SÜDWESTRUNDFUNK Anstalt des öffentlichen Rechts Radio Fernsehen Internet PRESSE Information Liebe Kolleginnen und Kollegen, nachfolgend bieten wir Ihnen eine Meldung an. Norbert Röttgen (CDU), Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages, gab heute, 18.04.16, dem Südwestrundfunk ein Interview zum Thema: „EU-Außenminister beraten u.a. über Libyen“. Das „SWR2 Tagesgespräch“ führte Rudolf Geissler. Mit freundlichen Grüßen Zentrale Information Chefredaktion Hörfunk Zentrale Information SWR Tagesgespräch Postadresse 76522 Baden-Baden Hausadresse Hans-Bredow-Straße 76530 Baden-Baden Telefon Telefax 07221/929-23981 07221/929-22050 Internet www.swr2.de Datum: 18.04.2016 Röttgen unterstützt Frankreichs Libyen-Initiative / Waffennachschub an IS unterbinden Baden-Baden:: Der Vorsitzende des Auswärtigen Bundestags-Ausschusses, Norbert Röttgen (CDU), ist für einen EU-Militäreinsatz gegen den Waffennachschub an den IS in Libyen. Im Südwestrundfunk (SWR) unterstützte Röttgen die Initiative Frankreichs, dabei auch in libyschen Hoheitsgewässern zu operieren. Voraussetzung dafür sei aber, dass die neue Regierung des Landes noch vom Parlament bestätigt werde und einem EU-Einsatz zustimme, sagte Röttgen. Libyen brauche dann "Hilfe auf der gesamten Bandbreite" von wirtschaftlicher Unterstützung bis hin zu militärischem Training. Für Europa komme es darauf an, das Land zu stabilisieren, weil von der libyschen Küste aus auch mit Flüchtlingen "Menschenhandel nach Europa betrieben" werde. Wortlaut des Live-Gesprächs: Geissler: Kann Libyen von außen stabilisiert werden? Röttgen: Im Kern nicht, aber wir dürfen auch Libyen nicht sich alleine überlassen. Dann werden sie es auch nicht schaffen. Das heißt, sie brauchen Hilfe zur Selbsthilfe unbedingt. Geissler: Die neue Regierung bemüht, sich ihre Macht durchzusetzen, das staatliche Gewaltmonopol durchzusetzen. Wie kann die EU da behilflich sein? Röttgen: Indem sie dabei hilft, dass der politische Prozess weiter vorangeht, dass also eine Einheitsregierung zustande kommt. Das ist auch wichtig, damit es überhaupt wieder ein völkerrechtliches, handlungsfähiges Subjekt des Staates Libyen gibt. Und dann braucht diese neue Regierung die Hilfe auf der gesamten Bandbreite. Das ist die wirtschaftliche Stabilisierung des Landes. Das ist aber auch Sicherheit von Polizei bis zu militärischem Training, das einstweilen und zuerst in Tunesien stattfinden kann. Also die gesamte Bandbreite der Stabilisierung ist für das Land wichtig und auch für Europa. Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD) Geissler: Zu dieser Bandbreite gehört im Moment, dass die EU mit Schiffen im Mittelmeer kreuzt, um gegen Schleuser vorzugehen und Flüchtlinge aus Seenot zu retten. Aber, das geschieht nur in internationalen Gewässern. Frankreich sagt jetzt, wir sollten diesen Einsatz als Militäreinsatz ausweiten in dann auch libysche Hoheitsgewässer, um etwa den Waffennachschub an den IS und andere Milizen zu unterbinden. Unterstützen Sie das? Röttgen: Ich halte das für richtig, so bald in Libyen eine handlungsfähige Regierung da ist, mit deren Zustimmung dann auch das tätigwerden in libyschen Hoheitsgewässern erfolgen kann, damit keine rechtliche Problematik entsteht. Aber dann halte ich es für wichtig, dass wir diesen Beitrag leisten, um die weitere Ausdehnung des Islamischen Staates gerade an der Küste Libyens zu Europa hin einzudämmen und nicht noch Waffenlieferungen von außen nach Libyen hinein zuzulassen. Libyen selber ist zwar schon für sich genommen bedauerlicherweise ein einziges, riesiges Waffenlager, aber Zuschub von außen muss unterbunden werden. Der Islamische Staat in Libyen ist eine Bedrohung für die Entwicklung, für die Stabilität Libyens, und er ist auch eine Gefahr für Europa, weil von dort aus der Menschenhandel nach Europa betrieben wird, von Afrika nach Europa. Geissler: Sie sagen, dass sollte man in libyschen Hoheitsgewässern dann tun, wenn die Regierung „handlungsfähig“ ist, das war Ihre Formulierung. Dann wenn sie handlungsfähig ist frage ich, oder wenn sie legitimiert ist durch das Parlament? Denn da kann ja ein großer Unterschied bestehen. Röttgen: Sie haben völlig Recht. Wenn sie als Völkerrechtsubjekt handlungsfähig ist. Es fehlt ja noch die Zustimmung des international anerkannten Parlamentes, das jetzt in Tobruk sitzt. Die ist noch nicht da. Es muss eine völkerrechtliche Handlungsfähigkeit geben. Die wird dann eben gerade noch nicht faktisch überall im Lande sein, dann bräuchten sie keine Hilfe. Aber es muss ein legitimiertes Völkerrechtssubjekt Libyen geben. Sobald man davon sprechen kann und das ist auch eine Frage der Legitimation, der Zustimmung des legitimierten Parlamentes in Tobruk das fliehen musste von Tripolis nach Tobruk, jetzt ist der Premierminister wieder zurückgekommen, erste Ansätze von Handlungsfähigkeit entwickeln sich - sobald das Völkerrechtssubjekt da ist, bin ich dafür, dass diese Initiative europäisch vorgenommen wird. Also von den Franzosen ist sie initiiert worden, und dann sollte sie auf eine breite, europäische und internationale Basis gestellt werden. Geissler: Denkbar ist natürlich auch, dass die neue libysche Führung dann, wenn sie voll legitimiert ist, ausdrücklich auch um militärische Aktionen gegen den IS bittet, der ja zu einer so großen Gefahr geworden ist. Sollte sich Deutschland zum Beispiel an Luftschlägen beteiligen da? Röttgen: Ob und in welcher Form wir mitmachen als Deutsche speziell, ist eine offene Frage. Aber ich halte es für entscheidend, dass es gegenüber Libyen die gesamte Bandbreite der Unterstützung gibt, weil sie es geben muss für die Stabilisierung des Landes, auch militärische Hilfe. Zunächst ist entschieden, dass sie in Tunesien stattfindet aus unterschiedlichen Gründen. Aber wir brauchen auch auf der Basis der Befähigung eigener, lybischer Truppen dann eine militärische Unterstützung. Wie die technisch aussieht ist für mich eher eine technische, denn eine militärische Frage. Aber ohne militärische Komponente wird man den Islamischen Staat nicht bekämpfen, auch nicht in Libyen, und auch nicht zur politischen Stabilisierung von Libyen kommen. Geissler: Der IS profitiert in Libyen ja von der Rivalität aller anderen im Moment. Das ist das gleiche Muster wie in Syrien, wobei es dort, in Syrien, ja noch nicht mal formal so was gibt wie eine Übergangsregierung. Ganz kurzer Blick noch da hin, auch über dieses Thema und die Genfer Friedensverhandlungen reden die EU-Minister heute. Wenn sich die Opposition in Syrien so sehr gegen einen Übergangspräsident Assad sträubt wie im Moment, erwarten Sie dann überhaupt Fortschritte jetzt in Genf? Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD) Röttgen: Es gibt Fortschritte. Trotz des halbjährigen russischen Bombardements, das die Lage natürlich nicht nur humanitär, sondern auch politisch noch mal viel komplizierter gemacht hat. Inzwischen sagt ja die Opposition, wir sind bereit, gewissermaßen mit technogratischen Repräsentanten des Regimes von Assad zu reden, aber Assad selber nicht als Person. Ich glaube, das ist auch richtig. Man muss auch klar machen, dass Assad nicht Teil Lösung ist. Aber das Akzeptieren, dass auch Repräsentanten des Regimes am Tisch sitzen, ist schon da und das ist ein Fortschritt. - Ende Wortlaut - Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD)
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