„Orgel Ade“ - Letztes Konzert in St. Sebald SCHWABACH – Mit einem feinen Instrumental- und Vokal-Konzert haben sich Organist Karl Franz und die Pfarrei St. Sebald von ihrer Orgel verabschiedet. Sie bedarf, nachdem sie 33 Jahre zuverlässig ihren Dienst als musikalischer Begleiter in dieser Kirche verrichtet hatte, einer umfangreichen Reparatur und Erneuerungskur. Im Rahmen der großen Kirchensanierung wird daher die Orgel abgebaut und in einer Orgel-Werkstätte repariert und aufgefrischt. Diese Notwendigkeit mochte man angesichts des Abschiedskonzerts kaum glauben. Karl Franz, Organist und Organisator dieses kleinen Konzerts, begann mit festlich fröhlichen Klängen seiner Eigenkompositionen, zunächst der Toccata Nr.50 sowie der lebhaften Frühlingsfuge („Fuga Primavera“) mit vollem Werk. Darüber hinaus hörten die zahlreichen Besucher ein scheinbar schlichtes und melodiöses „Prelude“ von Cesar Franck, das Karl Franz in einer gedeckten Registrierung interpretierte. Darüber hinaus standen Orgelwerke von William Lloyd Webber, Johann Sebastian Bach, eine zusammenfassende Version von Vivaldis „Frühling“ sowie das „Ave Maria“ von Enrico Bossi auf dem Programm, in dem die verschiedenen Gefühle Mariens musikalisch geschildert wurden. Aus menschlicher Sicht spiegelte sich in dieser Komposition Mariens Unsicherheit, Ängstlichkeit, aber auch ihre Frömmigkeit und vor allem ihr großes Gottvertrauen. Zwischen diesen heiteren bis besinnlichen Orgelbeiträgen bereicherten Marina Sturm (Sopran) und Matthias Franz (Tenor) mit anspruchsvollen Arien aus den Händel-Oratorien „Messias“ und „Josua“ das Konzertprogramm. Beeindruckend erschien dabei die Klangharmonie zwischen den beiden jungen Gesangskünstlern, die insbesondere bei den Duetten deutlich wurde. Maria Sturm überzeugte mit ihrem klaren, hell-strahlenden und kraftvollen Sopran. Matthias Franz trat nicht nur als ebenbürtiger und einfühlsamer Partner auf, sondern auch als gereifter Solist, der technisch versiert, seine weiche, ausdrucksstarke Tenorstimme wirkungsvoll einzusetzen wusste. Von daher wurde gerade der Gesangsvortrag der beiden jungen Interpreten von Eichendorffs „Mondnacht“, die von Karl Franz im Stil der Romantik vertont wurde, zum Höhepunkt dieses Abschiedskonzerts. Aber es wäre wohl nicht ein Konzert von Karl Franz, wenn neben beindruckenden Kompositionen nicht auch sein kreativer Humor als Komponist erlebbar wäre. So überraschte der Organist und Kantor von St. Sebald seine Zuhörerschaft samt Domkapitular Alois Ehrl mit einer witzigen Improvisation, besser einem Klangbild, über das traditionelle „Böhmerwaldlied“. So ließ Karl Franz erst einmal die Vögel dieses bekannte Lied auf der Orgel zwitschern, um anschließend das Thema „Tief drin im Böhmerwald dann auch einmal von einem Fluss, einem Bächlein in der fließenden Orgelbegleitung erklingen zu lassen. In tiefer Tonlage schlossen sich im dunklen Moll-Charakter die dunklen Wälder an, um schließlich wie ein fröhlich-tänzerisches Blasmusik-Stück auf der Kirchweih zu enden, wobei ein entfernter Kuckuck die Schlusstöne setzte. Nach diesem Programmpunkte musste selbst Domkapitular Ehrl schmunzeln, der ja aus dem Böhmerwald stammte. Mit stehenden Ovationen und 1000 Euro Spendenerlös für die OrgelReparatur bedankte sich die begeisterte Zuhörerschaft für dieses letzte kleine Musikfest, das Karl Franz mit seinem Sohn Matthias und Maria Sturm zum vorübergehenden Abschied der Kirchenmusik in St. Sebald so eindrucksvoll präsentiert hatten. Text und Bild: Ursula Kaiser-Biburger
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