Beckenbodenschrittmacher ist effektiv bei überaktiver Blase – und

Medizinprodukt-im-Fokus-Interstim-GD052015_V4_Depeschen2014 29.09.15 15:15 Seite 1
MEDIZINPRODUKT IM FOKUS
Sakrale Neuromodulation
FEATURES
Beckenbodenschrittmacher ist effektiv bei
überaktiver Blase – und weiteren Indikationen
• Minimalinvasiv implantierbarer
Knapp 20% aller Erwachsenen über 40 Jahre leiden an mittleren bis schweren Symptomen
einer überaktiven Blase (overactive bladder, OAB), wobei die Prävalenz im Alter zunimmt.1
Die Probleme werden von Patienten oft verschwiegen, obwohl sie eine Verschlechterung
deren Lebensqualität bedingen können. Mit der sakralen Neuromodulation (SNM) über
einen implantierbaren Impulsgeber (InterStim®) kann man die OAB effektiv behandeln,
wenn konservative Maßnahmen versagen. Aber auch bei Stuhlinkontinenz, funktioneller
Obstipation oder Retention kann das Verfahren zum Einsatz kommen.
Bei der sakralen Neuromodulation werden die
sakralen Nerven (meist S3) mit einem „Herzschrittmacher-ähnlichen“ implantierbaren Gerät
über Elektroden leichten elektrischen, subsensorischen Impulsen ausgesetzt. Dadurch wird
das neurale System der Effektororgane Blase und
Sphinkter durch Modulation abnormer afferenter Muster positiv beeinflusst. Das SNM-System
wird bei jedem Patienten zunächst in einer Testphase eingestellt und dann mit einem kleinen
Eingriff in der Glutealregion minimalinvasiv implantiert. Eine Feinjustierung ist danach telemetrisch jederzeit durch Arzt oder Patient möglich.
Sowohl die US-amerikanische als auch europäische Leitlinie zur OAB und Harninkontinenz
empfiehlt die SNM bei Patienten mit OAB-Symptomen, die auf konservative und medikamentöse Therapien nicht ausreichend ansprechen.2,3
Dabei ist ein Wechsel zur SNM effektiver als die
Fortführung eines frustranen konservativen Therapieversuchs (Grad-1b-Empfehlung der EAU).
In der InSite-Studie wurde SNM bei Patienten
mit milden OAB-Symptomen mit einer medikamentösen Standard-Therapie verglichen.4 Prospektiv und randomisiert zeigte sich in der überwiegend weiblichen Studienpopulation (n=
147), dass die sechsmonatige SNM-Therapie der
Medikation signifikant überlegen war: 76% versus 49% berichteten über einen therapeutischen
Erfolg (=mindestens 50%ige Symptomverbesserung oder -normalisierung; p=0,002). Die Effektivität der SNM-Behandlung bleibt dabei auch
über zwölf Monate konstant, wie aktuelle Langzeitdaten nun zeigen (vgl. Artikel rechte Spalte).
Die sakrale Neuromodulation ist aber nicht
nur bei OAB, der zweifelsohne bekanntesten Indikation, wirksam. Auch bei fäkaler Inkontinenz
ist sie einer optimierten konservativen Therapie
überlegen.5 Weitere Einsatzgebiete der sakralen
Neuromodulation mit InterStim® sind z. B. Blasenatonie, funktionelle Obstipation und chronische Beckenschmerzen.
Abb. 1: Beckenbodenschrittmacher InterStim® in situ und im Größenvergleich
[1] Coyne KS et al., Urology 2011; 77: 1081-7; [2] Gormley EA et al., Guideline der American Urological Association, 2014;
[3] Lucas MG et al., Guideline der European Association of Urology, 2015; [4] Siegel S et al., Neurourol Urodyn 2015;
34(3): 224-30; [5] Tjandra JJ et al., Dis Colon Rectum 2008; 51: 494-502
Mit freundlicher Unterstützung der Medtronic GmbH, Meerbusch
Beckenbodenschrittmacher
• Telemetrische Anpassung über
Fernbedienung durch Arzt oder
Patient
• Behandlung von Symptomen
bei überaktiver Blase und weiteren Beckenboden-bedingten
Beschwerden
• Nach Verhaltens- und Pharmakotherapie einsetzbar; oder direkt,
falls Patienten hierfür ungeeignet
• Als Botulinumtoxin-A-Alternative
Neurostimulation bei OAB
Langfristig wirksam
Die Implantation eines Beckenbodenschrittmachers bei Patienten mit OAB-Symptomen
(überaktive Blase) ist heute ein Standardverfahren. Jetzt wurden 12-Monats-Ergebnisse
über Patienten publiziert, die zuvor nicht alle
medikamentösen Optionen probiert hatten.
272 Patienten (davon 91% Frauen) wurde ein
Gerät zur sakralen Neuromodulation (SNM) implantiert. Alle hatten OAB-Symptome mit Dranginkontinenz und/oder erhöhter Miktionsfrequenz. Mindestens ein Anticholinergikum hatte
zuvor versagt, aber es blieb auch mindestens
eine Medikation unversucht.
Nach zwölf Monaten berichteten 85% der
SNM-Patienten einen therapeutischen Erfolg,
definiert als Reduzierung des ungewollten Harnabgangs um ≥50% oder Erreichen einer normalen Miktionsfrequenz. Auch die Lebensqualität
verbesserte sich signifikant und 80% berichteten
einen Rückgang der Alltagsbeeinflussung durch
die OAB-Symptome. Bei Frauen verbesserte sich
zudem das Sexualleben signifikant.
Diese positive Wirkung zeigte sich über die
zwölfmonatige Beobachtung hinweg stabil und
ohne Gewöhnungseffekt. Andere Studien zeigten, dass die SNM auch über fünf Jahre effektiv
ist (z. B. van Voskuilen AC et al., 2006; Marcelissen TA et al., 2010).
CB
S Noblett K et al.: Results of a prospective, multicenter study ... Neurourol Urodyn 2014; Epub Dec 24;
doi: 10.1002/nau.22707
Mehr Infos: www.gyn-depesche.de/150864
Gyn-Depesche 5/2015