Handelsblatt - Die Onleihe

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MITTWOCH, 20. APRIL 2016
DEUTSCHLANDS WIRTSCHAFTS- UND FINANZZEITUNG
2
THEMEN DES TAGES
Rente wird zum
Wahlkampfthema
Bis zum Herbst will Angela Merkel
mit CSU, SPD und Gewerkschaften
über die Zukunft der Rente reden.
Geht es aber nach der CSU und der
SPD, dann wird die Rente im Wahljahr 2017 kein Konsens-, sondern
ein Streitthema. Seite 6
Ankara erhöht den
Druck auf die EU
Der türkische Premierminister Ahmet Davutoglu hat bei seinem Besuch in Straßburg den Druck auf
die EU in der Frage der Visumfreiheit erhöht: Der Gemeinschaft
drohten Nachforderungen bei der
Umsiedlung von Syrern, sollte sie
sich nicht an ihre Zusagen zur Visumfreiheit halten. Seite 10
Neue Erkenntnisse zeigen: Die Software zur
Manipulation von Abgaswerten wurde nicht bei
Volkswagen entwickelt. Die Ursprungsideen stammen
von der Konzerntochter Audi – aus dem Jahr 1999.
Martin Murphy
Frankfurt
F
ür den Abgasskandal gab
es bei Volkswagen bisher
eine klare Sprachregelung: Die Verantwortung
liegt allein bei der Kernmarke VW. Die Töchter – allen voran
Audi und Porsche – haben mit der
systematischen Manipulation von
Dieselmotoren nichts zu tun.
Diese Version entspricht aber nur
bedingt der Realität. Es ist zwar richtig, dass Ingenieure in Wolfsburg den
Betrug initiiert haben. Doch nach
Recherchen des Handelsblatts ist der
Ausgangspunkt der Manipulation
nicht VW, sondern Audi. Erdacht
wurde die Software in Ingolstadt.
Dort überlegten die Motorenentwickler bereits im Jahr 1999,
wie man den zunehmend schärferen Grenzwerten begegnen kann,
heißt es in Konzernkreisen. Geplant war dabei auch der Einsatz
einer illegalen Software. Entsprechende Hinweise sollen auch die
Ermittler der US-Kanzlei Jones
Day erhalten haben. Deren Abschlussbericht wird in den nächsten Wochen erwartet. Weder
Volkswagen noch Audi wollten auf
0,5
Gramm Stickoxidausstoß
pro Kilometer
war der Grenzwert 2001.
Quelle: EU
Nachfrage den Sachverhalt kommentieren.
Nach Informationen des Handelsblatts bezweifelten die Audi-Ingenieure damals, dass ihre Motoren die verschärften Grenzwerte
einhalten konnten. Problematisch
waren die neuen europäischen Regeln, nach denen der Ausstoß von
Stickoxiden ab dem Jahr 2001 auf
0,5 Gramm pro Kilometer gedeckelt werden sollte.
Für den Teststand hatten die Audi-Fachleute deshalb eine Software
ersonnen, mit der bestimmte
Funktionen abgeschaltet werden
konnten. Firmenintern wurde die
Einrichtung „Acoustic mode“ und
„Akustikfunktion“ genannt, heißt
es in Ermittlerkreisen.
Zum Einsatz kam der illegale
Plan bei Audi aber nie. Erst Jahre
später stieß die Software auf Interesse – in Wolfsburg. Als Volkswagen-Ingenieure bei der Entwicklung eines Motors den Ausstoß von
Stickoxiden nicht unter die gesetzlichen Grenzwerte senken konnten, installierten sie ab 2005 die bei
Audi erdachte Manipulationssoftware. Diese erkennt, wann das Auto auf dem Teststand ist, und regelt
die Emissionen herunter. Sogar die
Begriffe „Acoustic mode“ und
„Akustikfunktion“ sollen die VWEntwickler übernommen haben,
wie die internen Ermittler herausfanden.
Wie genau die VW-Ingenieure
von den früheren Plänen bei Audi
erfahren haben, ist noch unklar.
Fakt ist, dass Audi-Entwickler in
der besagten Zeit zu Volkswagen
gewechselt sind.
Wer letztlich für die Manipulation der Dieselmotoren die Verantwortung trägt, soll der Bericht von
Jones Day zeigen. Gut möglich,
dass Volkswagen dann seine bisherige Sprachregelung zur Dieselaffäre überarbeiten muss.
Schwerpunkt Seiten 4, 5
Bafin hält Garantiezins für zu hoch
Finanzaufseher Hufeld droht Lebensversicherungs-Kunden mit weiteren Abschlägen.
Yasmin Osman
Frankfurt
D
er Präsident der deutschen Finanzaufsicht Bafin, Felix Hufeld, spricht sich für
einen deutlich niedrigeren Garantiezins
für Lebensversicherungen aus. „Es versteht sich
von selbst, dass 1,25 Prozent Zinsen auf Dauer
nicht zu halten sind, wenn die Zinsen so niedrig
bleiben, wie sie aktuell sind“, sagte Hufeld im Interview mit dem Handelsblatt. „Ich persönlich
hätte eine gewisse Sympathie für einen deutlicheren Schritt“, sagte er. Das Bundesfinanzmi-
nisterium setzt den Garantiezins jeweils nach
Empfehlungen der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV) und der Bafin fest. Die DAV plädiert
für eine moderate Absenkung ab 2018 auf 1,0
Prozent. Das letzte Wort hat das Ministerium.
Der Garantiezins bestimmt, welche Rendite
Lebensversicherer ihren Kunden maximal versprechen dürfen. Da es wegen der niedrigen Notenbankzinsen immer schwerer wird, diese Rendite zu erwirtschaften, wurde der Garantiezins
mehrfach gesenkt. Der Druck auf die Versicherungsbranche sei enorm, betonte Hufeld, dessen Behörde auch die Versicherer beaufsichtigt.
Mit Blick auf etliche Skandale in der Bankenbranche sprach sich der Bafin-Chef für härtere
Strafen aus: „Wenn Sie mich fragen, ob ich aus
einem 5 000-Euro-Bußgeld gern ein Fünf-Millionen-Euro-Bußgeld machen würde, dann sage
ich: unbedingt!“ Im vergangenen Jahr habe die
Bafin wegen Verstößen gegen Geldwäscheregeln
Bußgelder von insgesamt mehr als 40 Millionen
Euro verhängt, „darunter das höchste Einzelbußgeld, das eine Finanzaufsicht jemals in
Deutschland verhängt hat“.
Interview Seite 28
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Aufsichtsräte erhalten
deutlich mehr
Die Vergütung für Konzernkontrolleure hat sich in den zurückliegenden zehn Jahren im Durchschnitt
fast verdoppelt. Vorstände legten
beim Gehalt im selben Zeitraum
„nur“ um 55 Prozent zu. Normale
Angestellte mussten sich mit 27
Prozent Tarifsteigerung zufriedengeben. Seite 14
Bahn-Chef sorgt sich um
Börsengang von Arriva
Hans-Guenther Oed, [M]
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Codename „Acoustic mode“
Für die Modernisierung der Bahn
benötigt Konzernchef Rüdiger Grube frisches Kapital. Einen Teil soll
dazu der Börsengang der britischen
Tochter Arriva beitragen. Im Interview beschreibt er die Probleme,
die ein Ausscheiden Großbritanniens aus der EU für den Schienenkonzern mit sich brächte. Seite 18
Puma setzt sich gegen
Adidas durch
Adidas hat im Streit über neuartige Kunststoffsohlen erneut eine
Niederlage gegen den Rivalen Puma erlitten. Das OLG Düsseldorf
lehnte die Forderung nach einer
einstweiligen Verfügung gegen
Puma ab. Adidas behauptet, Puma
habe Sohlen der Drei-Streifen-Marke nachgeahmt. Seite 22
Goldman Sachs
ohne Glanz
Der Gewinn von Goldman Sachs ist
im ersten Quartal um 56 Prozent
eingebrochen – es ist der vierte
Gewinnrückgang in Folge. Nun
baut das Institut, das seit Jahrzehnten vor allem als Investmentbank tätig war, ein neues Standbein auf – das Geschäft mit Privatkunden. Seite 31