PRESSEINFORMATION Soziale Katastrophe oder Idylle? Das Ende der Altmünchner Herbergsviertel Ein einziges Klohäusl für eine ganze Siedlung. Wäsche, die vor dem Haus auf der Leine trocknet. Kinder, die barfuß laufen. Handwerker, denen man hinter den niedrigen Fenstern bei der Arbeit zuschauen kann. Und immer wieder Frauen, die am Brunnen Wasser pumpen und es in Blecheimern nach Hause tragen. Als die jetzt im Rahmen eines Fotowettbewerbs aufgetauchten Bilder entstanden, war es eigentlich schon zu spät: Die Zeit der Münchner Herbergsviertel war fast vorbei. Schon im München des 16. Jahrhunderts war man auf die Arbeitskraft von Zuwanderern aus dem ländlichen Raum angewiesen, eine Ansiedlung innerhalb der Stadtmauern verweigerte man diesen ungelernten und besitzlosen Migranten jedoch. Und so hatten sie sich in den hochwassergefährdeten Isarauen und auf den schlechten Schotterböden der Steilhänge niedergelassen. Das wildwachsende Gewirr der Herbergsanwesen in den östlichen Vorstadtgebieten stellte jedoch spätestens ab der Mitte des 19. Jahrhundert ein gravierendes Hindernis für eine fortschrittliche Stadtplanung dar. Dazu kamen noch die komplizierten Eigentumsverhältnisse an jedem einzelnen der kleinen Häuschen, die oftmals von mehreren Familien bewohnt und immer wieder erweitert wurden. Dennoch gehörten die Herbergsviertel noch bis weit ins 20. Jahrhundert zur Realität des Münchner Ostens. Einerseits wollte man sie aus städteplanerischen und nicht zuletzt auch hygienischen Überlegungen längst beseitigen, andererseits begannen nun Maler und Fotografen an dem „Milieu“ dieser eigenartigen Siedlungsareale Gefallen zu finden. Die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs und die in den 1950er Jahren einsetzenden hektischen Bauaktivitäten ließen am Ende nur noch ganz wenige Beispiele dieser altmodischen Kleinhäuser überleben. Die bislang unveröffentlichten Fotografien gestatten erstaunliche Einblicke in die gemütlichen und ungemütlichen Gegebenheiten dieser vorstädtischen Lebensbereiche. Der ehemalige Leiter des Stadtarchivs München, Dr. Richard Bauer, nimmt sich der Geschichte vom langsamen Niedergang der historischen Herbergsviertel an und kommentiert die einmaligen Privataufnahmen, die durch Fotomaterial aus dem Stadtarchiv München ergänzt werden. Pressekontakt: Katja Sebald – Volk Verlag – Streitfeldstr. 19 – 81673 München – 089/420796984 – [email protected] Richard Bauer Verlorene Lebenswelten Das Ende der Altmünchner Herbergsviertel 144 Seiten, Broschur mit zahlreichen Abbildungen Euro 19,90 ISBN 978-3-86222-152-3
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