1 / 15 12 Anspruchsvolle Unterwasserarbeit 4 Moderne ABC Aufklärung Einführung des neuen ABC-Aufklärungsfahrzeugs 6 Lawinenschutz der Armee Zivil-militärische Zusammenarbeit für die Sicherheit 10 Schluss mit Bürozeiten Die Luftwaffe baut die permanente Interventionsfähigkeit auf Editorial Geschätzte Milizangehörige Haben Sie gewusst, dass in der Schweizer Armee letztes Jahr 5’841’341 Diensttage geleistet wurden? Und dass wir 20’695 Rekruten ausgerüstet haben? Oder wussten Sie, dass die Armee 2014 rund 500 Lehrlinge ausgebildet hat? Ich muss Ihnen sagen, dass ich auf die Leistungen unserer Miliz armee stolz bin. Wir haben 2014 beispielsweise zusammen mit den zivilen Behörden drei Grossanlässe (WEF, Syrien- und OSZE-Konferenz) mit jeweils mehreren Tausend Angehörigen der Armee erfolgreich geschützt. In der Luft, auf dem Wasser und auf dem Boden. Die Chance, dass auch Sie, geschätzte Leserschaft, dazu beigetragen haben, ist relativ gross. Unsere Soldaten haben sich aber ebenfalls im Ausland engagiert – in über 100’000 Diensttagen zugunsten friedensfördernder Einsätze. Das zeigt, dass die Schweizer Armee ihre Aufträge erfüllt. Ich bin überzeugt, dass diese Leistungen zusammen mit der schlechter gewordenen weltweiten Sicherheitslage mitgeholfen haben, dass die geplante «Weiterentwicklung der Armee» inzwischen breit unterstützt wird. Während der Ständerat der Vorlage mit nur wenigen Anpassungen im März zugestimmt hat, steht die Beratung im Nationalrat zum Zeitpunkt der Abgabe dieses Vorwortes noch aus. Aber auch hier stehen die Zeichen gut. 2014 hat uns deutlich gezeigt, dass sich Bedrohungen und Risiken sehr rasch ändern können. Es gilt also, flexibel zu sein. Die mit der WEA geplanten Massnahmen zugunsten einer rascheren Bereitschaft, verbesserten Kaderausbildung, Vollausrüstung und regionalen Verankerung der Truppen steigern unsere Flexibilität. Für die Sicherheit der Schweiz. Korpskommandant André Blattmann Chef der Armee 2 armee.ch Chef der Armee 1 / 15 Bild: ZEM Diese Zahlen und Fakten finden Sie neben zahlreichen weiteren Informationen im «Jahresbericht Schweizer Armee 2014», welchen Sie auf unserer Homepage www.armee.ch/jahresbericht ansehen können. Inhalt 4 Moderne ABC Aufklärung Einführung des neuen ABC-Aufklärungsfahrzeugs 6Lawinenschutz der Armee Zivil-militärische Zusammenarbeit für die Sicherheit 8 Einführung der Unterstützungsbrücke Erste Erfahrungen mit dem neuen Brückensystem 10 Schluss mit Bürozeiten Die Luftwaffe baut die permanente Interventionsfähigkeit auf 12 Anspruchsvolle Unterwasserarbeit Winterlicher Einsatz der Armeetaucher 4 Moderne ABC Aufklärung Einführung des neuen ABC-Aufklärungsfahrzeugs 8Einführung der Unterstützungsbrücke Erste Erfahrungen mit dem neuen Brückensystem Impressum «armee.ch», die Zeitschrift für die Angehörigen der Schweizer Armee, Ausgabe des Chefs der Armee, erscheint zweimal jährlich auf Deutsch, Französisch und Italienisch Nächste Ausgabe: 2/2015Redaktionsschluss: 14.09.2015 Erscheint: Winter 2015 Herausgeber: Kommunikation Verteidigung (V) Redaktion: Interne und Truppenkommunikation V, Stauffacherstr. 65/31b, 3003 Bern Übersetzungen: Übersetzungsdienste VBS Gestaltung: Zentrum elektronische Medien (ZEM), LBA Druck: Ziegler Druck- und Verlags-AG, 8400 Winterthur Adressänderungen: Schriftlich beim Sektionschef des Wohnorts Copyright: VBS, Bereich Verteidigung Internet: www.armee.ch 10Schluss mit Bürozeiten Die Luftwaffe baut die permanente Interventionsfähigkeit auf armee.ch Chef der Armee 1 / 15 3 Nach zehn Jahren Entwicklung ABC-Aufklärungsfahrzeug wird eingeführt Mit den ersten ABC-Aufklärungsfahrzeugen erhält die ABC-Abwehrschule zum Start der Frühjahrs-Rekrutenschule topmodernes Material. Es erfüllt hohe Anforderungen für die Erledigung anspruchsvoller Aufgaben und zum Eigenschutz der Truppe. Eine neue Videoproduktion zeigt einen möglichen Einsatz. Adj Uof Heinz Rohrer, Kompetenzzentrum ABC-KAMIR Jedes Ereignis im Bereich der atomaren, biologischen oder chemischen Bedrohungen hat grossen Einfluss auf Armee-Einsätze (Existenzsicherung, Verteidigung und Friedensförderung). Die ABC-Aufklärung ist deshalb ein unerlässliches Mittel zur Wahrung oder zum Wiedererlangen der Handlungsfreiheit. Um diese Fähigkeit aufzubauen , wurde 2005 das Projekt ABC-Aufklärungsfahrzeug gestartet. Nachdem die Hürde sämtlicher administrativer Arbeiten (unter anderem formulieren der militärischen Anforderungen, des militärischen Pflichtenhefts, der Ausschreibung) erledigt waren, konnte mit der Firma Thales Schweiz ein Generalunternehmer für die Entwicklung verpflichtet werden. Auftrag und Fähigkeiten des Fahrzeuges In erster Priorität beinhaltet der Auftrag das aktive Aufsuchen der vorhandenen oder vermuteten Kontamination und wenn möglich einen ersten, spezifischen Nachweis. In zweiter Priorität folgen die Bestimmung der Ausdehnung und die Markierung der Kontamination. Und in dritter Priorität werden im kontaminierten Gebiet 4 armee.ch Chef der Armee 1 / 15 Proben für den Nachweis gesammelt. Während der Auftragserfüllung werden alle Messwerte und geographischen Daten in Echtzeit an den Führungsverbund der Armee (und eventuell die zivile Einsatzleitung) übermittelt. Damit das Fahrzeug ohne Einschränkungen im gesamten Einsatzspektrum verwendet werden kann, wurde als Trägerfahrzeug der in der Armee bereits eingeführte Piranha IIIC bestimmt. Das ABC-Aufklärungsfahrzeug beinhaltet folgende Hauptkomponenten: • Gefechtsfeldtaugliches Trägerfahrzeug (Radschützenpanzer GDELS-Mowag Piranha IIIC) mit ballistischem Schutz, Minenschutz, kollektivem ABC-Schutz, Bewaffnung zum Selbstschutz, Aggregat und Klimatisierung; • Ausgerüstet mit entsprechenden Informatik- und Übermittlungsmitteln mit Anschluss an das FIS des Heeres sowie mit Positionierungs- und Navigationssystem; • A-, B- und C-Nachweisgeräte nach dem neuesten Stand der Technik; • Probenahme- und Markiervorrichtungen; • Geräte zur Erfassung der Wetterdaten; • Einsatzautonomie während 24 Stunden. In einem Holzmodell wurden erste ergonomische Versuche durchgeführt und auf Wunsch des Nutzers entsprechende Anpassungen vorgenommen. Dieses «Holzfahrzeug» wurde auch im Rahmen des Rüstungsprogrammes 2008 präsentiert und der entsprechende Kredit von den zuständigen Stellen gesprochen. Nach der Fertigung des Prototypen wurde das erste «richtige» Aufklärungsfahrzeug aufwändig getestet. Intensive Felderprobung Bei diesen Versuchen mit einer abschliessenden intensiven Felderprobung in Bure konnten einige Schwachpunkte und Mängel aufgedeckt werden. Durch die enge Zusammenarbeit mit dem Generalunternehmer und der Firma GDELS-Mowag konnten die Verbesserungen erarbeitet und jeweils umgehend getestet werden. Da wegen den geforderten und zwingenden Änderungen die Kosten den Kreditrahmen überschritten, musste mit dem Rüstungsprogramm 2011 ein Nachtragskredit beantragt werden, welcher aber ohne grosse Diskussionen gesprochen wurde. Mit dem Nuller-Serie-Fahrzeug wurden nochmals intensive Versuche, unter anderem ein 24-Stunden-Test mit Vollbesatzung, durchgeführt und nach einer mehrwöchigen Testphase konnte für den Bau der restlichen elf Fahrzeuge grünes Licht gegeben werden. Abschluss und Einführung 2014 wurde jedes Fahrzeug durch die armasuisse und den Nutzer auf Vollständigkeit und Funktion getestet und abgenommen. Die armasuisse übergibt nun in zwei Tranchen je sechs Fahrzeuge an die Logistikbasis der Armee. Somit steht der Einführung in der ABC-Abwehrschule nichts mehr im Weg. Die ersten Rekruten haben nach der Rüstungsprogramm 08, Präsentation Holzmodell. allgemeinen Grundausbildung in Lyss am 17. April 2015 in Spiez ihre Ausbildung zum ABC-Aufklärungssoldaten begonnen. In der Vorbereitungsphase zur ersten Rekrutenschule konnte im Rahmen einer Filmpremière die neuste DVD-Produktion «Behind the Line» (VP 975) gefeiert werden. Die aktuelle Videoprodu ktion 975 Dieser Film zeigt einen möglichen zeigt einen m öglichen Ein satz Einsatz eines ABC-Aufklärungszu- von ABC-Einsa tzkräften m it dem n euen Fahrzeu ges bei einem zivilen Ereignis. g. Das neue ABC-Aufklärungsfahrzeug. armee.ch Chef der Armee 1 / 15 5 Geb D Achtung Lawinen! Den Schnee beobachten und messen für den Lawinenschutz Hans Martin Henny prüft die Schneeschichten, um die Stabilität zu bestimmen. Stabsadjudant Peider Ratti ist auch für die Erhebungen auf dem Gelände von Andermatt zuständig. 6 armee.ch Chef der Armee 1 / 15 In der Schneedecke können sich Luftlöcher wie dieses bilden und die Lawinengefahr erhöhen. Geb D Seit mehreren Jahren arbeitet das Kompetenzzentrum Gebirgsdienst der Armee Hand in Hand mit dem Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) und dem Kanton Uri zusammen, um das Lawinenrisiko zu minimieren. Wir durften Hans Martin Henny, der mit drei anderen Arbeitskollegen für die Erhebungen in der Wintersaison zuständig ist, einen ganzen Arbeitstag begleiten. Letizia Paladino, Kommunikation Heer Das Thermometer zeigt -10 Grad an. Wie an jedem Morgen vom 1. November bis am 30. April macht sich Hans Martin Henny, Berufsunteroffizier, Bergführer und Verantwortlicher der Lawinenzentrale, auf den Weg zum Gelände in Andermatt, wo die Erhebungen durchgeführt werden. «Wir sind zu viert, zwei Angehörige der Armee und zwei zivile Mitarbeitende, und wechseln uns jede Woche in Andermatt ab», erklärt der Bergführer. «Nebst den täglichen Erhebungen, erhält das SLF Informationen von hunderten von Beobachtern und automatischen Messstationen, die sich auf über 2000 Metern über Meer befinden. Jedes Jahr erstellen wir zudem Schneeprofile direkt auf dem Gelände.» Erhebungen zur Schneedecke Im Gelände zündet Peider Ratti, Stabsadjudant, seine Stirnlampe an. Diese Woche ist er für die Messungen und die Dateneingabe ins Programm des SLF zuständig. «Die Informationen müssen vor halb sieben Uhr gesendet werden, damit das SLF das Lawinenbulletin von 8 Uhr vorbereiten kann», erklärt Hans Martin Henny. «Täglich erscheinen zwei Lawinenbulletins in vier Sprachen. Das 17-Uhr-Bulletin sieht die Lawinengefahr für die nächsten 24 Stunden voraus, eine neue Einschätzung der Lage erfolgt um 8 Uhr.» Peider Ratti misst die Schneehöhe, die Schneetemperatur, die Lufttemperatur, die Feuchtigkeit und die Dicke der letzten Schneedecke. Zurück im Büro geben beide die Daten ins Programm ein und übermitteln sie nach Davos. Das 8-Uhr-Bulletin wird mit ihren Bemerkungen und Kommentaren zur Lawinengefahr in der Region Andermatt erscheinen. Die Arbeit der Bergführer des Kompetenzzentrums Gebirgsdienst kann endlich beginnen. Hans Martin Henny hat beschlossen, uns heute zum Oberalppass oberhalb von Andermatt zu führen, um ein Schneeprofil zu erstellen. Dieser Vorgang ist sehr wichtig, um die Wahrscheinlichkeit einzuschätzen, dass sich an einem Hang eine Lawine löst. Wir steigen in einen kleinen roten Zug. Am Ziel angekommen, ziehen wir die Schneeschuhe an. «Zur Erstellung eines Schneeprofils muss der Hang mehr als 30 % geneigt sein», erklärt Hans Martin Henny. Wir steigen den Hang hinauf, bis der Bergführer seinen Eispickel hervorholt und den Hang mit blossem Auge misst. «Hier ist der Winkel über 30 %, hier können wir graben». Gesagt, getan. Er holt eine Schaufel aus seinem Rucksack und beginnt den Schnee zu räumen. Hans Martin Henny holt sein kleines Notizbuch hervor und beginnt die Schneedecke zu analysieren. «Wir beginnen mit der Messung der nachfolgenden Schichten, analysieren die Form und Grösse der Schneekörner, überprüfen die Festigkeit des Schnees und messen die Temperatur der darauffolgenden Schichten.» Sobald alle Daten gewissenhaft erfasst sind, schneidet Hans Martin Henny einen Block mit einer Säge ab, die er – wie durch Zauberhand – aus seiner Schaufel zieht. Danach löst er mit einem Strick den Block von der Wand. «Wir werden nun die Stabilität des Schneedecke testen, indem wir sie zusammenpressen, bis sie einbricht.» Mit seiner flach auf den Block gelegten Schaufel beginnt der Bergführer auf den Schnee zu klopfen. Ziel ist es, zu wissen, wie viel Druck der Block aushält bis sich ein Stück löst. Heute scheint die Schneedecke ziemlich stabil zu sein, aber eine neue Schneeschicht oder Regen könnten sie schnell unstabil machen. «Gemeinsam mit den Gebirgsspezialisten erstellen wir alle zwei Wochen Schneeprofile auf einer Höhe von über 2000 Metern. Ich selbst erstelle jeden Winter rund 25 Schneeprofile und sende sie dem SLF zu. Wir erstellen Schneeprofile auch regelmässig mit den Soldaten, damit sie lernen, die Erhebungen durchzuführen.» Zusammenarbeit mit der Gemeinde Nebst den Beobachtungen für das SLF arbeitet die Lawinenzentrale Andermatt eng mit dem Kanton zusammen, um die Sicherheit auf den Strassen zu gewährleisten. «Im Kanton Uri werden Lawinen grundsätzlich nicht künstlich ausgelöst. Gelegentlich können Lawinen bis zur Strasse herunterkommen und ein Tal für Tage von der Zivilisation abschneiden», erklärt Hans Martin Henny. «Wir überwachen die Lawinengefahr und entscheiden, ob Strassen gesperrt werden müssen, damit niemand zu Schaden kommt.» Um die Entscheide zu erleichtern, ist seit 2011 ein SMS-Dienst operativ. Dieser informiert die Benutzer innerhalb von zwei Stunden über eine Strassensperre aufgrund von Lawinengefahr, wie z. B. auf der Strecke Hospental bis Realp. «Wir entscheiden zu zweit (ein Angehöriger der Armee und ein ziviler Mitarbeitender) über die Sperrung einer Strasse», führt Hans Martin Henny aus. «Es ist eine ständige Aufgabe, wir sind im Winter sieben Tage die Woche und rund um die Uhr erreichbar.» armee.ch Chef der Armee 1 / 15 7 LVb G/Rttg Eine neue Brücke für die Genietruppen Mit der Ausserdienststellung der Festen Brücke 69 per 31.12.2012 ging für die Sappeure eine Ära zu Ende. Entsprechend befasste man sich frühzeitig mit einem möglichen Ersatzsystem, da das Sicherstellen der Beweglichkeit der eigenen Verbände nach wie vor ein Kernauftrag der Genietruppen darstellt. Verlegefahrzeug (12 m x 3 m x 4 m, 40 to) Wechselabrollbehälter verladen auf IVECO 8x8 Tragbare Kontrolleinheit zur Steuerung des Ein- und Ausbaus. sämtlicher beteiligter Parteien (unter anderen LBA, HEST, armasuisse, LVb G/Rttg) erhielt die Firma WFEL aus Stockport, England letztlich den Zuschlag. Ihr System: Die DSB (Dry Support Bridge) ist erprobt und seit Jahren bei den amerikanischen Streitkräften im Einsatz, unter anderem auch unter Einsatzbedingungen im Irak und in Afghanistan. Hindernisse können bis zu einer Länge von 46 Metern überwunden werden und die Belastung kann im Ausnahmefall bis zu 120 Tonnen betragen. Die Breite von 4.3 Metern ist ebenfalls ausreichend für mechanisierte Verbände. Ein kompletter Brückensatz besteht aus sieben Wechselabrollbehältern und einem sogenannten Verlegefahrzeug. Die Wechselabrollbehälter können auf die Armeelastwagen und Anhänger verladen werden. Aus technischer Sicht kann die Brücke mit einem Gruppenführer und sieben Sappeuren eingebaut werden. Neben all den positiven Eigenschaften wird ein Wermutstropfen bleiben. Vorbei sind die Zeiten, als der Zugführer auf der Brücke stand, den Einbau befahl und die Sappeure gemeinsam «In Arm auf» oder «In Arm Schub» schrien. Der Zugführer weicht beim Einbau dem Gruppenführer und die Arbeitskraft von dreissig Sappeuren wird durch moderne Hydrauliksysteme ersetzt. und 14 Verlegefahrzeuge. Die Kosten hierfür betragen ca. 173 Millionen Franken. Mit dem Rüstungsprogramm 2013 wurde eine zweite Tranche mit sechs Brückeneinheiten und zehn Verlegefahrzeugen bewilligt, welche weitere 86 Millionen Franken kosten wird. Die Lieferung sämtlicher Systeme wird in Etappen erfolgen und bis Ende 2016 abgeschlossen sein. Die Zuteilungsplanung sieht aktuell wie folgt aus: • Die Genierekrutenschule in Brugg erhält vier Brückeneinheiten und fünf Verlegefahrzeuge, um die Grundausbildung sicherstellen zu können; • Das Ei Kdo Kata Hi Ber Vb in Bremgarten, welches als Einsatzmittel der ersten Stunde gilt, wird auf zwei Brückeneinheiten und drei Verlegefahrzeuge zurückgreifen können; • Die Geniebataillone 2, 6 und 9 erhalten jeweils drei Brückeneinheiten und fünf Verlegefahrzeuge; • Die Bausappeurkompanien der Katastrophenhilfebataillone erhalten jeweils eine Brückeneinheit und ein Verlegefahrzeug. Maj Daniel Wegrampf, Chef Kurse Kdo Genieschule 74 Folgende Hauptanforderungen wurden an das neue System gestellt: • Es sollte ein bei anderen Armeen bereits eingeführtes System sein; • Es müssen Hindernisse bis zu einer Länge von 45 Metern stützenfrei überwunden werden können; • Die Fahrbahnbreite sollte minimal vier Meter betragen; • Der Verlad und die Verschiebung des Brückenmaterials muss mittels Wechsel abrollsystem möglich sein; • Das System sollte weitgehend automatisiert sein und mit maximal 12 AdA innerhalb zwei Stunden gebaut werden können. Aufgrund der Komplexität gab es natürlich eine Reihe weiterer Aspekte, so dass diese Aufzählung nicht abschliessend ist. Basierend auf diesem Anforderungsprofil fand im November 2009 die Startsitzung des integrierten Projektteams zur Evaluierung der Brücke statt. Weltweit kamen vier Firmen in Frage, welche über entsprechende Systeme verfügen; zwei englische, eine schwedische sowie eine deutsche. Da der schwedische Hersteller seine Produktion einstellte, waren es im Januar 2010 die Firmen BAE und WFEL sowie die damalige Firma EADS (heute Airbus Group), welche ihre Systeme vorstellen durften. Nach entsprechenden Besuchen in den jeweiligen Ländern und den dazugehörenden Demonstrationen wurden die entsprechenden Kosten-Nutzen-Analysen durchgeführt. Nach sorgfältiger Prüfung und Beratung 8 armee.ch Chef der Armee 1 / 15 Beschaffung und Zuteilung Die Beschaffung des Systems findet in zwei Tranchen statt. Die erste Tranche wurde mittels Rüstungsprogramm 2011 beschlossen und beinhaltet zehn Brückeneinheiten Ausbildung und Einführung Die Beschaffung und Zuteilung der Systeme ist das Eine. Genauso wichtig ist die Planung und Umsetzung der Systemeinführung bei den Berufsmilitärs und den Milizformationen. Auch hier wurde umsichtig geplant und für einen bislang reibungslosen Ablauf gesorgt. Die Berufsmilitärs der Genie wurden unter der Leitung des Kommandos Genieschule 74 in Bremgarten in zwei Kursen à LVb G/Rttg Einschub der Brückenmodule durch die vordere Laufkatze. Anheben und Auffalten eines Rampen moduls mit dem auf dem Verlegefahrzeug installierten Atlas-Kran. Anbau der Zufahrtsrampen (Letzte verbliebene «Manpower» Aktion beim Einbau der Brücke), Einbau und Absenkung der Gegenuferstütze. Kontrollfahrt über die Ustü Brü 46 m MLC 80. jeweils zwei Wochen am System ausgebildet. Damit wurde der Grundstein für eine erfolgreiche Einführung in der Rekrutenschule gelegt, welche im August 2014 in Angriff genommen wurde. Dem Geniebataillon 6 wurde die Ehre zuteil, als erster Truppenkörper im November 2014 am neuen System eingeführt zu werden. Die Einführung beim G Bat 2 im Februar 2015 zeigte den Einbau unter winterlichen Verhältnissen auf und die Brücke kam, wenn auch nur statisch, auf dem Ausbildungsplatz Hinterweid erstmals im Rahmen einer Volltruppenübung zum Einsatz. Bis Ende 2016 wird die technische Einführung bei allen Genie- und Katastrophenhilfeformationen abgeschlossen sein. während der ganzen Zeit der Einführung von einem Berufsmilitär ausgebildet und betreut. Mit dieser intensiven Ausbildungsform erzielten die Sappeure rasch Fortschritte und die Ausbildungsziele konnten in der geplanten Zeit erreicht werden. Für die nachfolgenden Wiederholungskurse wird es eine grosse Herausforderung sein, die im Einführungs-WK bzw. in der G RS 73 ausgebildeten Sappeure im taktischen Einsatz der Unterstützungsbrücke 46 m weiter auszubilden und die Brücke im taktischen Rahmen zum Einsatz zu bringen. Dynamik des neuen Systems «Unterstützungsbrücke 46 m», militärisch abgekürzt: «Ustü Brü 46 m» wird aber mit Sicherheit überwiegen. Fazit der ersten Einführungen beim G Bat 6 und beim G Bat 2 Der erste WK der Einführung beschränkte sich jeweils auf die technische Handhabung auf dem Waffenplatz Bremgarten. Es konnten parallel drei Sappeurgruppen an drei Systemen ausgebildet werden. Jede Gruppe wurde Schlusswort Die Genietruppen dürfen sich auf ein neues, leistungsfähiges und hochmodernes System freuen. Der Betrieb des Übergangs unterscheidet sich kaum von demjenigen der Festen Brücke 69. Der Bau der neuen Brücke ist, verglichen mit der Festen Brücke 69, aber gänzlich neu und für den einen oder anderen eingefleischten Sappeur zu Beginn sicherlich gewöhnungsbedürftig. Die Freude an der armee.ch Chef der Armee 1 / 15 9 Rubriktitel Ausbau des Luftpolizeidiensts Rund um die Uhr startbereit Am 11. September 2001 erreichte der Terrorismus mit den Anschlägen auf das World Trade Center in New York eine neue Dimension. Zum ersten Mal wurden Zivilflugzeuge als Waffen eingesetzt. Darauf reagierten Luftwaffen rund um den Globus mit einer Intensivierung des Luftpolizeidiensts. Auch in der Schweiz wurden rasch erste Massnahmen ergriffen. Inzwischen ist auch die permanente Interventionsfähigkeit mit Kampfflugzeugen im Aufbau. Nächtlicher Alarmstart einer F/A-18 auf dem Flugplatz Meiringen. David Marquis, Kommunikation Luftwaffe Am frühen Morgen des 17. Februar 2014 begab sich der Captain des Ethiopian-Airlines-Flugs ET 702 auf die Bordtoilette, während sich sein Flugzeug auf dem Weg von Addis Abeba nach Rom über dem Sudan befand. Als er anschliessend wieder auf den linken Sitz im Cockpit der Boeing 767-300 mit 193 Passagieren an Bord zurückkehren wollte, verwehrte im sein Copilot Hailemedhin Abera Tegegn den Einlass. Möglich war dies wegen einer Sicherheitsmassnahme, die in der Zivilluftfahrt nach den Anschlägen vom 11. September 2001 ergriffen wurde: Cockpit-Türen lassen sich heute nur noch von innen öffnen. In der Folge änderte der Copilot den Kurs und teilte über die Bordlautsprecher mit, er werde die Maschine zum Absturz bringen, falls man ihn an seinem Vorhaben, die Boeing nach Genf zu entführen, hindere. Gleichzeitig setzte Tegegn den Transpondercode (Squawk) auf 7500. Mit diesem international gültigen Code werden den Fluglotsen Flugzeugentführungen angezeigt. Italien löste deshalb den Alarmstart von zwei Eurofightern aus, welche die 767 während ihres Flugs durch den italienischen Luftraum begleiteten. Diese wurden an der französischen Grenze von zwei Mirage 2000 abgelöst, welche das Flugzeug bis zu seiner Landung in Genf um 6.02 Uhr Lokalzeit im Auge behielten. Nach der Landung, die mit den letzten Treibstoffreserven erfolgt war, ergab sich Hailemedhin Abera Tegegn der Polizei und verlangte Asyl in der Schweiz. Seit 2010 in Arbeit In der Einsatzzentrale Luftverteidigung in Wangen bei Dübendorf, welche an 365 Tagen im Jahr während 24 Stunden besetzt ist, erschien die entführte Maschine auf den Radarschirmen. Kampfjets, welche die entführte Boeing hätten abfangen können, standen zu dieser Uhrzeit – anders als in Italien und Frankreich – aber nicht zur Verfügung. Der Startschuss zum Aufbau einer solchen Fähigkeit war zum Zeitpunkt des Vorfalls in Genf indes längst gefallen. Bereits 2005 hatte man begonnen, den Luftraum mit dem System Florako permanent zu überwachen und folglich auch die Einsatzzentrale permanent zu 10 armee.ch Chef der Armee 1 / 15 besetzen. Ende 2009 forderte dann der Obwaldner Ständerat Hans Hess (FDP) in einer Motion eine «erhöhte Bereitschaft für den Luftpolizeidienst auch ausserhalb der normalen Arbeitszeiten». Beide Parlamentskammern nahmen diesen Vorstoss 2010 an und so wurden bis 2012 die Grobkonzepte erarbeitet. Wegen politischer Differenzen um das künftige Armeebudget musste die Umsetzung allerdings sistiert werden. Nach dem Bundesratsbeschluss, das Budget ab 2016 auf 5 Milliarden Franken jährlich zu erhöhen, konnten die Arbeiten fortgesetzt werden. Der Auftrag von Armeechef André Blattmann an die Luftwaffe lautet, bis Ende 2020 eine permanente Interventionsfähigkeit innerhalb von 15 Minuten aufzubauen. «Dieses Ziel wollen wir mit verschiedenen Zwischenschritten erreichen», erklärt Oberst im Generalstab Peter Bruns, Projektleiter für den Luftpolizeidienst während 24 Stunden (LP24) und Chef des Air Operation Center (AOC), der Operationszentrale der Luftwaffe in Wangen bei Dübendorf. Bereits 2015 sollen während den, allenfalls erweiterten Flugbetriebszeiten Flugzeuge teilweise in erhöhter Bereitschaft sein. Anschliessend erfolgt ein Ausbau auf den erweiterten Einschichtbetrieb an fünf und dann an sieben Tagen in der Woche. Es folgen ein Zweischichtbetrieb und bis Ende 2020 der Dreischichtbetrieb. «Wir werden den Aufbau so gestalten, dass wir die Präsenz anfangs zu den Zeiten erhöhen, in denen der Luftverkehr über der Schweiz am dichtesten ist», erläutert Bruns. Eingeplant ist aber auch eine gewisse Unregelmässigkeit, damit ein potenzieller Angreifer immer mit dem maximalen Dispositiv rechnen muss. Mehr Personal nötig Was bedeutet diese Erweiterung der Flugbetriebszeiten für die Luftwaffe? Oberst im Generalstab Peter Bruns rechnet vor: «Im Moment können wir an 1750 Stunden pro Jahr Flugzeuge in den Einsatz schicken. Künftig müssen wir dies während 8760 Stunden gewährleisten können.» Das erfordere mehr Personal – nicht nur bei der Luftwaffe –, denn: «Um einen Flugplatz offen zu halten benötigen wir nebst Piloten und Mechanikern auch die Flugsicherung, Führungsunterstützung und Logistik.» So müsse, um nur eines von vielen Beispie- len zu nennen, die Piste im Winter während 24 Stunden schneefrei sein. Um den Personalbedarf abzuschätzen hilft ein Blick ins Ausland. «Wenn die NATO über Island, das über keine eigene Luftwaffe verfügt, den Luftpolizeidienst über 24 Stunden sicherstellt, so werden um die 150 Personen dorthin verlegt», erklärt Bruns. Dies sind aber nur Piloten und Mechaniker, die Infrastruktur des Flugplatzes, die Flugsicherung und die taktische Führung sind bereits vorhanden. Der Luftpolizeidienst erfolgt vom Zivilflughafen Keflavik in der Nähe von Reykjavik aus. «Wir rechnen damit, dass wir auf einem Militärflugplatz, von dem aus heute schon während der ordentlichen Flugbetriebszeiten mit Kampfjets geflogen wird, rund 100 zusätzliche Mitarbeitende in allen Bereichen, also Piloten und Mechaniker, Personal der LBA für den logistischen Support, Leute der FUB für die Sicherstellung der Führungsmittel und Personal für die taktische Führung im AOC benötigen.» Bruns weist aber auch darauf hin, dass einige der benötigten Leistungen schon heute während 24 Stunden ganz oder teilweise erbracht werden, so etwa die Bewachung des Flugplatzes oder der Betrieb der Einsatzzentrale. Zudem finden schon heute etliche Flugoperationen in der Nacht statt, beispielsweise die Suchflüge mit dem Super Puma, Drohnenflüge zugunsten von Polizei und Grenzwachtkorps oder VIP-Flüge. «Dennoch wird der 24-Stunden-Betrieb sicherlich zu einem Mentalitätswechsel führen. Wie die Blaulichtorganisationen am Boden werden auch wir für den Luftpolizeidienst künftig permanent einsatzbereit sein», so Bruns. Innert 15 Minuten in der Luft Ab 2020 werden also permanent zwei mit Kanonen und Lenkwaffen bewaffnete F/A-18 bereitstehen. Die Piloten halten sich in der Nähe der Flugzeuge auf und können diese spätestens nach 15 Minuten in die Luft bringen. In der Fachsprache spricht man von QRA 15. Das Kürzel steht für «Quick Reaction Alert», also schnelle Interventionsfähigkeit. Geführt werden die Kampfjets dann – wie im normalen Jetflugbetrieb der Luftwaffe – aus der Einsatzzentrale Luftverteidigung (EZ LUV), in welcher während 24 Stunden ein Chief Air Defense (CAD) anwesend sein wird. Der permanente Einbezug eines politischen Entscheidträgers für Waffeneinsätze – so wie das am World Economic Forum (WEF) praktiziert wird – ist allerdings noch nicht vorgesehen. Das Parlament berät aber aktuell über eine Anpassung der gesetzlichen Grundlagen. Ist die QRA damit ein Tiger mit stumpfen Krallen? Oberst im Generalstab Bruns wink ab: «Waffeneinsätze gegen Staatsluftfahrzeuge liegen gemäss Verordnung über die Wahrung der Lufthoheit (VWL) im Ermessen des CAD. Ein Waffeneinsatz gegen Zivilflugzeuge ist nicht vorgesehen. Im Falle eines terroristischen Akts kann aber im Rahmen der Notwehrhilfe, die jeder Bürger leisten darf, interveniert werden.» Zeichne sich eine erhöhte Bedrohung ab, könne ein politischer Entscheidträger relativ kurzfristig in die bestehenden Prozesse integriert werden. Dies gelte auch für das WEF: «Viele Leistungen, die heute eigens für das WEF hochgefahren werden müssen, werden künftig permanent zur Verfügung stehen.» Aufbau braucht Zeit Bleibt die Frage, wieso es vom Einreichen der Motion Hess bis zu deren Umsetzung über zehn Jahre dauert. Abgesehen vom bereits geschilderten politischen Prozess liegt der Grund in der Organisation der Schweizer Armee. Peter Bruns erklärt: «In unserem System wird die Permanenz von der Miliz sichergestellt. Das Berufspersonal wird vorwiegend für die Ausbildung der Miliz eingesetzt.» Müsse nun ein permanenter Einsatz durch Berufsleute erfolgen, so seien Neuanstellungen nötig. Sollte ein schnellerer Aufwuchs notwendig sein, müssten Einschränkungen im Ausbildungs- und Trainingsbetreib der Luftwaffe in Kauf genommen werden. Die schwedische Luftwaffe habe ihre 24-Stunden-Interventionsfähigkeit rascher aufbauen können: «In der dortigen Berufsarmee musste man lediglich den Einsatz des vorhandenen Personals anders priorisieren.» In der Schweiz seien aber die erwähnten rund 100 zusätzlichen Fachleute nötig – notabene auch solche, die auf dem Markt nicht sofort verfügbar seien und erst ausgebildet werden müssten, was insbesondere auf Piloten, Fluglotsen und Mechaniker zutreffe. Heute wird der Luftpolizeidienst teils noch mit unbewaffneten Tigern geleistet. armee.ch Chef der Armee 1 / 15 11 LVb G/Rttg Das Arbeiten in eiskaltem Wasser Eine Woche lang waren die Einsatztaucher der Armee damit beschäftigt, einen Fluss von Holzstämmen und unterschiedlichsten Gegenständen zu befreien – eine Arbeit, die nur im Winter und somit in eiskaltem Wasser angegangen werden kann. Am Ufer der Reuss in Bremgarten treffen wir Männer, die sich vor der Kälte nicht fürchten. Letizia Paladino, Kommunikation Heer «Auch wenn die Temperaturen alles andere als angenehm sind, sind die Wintermonate für Arbeiten in den Flüssen am besten geeignet», erläutert Stabsadjutant Claudio Demarmels, Chef der Einsatztaucher der Armee, der durchaus gut gegen die winterliche Kälte eingepackt ist. «Der Wasserstand ist niedrig und die Strömung gering. Heute beträgt sie weniger als ein Meter pro Sekunde – das sind ideale Arbeitsbedingungen.» Um bei Arbeiten in Flüssen eingesetzt werden zu können, muss ein Einsatztaucher zunächst eine Grundausbildung im See absolvieren und anschliessend einen Kurs zur Handhabung der Arbeitsutensilien. «Das Arbeiten im Fluss ist etwas ganz Besonderes. Man muss in der Lage sein, die Strömung zu messen, die Bodenverhältnisse zu analysieren und Felsen zu erkennen, hinter denen 12 armee.ch Chef der Armee 1 / 15 man sich vor der Strömung schützen kann», erklärt der Chef der Taucher. «Erst wenn man sich mit dem Fluss vertraut gemacht hat, kann man zu den Werkzeugen greifen. All diese theoretischen Punkte sind wir mit den beiden neuen Rekruten durchgegangen; für die anderen diente das Ganze der Auffrischung.» Die Auswahl des geeigneten Neoprenanzugs Im Wasser sind mittlerweile drei Taucher im Einsatz. Während der erste die Motorsäge vorbereitet, räumen die beiden anderen den Bereich frei, in dem gesägt werden soll. Nach so langer Zeit im Wasser sind die Stämme von einer Sedimentschicht eingehüllt, was die Arbeit erschwert. «Heute klappt das Ganze eigentlich recht gut, normalerweise müssen wir die Kette aus Verschleissgründen häufiger wech- seln.» Die eingesetzten Werkzeuge – Kettensäge und Bohrmaschine – sind eigens für die Arbeit unter Wasser konzipiert. Ein spezielles Hydrauliksystem verhindert, dass Öl in den Fluss gelangt. Wenn sie im sechs Grad kalten Wasser Stämme durchtrennen und Steine durchbohren, tragen die Einsatztaucher der Armee Halbtrockenanzüge aus Neopren. Halbtrocken bedeutet, dass die Taucher nicht in direkten Kontakt mit dem Wasser geraten; das Neopren sorgt für die Wärmedämmung. «Allerdings dringt das Wasser am Hals ein, und Hände und Füsse sind der Kälte ausgesetzt», präzisiert Claudio Demarmels. «Die Taucher können etwa 30 Minuten arbeiten, ohne dass ihnen kalt wird, das ist aber von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Bei uns muss jeder selbst entscheiden, ob er noch in der Lage ist, die jeweilige Aufgabe fertigzustellen – das gilt natürlich auch beim Einsatz im eiskalten Wasser.» 4Schlacht von Morgarten 1315 Feuertaufe für die junge Eidgenossenschaft 1 / 15 2 «Deine Armee» – die Armee zeigt sich der Bevölkerung 6 Schweizer ABC-Wissen für Zentralafrika 8 Frauen in der Armee: Vom Frauenhilfsdienst zur gleichberechtigten Armeeangehörigen Deine Armee «Dein Land, deine Sicherheit, deine Armee» Ab dem Monat Mai verlässt die Armee ihre Kasernen und Übungsplätze, um ihre dienstleistenden Truppen an Ausstellungen, Vorführungen und Tagen der offenen Tür zu präsentieren. Ziel ist es, die Sichtbarkeit der Armee zu erhöhen sowie bevölkerungsnah und in grösserem Rahmen zu informieren. Letizia Paladino, Kommunikation Heer Aufgrund von früheren Reformen, Entwicklungen und des stetig abnehmenden Bestands ist die Armee bei der Schweizer Bevölkerung immer weniger bekannt. Es ist noch nicht so lange her, dass noch ein Fünftel der männlichen Bevölkerung in der Armee eingeteilt war. Heute ist es eher einer von achtzig. «Es sind unendlich viele Klischees über die Armee im Umlauf. Sie sind nicht unbedingt negativ, aber entsprechen nicht mehr der Realität», erklärt Korpskommandant Dominique Andrey, Kommandant Heer und Projektverantwortlicher. «Die künftigen Veränderungen sind eine Gelegenheit, um der Bevölkerung die wirkliche Armee zu zeigen.» Die Armee in sechs Themen entdecken Unter dem Motto «Dein Land, deine Sicherheit, deine Armee» organisiert die Armee mit ihren Territorialregionen, Brigaden und Lehrverbänden eine Reihe von Veranstaltungen und Vorführungen, begleitet von einer Wanderausstellung. Korpskommandant Andrey weist darauf hin: «Diese Präsenz ist nicht gekünstelt, denn die Armee ist mit ihren Schulen und Wiederholungskursen im Land präsent.» Die Wanderausstellung stellt die Armee in sechs Themen grafisch und interaktiv dar. Eines davon thematisiert die für die Schweiz relevanten Gefahren und Bedrohungen, die die Wichtigkeit der Armee bei der Bewältigung von Naturkatastrophen sowie von Krisen- und Konfliktsituationen unterstreichen: Kämpfen, Schützen und Helfen. Weitere Themen beschreiben das Milizsystem sowie die zahlreichen im Bereich Verteidigung ausgeübten Berufe. 2 armee.ch 1 / 15 Fragen an den Kommandant Heer, Korpskommandant Dominique Andrey Aus welchem Grund muss die Armee auf die Bevölkerung zugehen? Der Armee wird häufig der Name «grande muette», auf Deutsch «die Stumme», gegeben, was überhaupt nicht stimmt. Wir machen generell sogar so viel Lärm, dass sich die Leute beschweren. Aber Spass beiseite: Global gesehen scheint die Schweiz friedlich und sicher zu sein, sie ist jedoch insbesondere durch ihre wachsende Vernetzung, den Personen- und Warenverkehr sehr verwundbar. Die für die Schweiz relevanten Gefahren und Bedrohungen sind da und es braucht Mittel, um die Sicherheit zu garantieren. Die Armee ist eines dieser Mittel, aber nicht das einzige. In diesem Kontext kann die Armee helfen, beschützen und, sofern notwendig, kämpfen. Sie ist im Wesentlichen eine Milizarmee, die eine Vielzahl von Berufen in sich vereint. Wir möchten der Bevölkerung bewusst machen, was die Armee zu bieten hat. Die Idee ist nicht, Indoktrination zu betreiben oder Überzeugungsarbeit zu leisten, sondern zu zeigen, was die Armee leisten kann, und die Gelegenheit ergreifen, zu informieren. Wieso wurde die Organisation dieser grossen Veranstaltung dem Heer anvertraut? Die gesamte Armee ist involviert. Das Heer hat die Projektführung übernommen, weil wir mit unseren Territorialregionen, Lehrverbänden, Brigaden, Waffenplätzen und Standorten für Wiederholungskurse in der gesamten Schweiz angesiedelt sind. Wenn wir bevölkerungsnah sein wollen, müssen wir uns in der gesamten Schweiz zeigen. Was erwarten Sie von den Angehörigen der Armee, die mit der Bevölkerung in Kontakt stehen werden? Ich erwarte, dass sie selbstbewusst sind, dass sie ihr Können zeigen und glaubwürdig auftreten. Wir wollen nichts vorspielen oder etwas zeigen, was wir bis aufs letzte Detail geübt haben, sondern natürlich und gastfreundlich sein. Bürger in Uniform stehen mit ihren Mitbürgern in Kontakt, nicht mehr und nicht weniger. Die nächsten Termine 19. – 21.06.2015 Morgarten, 700 Jahre Geschichte Ter Reg 3 Sattel SZ/Oberägeri ZG, Warthstrasse 20.06.2015 WK Bat car 1 Br inf 2 Sion, Place de la Planta 25.06.2015 Demo LVb Genie / Rettung Wangen an der Aare 25. – 27.06.2015 WK FU Bat 5 Inf Br 5 Freiamt, Merkurareal, Kapellstrasse 04. – 05.07.2015 Motorfahrzeugausstellung + Expo LVb Flab 33 Full, Militärmuseum 20. – 22.08.2015 WK Ristl Bat 17 FU Br 41 / SKS Appenzell, Landgemeindeplatz 05.09.2015 Besuchstag Panzer Schule 22 Thun, Waffenplatz 12. – 21.09.2015 Comptoir 2015 Expo Bat chars 18/Br bl 1 Lausanne, Beaulieu 19. – 22.09.2015 Volltruppenübung "CONEX15" Ter Reg 2 Muttenz, Feldreben 10.10.2015 WK Pz Sap Bat 11 Pz Br 11 Kloten, Waffenplatz 21. – 25.10.2015 Schaffhauser Herbstmesse Uem/FU RS – LVb FU 30 Schaffhausen, Zeughaus Areal 04. – 08.11.2015 Espoverbano Br fant mont 9 Locarno, FEVI Anlässe ohne Armeeaustellung 26. – 27.06.15 Braderie de Romont VT S 47 Romont 27.06.2015 Tag der Angehörigen Inf RS 12 Buchs SG 21. – 30.09.15 Behördentag Kü C LG Saviese/Sion Die Informationen in der obigen Tabelle können Änderungen unterstehen. Die aktuellsten Daten der Veranstaltung erfahren Sie auf www.armee.ch/deinearmee armee.ch 1 / 15 3 Schlacht am Morgarten 1315 Bild: BiG, Militärpostkartensammlung,0524 Die erste Bewährungsprobe für die Eidgenossen Die Schlacht am Morgarten. Zum 700-Jahr-Jubiläum der Schlacht am Morgarten finden in diesem Jahr im Ägerital verschiedene Feierlichkeiten statt. Deren Abschluss bildet die Gendenkfeier vom 15. November. Die Schlacht am 15. November 1315 war die erste zwischen den Eidgenossen und den Habsburgern. Ihr folgte nicht der erhoffte Frieden, doch der gemeinsame Sieg führte zum Bündnis zwischen Uri, Schwyz und Unterwalden, das die heutige Schweiz begründet. Jürg Stüssi-Lauterburg, Bibliothek am Guisanplatz Der Impuls für ein Bündnis kam von Süden. Das erste im Geist eidgenössische Dokument ist der «Patto di Torre» der Talleute von Blenio und Leventina aus dem Jahr 1182 mit der Forderung: Keine Burgen mehr in den Tälern. Wer auf einer Burg sitzt, kann der Mehrheit der Einwohner trotzen, wer keine besitzt, verkehrt mit ihnen auf Augenhöhe. Freiheit sollte also herrschen. Sowohl die Idee des Bündnisses zwecks politischer Emanzipation als auch die Burgenfeindschaft kamen über den Gotthard. Uri und Schwyz erhielten ihre Freibriefe 1231 und 1240 je separat. Aber zwischen Schwyz, Sarnen, also Obwalden, und Luzern muss 1247 mindestens eine lockere Koordination des Widerstandes gegen Rudolf III von Habsburg-Laufenburg – den 4 armee.ch 1 / 15 Onkel des späteren Königs Rudolf – bestanden haben. Denn sonst hätte der Habsburger nicht dafür gesorgt, dass Papst Innozenz IV Schwyz und Sarnen des Abfalls von der Herrschaft bezichtigt und zusammen mit ihren Luzerner Freunden unter das Interdikt gestellt hätte. Das Bündnis vor der Schlacht Im Hintergrund stand am Vierwaldstättersee die alte Präferenz für die ferne und milde Herrschaft der Staufer gegen die nahe und drückende der Habsburger. Ob sich der rasch nach dem Tod König Rudolfs geschlossene Bundesbrief von 1291 auf diese mehr nur zu erahnende frühe Eidgenossenschaft bezieht, ist schwer zu sagen. Er nennt aber die «antiqua confoederationis forma», die alte Gestalt des Bundes. Politisch betrachtet trat der Bund von 1291 wohl nach dem Tod von Rudolfs Nachfolger, König Adolf von Nassau, in der Schlacht bei Göllheim 1298 in eine Art Winterschlaf. Adolfs nun wieder habsburgischer, oder, wie der Familienname dieses Zweigs seit der Übernahme von Österreich auch lautete, österreichische Nachfolger Albrecht wurde von seinem faktisch enterbten Neffen ermordet. Die Klosterkirche Königsfelden in Windisch erinnert noch heute daran. Albrechts Sohn Leopold I versuchte, die habsburgische Herrschaft über «das freie Volk der Schwyzer» wieder herzustellen. Vom Hofkaplan von Leopolds Bruder A lbrecht II, Johannes von Viktring, haben wir auch die chronikalische Bestätigung, dass die Urkantone bereits vor der Schlacht am Morgarten 1315 verbündet waren. V iktrings Schilderung der Morgartenschlacht lautet in unserer Übersetzung: «Diese wollten ihre Freiheit behaupten «Eitgenoze» Der in Brunnen keinen Monat nach der Morgartenschlacht geschlossene Bund vom 9. Dezember 1315 nennt schliesslich das Wort «Eitgenoze». Der in seiner Zurückweisung von offenbar mehr als nur legendenhaften unziemlichen und unglimpflichen Forderungen präzise Text zeigt durch die Wortfolge auch, dass solche wohl «österreichische Zumutungen» zunächst die Frauen und erst danach die Männer betrafen: «Ez sol aber ein jeglich mensche, ez si wib oder man, sinem rechten herren, oder siner rechten Herschaft gelimphlicher und cienelicher dienste gehorsam sin…» Mit dem Sieg am Morgarten behauptete die Eidgenossenschaft ihre Existenzberechtigung. Mit dem Bundesbrief von Brunnen war der Kern dessen geschaffen worden, was zu einem Bündnissystem werden sollte, das bis 1798 in der Substanz bestand und auch heute noch mindestens für all jene Menschen inspirierend wirkt, denen das biedere Wort, das 1315 ertönte, mehr ist als Schall und Rauch: «Eitgenoze». Das Morgarten-Denkmal am Ägerisee wurde 1908 eingeweiht. Die Schlacht am Morgarten. Bild: Stämpfli Verlag AG Bild: BiG, Militärpostkartensammlung,0352 Das Bündnis nach der Schlacht Bild: VBS/DDPS und hatten einen Bund mit den in der Nähe wohnenden Mitberglern. Sie erlaubten dem Herzog den Eintritt, schlossen ihn dann jedoch umgehend zwischen den Höhen der Berge ein, stürzten wie Steinböcke von den Bergen herunter, warfen Steine, töteten mehrere, die sich weder verteidigen noch auf irgend eine Weise entkommen konnten. Es fielen dort vier Edle und Mächtige von Toggenburg mit mehreren anderen, sodass gesagt wurde, die Blüte der Ritterschaft sei dort verwelkt. Der Herzog, von einer Person ins Bild gesetzt, welche die hinausführenden Wege kannte, kam kaum davon und war später immer voller Wut über den Tod der Edlen.» Chorfenster der ehemaligen Klosterkirche Königsfelden (Windisch AG). Nachgefragt «Die Freiheit muss täglich erobert werden» 700 Jahre Schlacht am Morgarten: Jürg Stüssi-Lauterburg, Chef der Bibliothek am Guisanplatz, steht Red und Antwort zur historischen und aktuellen Bedeutung der Schlacht. Ist die Gedenkfeier anlässlich 700 Jahren Schlacht am Morgarten nötig? Jürg-Stüssi-Lauterburg: Gedenkfeiern sind nie nötig, wir können alle ohne sie weiterleben. Sie sind aber oft – wie in diesem Fall – sinnvoll, zeigen sie uns doch das Werden unserer heutigen Schweiz und ihres historischen Bewusstseins. Ist «Morgarten» ein Mythos? Was ein Schlachtteilnehmer seinem Sohn erzählt, was der Kanzler des Bruders des Verlierers überliefert, sind gewiss subjektive Zeugnisse, sie haben aber einen realen Hintergrund. Was man später aus der Schlacht gemacht hat, kann man durchaus auch – aber eben «auch» und nicht «nur» – ins Kapitel Mythen und Gegenmythen einordnen. nung, dem Gelände angepasste Kampfführung und Ausrüstung, hervorragende Aufklärung. Eine einfache, durchdachte Kampfführung führte zum Erfolg. Forschen Sie in Bezug auf die Schlacht am Morgarten heute noch? Solange wir leben, lernen wir und wer weiss, vielleicht geben die Archive oder der Boden in Zukunft noch Geheimnisse preis. Was ist 700 Jahre nach Morgarten noch aktuell? Goethe hat bereits alles gesagt: «Nur der verdient sich Freiheit wie das Leben, Der täglich sie erobern muss.» Kann man die Schlacht als Geburtsstunde der Infanterie bezeichnen? Morgarten sticht heraus durch den Umständen angepasste Bewaff- armee.ch 1 / 15 5 Rubriktitel OPCW-Mission südlich der Sahara Schweizer Chemieschutz-Wissen für Afrika Die Schweizer Armee engagiert sich im internationalen Rahmen für den Schutz vor Chemiewaffen. In einem Regionalprojekt wurden in Zentralafrika erfolgreich 30 Teilnehmer aus fünf Staaten in einem dreistufigen Programm für den Einsatz von Schweizer C-Schutzmaterial ausgerüstet und ausgebildet. Leistungsprüfung in Form eines Sechs-Kilometer-Marsches im Vollschutz bei 32 Grad Celsius. Major Christian Kaister, Chef Einsatz des Kompetenzzentrums ABC-KAMIR Die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) ist vor allem wegen ihres Einsatzes bei der Abrüstung der syrischen Chemiewaffen bekannt, für welchen sie 2013 den Friedensnobelpreis erhielt. Weniger bekannt ist eine andere Leistung der OPCW, bei welcher auch Teile der Schweizer Armee eine Rolle spielen. Im Chemiewaffen-Übereinkommen (CWÜ) von 1997 wurde vereinbart, dass die unterzeichnenden Staaten einander bei der Abwehr von chemischen Bedrohungen unterstützen. Die Schweiz hatte nach der Unterzeichnung der Konvention angeboten, der OPCW Schutzmaterial zur Verfügung zu stellen. In der Folge wurden mehr als 9000 Schutzausrüstungen für die Zivilbevölkerung (ABC-Schutzmaske 74 inklusive Filter, Schutzüberwurf und Handschuhe) sowie 500 Schutzausrüstungen für Einsatzkräfte (C-Schutzanzug 90 komplett inklusive Schutzmaske und Filter) und Nachweissysteme für C-Kampfstoffe palettisiert und in der Nähe des Flughafens K loten bereitgestellt. Bei Bedarf kann dieses Material innert Stunden an jeden Ort der Welt geflogen werden. Schutzmaterial nützt jedoch wenig, wenn die Empfänger nicht daran ausgebildet sind. Aus diesem Grund werden im Kompetenzzentrum ABC-KAMIR seit mehr als 15 Jahren Teilnehmer aus über 100 Staaten durch Berufsoffiziere des Lehrgangs «zivil/international» an Schweizer C-Schutzmaterial ausgebildet. Zusätzlich werden im Rahmen von regionalen Projekten der OPCW Ausbildungskurse in anderen Staaten angeboten, bei denen auch auf Instruktoren der 6 armee.ch 1 / 15 Schweizer Armee zurückgegriffen wird: Berufsoffiziere des Lehrgangs «zivil/international» der ABC-Abwehrschule haben in den vergangenen Jahren Ausbildungen zu Gunsten der OPCW in Zentral asien sowie West- und Zentralafrika durchgeführt. Ausbildung nach dem Schneeballsystem Der Ablauf der Kurse folgt einem dreistufigen Programm. Im ersten Kurs werden die Teilnehmer durch Schweizer Berufsoffiziere im Umgang mit dem Schutzmaterial ausgebildet. Im zweiten Kurs werden die gleichen Themen wiederholt, jedoch müssen die Teilnehmer selbst die Ausbildung durchführen. Schliesslich wird die Kursserie mit einer Abschlussübung beendet. 2014 wurde zum ersten Mal das komplette Drei-Stufen-Programm im Rahmen eines regionalen Projekts der OPCW innerhalb eines einzigen Jahres durchgeführt. Ausgebildet wurden Teilnehmer aus fünf französischsprachigen Staaten Zentralafrikas: Republik Kongo, Demokratische Republik Kongo, Kamerun, Gabun und Burundi. Das Projekt begann im Mai 2014 in der Republik Kongo. Drei Berufsoffiziere des Komp Zen ABC-KAMIR reisten mit 1,3 Tonnen Material (Ausbildungsanzüge, Schutzmasken, Geräte und Chemikalien) nach Brazzaville. Auf dem Gelände des kongolesischen Aussenministeriums wurden innert zwei Wochen die beiden ersten Kurse durchgeführt. 29 Teilnehmer aus den Bereichen Verteidigung, Rettungskräfte, Polizei und Hochschulen der fünf Teil- nehmerstaaten lernten, mit ABC-Schutz- und Nachweismaterial der Schweizer Armee umzugehen und dieses Wissen dann nach dem eingangs beschriebenen, stufenweisen Schneeballsystem weiterzugeben. ter Letzt sämtliches Material für den Rücktransport in die Schweiz vorbereiten und verpacken. Die Rückreise des Teams erfolgte pünktlich zu Weihnachten. Weiteres Engagement vorgesehen Das Regionalprojekt Zentralafrika kann als Erfolg bezeichnet werIm Dezember 2014 fand als Abschluss des Projekts eine einwöchige den. Sowohl die Organisation, als auch die lokale Unterstützung und Übung in Yaoundé, Kamerun, statt. Erneut reisten drei Berufsoffidie Transporte funktionierten einwandfrei. Die Teilnehmer wie auch ziere des Komp Zen ABC-KAMIR mit mehr als einer Tonne Matedie lokalen Behörden in Kamerun waren begeistert und auch die extrial vor Ort. Die Übung begann mit einer Eröffnungszeremonie im ra angereisten Vertreter der OPCW waren von der Ausbildung überAusbildungszentrum der Brigade Nationale des Sapeurs-Pompiers in zeugt. Es sind bereits weitere regionale Projekte der OPCW auf dem afrikanischen Kontinent geplant und die OPCW wünscht, dass die Yaoundé. Anschliessend wurden die Teilnehmer über das Szenario Ausbildung wieder durch die Schweiz durchgeführt wird. orientiert: Sie seien ausgebildete nationale Experten ihres Heimatstaates und dieser hätte aufgrund einer sich abzeichnenden chemischen Bedrohung ein Gesuch um Schutzmaterial an die OPCW gestellt. Die Schweiz sei ihrer Verpflichtung nachgekommen und habe eine Flugzeugladung Material binnen 24 Stunden geliefert. Die Teilnehmer mussten in der Übung dieses Material in Empfang nehmen, auspacken, an ausgewählte Einsatzkräfte verteilen und diese an dem Material ausbilden – analog einer einsatzbezogenen Ausbildung (EBA) der Schweizer Armee. Sie mussten sich dabei selbst organisieren, basierend auf dem Wissen und den Erfahrungen aus den vorgängig absolvierten Kursen. Die Schweizer Instruktoren übernahmen während dieser Phase die Rolle von Coaches. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten waren alle Teilnehmer im Besitz ihres Materials und die EBA konnte beginnen. Die notwendigen Lektionen mussten die Teilnehmer selbstständig auswählen, vorbereiten und durchführen. Sie konnten dafür auf die mitgelieferten Reglemente und Ausbildungsplakate zurückgreifen. Es zeigte sich, Erkundungspatrouillen werden mit Detektoren ausgerüstet. dass viele der Teilnehmer hinsichtlich Ausbildungsmethodik den Schweizer Milizkadern in nichts nachstanden. Nach dem erfolgreichen Abschluss der EBA konnte die letzte Sequenz der Übung, der eigentliche Einsatz, beginnen. Das Szenario sah vor, dass die Teilnehmer Erkundungspatrouillen organisierten, welche ein kontaminiertes Gebiet detektieren und dann absperren mussten. Anschliessend wurden Bodenproben für eine Laboranalyse genommen. Zum Schluss wurden die Erkundungspatrouillen und Probennehmer samt ihrem Material durch andere Teilnehmer dekontaminiert. Zusätzlich zu diesem Szenario wurde eine Leistungsprüfung in Form eines Sechs-Kilometer-Marsches im Vollschutz durch die Aussenbezirke Yaoundés durchgeführt. Die durchschnittliche Temperatur betrug an diesem Tag schweisstreibende 32 Grad Celsius. Nach Abschluss der Übung am Freitag, 19. Dezember 2014, fanden die Materialrückfassung und die Schlusszeremonie statt. Die Kursteilnehmer gestalteten eigene Lektionen zur Materialeinführung. Die Schweizer Instruktoren mussten zu guAnforderungsreiche Schlussübung armee.ch 1 / 15 7 Rubriktitel Frauen in der Armee Drei Frauen, drei Zeitalter, drei Werdegänge Die Frauen sind schon seit vielen Jahren ein Teil der Schweizer Armee. Auch wenn sie anfänglich nach einem 20-tägigen Einführungskurs «nur» Frauenhilfsdienst leisteten, sind sie heute den Männern gleichgestellt; eine Gleichberechtigung, die sie schätzen und als richtig erachten. Letizia Paladino, Kommunikation Heer Um die ersten Spuren der Frauen in der Armee zu finden, müssen wir weit zurück in die Geschichte schauen, genauer gesagt bis ins Jahr 1292, in die Chroniken von Johannes von Winterthur oder in die Erzählungen zur Morgartenschlacht. Die Frauen haben damals zwar nicht mit dem Gewehr in der Hand Geschichte geschrieben, aber sie waren im humanitären Bereich sehr aktiv. Aus politischer Sicht wurde der Frauenhilfsdienst erst im Jahr 1939 mittels Verordnung zugänglich. Am 1. September 1939 berichteten die Zürcher Medien: «Mit dieser Versammlung ist etwas ganz Neues in die Schweizergeschichte getreten: Die Frauen sind von höchster Stelle nicht nur zum Wehrdienst zugelassen, sondern dazu aufgefordert worden.» Am 16. Februar 1940 unterschrieb General Guisan die Weisungen für die Organisation Frauenhilfsdienst (FHD), die es bis 1945 gab. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Stimmen zur Auflösung des FHD laut. Nur dank mehreren militärischen und politischen Persönlichkeiten, die von der Notwendigkeit eines solchen Dienstes überzeugt waren, schaffte der Bundesrat die ersten Rechtsgrundlagen für den FHD. Frauenhilfsdienst (1945 – 1985) Ab 1945 erhielt jede Schweizer Bürgerin, die zum Frauenhilfsdienst (FHD) zugelassen wurde, dieselben Rechte und Pflichten wie die männlichen Armeeangehörigen und wurde gleich behandelt. Die Frauen absolvierten aber eine kürzere Ausbildung und trugen keine Waffe. Die Dienstpflicht umfasste einen 20-tägigen Einführungskurs und 91 Diensttage in jährlichen 13-tägigen Ergänzungskursen. «Die Frauen erhielten eine kürzere Ausbildung, aber sie mussten dasselbe Niveau der Männer erreichen. Sie mussten wie die Männer in der Lage sein, einen Zug zu führen», erklärt Oberstleutnant Pia Zürcher-Vercelli, Chefin des Nachrichtenpostens der Führungsunterstützung der 8 armee.ch 1 / 15 FHD Trup pendienst M 77 urs Juni 19 rungsk FHD Einfüh ärz 1985 Luftwaffe, welche ihren Einführungskurs im Juni 1977 absolvierte. Die Mitglieder des FHD waren nicht bewaffnet. Die Frauen wurden in den Einführungskursen von weiblichen Offizieren in ihrem Fachgebiet geschult. Auf dem Unterrichtsplan standen die militärische Organisation, die ABC-Ausbildung, das Dienstreglement sowie das Kartenlesen. Grüssen, Melden und Zugschule sowie Gymnastik und Singen rundete das Ausbildungsprogramm ab. «Die Frauen mussten schon damals glaubwürdig auftreten, um ernst genommen zu werden. In meinem Zug gab es auch Männer. Ich erinnere mich daran, dass ich eines Tages einen Kurs zur Handhabung eines Karabiners geben sollte. An dieser Waffe war ich aber nicht ausgebildet worden. Meine jüngeren Kollegen, die bereits das Sturmgewehr hatten, konnte ich nicht fragen. Deshalb machte ich mich am Abend auf den Weg zur nächsten Telefonkabine und rief meinen Vater an, so dass er mir die wichtigsten Handhabungen erklären konnte», erinnert sich Oberstleutnant Pia Zürcher-Vercelli. «Bei den Frauen wurden keine Fehler geduldet. Ich weiss nicht wie viele zusätzliche Stunden ich damit verbracht habe, die Reglemente zu studieren, um die Kameraden ausbilden zu können. Denn im Gegensatz zu unseren männlichen Kameraden bekamen wir Frauen nur eine verkürzte Kader-Ausbildung. Ich konnte meinen Rückstand im Laufe der Jahre aufholen und heute bin ich auf dem gleichen Niveau wie meine männlichen Kameraden.» Militärischer Frauendienst (1986 – 1994) Ab 1984 begannen sich die Dinge zu ändern. Die Diskussionen um die Auflösung des FHD, der zum militärischen Frauendienst (MFD) werden sollte, wurden immer lauter. Die Frauen wollten ihren männlichen Kollegen gleichgestellt sein und diesbezügliche Gesuche häuften sich. Im Juli 1985 gab der Bundesrat bekannt, dass die Organisation der Armee (für die Frauen) geändert werde. Die Verordnung trat am 1. Januar 1986 in Kraft. Von da an gab es Anforderungsprofile Rubriktitel für Frauen in der Armee, die jenen der Männer entsprachen. Von 1987 an konnten die Frauen einen Sporttest an der Eidgenössischen Turn- und Sportschule in Magglingen ablegen. Bei den Disziplinen Weitsprung ohne Anlauf, Schnelllauf, Ausdauerlauf wurden sie mit dem gleichen Massstab wie die Männer beurteilt und erhielten dieselbe Militärsport-Auszeichnung. Trotz Inkraftsetzung dieser neuen Verordnung waren die Frauen den Männern noch nicht gleichgestellt, auf den ersten Blick erkennbar an den Farben der Uniformen: Die Frauen trugen eine blaue Uniform, die Männer eine grüne. Zudem durften Frauen nicht alle Funktionen bekleiden; Kampfaufträge waren ausschliesslich für Männer bestimmt. «Ich war 20 Jahre alt und hatte meine Lehre beendet, als ich beschloss, die Rekrutenschule zu absolvieren. Als ich begann, hatte es 50 Frauen, verteilt auf zwei Kompanien. Der einzige Mann war der Schulkommandant», erinnert sich Oberstleutnant Cornelia Michel, Chef Kommissariatsdienst bei der Infanteriebrigade 5, die ihre Rekrutenschule 1993 absolvierte. Nach der 27-tägigen Rekrutenschule, in der sie die armeespezifischen technischen Kenntnisse erlangten (erste Hilfe, ABCAbwehr, Kartenlesen, Rechte und Pflichten der Angehörigen der Armee), wurden die Frauen in die Stäbe und Einheiten eingeteilt. «Es war nicht optimal, nur mit Frauen die Rekrutenschule zu absolvieren. Alle waren im ständigen Konkurrenzkampf und wollten unbedingt befördert werden. Es war fürchterlich.» erzählt Oberstleutnant Cornelia Michel. «In vier Wochen hatten wir kaum Zeit zum Lernen. Ich hatte keine Lust, unter diesen Bedingungen den Beförderungsdienst zu absolvieren. Erst nach dem ersten Wiederholungskurs als Soldat im Jahr 1994 beschloss ich weiterzumachen. Ich war die einzige Frau. Es herrschte eine ganz andere Stimmung.» Frauen in der Armee (1995 – 2003) Mit der Armee 95 änderte sich auch die Stellung der Frau. Aus dem militärischen Frauendienst wurde die Organisation Frauen in der Armee. Dank dieser Reformen wurden die Frauen vollständig in die Armee integriert und verfügten über dieselben Rechte wie die Männer. Sie hatten Zugang zu fast allen Funktionen, durften aber noch immer nicht zu den Kampftruppen. «Für mich ist die Armee Familiensache: Mein Vater und mein Bruder sind Berufsmilitär und für mich war es selbstverständlich, denselben Weg zu gehen. Frauen sollen die Möglichkeit haben, Militärdienst zu leisten. Wenn sie sich aber für die Rekrutenschule einschreiben, müssen sie wissen, dass sie alles wie die Männer oder sogar besser machen müssen. Es gibt keine Sonderbehandlung», erklärt Adjutant Unteroffizier Chantal Sempach, Berufsmilitär im Lehrverband Panzer und Artillerie sowie Sportlehrerin. Sie hat ihre Rekrutenschule 2002 absolviert. Bevor Männer und Frauen hinsichtlich Ausbildung gleichgestellt waren, dauerte die Rekrutenschule für alle acht Wochen. Sie wurde dann für beide Geschlechter auf 15 Wochen verlängert. Die Frauen erhielten endlich die gleiche Ausbildung wie die Männer. «Als ich meine Rekrutenschule absol- armee.ch 1 / 15 9 vierte, durften die Frauen die Kampftruppen nicht wählen. Genau dort wollte ich aber hin.» erzählt Adjutant Unteroffizier Chantal Sempach. Die Kaderschulen wurden ebenfalls vereinheitlicht. Die Frauen erhielten nun Zugang zu den gleichen Funktionen – ausser Kampftruppen – wie die Männer, vorausgesetzt sie erfüllten die Anforderungen. Die Frauen erhielten ebenfalls die graugrüne Uniform und dieselbe Ausgangsbekleidung. Von 2003 bis heute… «Als ich mich für den Militärdienst entschied, hatte ich zum Ziel, einmal bei den Kampf- truppen in Thun zu arbeiten», vertraut uns Chantal Sempach an. Mit dem Inkrafttreten der Armee XXI im Jahr 2003 fiel die letzte Hürde für die Frauen und sie durften sich in allen Waffengattungen ausbilden lassen, alle Funktionen standen ihnen offen, sofern sie die Eignungstests erfolgreich bestanden. «Im Jahr 2004 bewarb ich mich als Zeitsoldat für den Lehrverband Panzer und Artillerie und bekam die Stelle.» Für eine der ersten Frauen bei den Panzer- und Artillerietruppen war der Weg nicht ganz einfach, doch mit viel Entschlossenheit und Einsatz wurde Chantal Sempach Berufsmilitär und Sportlehrerin. Sie hat die schwierige Aufgabe, die Panzergrenadiere im Sport zu unterrichten. «Ich hatte nie Probleme, ausser mit den älteren Ausbildnern der Panzergrenadiere, die anfänglich distanziert waren. Aber ich zeigte, dass ich meine Arbeit gut mache und heute läuft es gut», sagt Sempach erfreut. Für weitere Informationen über die Frauen in der Armee und ihre Geschichte: →→ w ww.armee.ch > Mein Militärdienst > Frauen in der Armee Munitionsschrott und Blindgängerfunde melden – einfach und unkompliziert per App Sind Sie beim Wandern schon einmal auf einen Blindgänger oder auf Munitionsreste gestossen und wussten nicht, was zu tun ist? Haben Sie oder Ihre Freunde, Bekannten oder Verwandten im Keller vielleicht noch Souvenirs aus der Dienstzeit und wissen nicht, wie Sie diese wieder loswerden? Die Nationale Blindgängermeldezentrale (BMZ) der Schweizer Armee nimmt Ihre Meldung entgegen und beseitigt die unliebsamen Funde – egal ob im öffentlichen Raum oder in Privathäusern. Berühren Sie die Objekte nicht und helfen Sie mit einer gut sichtbaren Markierung, dass die Objekte im Gelände leicht wiedergefunden werden können. Die Blindgängermeldezentrale nimmt Ihre Meldung per E-Mail entgegen (unter www.armee.ch/blindgaenger finden Sie das entsprechende Formular), per Telefon unter der Nummer 117 (Polizei) und ganz neu und unkompliziert auch über die App «Blindgänger», jetzt verfügbar im App Store und im Google Play Store. BMZ Verdächtiger Fund im Gelände oder Souvenir aus der Dienstzeit im Keller? Einfach und unkompliziert melden über die gratis App «Blindgänger», verfügbar im Apple App Store und im Google Play Store. Bei Munitionsfunden gilt generell: Nie berühren, gut sichtbar markieren und melden – über Telefon, Internet oder neu über die gratis App «Blindgänger». 10 armee.ch 1 / 15 Sommertournee Schweizer Armeespiele Die vier Schweizer Armeespielformationen sind vom 10. bis 15. August 2015 auf musikalischer Sommertournee quer durch die Schweiz unterwegs. Liestal, Chur, Mendrisio, Montreux, nur um einige Städte zu nennen, in denen die Swiss Army Brass Band, die Swiss Army Big Band, die Swiss Army Central Band und das Symphonische Blasorchester an Open Air-, Saal- und Platzkonzerten auftreten werden. Mo. 10. August 2015 Open Air Konzert der Swiss Army Brass Band 19.30 Uhr Liestal BL, Kaserne Di. 11. August 2015 Saalkonzert der Swiss Army Brass Band 19.30 Uhr Amriswil TG, Pentorama Mi. 12. August 2015 Open Air Konzert des Symphonischen Blasorchesters SAS 19.30 Uhr Chur GR, Stadttheaterplatz Do. 13. August 2015 Konzert des Symphonischen Blasorchesters SAS Mendrisio TI Fr. 14. August 2015 Open Air Konzert der Swiss Army Central Band Montreux VD, Place du Marché Fr. 14. August 2015 Saalkonzert der Swiss Army Big Band 19.30 Uhr Bern BE, Hotel National Sa. 15. August 2015 Open Air Konzert der Swiss Army Big Band 19.30 Uhr Wiedlisbach SO 20.30 Uhr 20.30 Uhr Bilder: Militärmusik Die Daten und die genauen Standorte werden anfangs Sommer auf www.militaermusik.ch publiziert. Swiss Army Brass Band Swiss Army Big Band Swiss Army Central Band Symphonisches Blasorchester SAS armee.ch 1 / 15 11 Neue Praxis zur Unterstützung von Zivilen Gern gesehene Beiträge der Schweizer Armee Von Unterstützungsleistungen der Armee gemäss der Verordnung über die Unterstützung ziviler oder ausserdienstlicher Tätigkeiten mit militärischen Mitteln (VUM) profitiert die Truppe durch die Ausbildungs- und Lerneffekte. Für die zivilen Leistungsbezüger macht vielfach die Armee sportliche oder kulturelle Grossanlässe sowie Veranstaltungen, welche einen gesellschaftlichen Nutzen aufweisen, überhaupt erst möglich. Bau eines Schiffsstegs in Luzern. Stephan Noger, Operationsplaner VUM im Führungsstab der Armee (FGG 3/5) Jedes Jahr leistet die Armee massgebliche Beiträge zur Realisierung von zivilen Grossveranstaltungen wie zum Beispiel Ski-Weltcuprennen, eidgenössische Turn-, Jodler- oder Musikfeste oder unterstützt zivile Behörden und Organisationen bei Tätigkeiten, die von öffentlichem Interesse sind. Im Jahr 2014 leistete die Armee in 101 Fällen Unterstützung und erbrachte dabei insgesamt 23’803 Diensttage. Die Armee hilft konkret mit Leistungen wie zum Beispiel Auf- und Abbau von Infrastrukturen, Verkehrsregelung, Sanitätsdienst oder bei Geniearbeiten wie dem Errichten von Brücken. Auf diese Weise kann die Truppe Ausbildung in der Zusammenarbeit mit Zivilen betreiben und militärische Leistungen an geeigneten Objekten in der Praxis trainieren. Dies ist eine notwendige Ergänzung zu den Ausbildungen auf einem Waffenplatz oder im Übungsgelände. 12 armee.ch 1 / 15 Die Rechtsgrundlage für solche Engagements ist die Verordnung über die Unterstützung ziviler oder ausserdienstlicher Tätigkeiten mit militärischen Mitteln (VUM) vom 21. August 2013. Diese totalrevidierte Verordnung ersetzt die seit 1997 geltende Verordnung über den Einsatz militärischer Mittel für zivile und ausserdienstliche Tätigkeiten (VEMZ) und trägt insbesondere den reduzierten personellen und finanziellen Ressourcen der Armee Rechnung. Flugstunden werden anders verrechnet Am 25. Februar 2015 hat der Bundesrat eine Teilrevision der geltenden VUM gutgeheissen, welche per 1. April 2015 in Kraft getreten ist. Mit dieser Anpassung wird die Ungleichbehandlung von Lufttransporten gegenüber der Unterstützung am Boden beseitigt. Während für Leistungen am Boden ein Gesuchsteller nur für jene Kosten aufkommen muss, welche der Truppe zusätzlich zum normalen WK-/Ausbildungsbetrieb entstehen, wurden bei Lufttransporten einem Gesuchsteller hin- gegen bislang die Vollkosten pro Flugstunde in Rechnung gestellt, was neu nun wegfällt. Denn dies erschwerte die Durchführung von Lufttransporten zu Gunsten Dritter und der Luftwaffe entgingen so wertvolle Trainingsmöglichkeiten für ihre Besatzungen. Voraussetzung für einen VUM-Einsatz ist, dass es sich um einen national oder international bedeutenden Anlass oder eine Tätigkeit von öffentlichem Interesse handelt und der Einsatz einen wesentlichen Ausbildungs- und Trainingseffekt für die Truppe aufweist. Zudem dürfen zivile Unternehmen nicht übermässig konkurrenziert werden und es muss sich um Leistungen handeln, die weder vom Gesuchsteller, noch vom Zivilschutz oder Zivildienst erbracht werden können. Die eingesetzte Truppe darf keine sicherheitspolizeilichen Aufgaben übernehmen und leistet ihren Dienst stets unbewaffnet. →→ www.armee.ch/vum Rubriktitel Schweizer Armee: Für Sie im Einsatz L’Armée suisse s’engage pour vous Esercito svizzero: in impiego per voi armee.ch 1 / 15 13 Rubriktitel Volltruppenübung "STABANTE 15" Kontinuierlich besser werden Die Luftwaffe überprüft in regelmässigen Abständen das Zusammenspiel von Fliegern, Fliegerabwehr und Führungsunterstützung in Volltruppenübungen. Bei "STABANTE 15" wurde zwischen dem 18. und dem 25. März zusätzlich ein Bataillon des Heeres in die Konferenzschutz-Übung integriert. Insgesamt standen gegen 6000 Angehörige der Armee im Einsatz. David Marquis, Kommunikation Luftwaffe Die Einsatzzentrale verschoben Andere Übungsereignisse betrafen weniger Personen, stellten aber dennoch hohe Anforderungen an die Beübten. So kam es gleich am ersten Tag von "STABANTE 15" in Payerne zu einem gestellten Vorfall mit einem F-5 Tiger. Das Szenario sah ein Bremsversagen während der Landung vor, das Flugzeug kam nicht mehr aus eigener Kraft zum Stillstand und wurde – virtuell – erst vom Fangnetz angehalten. Um keinen realen Schaden am Flugzeug zu verursachen stoppte der Pilot seinen Tiger bereits einige Meter vor dem Fangnetz. Auf Anweisung des Towers machte sich unverzüglich das Unfallpikett mit seinen Fahrzeugen auf den Weg zum Flugzeug. Trotz der Übungssituation waren die Anforderungen an die Truppe hoch, da der Tiger mit echter Kampfmunition bewaffnet war. Übungsschiedsrichter Oberstleutnant Christian Humbert erklärte: «Es ging darum, das Flugzeug möglichst rasch von der Piste zu schieben, in eine Box zu bringen, es dort zu entmunitionieren und der Reparaturequipe zu übergeben.» Nach der Übung lobte Oberstleutnant Humbert die Miliztruppe: «Sie hat den Vorfall mit Ruhe und Professionalität gemeistert.» Doch an "STABANTE 15" waren nicht nur Verbände der Luftwaffe beteiligt. Das Aufklärungsbataillon 4 des Heeres war dem beübten Einsatzverband Luft für die Dauer der Volltruppenübung unterstellt. Es betrieb bei teils garstigem Wetter Beobachtungsposten auf den Jura-Höhen und fuhr mit seinen gepanzerten Fahrzeugen Patrouillen. Umgehende Rückmeldung Bei allen Übungsereignissen waren Schiedsrichter der Übungsleitung vor Ort. Sie bewerteten das Verhalten der Beübten und gaben unmittelbar nach dem Ereignis ein erstes Feedback an alle Beteiligten. Die Erkenntnisse der Schiedsrichter wurden anschliessend in einer Auswertungszelle gesammelt und zu einem konsolidierten Auswertungsbericht verarbeitet. Nach den acht Übungstagen – inklusive eines Dienstwochenendes – zog der Übungsleiter, Luftwaffenkommandant Aldo C. Schellenberg, eine positive Bilanz: Bild: Rolf Dammer Nebst dem Grundauftrag Konferenzschutz sorgte die Übungsleitung mit mehr als hundert fiktiven Ereignissen dafür, dass die beübten Truppen ihre Einsatzbereitschaft beweisen konnten. Eines der komplexesten dieser Übungsereignisse war die Evakuierung der Einsatzzentrale der Luftwaffe in Dübendorf und die Verlegung derselben in eine geschützte Anlage in den Alpen. Rund 250 Personen mussten rasch und gestaffelt verschoben werden. Dies geschah mit Kleinbussen und Cars entlang unterschiedlicher Routen. Innert 24 Stunden gelangten so das gesamte Armeepersonal sowie die Skyguide-Mitarbeiter aus dem Air Operation Center (AOC) an den geschützten Standort. Die Herausforderung dabei war, das Luftlagebild während der Dislokation permanent unter Kontrolle zu haben. Das Personal der Einsatzzentrale Luftverteidigung (EZ LUV) und andere Schlüsselpersonen blieben deshalb in Dübendorf bis die Infrastruktur in den Bergen bezogen und voll einsatzbereit war. Der Einsatzverband Luft (EVL) bewältigte diesen Übungsteil souverän: Die Evakuierung erfolgte termingerecht, der Schutz des Schweizer Luftraums war jederzeit gewährleistet. Im Fangnetz gelandet Bild: Soldat Stephane Matteo Ziel der Volltruppenübung "STABANTE 15" war es, die Kommandostrukturen zu überprüfen und das Zusammenspiel aller Elemente der Luftwaffe – Flieger, Fliegerabwehr und Führungsunterstützung – sowie mit dem Aufklärungsbataillon 4 (Aufkl Bat 4) des Heeres zu trainieren. Dies geschah im Rahmen einer fiktiven Friedenskonferenz in La Chaux-de-Fonds. Die zum Konferenzschutz eingesetzten Kampfjets flogen dabei ab Payerne, die Helikopter ab Payerne und dem Tagesstandort Courtelary. Für die An- und Abreise der fiktiven Konferenzteilnehmer wurde der Flugplatz Les Eplatures genutzt. Während der Volltruppenübung wurden erstmals die Prozesse für den Luftpolizeidienst mit scharfer Munition während 24 Stunden (LP24) über mehrere Tage durchgespielt. Dieses Verfahren wird ab 2016 schrittweise eingeführt. Spätestens ab 2020 werden rund um die Uhr zwei bewaffnete F/A-18 innert maximal 15 Minuten starten und intervenieren können. Der Chef des Air Operation Center, Oberst im Generalstab Peter Bruns (Mitte), beim Briefing für die Evakuierung des Standorts Dübendorf. 14 armee.ch 1 / 15 Die Fangnetz-Landung war nur gestellt: Um das Flugzeug nicht zu beschädigen hielt der Pilot einige Meter vor dem Netz an. Bild: Soldat Stephane Matteo «Es gibt keinen besseren Beweis für das Können als das Tun.» In diesem Sinne habe die Truppe während "STABANTE 15" vorbildlich gezeigt, was sie kann. «Nichtsdestotrotz haben wir an diversen Stellen Verbesserungspotenzial festgestellt. Nun gilt es, aufgrund des Auswertungsberichts die entsprechenden Massnahmen zu definieren und die Ausbildung, die Abläufe und Strukturen wo notwendig so schnell wie möglich anzupassen», so Korpskommandant Schellenberg. "STABANTE 15" habe bezüglich der Zusammenarbeit von Miliz und Berufsorganisation viele Erkenntnisse geliefert: «Diese müssen in der Ausbildung aber auch im Hinblick auf die Weiterentwicklung der Armee (WEA) umgesetzt werden.» Schellenberg lobte nach der Übung die Arbeit der Miliz: «Ich bin tief beeindruckt von ihrem Leistungswillen und Leistungsvermögen auf allen Stufen.» "STABANTE 15" sei wohl für die meisten Beteiligten die erste Übung gewesen, die acht Tage gedauert habe, ein Wochenende einschloss und bei anspruchsvollem Wetter stattfand. Durchgeführt habe man die Volltruppenübung letztlich, um den kontinuierlichen Verbesserungsprozess der Luftwaffe weiterzuführen. Dieses Ziel habe man erreicht, weshalb Korpskommandant Schellenberg die Übung gesamthaft als Erfolg wertet. Bild: Oberstleutnant Dimitrios Papadopoulos Rubriktitel Schiedsrichter Oberstleutnant Christian Humbert gibt der beübten Truppe umgehend Feedback. Das Aufklärungsbataillon 4 des Heers war während "STABANTE 15" dem Einsatzverband Luft zugewiesen. armee.ch 1 / 15 15 Mobilmachung, Kernstück der Bereitschaft Tauglichkeitstest für das neue Mobilmachungskonzept Mit der Weiterentwicklung der Armee wird auch ein neues Bereitschaftssystem eingeführt. Ein wesentlicher Bestandteil davon ist die neue Mobilmachungsorganisation, die diesen Herbst in der Übung "CONDOTTA DUE" mit der Truppe getestet wird. Oberst Martin Dondelinger, FGG 7 (Ausbildung), FST A Der diesjährige WK wird für das Logistikbataillon 52 und das Aufklärungsbataillon 11 mit einem Paukenschlag namens "CONDOTTA DUE" beginnen. Beide Bataillone werden im Rahmen einer Übung mobilmachungsmässig aufgeboten. Das Log Bat 52 wird dabei per 28. September (erster WKTag) alarmiert. Nach der Mobilmachung wird es im Laufe der ersten WK-Woche in die Profiorganisation des Armeelogistikzentrums Othmarsingen integriert und bereitet dort die Materialabgabe für weitere mobilisierende Truppen vor. Im konkreten Fall für das Aufkl Bat 11, das eine Woche später, am 5. Oktober, mobilisieren wird. Die Mobilmachung der beiden Bataillone läuft dabei, zeitversetzt um eine Woche, grundsätzlich gleich ab. Das Log Bat 52 mobilisiert über seine vorgesehenen Einsatzstandorte, das Aufkl Bat 11 auf dem Skizze der Übungsanlage. Waffenplatz Brugg. Geführt wird diese Mobilmachungsübung auf taktischer Stufe durch die Territorialregiralstab Hanspeter Aellig, Chef Ausbildung im Führungsstab der Aron 2 (Ter Reg 2), die Gesamtübungsleitung liegt beim Führungsmee, der als Teilprojektleiter Bereitschaft/Mobilmachung das System stab der Armee. konzipierte und verantwortlich für die Vorbereitung der Übung ist. Das neue Bereitschaftssystem mit der Mobilmachung stellt in der WEA sicher, dass die Armee aus dem Stand heraus jederzeit mit Teil des neuen Bereitschaftssystems den erforderlichen Kräften und Mitteln bereit ist, um kurzfristig auf Um künftig wie geplant Milizformationen rasch und verzugslos einunvorhersehbare Ereignisse reagieren zu können. rücken zu lassen, auszurüsten und in den Einsatz bringen zu können, braucht es eine eingespielte Mobilmachungsorganisation. «Diese ist das Kernstück des neuen Bereitschaftssystems, das mit der WeiterentSchulen und überprüfen wicklung der Armee (WEA) optimiert wird», sagt Oberst im GeneVoraussetzung für eine erfolgreiche Umsetzung des neuen Systems sind die Schulung und auch die Überprüfung der Vorgaben, zum Beispiel zugewiesene Einrückungsstandorte, Lagerorte von Material und Fahrzeugen und die zentrale Führung der Mobilmachung durch die künftigen Territorialdivisionen und die Luftwaffe. «Mit "CONDOTTA DUE" können wir gleich mehrere Prozesse trainieren und durchleuchten», freut sich Oberst i Gst Aellig. Die Übung hat einerseits zum Ziel, die taktische Umsetzung wesentlicher Aspekte der Mobilmachung (Alarmierung/Aufgebote, Führung der Mobilmachung, Mobilmachungsabläufe, Infrastruktur) zu überprüfen. Im Bereich Logistik andererseits wird die praktische Umsetzung der Unterstützung für die Armeelogistikcenter durch ein Logistikbataillon für die Ausrüstung von weiteren mobilisierenden Verbänden (Mehrschichtbetrieb in den Armeelogistikcenter) getestet. Oberst i Gst Aellig: «Die aus der Übung gewonnenen Erkenntnisse und Konsequenzen fliessen in die definitive Ausgestaltung des BereitschaftsÜbungsvorbereitungen (Oberst Fritz Meister, Kdt Koordinationsstelle 2 mit seinen Mitarbeitern, Oberstlt i Gst Dominik Winter, Kommandant und des Mobilmachungssystems ein.» Log Bat 52 mit Stabsmitarbeitern, Vertreter LBA und ALC Othmarsingen) 16 armee.ch 1 / 15
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