Gewinner auf beiden Seiten - Lebenshilfe Werkstätten – stark für Sie

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Gewinner auf beiden Seiten
Guido Hanzen hat eine Landmaschinen-Werkstatt in Hamminkeln. Dort werden Güllewagen nach Kundenwunsch gefertigt und Landmaschinen aller Art repariert. Die
Lebenshilfe-Werkstätten Unterer Niederrhein GmbH ist dabei ein wichtiger Partner.
Zwischen beiden Unternehmen besteht eine Kooperation, einige Bauteile, die bei
„Hanzen Gülletechnik und Fahrzeugbau“ benötigt werden, werden in den LebenshilfeWerkstätten in Rees und Wesel hergestellt. Welche Vorteile die Zusammenarbeit für
beide Unternehmen hat, hat die LZ bei einem Besuch in Hamminkeln erfahren.
entsprechend großen Stückzahl herzustellen. Für den Fahrzeugbau vergeben
wir deshalb Aufträge an externe Dienstleister“, beschriebt Guido Hanzen. Bei
seinen Recherchen nach möglichen
Partnern ist der Landmaschinentechniker auf die Lebenshilfe gestoßen. Die
Werkstätten Unterer Niederrhein waren
ihm schon durch seine Mitarbeit bei
Hülsken bekannt, die Verbindung zu
Hans Wewering, der die Arbeit und Produkte der Werkstätten koordiniert und
bewirbt, musste eigentlich nur wieder
aufgefrischt werden.
„In unseren Werkstätten, die wir in
Rees, Wesel und Alpen betreiben, arbeiten 1 100 Menschen, 850 davon mit
einer Behinderung. Arbeitsfelder sind
unter anderem Metall und Zerspanung,
Elektromontage, eine Schreinerei so
wie der Garten- und Landschaftsbau.
Etwa 10 % der Menschen, die auf Außenarbeitsplätzen arbeiten, sind in der
Landwirtschaft beschäftigt“, fasst Hans
Wewering zusammen. Je nach Neigung
und Fähigkeiten werden die Menschen
eingesetzt. (Lesen Sie dazu auch den
Beitrag auf S. 78 in dieser Ausgabe.
„Wir haben modernste Technik in unseren Werkstätten und können Bauteile in
großer Stückzahl fertigen, die den
strengsten Qualitätsprüfungen standhalten“, versichert Wewering.
▶ Reine Lohnfertigung
Guido Hanzen und
Silke von Kalben,
Gülletechnik Hanzen, rechts, arbeiten seit Betriebsgründung mit Hans
Wewering von den
Lebenshilfe-Werkstätten Unterer Niederrhein zusammen.
Auch Drehteile und
Schlauchhalter werden von den Mitarbeitern in den Werkstätten gefertigt.
2013 hat Guido Hanzen sein Unternehmen gegründet. Zuvor war er zwölf Jahre lang als Maschinenschlosser bei der
Landtechnik-Firma Hülsken beschäftigt.
Die gibt es jedoch nicht mehr. „Ich habe
gleich mehrere Dinge von Hülsken übernommen: Den Namen „Rheinland Gülletechnik“, einen umfangreichen Kundenstamm, meine Erfahrung mit Güllewagen und Ausbringtechnik – und den
Kontakt zur Lebenshilfe“, beschreibt
Hanzen knapp die optimalen Startvoraussetzungen für seine Unternehmensgründung. Werkstatt und Büro befinden sich auf dem Betriebsgrundstück
seines Vaters, der dort bis vor wenigen
Jahren noch Milchvieh gehalten hat.
Insgesamt vier Mitarbeiter bedienen
rund 400 Kunden in Deutschland, den
Niederlanden und der Schweiz. „Wir
sind nicht genug Leute im Unternehmen, um einzelne Komponenten in der
Bei Standardteilen kann Hanzen auf die
Lebenshilfe zurückgreifen, ein üblicher
Auftrag der Firma Rheinland Gülletechnik
umfasst 50 Paar Lampenhalter. „Wir haben zunächst Schlauch- und Lampenhalter in der Metallverarbeitung der Lebens-
▶ Zerspanung durch Profis
Hanzen Gülletechnik hat seit der Gründung 2013 75 Güllewagen gebaut und
ausgeliefert; das angepeilte Jahresziel
liegt bei 65 bis 70 Fässern. „Wir möchten Spezialisten bleiben“, lächelt Guido
Hanzen.
50 Paar Leuchtenhalter gehen in den Werkstätten in Rees und Wesel in Produktion. Die Werkstattmitarbeiter von Guido Hanzen in Hamminkeln bringen die Bauteile an den Fässern an.
Fotos: Meike Siebel
LZ 7 · 2016
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hilfe fertigen lassen. Aktuell habe ich aber
auch Aufträge zur Herstellung von Kleinserien vergeben, wie zum Beispiel die Kabelkonfektionierung oder mit CNC-gefertigte Drehteile“, zitiert Guido Hanzen von
der Einkaufsliste. „Die Drehteile werden
auf Zehntelmillimeter genau von den Mitarbeitern mit Behinderung bearbeitet“,
ergänzt Hans Wewering. Eine Fachkraft
für Arbeits- und Berufsförderung, häufig
auch Mechaniker- oder Schlossermeister,
programmiert entsprechend die Maschinen und weist die Arbeiter ein, die Arbeitsvorbereitung sei das A und O. „Wichtig ist: Wir haben keine Entwicklung und
Eigenprodukte, bieten also keine Ingenieursleistung und dementsprechend keine
Konstruktionspläne oder ähnliches an.
Wir können in unseren Werkstätten das
fertigen, was die Kunden uns vorgeben“,
betont Wewering.
Besonders angenehm ist für Guido Hanzen die große Flexibilität, die die Lebenshilfe bieten kann. „Wenn ich eine Idee für
eine neue technische Lösung habe, kann
ich diese mit Hans Wewering besprechen.
Die Frage „guckt mal, ob ihr das könnt“
kann Wewering in den meisten Fällen positiv beantworten“, ist der Landmaschinenbauer zufrieden. Der enge persönliche
Kontakt sei immens wichtig. „Der ist unkompliziert und spontan – meine Wünsche werden schnell umgesetzt.“
▶ Win-Win-Situation
Mit dem super Maschinenpark, der CNCStanz-Nippel-Maschinen, -Biegetechnik
und -Zerspanung umfasst, sind die Werkstätten Unterer Niederrhein bestens aufgestellt. „Für mich ist die Vergabe einzelner Aufträge an die Lebenshilfe ein Zeitfaktor und gibt mir die Sicherheit, dass
professionell gearbeitet und dementsprechend Qualität geliefert wird. Das
bedeutet für meine Firma einen enormen
wirtschaftlichen Vorteil!“, betont Guido
Hanzen. Und für die Lebenshilfe sind
Kunden wie Guido Hanzen eine sichere
Basis für ein wirtschaftliches Betreiben
der Werkstätten. „Dank kleiner Unternehmen, wie der Firma Hanzen Gülletechnik,
finden die Menschen mit geistiger Behinderung Arbeit, die sie zufrieden macht.
Sie identifizieren sich mit dem Produkt,
das sie herstellen, und wissen, für wen
sie es fertigen“, meint Hans Wewering.
Und jedem interessierten Unternehmer
rät Guido Hanzen, die Möglichkeit eines
Rundgangs durch die Werkstätten Unterer Niederrhein wahrzunehmen. „Die Besichtigung der Werkstätten hat am meisten gebracht, denn da sieht man 1 : 1,
was technisch alles möglich ist!“
ms
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