eine turbulente Hauptversammlung bevor. Die Dividende fällt aus, der Energiekonzern schreibt einen Milliardenbetrag auf sein bisheriges Kerngeschäft ab. Seiten 18 bis 21 Kommunen bleiben auf Zinsrisiken sitzen Die niedrigen Leitzinsen der EZB bedrohen mittlerweile auch deutsche Kommunen. Denn die spezielle Konstruktion vieler Verträge kann dazu führen, dass Städte und Gemeinden für das Zinsniveau zur Kasse gebeten werden. Seite 26 Commerzbank: Saniert, aber wenig profitabel Der Konzernüberschuss ist wieder so hoch wie 2010, und erstmals seit 2008 gibt es eine Dividende. In welchem Zustand Vorstandschef Blessing das Geldhaus hinterlässt, zeigt der Handelsblatt-Bilanzcheck. Seiten 28 bis 31 ANZEIGE Opec gerät ins Abseits Statt der Petrodollar sollen Anleihen die Ausgaben decken. Regine Palm, Matthias Streit Düsseldorf, Frankfurt D as Treffen der größten Ölförderländer ist gescheitert. Zwei wichtige Mitglieder des Ölkartells Opec, Saudi-Arabien und Iran, haben sich einer Lösung verweigert, die Produktion zu deckeln und so trotz des bestehenden Überangebots einen weiteren Preisrückgang zu vermeiden. Die Ölmärkte reagierten zunächst geschockt auf das Scheitern. Im Tagesverlauf erholte sich schließlich in Europa der Brentölpreis und notierte am Abend über der Marke von 42 Dollar. Deutlich gewachsen sind aber die Zweifel an der Handlungsfähigkeit der Opec. „Das Scheitern ist nicht gut für die Glaubwürdigkeit der Ölproduzenten“, sagt Christof Rühl, Chef der Research-Abteilung der Abu Dhabi Investment Authority (ADIA), eines der größten Staatsfonds der Welt, dem Handelsblatt. Zudem klafft in den Staatshaushalten vieler Ölförderländer wegen der anhaltenden Baisse schon jetzt ein Milliardendefizit. Selbst Russland leidet massiv unter den niedrigen Ölpreisen. Abu Dhabi, das in diesem Jahr eine Budgetlücke von 11,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erwartet, hat schnell auf das Scheitern der Gespräche reagiert. Erstmals seit dem Jahr 2009 will das Emirat eine Anleihe begeben, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg. Damit folgt es dem Beispiel Saudi-Arabiens: Das Land will ab September ebenfalls mit Anleihen Geld bei internationalen Investoren einsammeln. Kommentar und Bericht Seiten 24 und 34, 35 © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an [email protected].
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