Befremdliche Imagekampagne des Handwerks Bundesagentur

Befremdliche Imagekampagne des Handwerks
Ungläubig, sprachlos, erschrocken, irritiert und entsetzt - so reagieren auch Nicht-Lehrer spontan,
wenn sie einen Aufkleber der nordrhein-westfälischen Handwerksorganisationen in die Hand
bekommen. Der Aufkleber wird offenbar seit kurzem als Werbematerial verteilt. Die Reaktionen
fallen deswegen mehr als irritiert aus, weil das Motto: “Du willst nicht so werden, wie Dein Lehrer?“
(Rechtschreibung wie im Original) pauschal alle Lehrer auf`s Korn nimmt und damit einen ganzen
Berufsstand. Eine diffuse, wohl auch ironisch-witzig gemeinte Negativaussage, die so mit den
bekannten Vorurteilen gegenüber Lehrern „spielt“. Gerade Lehrkräfte an Berufskollegs müssen sich
in besonderem Maße angesprochen fühlen. Denn schließlich sind sie es in den Klassenräumen,
Werkstätten und Laboren der Berufskollegs, die maßgeblich mit zum Erfolg der Berufsausbildung im
Handwerk beitragen. So arbeiten sehr viele Lehrkräfte der Berufskollegs seit Jahrzehnten engagiert in
Prüfungsausschüssen des Handwerks mit oder auch in Kursen zur Vorbereitung auf die
Meisterprüfung – dass man nun so dargestellt wird, wird und muss als unfair und ein Hintergehen
empfunden (werden), jedenfalls nicht als witzig.
Sofort nach Bekanntwerden des Aufklebers hat vlbs-Vorsitzender Wilhelm Schröder dem Handwerk
geschrieben mit der dringenden Bitte um Aufklärung. Auch unsere Schulministerin Sylvia Löhrmann
ist über den Vorgang in Kenntnis gesetzt, denn schließlich wird mit einer solchen Aktion das
jahrelange Bemühen besonders des Schulministeriums um qualifizierten Lehrernachwuchs lächerlich
gemacht. In ersten Reaktionen äußerten Kollegen „vor Ort“, dass sie Ehrennadeln und
Auszeichnungen des Handwerks, für die sie sich in jahrelanger Zusammenarbeit verdient gemacht
hatten, zurückgeben wollen.
Also, sehr geehrte, liebe Organisationsvertreter der Handwerksbetriebe: Wenn nun das Handwerk
imagemäßig „flotter“ rübergebracht werden soll, dann aber bitte fair und mit Anstand und nicht zu
Lasten eines Jahrzehnte engagiert mitarbeitenden Kooperationspartners!
Ausbildungsbetriebe und Bewerber sollen Abstriche machen
Bundesagentur: 20700 Jugendliche ohne Berufsanschluss
In der Ende Oktober veröffentlichten bundesweiten Lehrstellenbilanz weist die Bundesagentur für
Arbeit (BA) darauf hin, dass noch mehr als 20700 Jugendliche unversorgt sind. Dazu kämen noch
weitere 60000 Jugendliche, die sich mangels geeigneter Lehrstelle zunächst für eine
weiterqualifizierende Schulausbildung entschieden hätten. Andererseits seien auch noch 41000
Lehrstellen unbesetzt gewesen. BA-Vorstandsmitglied Raimund Becker erläuterte dazu, dass es
immer schwieriger werde, angebotene Ausbildungsplätze und Lehrstellenbewerber
zusammenzubringen. Dazu Becker wörtlich „Jugendliche sollten nicht an ihrem Traumberuf
festhalten. Ausbildungsbetriebe müssten auch mal junge Leute einstellen, auch wenn es nur der
passende, aber nicht unbedingt der optimale Bewerber ist“.
Düsseldorf, den 3. November 2015
Hans-Jürgen Steffens
Geschäftsführer