LOKALES SCHROBENHAUSEN SZ Nr. 210, Samstag/Sonntag, 12./13. September 2015 „Etwas in Bewegung gebracht“ Stadt und Caritas haben bereits in fünf Fällen bedürftigen Menschen Wohnungen verschafft Von Jürgen Spindler Stadtlauf: Innenstadt gesperrt Schrobenhausen (mpy/tsj) Unzählige Stunden haben sie auf diesen Tag hingearbeitet, die Brüder Dallmeier zusammen mit den Mitarbeitern des Stadtmarketings Schrobenhausen, jetzt ist er da. Von 14 bis 19 Uhr geht an diesem Samstag zum dritten Mal der Schrobenhausener Stadtlauf über die Bühne, von 12 bis 19 Uhr wird deshalb die ganze Altstadt gesperrt; der Wochenmarkt wird ausnahmsweise in die Zeil verlegt. Auf dem östlichen Bürgermeister-Stocker- Schrobenhausen (SZ) Trotz hoher Baulandpreise wird gebaut in Schrobenhausen. Menschen mit einem geringen Einkommen finden aber kaum Wohnungen. Dagegen soll ein Modellprojekt der Caritas und der Stadt helfen. Profitieren könnten davon Menschen wie die alleinerziehende Mutter Tina Mätsch. Die 24-Jährige ist in Schrobenhausen aufgewachsen und hat zuletzt in einem kleinen Ort im Schrobenhausener Land gewohnt. Dort musste sie allerdings die Nachbarschaft ihrer Eltern verlassen: „Es gab Ärger mit den Nachbarn bis hin zu Gewalt.“ Die Folge: Ihre drei Kinder (sechs und drei Jahre sowie zehn Monate) bringt sie derzeit bei den Großeltern unter. Die beiden älteren Kinder besuchen in Hohenwart einen Kindergarten. Und sie selbst? „Jetzt schlafe ich mal hier und mal da“, sagt Mätsch mit einem traurigen Gesichtsausdruck. Seit zwei Monaten sucht die gelernte Verkäuferin nun eine Wohnung. Aussichtslos. „Ich könnte die Miete bezahlen, ich arbeite und habe jeden Monat 1800 Euro zur Verfügung.“ Doch immer wieder bekommt sie Absagen von potenziellen Vermietern. Einer hätte ihr sogar eine Wohnung gegeben, wenn sie lediglich ein Kind hätte, erzählt Mätsch. Stefanie Buchner-Joppich, Dienststellenleiterin der Caritas in Schrobenhausen, kennt den Fall. „Alleinerziehend mit drei Kindern, da findest du nichts“, skizziert Buchner-Joppich knapp die derzeitige prekäre Lage am Wohnungsmarkt in und um Schrobenhausen. Jedes Jahr betreut die DiplomPädagogin 45 Fälle von drohender Wohnungsnot. Zumeist seien es Menschen jeden Alters und Familien jeglicher Größe – alle eint eines: ein geringes Einkommen. Abhilfe schaffen soll da ein Modellprojekt, das sich die Caritas und die Stadt gemeinsam ausgedacht haben. Seit April läuft die sogenannte Wohnraumaktivierung inzwischen. Ziel sei es, so Reinhard Scholz, geschäftsleitender Beamter der Schrobenhausener Stadtverwaltung, leerstehende Häuser und Wohnungen wieder an Menschen zu vermieten. Seit dem Projektstart habe es bereits etliche Gespräche gegeben, sagt Scholz. Mit Bauträgern und potenziellen Vermietern. Insgesamt fünf Mietverträge zwischen Wohnungssuchenden und Vermietern wurden inzwischen abgeschlossen. „Wir haben noch nicht die Welt bewegt“, sagt Scholz mit einem Unterton der 44 ANZEIGE www.kinder-suchen-stifter.de MODELLPROJEKT Leere Wohnungen und Häuser sollen wieder mit Leben gefüllt werden. Gleichzeitig soll die prekäre Lage von Menschen mit geringem Einkommen auf dem Wohnungsmarkt in Schrobenhausen gelindert werden. Das ist das Ziel des Modellprojekts Wohnraumaktivierung von Caritas und Stadt. Für Vermieter liegt der Reiz darin, dass die Stadt Mieter ist; sie vermietet die Wohnungen weiter. Bevor eine Vermietung zustande kommt, wird durch die Caritas ein Kennenlerngespräch zwischen Vermieter und künftigem Bewohner anberaumt. jsp Es wird gebaut in Schrobenhausen, wie am Bahndamm in der Georg-Alber-Straße (o.). Dennoch finden viele Menschen wie Tina Mätsch (l.) keinen bezahlbaren Wohnraum. Abhilfe soll ein Modellprojekt schaffen, das Reinhard Scholz von der Stadt Schrobenhausen und Stefanie BuchnerJoppich von der Caritas ins Leben gerufen haben. Fotos: Haßfurter, Hutter, kx Wichtige Datenbank Schrobenhausen (jsp) Einen Beitrag zur Wohnraumaktivierung soll die neue Datenbank der Caritas leisten, in die sich Wohnungssuchende mit einem gerinSelbstkritik, „aber wir haben etwas in Bewegung gebracht.“ Und Buchner-Joppich fügt motivierend hinzu: „Bis zum Jahresende bewegt sich noch einiges.“ Das Programm zur Wohnraumaktivierung solle lediglich eine Zwischenlösung sein, bis der soziale Wohnungsbau in Schrobenhausen wieder anlaufe, sagt Buchner- gen Einkommen und potenzielle Vermieter eintragen können. Sie ist im Internet unter www.caritas-neuburg.de zu erreichen. „Gut wäre es, wenn die Mietpreise auch den geringen Einkommen angepasst sind“, sagt Stefanie Buchner-Joppich, Dienststellenleiterin der Caritas Schrobenhausen, an die Adresse Joppich. Dabei setzt sie ihre Hoffnungen vor allem auf die Stadtwerke und ihre neue Immobiliensparte. Die sollten sich ja auch um den sozialen Wohnungsbau kümmern. Ein Gespräch mit Stadtwerkevorstand Thomas Schneider habe sie schon anberaumt, so BuchnerJoppich weiter. Auch die Oberbayerischen Heimstätten sorg- ten für ein wenig Entlastung, sagt Scholz. Fünf Wohnungen dürfe die Stadt inzwischen belegen. Für fünf weitere werde die Stadt wohl im Jahr 2017 ein Belegungsrecht bekommen. Das alles hilft Tina Mätsch konkret in ihrer derzeitigen Situation nicht weiter. Bei BuchnerJoppich werde sie sich in die neue Datenbank eintragen. möglicher Vermieter. Schließlich solle die Datenbank der Caritas ein soziales Angebot sein und nicht in Konkurrenz zu gewerblichen Anbietern treten. Doch die Situation auf dem Wohnungsmarkt in Schrobenhausen spiele der alleinerziehenden Mutter trotz Baubooms in der Stadt nicht in die Hände. Tina Mätsch ist frustriert von ihrer erfolglosen Suche nach einem Dach über dem Kopf: „Man gibt mir nicht mal die Chance, eine Wohnung zu finden.“ Ring wird es während der Hauptläufe zwischen 16 und 18 Uhr zeitweise zu Sperrungen kommen. Zuschauer sind den ganzen Nachmittag über willkommen. Wer noch mitlaufen möchte, kann sich bis jeweils 30 Minuten vor dem jeweiligen Lauf am Lenbachplatz noch anmelden. Die Startzeiten sind: Kids Run (über zwei Kilometer) um 14 Uhr, Zwergerllauf (über 500 Meter) um 14.20 Uhr, Nordic Walking (über vier Kilometer) und der SechsKilometer-Lauf um 14.45 Uhr sowie der Zehn-Kilometer-Lauf um 16 Uhr. Rundherum gibt es auch Bewirtung für die Zuschauer, und Musik: Gemeinsam mit ihrer Trommelgruppe will Carola Morgenschweis die Läufer in der Nähe des Karpfenturms anfeuern, mit afrikanischen Djemben, Calabash und allem, was sonst Rhythmus macht. Pflegetreff mit Stephan Schrobenhausen (woe) Der Pflegetreff, den Ute Natzer und Brigitte Behrendt ins Leben gerufen haben, bekommt am nächsten Mittwoch, 16. September, Besuch von Bürgermeister Karlheinz Stephan. In einer Diskussionsrunde wird Stephan mit vielen anstehenden Fragen konfrontiert werden, so die Organisatorinnen. Der Treff beginnt um 19.30 Uhr im Kolpinghaus in der Gerolsbacher Straße 11. Alle Interessierten sind willkommen. Aufnahme von Flüchtlingen: Schrobenhausen geht in Vorleistung Zwei Unterkünfte für insgesamt 400 Menschen am Högenauer Weg in Planung – Kapazität der Stadthalle wird auf 100 Plätze erhöht Von Eleonore Wöhrle Schrobenhausen (SZ) Mit einem dramatischen Vortrag stimmte Landrat Roland Weigert (FW) die Mitglieder des Kreisausschusses in der jüngsten Sitzung auf die Flüchtlingssituation im Landkreis ein. „Die Lage spitzt sich mehr und mehr zu“, sagte er. Derzeit würden dem Landkreis 30 Asylbewerber wöchentlich zugewiesen. „Ab Oktober rechnen wir mit Zwangszuweisungen von 45 jede Woche“, führte Weigert aus und rechnete vor, dass voraussichtlich im nächsten Mai mehr als 2000 Flüchtlinge in den Städten und Gemeinden des Landkreises untergebracht werden müssen (wir berichteten). Wo das geschehen soll, konnte Weigert noch nicht sagen. „Spätestens im März oder April haben wir keine Kapazitäten mehr“, räumte er ein. Mög- licherweise muss dann auf die Schulturnhallen zurückgegriffen werden. Die Bürgermeister von Waidhofen, Berg im Gau und Burgheim haben dem Landkreis ihre Schulturnhallen schon jetzt zur vorübergehenden Aufnahme von Asylbewer- bern angeboten – vorausgesetzt die jeweiligen Gemeinderäte stimmen zu. Sie sollen als „Puffer“ dienen und nur dann belegt werden, wenn der Landkreis kurzfristig keine andere Unterbringungsmöglichkeit hat. Als Puffer soll weiterhin auch die Neuer Schulname Schrobenhausen (woe) Das Sonderpädagogische Förderzentrum in Neuburg mit Aresing und Schrobenhausen soll den Namen „Dr. Werner-AsamSchule“ bekommen. Mit 9:4 Stimmen sprach sich der Ausschuss für diesen Vorschlag der Schulfamilie aus. Die Gegenstimmen kamen von der SPD, von Neuburgs Oberbürgermeister Bernhard Gmehling (CSU) und von Theo Walter (Ausschussgemeinschaft). Alle Gegenredner würdigten zwar die Arbeit des ehemaligen Landrats des Landkreises Schrobenhausen, sahen aber keine besonderen Verdienste hinsichtlich der schulischen Integration von Kindern mit Defiziten. Gmehling beharrte darauf, dass die Namen der Erzieherin Isabella Braun und von Bernhard Mazillus, der sich um die Jugend verdient gemacht habe, die bessere Wahl seien. Im Übrigen fand er, dass nicht die Schulfamilie, sondern der Landkreis der erste Ansprechpartner bei der Namensgebung sei. Schrobenhausener Stadthalle zur Verfügung stehen; ihre Aufnahmekapazität soll von 60 auf 100 Plätze erhöht werden. Überhaupt wird ein überdurchschnittlich hoher Anteil der Flüchtlinge vorerst in Schrobenhausen eine neue Heimat finden. Zusätzlich zum bereits eröffneten Containerdorf an der Bürgermeister-GötzStraße soll ab Dezember die alte Grundschule in der GeorgLeinfelder-Straße 186 Asylbewerbern Unterkunft bieten. Am Högenauer Weg (hinter dem Rufbus in der Debatte Schrobenhausen (woe) Das Projekt Rufbus wird für die Strecke SchrobenhausenWaidhofen bis zum 31. Januar 2019 fortgesetzt – bei einer jährlichen Kündigungsmöglichkeit. Darauf verständigten sich die Mitglieder des Kreisausschusses. Die Linie laufe hervorragend, versicherte Landrat Roland Weigert. Durchschnittlich zähle man 44 Mitfahrer im Monat. „Niemand hat damit gerechnet, dass wir so einen Schnitt hinkriegen“, freute sich Waidhofens Bürgermeister Josef Lechner. Er gehe davon aus, dass der Rufbus künftig sogar noch besser angenommen werde. Der Rufbus für die Strecke Burgheim – Oberhausen wird dagegen noch in der Pilotphase eingestellt. Er wurde seit seiner Einführung vor zwei Jahren von nur 28 Fahrgästen gerufen. Kreiskrankenhaus) werden zwei große Unterkünfte errichtet: eine Traglufthalle für 150 Menschen und ein Holzständerbau für 250 Menschen. Bis zum Jahresende werden dann in Schrobenhausen zwischen 700 und 750 Flüchtlinge leben, berichtete der Landrat und versicherte, dass zur besseren Betreuung Zweigstellen von Ausländer-, Sozial- und Jugendamt in Schrobenhausen eröffnen werden. Für die alte Grundschule in Mühlried gibt es derzeit keine Pläne, sie als weitere Asylunterkunft zu nutzen. Landrat Weigert machte klar, dass dies an der großen Aufnahmebereitschaft der Stadt liege. Bürgermeister Karlheinz Stephan habe den Landkreis gebeten, so Weigert: „Wenn Schrobenhausen die Quote schon mehrfach überzeichnet, dann lasst die Finger doch bitte von unseren Schulen.“
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