Handelsblatt - Die Onleihe

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DIENSTAG, 19. APRIL 2016
DEUTSCHLANDS WIRTSCHAFTS- UND FINANZZEITUNG
2
THEMEN DES TAGES
Neues Flüchtlingsdrama
im Mittelmeer?
Eine Frage
der Moral
400 Flüchtlinge auf vier Booten,
die meisten aus Somalia, Äthiopien
und Eritrea, sollen auf ihrem Weg
nach Europa ertrunken sein. Nur
rund 30 Menschen seien gerettet
worden, berichten Medien. Seite 6
Konzerne tauschen
Chefs immer häufiger
M. Murphy, C. Schnell, T. Tuma
Wolfsburg
E
s muss schon viel passieren, damit einer wie
Bernd Osterloh in Rage
gerät. Dafür hat der langjährige Betriebsratschef
von Volkswagen zu viele Schlachten
geschlagen. Aber der seit Wochen
tobende Streit über die MillionenBoni für die VW-Führung bringt
auch den Gewerkschafter schnell
auf: „Ich habe schon im Herbst gemahnt, dass der Konzernvorstand
angesichts der vielfältigen Probleme durch die Dieselaffäre maßhalten möge“, sagt er im Interview mit
dem Handelsblatt.
Osterloh ärgert, dass der VW-Vorstand immer noch keinen akzeptablen Vorschlag für einen Bonusverzicht vorgelegt hat. Verträge seien
zwar Verträge, aber „es geht hier
auch um Moral“, appelliert der Betriebsratschef an die Führungseta-
ge des Autokonzerns. Zugleich
weiß er, dass „ein Verzicht aus ethischen Gründen erst einmal eine
freiwillige Entscheidung des Vorstands ist“.
Am Dienstag vergangener Woche
hatte der Vorstand um Konzernchef Matthias Müller zwar einen
Vorschlag für eine Kürzung der Millionen-Boni vorgelegt. Den Auf-
Hohe Boni
Das verdient ein
VW-Vorstand
6,83
Mio. €
Maximaler
Bonus
5,75
Mio. €
Festvergütung
1,08
Mio. €
Vorstandschef ausgenommen
Handelsblatt | Quelle: VW
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Bernd Osterloh, Betriebsratschef von
VW, geht mit dem Management hart ins
Gericht und fordert einen freiwilligen
Bonusverzicht. Einen ersten Vorschlag
hat der Aufsichtsrat abgelehnt.
sichtsräten ging das Angebot nach
Handelsblatt-Informationen allerdings nicht weit genug, weil der
Vorstand nur auf einen geringen
Teil tatsächlich verzichten wollte.
Da für das Jahr 2015 ein Verlust erwartet wird, fällt der Bonus schon
rein rechnerisch um rund ein Drittel geringer aus. Ein anderer Teil
der Boni sollte zudem erst später
ausgezahlt werden, heißt es in Konzernkreisen. Unterm Strich wären
die Einbußen minimal ausgefallen.
Diese Mogelpackung wollten weite Teile des Aufsichtsrats nicht akzeptieren – und legten ihr Veto ein.
Der Öffentlichkeit und den eigenen
Mitarbeitern wäre ein solcher
Schritt nicht zu vermitteln gewesen,
heißt es in Konzernkreisen. Schließlich droht VW wegen gefälschter Abgaswerte bei bis zu elf Millionen
Dieselautos eine Milliardenstrafe.
Wie hoch die Kosten für die
Nachbesserung der Fahrzeuge und
die Bußgelder am Ende ausfallen
VW-Betriebsratschef
Bernd Osterloh: „Ich habe
schon im Herbst gemahnt.“
werden, soll am Freitag feststehen.
Erwartet wird ein zweistelliger Milliardenbetrag. An diesem Tag soll
der Aufsichtsrat nicht nur über die
Bilanz für 2015, sondern auch über
die Aufarbeitung des Dieselskandals und die Boni beraten.
Bis dahin will die VW-Führung einen neuen Vorschlag vorlegen.
Man sei auf einem guten Weg, sagte
ein VW-Sprecher. In Konzernkreisen hieß es: Der Verzicht müsse
deutlich sein, sonst könne der Aufsichtsrat dem nicht zustimmen.
Wohl auch aus Selbstschutz:
Schließlich hatten Osterloh und die
übrigen Kontrolleure die millionenschweren Bonusregeln für die
VW-Vorstände einst abgesegnet.
Bonistreit bei VW Seiten 4, 5
Trotz prosperierender Wirtschaft
sind im vergangenen Jahr 16,7 Prozent der Vorstandschefs der 300
größten börsennotierten Unternehmen im deutschsprachigen
Raum ausgeschieden. 2014 waren
es lediglich zehn Prozent. Seite 16
RWE: Belastungen im
Kerngeschäft wachsen
RWE-Chef Peter Terium steht eine
turbulente Hauptversammlung bevor. Die Dividende fällt aus, der
Energiekonzern schreibt einen Milliardenbetrag auf sein bisheriges
Kerngeschäft ab. Seiten 18 bis 21
Kommunen bleiben
auf Zinsrisiken sitzen
Die niedrigen Leitzinsen der EZB
bedrohen mittlerweile auch deutsche Kommunen. Denn die spezielle Konstruktion vieler Verträge
kann dazu führen, dass Städte und
Gemeinden für das Zinsniveau zur
Kasse gebeten werden. Seite 26
Commerzbank: Saniert,
aber wenig profitabel
Der Konzernüberschuss ist wieder
so hoch wie 2010, und erstmals
seit 2008 gibt es eine Dividende.
In welchem Zustand Vorstandschef
Blessing das Geldhaus hinterlässt,
zeigt der Handelsblatt-Bilanzcheck. Seiten 28 bis 31
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Opec gerät ins Abseits
Statt der Petrodollar sollen Anleihen die Ausgaben decken.
Regine Palm, Matthias Streit
Düsseldorf, Frankfurt
D
as Treffen der größten Ölförderländer ist gescheitert. Zwei wichtige
Mitglieder des Ölkartells Opec, Saudi-Arabien und Iran, haben sich einer Lösung verweigert, die Produktion zu deckeln und so trotz des bestehenden Überangebots einen weiteren Preisrückgang
zu vermeiden.
Die Ölmärkte reagierten zunächst geschockt auf das Scheitern. Im Tagesverlauf erholte sich schließlich in Europa der
Brentölpreis und notierte am Abend über
der Marke von 42 Dollar. Deutlich gewachsen sind aber die Zweifel an der
Handlungsfähigkeit der Opec. „Das Scheitern ist nicht gut für die Glaubwürdigkeit
der Ölproduzenten“, sagt Christof Rühl,
Chef der Research-Abteilung der Abu
Dhabi Investment Authority (ADIA), eines
der größten Staatsfonds der Welt, dem
Handelsblatt. Zudem klafft in den Staatshaushalten vieler Ölförderländer wegen
der anhaltenden Baisse schon jetzt ein
Milliardendefizit. Selbst Russland leidet
massiv unter den niedrigen Ölpreisen.
Abu Dhabi, das in diesem Jahr eine
Budgetlücke von 11,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erwartet, hat schnell auf
das Scheitern der Gespräche reagiert.
Erstmals seit dem Jahr 2009 will das Emirat eine Anleihe begeben, berichtete die
Nachrichtenagentur Bloomberg. Damit
folgt es dem Beispiel Saudi-Arabiens: Das
Land will ab September ebenfalls mit Anleihen Geld bei internationalen Investoren einsammeln.
Kommentar und Bericht
Seiten 24 und 34, 35
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