Erfahrungsbericht einer Kurteilnehmerin Einige Zeit schon hatte ich mit dem Gedanken an eine Mutter- Kind-Kur gespielt. Ich kannte viele andere Mütter, die bereits eine Kur hinter sich hatten, mit den unterschiedlichsten Erfahrungen. Abgeschreckt haben mich einige Berichte von Müttern, die die Kur sogar abbrechen wollten. Als meine Kinder 5 und 7 waren, hatte ich mal wieder ein Tief. Der Job, die Kinder, der ganze Alltag, alles schien zu viel zu werden. Mein Hausarzt hatte im Wartezimmer Flyer des Müttergenesungswerkes ausliegen. Auf die Mutter-Kind-Kur angesprochen drückte er mir mit den Worten „Sie haben ja studiert“ ein Klinik-Verzeichnis in die Hand. Erschlagen von der Masse an Klinken, verwarf ich den Gedanken zunächst wieder, bis ich im Internet auf das Beratungsangebot der Caritas stieß. Ich bekam zeitnah einen Termin und wurde ausführlich über die Möglichkeiten beraten. Gemeinsam fanden wir eine Kurklinik, die meinen Bedürfnissen entsprach und klärten, welche Unterlagen ich beibringen musste. Und das Schönste war, dass ich nach dem Gespräch das Gefühl hatte, eine Kur wäre für mich genau das Richtige. Die notwendigen Atteste stellten die Kinderärzte und meine Gynäkologin umgehend aus. Etwas schwieriger waren das Ausfüllen des Fragebogens und der sogenannte Sozialbericht. Für das Gelingen der Kur ist es Grundvoraussetzung, sich Gedanken zu machen, wo die Probleme körperlicher und seelischer Natur liegen. Hierbei ist der Fragebogen sehr hilfreich. Manchmal weiß man zu diesem Zeitpunkt selber noch nicht, an welchen Stellen Veränderungen herbeigeführt werden müssen. Es lohnt sich also, den Fragebogen akribisch auszufüllen und sich Gedanken zu machen, denn nur so kann man in der Kur die Weichen richtig stellen. Die Kur beginnt mit einem ärztlichen und einem psychosozialen Aufnahmegespräch. In diesen Gesprächen kommt es darauf an, die Indikationen so zu schildern, dass Ärzte und Therapeuten Anwendungen verordnen können, die einem tatsächlich helfen. Von der Antragstellung bis zur telefonischen Zusage vergingen gerade einmal 10 Tage. Und der Termin, der mir angeboten wurde, lag auch nur sechs Wochen später. Entgegen aller Empfehlungen bin ich mit dem Auto angereist und sehr froh darüber. Meine Anreise war deutlich stressfreier, als die der anderen Mütter, die mit dem Zug gereist waren. Ich konnte so sehr früh anreisen und eines der ersten Aufnahmegespräche bekommen. Das war sicherlich für die Frage, welche Anwendungen verordnet werden, von Vorteil. Ich bekam einen relativ dichten Therapieplan. Ich habe an einem Gesprächskreis zum Thema Erziehung teilgenommen, hatte eine Mutter-Kind-Interaktion mit einem der beiden Kinder, eine Asthma-Schulung mit Atemtherapie, Beckenboden- und Rückengymnastik, sowie Progressive Muskelentspannung. Zudem hatte ich auf eigenen Wunsch zwei Einzelgespräche mit dem Psychotherapeuten. Und –nicht zu vergessen- Wärmepackungen und Massagen für den leidgeplagten Rücken. Von allem gab es drei Termine über den dreiwöchigen Aufenthalt verteilt. Am zusätzlichen Sportangebot habe ich nicht mehr teilgenommen, da ich in der freien Zeit zwischen den Anwendungen entspannen wollte. Die Kinderbetreuung fand grundsätzlich vormittags statt, bei Bedarf (Therapieterminen) auch am Nachmittag. Die Besonderheit der Klinik lag darin, dass die Kinder die Mahlzeiten nicht mit den Müttern gemeinsam eingenommen haben, sondern im Rahmen der Kinderbetreuung, auch abends. 1/2 Von anderen Müttern hatte ich insbesondere die Essenssituation mit all den Kindern als extrem stressig geschildert bekommen. Diese war hier völlig entspannt. Am Anfang gab es Schwierigkeiten mit meiner Tochter in der Kinderbetreuung. Ich habe sofort am zweiten Tag ein Gespräch geführt und gemeinsam konnten wir eine gute Lösung finden. Die Kinderbetreuung war herausragend gut. Ich konnte mich in dieser Zeit voll und ganz auf mich konzentrieren. Ohne das Gefühl, dass die Kinder gut versorgt sind, kann die Kur nicht gelingen. Für die Kinder war es ein großes Abenteuer. Allerdings nicht immer schön, denn den Papa haben sie ziemlich vermisst. Die abendlichen Telefonate haben wir schnell auf einen Zeitpunkt verlegt, zu dem die Kinder schon schliefen um akute Heimweh-Attacken zu verhindern. Eigentlich war ein Besuch meines Mannes am mittleren Wochenende geplant gewesen, der sich aber terminlich nicht realisieren ließ. Gott sei Dank, möchte ich fast sagen, denn dann wäre der Abschied schwer geworden. So kam mein Mann am letzten Wochenende dazu und ist bis zur gemeinsamen Heimreise vor Ort im Hotel geblieben. So schön es war, ihn wieder zu sehen, so schwer war es jedoch, sich dann noch auf das Kurprogramm zu konzentrieren. Für meinen schulpflichtigen Zweitklässler hatte ich –entgegen meines ursprünglichen Planes- den Rat bekommen, außerhalb der Ferien zu fahren. So waren viele kleine Kinder dort, nicht so viele Teenager. Er hat von seiner Lehrerin Aufgaben mitbekommen, die er dort im Rahmen einer Betreuung bearbeitet hat. Ich war über diese Entscheidung sehr froh, denn die paar älteren Kinder dort waren anstrengend genug. Und in schulischer Hinsicht hat es ihm nicht geschadet. Insgesamt hatte der Kurgang 60 Frauen und 105 Kinder. Nicht alle waren sympathisch. Ich habe gut daran getan, meine eigenen Wege zu gehen. An meinem Tisch hatte ich sieben sehr nette Frauen, die ebenfalls alle etwas distanziert bleiben wollten. Das hat jedoch gute Gespräche bei den Mahlzeiten nicht ausgeschlossen. Ich habe hier einiges gelernt, das mir den Alltag erleichtert. Natürlich kann man nicht alles dauerhaft beherzigen. Aber wenn es mal wieder so scheint, als bräche alles über einem zusammen, weiß man doch, an welchen Schrauben man drehen muss und erinnert sich an die entsprechenden Tipps. Und die Kinder haben im Anschluss schon oft gesagt: „Mama, wir vermissen die Kur!“ 2/2
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