„Vom Bäumlein, das andere Blätter haben wollte“ nach einer Fabel von Friedrich Rückert Schreiben einer Alltagsfabel Schwerpunkt: Werterziehung 1. Lehrplanbezug 1.1. Kapitel 1 Die Schülerinnen und Schüler sollen in einer immer komplexer werdenden Gesellschaft den Wert der Sprache begreifen und daraus gedankliche, mitfühlende und zwischenmenschliche Kompetenzen erwerben. Ein fächerübergreifendes Ziel ist dabei nicht nur fachliches Wissen zu erlernen, sondern auch zwischen den Zeilen lesen zu können und dieses erworbene Wissen dann auf den Alltag und das eigene Leben projizieren zu können. Im Sinne der ganzheitlichen Bildung können Kinder ihre Stärken erkennen und so einen Beitrag zu ihrer individuellen Selbstwahrnehmung leisten. Somit wird die „Persönlichkeit [des Schülers] angesprochen und gefördert.“ Ebenso soll ein lebensnaher, alters- und entwicklungsgerechter Unterricht für die Schülerinnen und Schüler gewährleistet sein. (vgl. Lehrplan für bayerische Hauptschulen, 2004) 1.2. Fachprofil Deutsch „Die Schüler lernen aber auch, Sprache schöpferisch zu gebrauchen. Dabei sollen sie in allen Bereichen des Deutschunterrichts ihre sprachliche Kreativität einbringen und weiterentwickeln. Beim spielerischen Umgang mit Sprache wie auch beim Erproben verschiedener sprachlicher Darstellungsmöglichkeiten bekommen sie ein Gespür für die Vielfalt der Ausdrucksmöglichkeiten. Sie erfahren dabei nicht nur Freude an eigenen Gestaltungsversuchen, sondern sie lernen auch zunehmend, die Sprache norm- und situationsgerecht zu gebrauchen. […] Der kreative Umgang mit Sprache hilft den Schülern, Fantasie und eigene Ideen zu entwickeln, diese ausdrucksvoll zu erproben, damit ihre Sprechfreude zu steigern und das natürliche, aber deutliche Sprechen zu üben.“ Indem sich die Schülerinnen und Schüler mit literarischen Gattungen [wie zum Bespiel Fabeln] auseinandersetzen, wird ihre Grundbildung gestärkt. „Diese wird textspezifisch aufgebaut, rezipierend, einfühlend, analysieren, aber 1 auch besonders gut durch die handlungs- und produktionsorientierten Verfahren.“ (Lehrplan für die Hauptschulen in Bayern, Fachprofil Deutsch, 2004) Auch der Teilbereich „Sprechen“ soll in dieser Unterrichtsstunde einen besonderen Stellenwert bekommen. „Die Fähigkeit, [jemandem] aufmerksam und genau zuzuhören, sich auf die Äußerungen anderer einzulassen und mit ihnen konstruktiv umzugehen, trägt zum Entstehen einer guten Gesprächsatmosphäre ebenso wie zu einem guten Klassenklima bei.“ (Lehrplan für die Hauptschulen in Bayern, Fachprofil Deutsch, 2004) Im Gesprächskreis lernen die Schülerinnen und Schüler nicht nur das Zuhören sondern auch, ihre eigene Meinung zu vertreten und Lösungsvorschläge vorzustellen. 1.3. Jahrgangsstufenlehrplan 6. Klasse Der Lehrplan der 6. Jahrgangsstufe beinhaltet unter dem Punkt „6.1. Sprechen“ - Die Schüler entwickeln ihre Fähigkeiten zum Erzählen, zum Ausdrücken ihrer Empfindungen und zur Teilnahme an Gesprächen weiter - Der Unterricht schafft motivierende Sprechanlässe, z.B. das Sprechen über selbst verfasste Texte -Der kreative Umgang mit Sprache entwickelt die sprachgestalterischen Fähigkeiten der Schüler und fördert ihre Freude am Sprechen „6.2. Lesen und Mediengebrauch“ Weiterhin unter „6.2.4 Zugang zu literarischen Texten finden“ - Ort, Zeit, Personen und Handlung herausstellen und Unverstandenes klären - sich in Empfindungen literarischer Figuren einfühlen und mit ihren Motiven und Verhaltensweisen auseinander setzen, z. B. Rolle einer Figur aus einer Geschichte darstellen, einen neuen Schluss erzählen oder schreiben und mit dem Original vergleichen […] - Textform epische Kleinform „6.3. Schreiben und Rechtschreiben“ „6.3.1 Texte vorbereiten, schreiben und überarbeiten“ (vgl. Lehrplan der 6. Klasse Deutsch, 2004) 2 2. Sequenzplanung 1 UE 1 UE 2 UE 2 UE Was ist eine Fabel? Merkmale einer Fabel Warum wurden Fabeln geschrieben? Warum lesen wir Fabeln? Welche Charaktereigenschaften haben Tiere in Fabeln? Wie ist eine Fabel aufgebaut? Wie schreibe ich eine Alltagsfabel Schreiben einer Alltagsfabel zu „Der Löwe und die Maus“ Äsop Schreiben einer Alltagsfabel zu „Der Fuchs und der Ziegenbock“ Äsop „Vom Bäumlein, das andere Blätter wollte“ nach Friedrich Rückert Textbegegnung Wir schreiben eine Alltagsfabel zu „Vom Bäumlein, das andere Blätter wollte“ Nachbereitung der Texte und Veröffentlichung der Texte in der Schule 2 UE 2 UE 1 UE 1 UE 2 UE 3. Zielsetzungen 3.1. Grobziel Die Schülerinnen und Schüler schreiben eine Alltagsfabel mit dem Schwerpunkt „Ich bin gut so wie ich bin“ und transferieren diese Erkenntnis auf ihre Lebenswelt. 3.2. Feinziele Die Schülerinnen und Schüler geben den Inhalt der Fabel „Vom Bäumlein, das andere Blätter haben wollte“ nach Friedrich Rückert mit Hilfe von Bildimpulsen im Unterrichtsgespräch wieder. Sie schreiben eine Alltagsfabel zu der Thematik anhand eines Schreibplans. Dadurch erkennen die Schülerinnen und Schüler, dass auch augenscheinliche Defizite etwas Gutes haben können. Sie reflektieren das Geschriebene in einem Schreiber-/Fabelkreis, stellen ihre eigenen Ergebnisse vor und geben ihren Mitschülern Rückmeldung. Durch das Notieren weiterer positiver Eigenschaften durch Mitschüler erfahren die einzelnen Schülerinnen und Schüler, dass sie noch mehr Stärken haben, die vor allem auch innere Werte betreffen. 3 4. Darstellung und Begründung des geplanten Unterrichtsverlauf Klasse 6 Fach Deutsch Zeit Artikulation 8:008:01 8:018:08 Begrüßung Hinführung Thema Wir schreiben eine Alltagsfabel zu „Vom Bäumlein, dass andere Blätter wollte“ Geplantes Lehrer-, erwartetes Schülerverhalten / kurze didaktische Begründung Zeit 60 Medien/ Sozialform L öffnet die Tafel. Auf der linken Tafelseite ist das Bild von einem traurigen Nadelbaum zu sehen. Tafel (links) Die Schülerinnen und Schüler (im Folgenden mit SuS abgekürzt) wiederholen die Ausgangssituation der Fabel. Mit drei weiteren Bildern wird der Rest des Inhalts durch die SuS verbalisiert. Dabei rufen sich die SuS gegenseitig auf. Unterrichtsgespräch (UG) 4 Bilder Durch die Bildimpulse wird das Vorwissen der SuS aktiviert. In dieser Phase der Stunde sollen alle SuS in der Lage sein etwas beizutragen. Somit werden sie motiviert am Unterrichtsgespräch teilzunehmen. 8:08- Stundenthema L (Impuls): „Wir haben in letzter Zeit 8:10 nicht nur Fabeln gelesen und besprochen…“ Tafel (Mitte) Schüleräußerungen (SÄ) SuS formulieren ein Stundenthema: Wir schreiben eine Alltagsfabel aus der Fabel „Vom Bäumlein, das andere Blätter wollte.“ (optional) Das Stundenthema wird von L an der Tafel festgehalten. Durch die Formulierung des Stundenthemas wird den SuS ein Ziel gegeben, sie erkennen, worum es in der Stunde gehen soll. 8:108:15 Vorbereitung Gemeinsam wird der Arbeitsauftrag geder lesen und von einem SuS wiederholt. Textgestaltung L weist darauf hin, dass es beim Schrei- OHP/Folie Tafel (rechts) Wortkarten (WK) 4 ben einer Alltagsfabel auf bestimmte Dinge besonders ankommt. SuS nennen einige Kriterien. UG Durch das gemeinsame Lesen des Arbeitsauftrages wird sichergestellt, dass alle SuS diesen gehört haben. Anschließend wird durch das Wiederholen des Arbeitsauftrages gezeigt, dass verstanden wurde, was in der Textproduktionsphase zu tun ist. Ebenso werden Hilfsmittel, wie dem Schreibplan, Schreibfächer und den vorhandenen Differenzierungen für schwächere SuS, bewusst gemacht, um eine Überforderung der SuS zu vermeiden. 8:15- Textgestaltung Austeilen der Schreibblätter durch den Schreibblätter 8:30 Austeildienst. Differenzierungsmaterial Die SuS schreiben eine kurze AlltagsfaSchreibplan bel. Schreibfächer L übernimmt in der Zeit der SchreibphaWörterbücher se die Rolle eines Lernbegleiters Einzelarbeit Die SuS können in einer ungestörten Atmo(EA) sphäre und mit Hilfe verschiedener Arbeitsund Differenzierungsmaterialien eine Alltagsfabel verfassen. Dadurch fühlen sie die Situation des Bäumchens noch einmal an einer selbstgewählten Alltagssituation nach und formulieren am Schluss ihrer Fabel einen Vorschlag für eine Lehre, die zu dieser Situation passen könnte. 8:30 8:45 Präsentation L beendet Schreibphase mit einem gewohnten Signalton. Gemeinsam treffen sich die SuS im Schreiber-/Fabelkreis. Einzelne SuS tragen ihre Ergebnisse vor, die anderen SuS geben Rückmeldung. Der Schreiber-/Fabelkreis wird durch einen der SuS geleitet. Somit übernimmt auch in dieser Phase die L die Rolle eines Lernbegleiters. Schreibblätter Stuhlkreis UG Durch die Besprechung der entstandenen Texte werden diese nicht nur honoriert sondern gezielt reflektiert und nach den anfänglichen Kriterien hin überprüft. Das Gespräch regt die SuS zur kritischen Auseinandersetzung mit den Texten und der Thematik an und schult gleichzeitig die Kommunikations5 fähigkeit. Die Texte der SuS werden zur Würdigung alle an die Mitteltafel gehängt. 8:458:48 Ergebnissicherung L deutet auf den leeren Kasten, um den die Texte der SuS gehängt wurden. Wenn der nonverbale Impuls nicht ausreichen sollte: Sitzkreis Tafel (Mitte) UG L: „Eine Fabel hat immer einen ganz besonderen Schluss.“ SuS formulieren eine zum Thema passende Lehre: Ich bin gut so wie ich bin! (optional) L hält die Lehre in der Mitte der Tafel fest. Durch die Auseinandersetzung mit der Thematik in der Schreibphase, haben die SuS bereits einzelne, zu ihrer Alltagsfabel passende, Lehren formuliert. In diesem Schritt soll eine allgemein gültige Lehre verbalisiert werden. 8:488:55 Transfer auf eigene Lebenswelt L erklärt, dass jeder der SuS sehen soll, dass auch er so gut ist wie er ist. L präsentiert den goldenen Teller der Stärken. L fordert SuS auf, seinem Nachbarn einen solchen Teller an den Rücken zu klemmen. Sie sollen anschließend, im Klassenzimmer umher gehend, so vielen Mitschülern wie möglich, etwas Positives auf diesen Teller schreiben. Sitzkreis goldene Pappteller Stift UG In dieser Phase beteiligt sich die L und trägt auch einen solchen Teller am Rücken. 8:559:00 SuS und L schreiben sich positive Eigenschaften auf die Teller. Nach den fünf Minuten treffen sich die SuS wieder im Schreiber-/Fabelkreis und betrachten ihre Teller. L fordert SuS auf sich ihren Teller anzusehen. Impuls: „Ich bin mir sicher, dir 6 fällt etwas auf.“ SuS formulieren, was ihnen an ihren Tellern auffällt und wie sie sich fühlen. Durch die Teller soll den SuS vor Augen geführt werden, wie viele tolle Eigenschaften jeder Einzelne von ihnen hat und dass es nicht unbedingt notwendig ist, andere um etwas zu beneiden. Auch kann es dabei dazu kommen, dass die SuS Eigenschaften entdecken, die ihnen vorher nicht bewusst waren. Die Teller visualisieren diese und zeigen ihnen, warum sie von den anderen Mitschülern geschätzt werden. Mit diesem positiven Gefühl sollen die Kinder aus der Stunde entlassen werden. 7 5. Anhang 5.1. Tafelbild Wir schreiben eine Alltagsfabel zu „Vom Bäumlein, das andere Blätter wollte.“ Ich achte auf: Die 1. Vergangenheit Wörtliche Rede Unterschiedliche Satzanfänge Ich bin gut so wie ich bin! 8 6. Arbeitsmaterialien: Text Vom Bäumlein, das andere Blätter haben wollte Nach Friedrich Rückert Es stand ein Bäumlein im Wald, das hatte von unten bis oben nur Nadeln gehabt statt Blätter. Die Nadeln, die stachen, da sprach das Bäumlein "Alle meine Kameraden Haben schöne Blätter an, Und ich habe nur Nadeln, Niemand rührt mich an; Dürft' ich wünschen, wie ich wollt', Wünscht' ich mir Blätter von lauter Gold." Es wurde Nacht und das Bäumlein schlief ein. Als es früh aufwachte, da hatte es goldene Blätter. Das Bäumlein sprach: "Nun bin ich stolz; Goldene Blätter hat kein anderer Baum im Wald!" Aber wie es Abend wurde, ging ein Bauer mit großem Sack und langem Bart durch den Wald. Er erblickte die goldenen Blätter des Baumes und steckte sie alle ein, sodass das Bäumlein kahl im Wald stehen blieb. Das Bäumlein sprach traurig: "Die goldenen Blättlein bedaure ich, Ich muss vor den andern mich schämen, Sie tragen so schönes Laub an sich. Dürft' ich mir wünschen noch etwas, So wünscht' ich mir Blätter von grünem Laub." "Nun hab' ich doch Blätter auch. Dass ich mich nicht zu schämen brauch"." Da kam eine hungrige Ziege vorbei und fraß mit ihren Jungen das ganze Laub vom Bäumlein. Da war das Bäumchen wieder leer, Es sprach nun zu sich selber: "Ich begehre nun keine Blätter mehr, Weder grüne, noch goldene! Hätt' ich nur meine Nadeln, Ich wollte sie nicht tadeln." Traurig schlief das Bäumlein wieder ein, doch als es aufwachte, freute es sich sehr. Alle anderen Bäume lachten es aus; Das Bäumlein machte sich aber nichts daraus. Warum hat's Bäumlein denn gelacht, Und warum denn seine Kameraden? Es hat bekommen in der Nacht Wieder alle seine Nadeln, Dass jedermann es sehen kann. Geh‘ hinaus, sieh's selbst, doch rühr's nicht an! Warum denn nicht? Weil's sticht. Da schlief das Bäumlein wieder ein und als es aufwachte, war es voller grüner Blätter. Es sagte: Der Text wurde sprachlich verändert und gekürzt, sodass die SuS ihn besser verstehen. 9 Differenzierung: Ich wünschte ich hätte so tolle Locken wie Celine! Meine Haare sind hässlich und glatt… Folgende Wörter können dir helfen eine Alltagsfabel zu schreiben: Laura – glatte Haare – Celine – Locken – auf dem Weg zur Schule - Regen Man, ich wünschte ich wäre auch schon so groß wie Paul! Warum bin ich noch so klein? Folgende Wörter können dir helfen eine Alltagsfabel zu schreiben: Tim – klein – Paul – groß – spannende Höhle im Wald 10 Arbeitsauftrag: Arbeitsauftrag: Schreibe eine Alltagsfabel zu der Fabel „Vom Bäumlein, das andere Blätter haben wollte“. Du darfst zur Hilfe nehmen: - Deinen Schreibplan - Deinen Satzanfänge-Fächer Falls du gar nicht weiter kommen solltest, gibt es am Pult weitere Hilfen! Wenn du schon früher fertig bist, kannst du deinen Text mit einem Wörterbuch überarbeiten. Zeit: 15 min Z 7. Quellenangaben: - Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus. 2004. Lehrplan für die bayerische Hauptschule. Kapitel 1. S. 7-12. - Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus. 2004. Lehrplan für die bayerische Hauptschule. Deutsch-Fachprofil. S. 33-36. - Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus. 2004. Lehrplan für die bayerische Hauptschule. Lehrplan der 6. Jahrgangsstufe. S. 154-158. 11
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