Was ist mir wichtig im Leben?

Was ist mir wichtig im
Leben?
Thomas Saum-Aldehoff
10 konkurrierende Grundwerte –
und wie sie mit der Persönlichkeit
in Verbindung stehen.
Die einen wollen sich beweisen und
Karriere machen, für andere steht
das Soziale an oberster Stelle: Menschen unterscheiden sich darin,
welche Werte ihnen wichtig sind.
Der Psychologe Shalom Schwartz
von der Hebrew University in Jerusalem hat vor zwei Jahrzehnten ein
Ordnungsschema ersonnen, das
menschliche Grundwerte nach dem
Grad ihrer Verwandtschaft gruppiert:
Er ermittelte zehn Grundwerte (die
er später nochmals unterteilte) und
ordnete sie im Kreis an. Werte, die
einander gegenüberliegen, beissen
sich, zum Beispiel Selbstbestimmung und Sicherheit. Benachbarte
Werte hingegen sind verwandt, etwa
Konformität und Tradition. Doch wo
kommen diese Werte eigentlich her?
In einer Metaanalyse von Studiendaten aus 14 Ländern mit fast 10`000
Teilnehmern stellten Ronald Fischer
und Diana Boer fest: Die Persönlichkeit eines Menschen und die
Grundausrichtung seiner Werte hängen deutlich zusammen. Aber: Wie
stark dieses Band zwischen Persönlichkeit und Werten beschaffen ist,
hängt davon ab, wo die Betreffenden leben. In Ländern mit Wohlstand
und Stabilität (etwa Kanada, USA,
Deutschland) spielt die Persönlichkeit bei der Wertewahl eine grosse
Rolle. In Ländern wie Kenia hingegen hängen die Werte einer Person
eher von anderen Dingen ab – wohl
nicht zuletzt davon, ob sie sich finanziell über Wasser halten kann und ob
sie von Krankheiten oder Kriminalität
bedroht ist, „Erst kommt das Fressen, dann die Moral“, sprach Brecht.
Ist das eine gesichert, dann entfalten
sich die zehn Grundwerte in etwa so:
1. Macht
Dieser Wert verkörpert das Streben
nach Dominanz, Geld und Prestige.
Typische Aussagen: „Sie will, dass
die Leute tun, was sie sagt.“ „Es ist
ihm wichtig, in der Öffentlichkeit sein
Gesicht zu wahren.“ Bei Menschen
mit hohem Machtstreben ist der
Persönlichkeitszug „Verträglichkeit“
oft nicht besonders ausgeprägt; sie
sind also im Umgang mit anderen
nicht sonderlich liebenswürdig und
entgegenkommend. Ferner sind
machtbewusste Personen meist
eher extra- als introvertiert, denn Extraversion umfasst nicht nur Geselligkeit und gute Laune, sondern auch
einen Hang zur Dominanz.
2. Leistung
Menschen mit dieser Werthaltung ist
es wichtig, Erfolg zu haben und vor
anderen Kompetenz zu demonstrieren. Typische Aussagen: „Er findet
es richtig, ehrgeizig zu sein.“ „Sie
möchte, dass die Leute ihre Leistungen bewundern.“ Menschen, die
Leistung wertschätzen, sind ebenfalls eher extravertiert und nicht sehr
verträglich – im Ringen um Erfolg
fahren sie schon mal die Ellbogen
aus.
3. Hedonismus
Beim Streben nach Leistung geht
es darum, sich im Erfolg zu sonnen.
Beim benachbarten Wert Hedonismus ist schon das Sonnen an sich
der höchste Wert. Es geht um Vergnügen und Selbstbelohnung, um
unbeschwerten Genuss. Typische
Aussagen: „Die Freuden des Lebens
zu geniessen ist ihr wichtig“. „Er ergreift jede Gelegenheit, Spass zu
haben.“ Auch Hedonismus ist eher
typisch für Extra- als für Introvertierte.
4. Stimulation
Stimulation drückt das Ausschauhalten nach Anregendem aus, wobei
manche eher nach Rummel, andere nach Neuem und wieder andere
nach Thrill suchen. Typische Aussagen: „Ein aufregendes Leben ist ihm
wichtig.“ „Sie ist immer auf der Suche nach neuartigen Erlebnissen.“
Streben nach Stimulation ist mit zwei
Persönlichkeitszügen stark verbandelt: erstens wiederum mit Extraversion und zweitens mit „Offenheit für
neue Erfahrungen“: Wenn jemand
von seinem Temperament her neugierig und interessiert ist, dann ist
ihm die Suche nach Ideen und Anregungen wichtig.
5. Selbstbestimmung
Offenheit für Neues kennzeichnet
auch Menschen, die Wert auf Selbstbestimmung legen – schliesslich ist
Eigeninitiative ja eine Voraussetzung
für neue Erfahrungen. Auch sind
Menschen, die Selbstbestimmung
hochschätzen, tendenziell seelisch
stabiler und weniger ängstlich – auf
die Welt zuzugehen erfordert eben
ein gewisses Zutrauen. Typische
Aussagen: „Es ist ihr wichtig, ihre
eigenen Meinungen und Ideen zu
haben.“ „Er schätzt die Freiheit, zu
wählen, was er tut.“
6. Universalismus
Dieser Sammelbegriff steht für soziale Werte: Toleranz, Sorge um Gerechtigkeit und Frieden, Schutz der
Natur. Typische Aussagen: „Er legt
Wert darauf, Menschen zuzuhören,
die anders sind als er.“ „Sie möchte,
dass jeder gerecht behandelt wird.“
Menschen mit dieser Einstellung
sind meist verträgliche und für Neues offene Naturen.
7. Wohltätigkeit
In diesem Wert drücken sich Fürsorge, Aufrichtigkeit und die Bereitschaft zu verzeihen aus. Typische
Aussagen: „Sie möchte für nahestehende Menschen sorgen.“ „Er
will anderen ein vertrauenswürdiger
Freund sein.“ Menschen, denen es
ein Bedürfnis ist, sich um andere zu
kümmern, sind auch von ihrer Art her
hilfsbereit und freundlich.
10. Sicherheit
Dieser Wert steht einerseits für
Bescheidenheit und Demut, andererseits für ein Hochhalten von
hergebrachten Tugenden und Gepflogenheiten. Typische Aussagen:
„Traditionelle Werte und Überzeugungen zu wahren ist ihm wichtig.“
„Es liegt ihr viel daran, die Rituale
der Familie zu pflegen.“ Tradition ist,
wenig überraschend, oft anzutreffen
bei Menschen mit geringer Offenheit
für neue Erfahrungen.
Das Abwenden von Bedrohungen
steht hier an erster Stelle: solcher
des eigenen Lebens, etwa Krankheit, oder solcher der Gemeinschaft,
etwa Terrorismus. Typische Aussagen: „Sie vermeidet alles, was ihre
Sicherheit gefährden könnte.“ „Er
wünscht sich einen starken Staat,
der seine Bürger beschützt.“ Diese
Werthaltung ist verknüpft mit Gewissenhaftigkeit, also Eigenschaften
wie Fleiss und Selbstdisziplin: Menschen, denen Sicherheit am Herzen
liegt, investieren offenbar viel Energie darauf, ihr Leben in „geordneten“ Bahnen zu halten.
9. Konformität
Literaturangabe
Konformität ist Ausdruck des Bedürfnisses, sich an Regeln zu halten und nicht anzuecken – weder
bei der Ordnungsmacht noch bei
den Menschen, mit denen man zusammenlebt und -arbeitet. Typische
Aussagen: „Er findet es wichtig, die
Gesetze zu achten.“ „Sie möchte
andere Menschen nicht verärgern.“
Konformität geht oft mit Verträglichkeit einher, denn verträgliche Menschen sind verständnisvoll – und ein
bisschen konfliktscheu.
Saum-Aldehoff, T. (2015). Was ist
mir wichtig im Leben? Psychologie
Heute, 7, 28-29.
8. Tradition
Literaturverzeichnis des Artikels:
Fischer, R., & Boer, D. (2014). Motivational basis of personality-traits:
A meta-analysis of value-personality
correlations. Journal of Personality,
in press. doi: 10.1111/jopy.12125
Schwartz, S. H., et al. (2012). Refining the theory of basic individual
values. Journal of Personality and
Social Psychology, 103(4), 663-688.
INHABERIN GLÜCKSSCHMIEDE GMBH
Als Arbeits- und Organisationspsychologin sowie als
Klinische Psychologin M. Sc. verfüge ich über wissenschaftlich fundiertes Know-how im Bereich der Psychologie. Sowohl als Leiterin Produkte/Entwicklung wie auch
als Mitglied der Geschäftsleitung beim Coachingzentrum
Olten setze ich mich ständig mit dem Themenschwerpunkt Resilienz auseinander – Forschungen zu diesem
Thema interessieren mich sehr: Welche Ressourcen
Menschen in schwierigen Situationen aktivieren können,
überrascht und berührt mich immer wieder. Daher sehe
ich meine Aufgabe darin, Menschen in herausfordernden Lebenssituationen als Coach (dipl. Coach SCA /
CAS Coaching) und Psychotherapeutin (Fachpsychologin für Psychotherapie FSP) zu begleiten.
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