Vom Andachtsbild zum Scherenschnitt

Rita Hochuli, Herzogenbuchsee
Seit 24 Jahren bin ich dem Scherenschnitt verfallen. Es ist eine
Kunst der Langsamkeit, im stillen Kämmerlein. Scherenschnitt
ist für mich entschleunigen in unserer schnelllebigen Zeit.
Faszination zum selber gestalten, schwarz weiss.
Am liebsten verarbeite ich selber Erlebtes, aber auch Bäume
und Blumen, alles, was mit der Natur zu tun hat, mag ich
sehr. Zudem ist es mir wichtig, dass Scherenschnitte als altes
Kulturgut erhalten bleiben.
Regina Martin, Schönried
Seit 35 Jahren beschäftige ich mich mit dem Scherenschneiden,
das sich aus Liebe zum Zeichnen entwickelte. Die Vielfalt von
Scherenschnitten fasziniert mich. Bei dieser Arbeit kann ich
meiner Beziehung zu Tier und Natur Ausdruck geben; dies sind
auch meine Lieblingssujets.
Ich organisiere Kurse mit Erwachsenen und Kindern. Auch hier ist
es immer wieder ein Erlebnis zu sehen, wie die Einfachheit von
«nur» Papier und Schere und das daraus Entstehende begeistert
und fasziniert. Seit bald drei Jahren bin ich Vorstandmitglied
von Scherenschnitt Schweiz. Gerne setze ich mich ein für den
Scherenschnitt und seine Schneiderinnen und Schneider.
Ursula Vögtlin, Grellingen
Scherenschnitte gestalte ich seit dreissig Jahren. Es entstand
eine Bilderwelt mit viel Symbolik. Mit der späteren Mischform
Aquarell-Papier wurden die Linien und Flächen des schwarzen
Papiers nachempfunden. Ich interessiere mich für tiefgreifende
Themen aus der Religion und aus dem Leben und betone mit
dem Scherenschnitt und der Malerei deren Symbolkraft. Zum
Beispiel bei der Serie der Laufentaler und Thiersteiner Kapellen,
biblischen Szenen oder Themen der Menschlichkeit.
«Vom Andachtsbild
zum Scherenschnitt»
Öffnungszeiten
Das Andachtsbild, Ausstellungsraum des Klosters Mariastein
30. April bis 31. Oktober 2016
Sonn- und Festtage.
Andere Tage: bitte an Klosterpforte melden
Der Scherenschnitt, Hotel Kurhaus Kreuz, Mariastein
30. April bis 31. August 2016
Täglich geöffnet, 09-18 Uhr
Führungen auf Verlangen
Vernissage 30. April 2016, 16.00 Uhr, Hotel Kurhaus Kreuz
Es sprechen: Pia Zeugin, Kunsthistorikerin, P. Lukas Schenker OSB, Kloster Mariastein
30. April bis 31. Oktober 2016
Das Andachtsbild • Kloster Mariastein
30. April bis 31. August 2016
Der Scherenschnitt • Hotel Kurhaus Kreuz
Benediktinerkloster Mariastein • CH-4115 Mariastein
Tel. +41 (0)61 735 11 11 • [email protected]
www.kloster-mariastein.ch
Hotel Kurhaus Kreuz • CH-4115 Mariastein
Tel. +41 (0)61 735 12 12 • [email protected]
www.kurhauskreuz.ch
Rita Hochuli • Regina Martin • Ursula Vögtlin
Vom Andachtsbild ...
Schon immer haben Bilder als Anregung
zur Vertiefung des Glaubens und der
Frömmigkeit gedient. Dazu entstanden
Bildwerke, die als Andachtsbilder in den
Klöstern, aber nicht nur dort, Menschen
zur Betrachtung und Meditation anregten, aber auch Trost spendeten in
schwierigen Lebenslagen. Im Vordergrund stehen darum Darstellungen des
leidenden Heilands und der Gottesmutter
Maria: z.B. Christus als der Schmerzensmann («Ecce Homo»), das «Vesperbild»
oder die Pietà, dann aber auch Christus als
Kind und Herz-Jesu-Darstellungen. Dazu
kommen Darstellungen beliebter Heiliger. Solche Bildwerke finden sich auch in
Pfarrkirchen, Kapellen und in Bildstöckli.
Da sich aber der einfache Gläubige für seine persönliche Frömmigkeit und Andacht
solche Bildwerke nicht leisten konnte,
wurden bald schon kleinere Bildchen
angefertigt. Daraus entwickelte sich das
kleine Andachtsbild.
In oft ganz einfacher Volkskunst wurden
Bildchen auf Papier oder Pergament
gemalt. Nach Art der Scherenschnitte
wurden Bildchen angefertigt, versehen mit
einem handgemalten kleinen Medaillon
(Schnittbildchen). Später wurden in eine
kunstvoll gestaltete Umrahmung kleine
Miniaturen hinein gesetzt. So entstanden
Nadelstichbildchen und Spitzenbildchen in reicher Vielfalt. Später kamen
Bildchen mit gestanztem Rahmen hinzu.
Lithografien
wurden
von
Hand koloriert
und so zu eindrücklichen kleinen Gemälden
gestaltet.
Die
neuen Drucktechniken verbreiteten solche
frommen Bildchen in grosser
Zahl. Den Besuchern der Wallfahrtsorte wurde schon früh
«Helgeli» als Andenken an die
durchgeführte Wallfahrt angeboten.
Der Zeitgeschmack und der Kunstsinn
einer jeden Epoche spielten da stets
auch mit. ... zum Scherenschnitt
Zur Doppelausstellung
Das Kloster Mariastein beherbergt
eine beachtliche Sammlung an Kulturschätzen, so Gemälde, Skulpturen und
Druckgrafik. Darunter befinden sich
kunsthandwerkliche Arbeiten, die die
Volksfrömmigkeit fördern sollten, zum
Beispiel das geschnittene Andachtsbild,
als Weissschnitt mit Papier und Pergament.
Der Schwarzschnitt kam hundert Jahre
später in Mode - die religiösen Themen
blieben, wurden jedoch später von weltlichen Themen verdrängt.
Die Doppelausstellung «Vom Andachtsbild zum Scherenschnitt» macht die Verbindung vom Weissschnitt zum heutigen
Scherenschnitt. Zeigen auch nicht alle Bilder im Scherenschnitt klassisch religiöse
Motive, so sind sie doch eine Würdigung,
ja eine Feier der Schöpfung.
Rita Hochuli, Regina Martin und Ursula
Vögtlin stehen in der Tradition des klassischen Schwarzschnitts, der mithilfe von
Fantasie und künstlerischer Freiheit aufgelockert wird. Die Motive sind oft überraschend, und Form, Bildausschnitt und
Perspektive verstärken die Aussage.
Rita Hochuli zeigt Schmetterlinge, Vögel,
Pflanzen und Bäume. Ihre Werke sind filigran und narrativ (Bild oben).
Auch in Regina Martins Scherenschnitten steht die Natur an erster Stelle, jedoch meist szenisch aufbereitet. Sie stellt
unter anderem Tiere dar, mit Vorliebe
Pferde (Bild Vorderseite).
In der Kapellen-Serie von Ursula Vögtlin
lassen sich zahlreiche Details und in den
mit Farbe gestalteten Werken unerwartete Szenen entdecken (Bild links).