| 46 HOF & FELD Gewinner auf beiden Seiten Guido Hanzen hat eine Landmaschinen-Werkstatt in Hamminkeln. Dort werden Güllewagen nach Kundenwunsch gefertigt und Landmaschinen aller Art repariert. Die Lebenshilfe-Werkstätten Unterer Niederrhein GmbH ist dabei ein wichtiger Partner. Zwischen beiden Unternehmen besteht eine Kooperation, einige Bauteile, die bei „Hanzen Gülletechnik und Fahrzeugbau“ benötigt werden, werden in den LebenshilfeWerkstätten in Rees und Wesel hergestellt. Welche Vorteile die Zusammenarbeit für beide Unternehmen hat, hat die LZ bei einem Besuch in Hamminkeln erfahren. entsprechend großen Stückzahl herzustellen. Für den Fahrzeugbau vergeben wir deshalb Aufträge an externe Dienstleister“, beschriebt Guido Hanzen. Bei seinen Recherchen nach möglichen Partnern ist der Landmaschinentechniker auf die Lebenshilfe gestoßen. Die Werkstätten Unterer Niederrhein waren ihm schon durch seine Mitarbeit bei Hülsken bekannt, die Verbindung zu Hans Wewering, der die Arbeit und Produkte der Werkstätten koordiniert und bewirbt, musste eigentlich nur wieder aufgefrischt werden. „In unseren Werkstätten, die wir in Rees, Wesel und Alpen betreiben, arbeiten 1 100 Menschen, 850 davon mit einer Behinderung. Arbeitsfelder sind unter anderem Metall und Zerspanung, Elektromontage, eine Schreinerei so wie der Garten- und Landschaftsbau. Etwa 10 % der Menschen, die auf Außenarbeitsplätzen arbeiten, sind in der Landwirtschaft beschäftigt“, fasst Hans Wewering zusammen. Je nach Neigung und Fähigkeiten werden die Menschen eingesetzt. (Lesen Sie dazu auch den Beitrag auf S. 78 in dieser Ausgabe. „Wir haben modernste Technik in unseren Werkstätten und können Bauteile in großer Stückzahl fertigen, die den strengsten Qualitätsprüfungen standhalten“, versichert Wewering. ▶ Reine Lohnfertigung Guido Hanzen und Silke von Kalben, Gülletechnik Hanzen, rechts, arbeiten seit Betriebsgründung mit Hans Wewering von den Lebenshilfe-Werkstätten Unterer Niederrhein zusammen. Auch Drehteile und Schlauchhalter werden von den Mitarbeitern in den Werkstätten gefertigt. 2013 hat Guido Hanzen sein Unternehmen gegründet. Zuvor war er zwölf Jahre lang als Maschinenschlosser bei der Landtechnik-Firma Hülsken beschäftigt. Die gibt es jedoch nicht mehr. „Ich habe gleich mehrere Dinge von Hülsken übernommen: Den Namen „Rheinland Gülletechnik“, einen umfangreichen Kundenstamm, meine Erfahrung mit Güllewagen und Ausbringtechnik – und den Kontakt zur Lebenshilfe“, beschreibt Hanzen knapp die optimalen Startvoraussetzungen für seine Unternehmensgründung. Werkstatt und Büro befinden sich auf dem Betriebsgrundstück seines Vaters, der dort bis vor wenigen Jahren noch Milchvieh gehalten hat. Insgesamt vier Mitarbeiter bedienen rund 400 Kunden in Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz. „Wir sind nicht genug Leute im Unternehmen, um einzelne Komponenten in der Bei Standardteilen kann Hanzen auf die Lebenshilfe zurückgreifen, ein üblicher Auftrag der Firma Rheinland Gülletechnik umfasst 50 Paar Lampenhalter. „Wir haben zunächst Schlauch- und Lampenhalter in der Metallverarbeitung der Lebens- ▶ Zerspanung durch Profis Hanzen Gülletechnik hat seit der Gründung 2013 75 Güllewagen gebaut und ausgeliefert; das angepeilte Jahresziel liegt bei 65 bis 70 Fässern. „Wir möchten Spezialisten bleiben“, lächelt Guido Hanzen. 50 Paar Leuchtenhalter gehen in den Werkstätten in Rees und Wesel in Produktion. Die Werkstattmitarbeiter von Guido Hanzen in Hamminkeln bringen die Bauteile an den Fässern an. Fotos: Meike Siebel LZ 7 · 2016 | HOF & FELD 47 hilfe fertigen lassen. Aktuell habe ich aber auch Aufträge zur Herstellung von Kleinserien vergeben, wie zum Beispiel die Kabelkonfektionierung oder mit CNC-gefertigte Drehteile“, zitiert Guido Hanzen von der Einkaufsliste. „Die Drehteile werden auf Zehntelmillimeter genau von den Mitarbeitern mit Behinderung bearbeitet“, ergänzt Hans Wewering. Eine Fachkraft für Arbeits- und Berufsförderung, häufig auch Mechaniker- oder Schlossermeister, programmiert entsprechend die Maschinen und weist die Arbeiter ein, die Arbeitsvorbereitung sei das A und O. „Wichtig ist: Wir haben keine Entwicklung und Eigenprodukte, bieten also keine Ingenieursleistung und dementsprechend keine Konstruktionspläne oder ähnliches an. Wir können in unseren Werkstätten das fertigen, was die Kunden uns vorgeben“, betont Wewering. Besonders angenehm ist für Guido Hanzen die große Flexibilität, die die Lebenshilfe bieten kann. „Wenn ich eine Idee für eine neue technische Lösung habe, kann ich diese mit Hans Wewering besprechen. Die Frage „guckt mal, ob ihr das könnt“ kann Wewering in den meisten Fällen positiv beantworten“, ist der Landmaschinenbauer zufrieden. Der enge persönliche Kontakt sei immens wichtig. „Der ist unkompliziert und spontan – meine Wünsche werden schnell umgesetzt.“ ▶ Win-Win-Situation Mit dem super Maschinenpark, der CNCStanz-Nippel-Maschinen, -Biegetechnik und -Zerspanung umfasst, sind die Werkstätten Unterer Niederrhein bestens aufgestellt. „Für mich ist die Vergabe einzelner Aufträge an die Lebenshilfe ein Zeitfaktor und gibt mir die Sicherheit, dass professionell gearbeitet und dementsprechend Qualität geliefert wird. Das bedeutet für meine Firma einen enormen wirtschaftlichen Vorteil!“, betont Guido Hanzen. Und für die Lebenshilfe sind Kunden wie Guido Hanzen eine sichere Basis für ein wirtschaftliches Betreiben der Werkstätten. „Dank kleiner Unternehmen, wie der Firma Hanzen Gülletechnik, finden die Menschen mit geistiger Behinderung Arbeit, die sie zufrieden macht. Sie identifizieren sich mit dem Produkt, das sie herstellen, und wissen, für wen sie es fertigen“, meint Hans Wewering. Und jedem interessierten Unternehmer rät Guido Hanzen, die Möglichkeit eines Rundgangs durch die Werkstätten Unterer Niederrhein wahrzunehmen. „Die Besichtigung der Werkstätten hat am meisten gebracht, denn da sieht man 1 : 1, was technisch alles möglich ist!“ ms LZ 7 · 2016
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