cssa-news 1/16 Chemie-Stiftung • Sozialpartner-Akademie Editorial „Wir können das hinkriegen“ Liebe Leserinnen und Leser, Chemiebranche eröffnet Flüchtlingen Ausbildungsperspektiven auch in diesen Tagen ist die Fähigkeit der Chemie-Sozialpartner wieder gefragt, pragmatisch nach Lösungen zu suchen. Ihre seit Jahrzehnten praktizierte K ooperation bewährt sich bei der Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt. Viele Chemie-Unternehmen unterstützen mit Spenden Sprachkurse für Flüchtlinge, bieten ihnen Zugänge zu einer qualifizierten Ausbildung an und fördern das Engagement ihrer Beschäftigten mit Freistellungen. Klar ist aber: Schnelle Erfolge sind nicht zu erwarten. Integration ist ein langwieriger Prozess, ein „realistisches Erwartungsmanagement“ daher unabdingbar. Auch das wissen die Beteiligten. Hinzu kommt: Wer Flüchtlingen eine r eale Chance geben will, zu Bürgerinnen und Bürgern dieser Gesellschaft und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Unternehmen zu werden, muss auch das Mit einander von Menschen unterschiedlicher Nationalität und Kultur im Alltag organisieren. Diversity oder interkulturelle Vielfalt war lange bevor das Thema Flüchtlinge auf der Agenda erschien in vielen Unternehmen wichtig. Es wird in den kommenden Jahren aktuell bleiben. Die CSSA hat es beizeiten aufgegriffen, eine Broschüre dazu vorgelegt und zusammen mit dem BAVC, der IG BCE und dem VCI die Sozial partner-Tagung „Kulturelle Vielfalt in der chemischen Industrie“ im September vo rigen Jahres veranstaltet. Ihr Klaus-W. West, Geschäftsführer der CSSA Inhalt Michelin Der richtige Dreh 2 Im Gleichgewicht CSSA startet BALL-Pilotseminar 2 Geduldsprobe M. Erzberger-Ries über Flüchtlinge 3 Zeit für Führung Round Table zu „Gesund führen“ cssa-news 1/2016 4 Es sind wichtige Schritte zur Integration und ein klares Signal: BASF bietet 50 Flüchtlingen die Teilnahme an dem Programm „Start Integration“ an, Evonik hat 15 zusätzliche Plätze bei „Start in den Beruf“ speziell für junge Flüchtlinge eingerichtet und Lanxess eine hohe sechsstellige Summe vornehmlich für Sprachkurse gespendet: Die Chemiebranche engagiert sich, damit Flüchtlinge schnell in Deutschland Fuß fassen. Mit der Lanxess-Spende sollen an den Unternehmensstandorten Köln, Dormagen, Leverkusen und Krefeld Sprachkurse und Unterrichtsmaterialien sowie die Betreuung für die Einführungsklassen schulpflichtiger Flüchtlingskinder finanziert werden. Außerdem können sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Lanxess während der Arbeitszeit für Flüchtlinge engagieren – bezahlt. Asylerstanträge im Jahr 2015 Gesamtzahl 476.649 7,6 % Kosovo 12,2 % Albanien 35,9 % Syrien 44,3 % andere Quelle: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. So hat es der Spezialchemiekonzern mit der IG BCE vereinbart. Der Arbeitgeberverband ChemieNord und seine 300 Mitgliedsunternehmen stellten für in Norddeutschland angekommene Flüchtlinge 250.000 Euro für Online-Videosprachkurse zur Verfügung. Und Wacker Chemie hat im vergangenen Jahr das Flüchtlingsprojekt SchlaU-Schule in München mit 100.000 Euro unterstützt. Bei Evonik traten die ersten sieben Flüchtlinge bereits im November ihre praktische Berufsvorbereitung an, und zwar im Chemiepark Marl. Am Anfang steht für sie ein Deutschkurs. Zwei weitere kommen am Evonik-Standort Wesseling und sechs in Darmstadt und Hanau unter. Außerdem wird der Stromerzeuger Steag in Essen als Kooperationspartner von Evonik zehn weitere Startplätze finanzieren. Teilnehmen können vor allem Flüchtlinge, die „eine hohe Aussicht auf ein Bleiberecht in Deutschland haben“, betont eine BASF-Sprecherin. Dazu gehören Flüchtlinge aus Syrien (ca. 34 Prozent aller registrierten Flüchtlinge), Irak (8 Prozent), Iran und Eritrea. Rund 80 Prozent der in diesem Jahr nach Asyl Suchenden ist jünger als 35 Jahre, ein Viertel noch nicht mal 16 Jahre alt. Die deutsche Sprache und ein schneller Zugang zum Arbeitsmarkt gelten als die wichtigsten Bausteine für eine erfolgreiche Integration. Das Engagement der Chemie-Industrie ist daher ein erster Schritt „eines langen und schwierigen Prozesses“, wie der BAVC betonte. Die Unternehmen können vor Ort auf Partner bauen oder, wie BASF, auf ein reges kommunales Netzwerk. Die Metropolregion Rhein-Neckar GmbH in Mannheim hatte bereits im Oktober 2014 den Steuerkreis Vitaler Arbeitsmarkt eingerichtet, in dem 30 Vertreter der IHK, der Industrie, Unternehmen, Kommunen und der Arbeitsagenturen vertreten sind. Daraus gingen eine Arbeitsgruppe und ein Konzept vor allem für kleine und mittlere Unternehmen sowie ein Positionspapier für die schnelle Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt hervor. Maria Lauxen-Ulbrich, die in der Metropolregion GmbH den Bereich Vitaler Arbeitsmarkt leitet, fasst die wichtigsten Voraussetzungen so zusammen: „Spracherwerb, Kompetenzfeststellung und Anerkennung der Berufsqualifikation, Ausbildung und klare Entscheidungen, wie lange Flüchtlinge bleiben können.“ Zum Thema: Interview mit Martina Erzberger-Ries über Flüchtlinge und Beschäftigungspiloten (Seite 3). 1 Der richtige Dreh In Kürze Michelin dokumentiert Arbeitsschritte per Videokamera Termine Viele ältere Beschäftigte tun sich schwer, ihre routinierten Arbeitsschritte niederzuschreiben oder am PC zu dokumentieren. Ein CSSA-Modellprojekt brachte den Reifenhersteller Michelin in Bad Kreuznach auf den richtigen Dreh – eine Kamera für Videodokumentationen. 24. bis 26. Februar, Friedrichsthal (Saarl.) „Zukunftssymposium Mitbestimmung 2035“ der Hans-Böckler-Stiftung in Kooperation mit der Arbeitskammer des Saarlandes. Infos: bit.ly/Zukunft-Mitbestimmung „Sehr viele ältere Mitarbeiter verlassen uns in das sogenannte Instandhaltungsprogramm den nächsten Jahren“, sagt Personalleiter Pe- BMA (Business Maintenance Assistant). Das Problem: „Es ist mitunter schwer, die Kollegen dazu zu kriegen, dass sie die Prozesse im BMA ausführlich dokumentieren“, sagt Werner Nick, Leiter eines Instandhaltungsteams. Die Lösung: eine Kopf- bzw. Videokamera. Denn den besagten Kollegen fällt es leichter, etwas zu zeigen und vor Ort zu erklären. Zum Beispiel, wie man eine Anlage einstellt. Und die leichte Kamera stört nicht. Auf die Videos können die Mitarbeiter wiederum ohne Probleme vom BMA aus zugreifen. Jung und Alt werten dann gemeinsam das Videomaterial aus. Peter Kubitscheck sieht in Teamarbeit: Beim Wissenstransfer geht Michelin neue Wege. diesem Ergebnis einen großen Erfolg: „Das Modellprojekt mit der CSSA hat andere Forter Kubitscheck. Der Grund: Die Belegschaft men der Dokumentation in unseren Fokus ist im Mittel 46 Jahre alt. Für Michelin stellt gerückt wie zum Beispiel Videos.“ sich daher die Frage: Wie kann das wertvolle Erfahrungswissen älterer Mitarbeiter im Den ausführlichen Best-Practice-Bericht Betrieb gehalten werden? Zwar hat Michelesen sie hier: www.cssa-wiesbaden.de lin ein modernes Dokumentationssystem, 12. Mai, Berlin What does co-determination do? Konferenz aus Anlass des 40. Geburtstags des Mitbestimmungsgesetzes von 1976. Mehr: bit.ly/Co-determination 9. bis 10. Juni, Hannover Pilotseminar „Balance von Arbeiten, Leben und Lernen (BALL)“. September, Wiesbaden 5. CSSA-Länderseminar: „Arbeitsbeziehungen in Spanien“. Kontakt: Christine Kolodzyck, Tel.: 0611-970098-0. Mehr Frauen in Führungspositionen Der Pharmakonzern Sanofi hat es sich zum Ziel gesetzt, mehr Frauen für Führungspositionen zu gewinnen. Wie das gelingen kann, diskutierten über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer während des sogenannten Gender Days bei Sanofi, der vor kurzem zum zweiten Mal veranstaltet wurde. Der Gender Day sollte dabei keine reine „Frauenveranstaltung“ bleiben: Erstmals nahmen auch 25 Männer in Führungspositionen teil und diskutierten mit, warum beispielsweise gemischte Teams einen deutlichen Mehrwert für den Arbeits alltag und damit für das Unternehmen darstellen. Den ausführlichen Bericht lesen Sie hier: www.cssa-wiesbaden.de Arbeiten, Leben und Lernen CSSA startet BALL-Pilotseminar in Hannover Mehr Beschäftigte denn je müssen flexibel und mobil sein und sich ein Berufsleben lang weiterqualifizieren. Die Folge: Stress und Belastungen wachsen, aber auch der Wunsch, Beruf und Familie besser zu vereinbaren. Gruppenarbeiten angewandt. Wie es gelingen kann, ist TheIhr Nutzen PilotsemiWährend der zwei Tage geht es mat? des zweitägigen um eine Bestandsaufnahme, wie nars „Balance von Arbeiten, gut die Vereinbarkeit von ArbeiLeben und Lernen (BALL) in 0611 97 00 98 16 ten, Leben und Lernen im Untermeinem Unternehmen“. Es nehmen bereits funktioniert, welfindet am 9. und 10. Juni in Hintergrund zum Tarifvertrag che Belastungssituationen es gibt, Hannover statt. Das Seminar was die Ursachen und Lösungen basiert auf Erkenntnissen des Balance von Arbeite dafür sind und wie schließlich die Trierer Forschungsprojekts Leben und Lernen n, (BALL) Work-Learn-Life-Balance ein fester „Allwiss –Info Arbeiten – Lerfür Chemie-Unterne & Anmeldung hmen Bestandteil des Personalentwicknen – Leben in der Wissenslungssystems werden kann. Das arbeit“. Das Allwiss-ForSeminar richtet sich vor allem an schungsteam hat seinerzeit Multiplikatoren aus Chemie-Unterleicht handhabbare, wirksanehmen, idealerweise an ein Tanme Instrumente wie einen www.cssa-wiesbade n.de dem aus Personalverantwortlichem Unternehmens-Check, eiund Betriebsrat. Die Teilnehmernen Fragenkatalog für Mitarbeitergespräche und Mitarbeiter-Work- zahl ist auf maximal 15 begrenzt. Weitere shops entwickelt und praktisch erprobt. Informationen: Christine Kolodzyck, Tel.: Diese Instrumente werden in Übungen und 0611-970098-0. Interesse geweck Dirk Meyer wird Chef der HessenChemie Mehr Informationen und eine ausführliche Darstellung der Instrumente finden Sie auf unsere r Website www.cssa-wiesbaden .de. Dirk Meyer übernimmt zum 1. März die Hauptgeschäftsführung des Arbeitgeberverbandes Chemie und verwandte Industrien für das Land Hessen e. V. (Hessen Chemie) in W iesbaden. Meyer, der auch dem Vorstand der CSSA angehört, ist seit 2001 Geschäftsführer des Bundesarbeitgeberverbands Chemie (BAVC), wo er die Ressorts Bildung, Wirtschaft und Arbeitsmarkt leitet. In der HessenChemie sind aktuell rund 300 Unternehmen der chemischen und kunststoffverarbeitenden Industrie Hessens sowie einer Reihe von industrienahen Serviceunternehmen organisiert. Sind Sie an unsere m Angebot interes siert? Bitte senden Sie dieses Formular an die CSSA unter folgender Fax-Nr.: Ich wünsche mehr Informationen über das neue Angebot „Balance von Arbeiten, Leben und Lernen (BALL) für Chemie-Unternehm en“ der CSSA. Vorname Name Position Firma Anschrift Telefon E-Mail 2 Stehen Arbeiten, Leben und Lernen in Ihrem Unternehmen Gleichgewicht, wirkt im sich das positiv aus … … auf Ihre Beschä ftigten: sie fühlen sich nicht mehr überlastet, sind langfristig zufried en, arbeitsfähig und gesund. … auf Ihr Untern ehmen: Sie können die Ressourcen und Kompetenzen Ihrer beiterinnen und Mitarb Mitareiter nachhaltig nutzen bleiben und so wettbewerbsfähig. Mit dem Chemie-Tarif vertrag „Lebensarbeit szeit und Demografie“ 2012 beschl ossen die Chemiesozial partner BAVC und IG BCE, u.a. die Vereinbarkeit von Beruf und Famili verbessern und Maßna e zu hmen zur Qualifi zierung während gesamten Erwerb des slebens zu entwic keln. Mit dem Angebot „BALL“ unterstützt die CSSA die betrieb chen Sozialpartner liin der Umsetzung ihrer Vereinbarung . Chemie-Stiftung Sozialpartner-Akad emie (CSSA) Kreuzberger Ring 70 65205 Wiesbaden Tel.: 0611 97 00 98 -0 Fax: 0611 97 00 98 - 16 service@cssa-wiesb aden.de Eine Initiative der Chemie-Sozialpartn er Industriegewerks chaft Bergbau, Chemie, Energie cssa-news 1/2016 „Außer Zeit ist vor allem Geduld nötig“ Martina Erzberger-Ries über Beschäftigungspiloten und Deutschland als fremde Kultur Frau Erzberger-Ries, wie viele Flüchtlinge betreuen Sie aktuell und was steht vor allem auf dem Lehrplan? Das hängt davon ab, was man unter Flüchtling versteht, also welchen Status sie aktuell haben, ob sie z. B. eine Bescheinigung über die Meldung als Asylsuchender (BÜMA), eine Aufenthaltsgestattung, eine Duldung, eine Aufenthalts- oder Niederlassungserlaubnis haben und aus welchen Ländern sie kommen. Wir betreuen derzeit 900 Menschen allein aus den vier Ländern, die derzeit eine gute Bleibeperspektive haben. Das sind Syrien, Iran, Irak und Eritrea. Die deutsche Sprache steht natürlich an erster Stelle, aber es geht nicht nur darum, dass sie möglichst schnell perfekt Deutsch lernen. Im Vordergrund stehen Fragen, wie die Deutschen ticken, wie das hiesige Gesundheitssystem funktioniert, wo ich einen Arzt finde oder wie man einen elektrischen Herd benutzt. Es geht also vor allem darum, die Flüchtlinge mit einer für sie oft völlig fremden Welt vertraut zu machen. ProfeS wurde im Jahr 1995 gegründet, um vor allem Sprachkurse für Spätaussiedler anzubieten. Worin sehen Sie den wichtigsten Unterschied zwischen den heutigen Flüchtlingen und den damaligen Spätaussiedlern? Ein großer Unterschied ist, dass die heutigen Flüchtlinge in eine für sie wirklich fremde Kultur kommen. Anders als die meisten Spätaussiedler sind die wenigstens Flüchtlinge europäisch sozialisiert. Hinzu kommt, dass die Spätaussiedler oft in Mehrgenerationenfamilien nach Deutschland gekommen sind und ihre Emigration in der Regel lange vorher vorbereiten konnten. Viele Flüchtlinge dagegen kommen allein, häufig sind es junge Männer, die überdies durch die Erfahrungen in ihrem Land und auf der Flucht traumatisiert sind. Ihre Betreuung muss daher auch auf diese Belastungen eingehen. Was sind typische Fehler, die Ausbilder in Unternehmen mit Flüchtlingen machen können? Viele Flüchtlinge kennen oder verstehen nicht die Erwartungen, die Ausbilder an sie haben. Das müssen Ausbilder wissen und akzeptieren. Um ein Beispiel zu nennen: Wenn sie einem Flüchtling sagen, so, ihr Praktikum beginnt morgen um 10 Uhr, können sie nicht erwarten, dass er wirklich anderntags pünktlich um 10 Uhr erscheint. Die uns vertraute Zeitdisziplin und Pünktlichkeit sind für viele Flüchtlinge keine Selbstverständlichkeit, sie sind eben kulturell anders geprägt. Ausbilder in Unternehmen müssen also ein interkulturelles Training machen, um ihren eigenen kulturellen Hintergrund und den eines Menschen etwa aus Eritrea zu verstehen. Ein anderer Punkt ist, dass wir auch Flüchtlinge haben, die keine Schriftsprache kennen. Daraus folgt, dass mit schriftlichen Anweisungen wenig zu bewirken ist. Auch das muss man wissen. Seit Jahresbeginn bieten Sie das Projekt „Beschäftigungspilot für Flüchtlinge“ an. Wo rum geht es und was ist das Ziel? Wir haben jetzt vier Beschäftigungspiloten in den drei Landkreisen. Hier geht‘s darum, unter den Flüchtlingen Menschen zu finden, die aufgrund ihrer Qualifikation relativ schnell in Arbeit oder eine Ausbildung zu bringen sind. Das heißt, die Beschäftigungspiloten arbeiten eng mit den Ausländerbehörden und den Arbeitsagenturen zusammen. Sie suchen Flüchtlinge in Aufnahmeeinrichtungen oder Wohnheimen auf, sprechen mit ihnen über ihre Qualifikation oder begleiten sie zu Ämtern. Sie sind das Verbindungsglied zwischen Behörden, Unternehmen und Flüchtlingen. Martina Erzberger-Ries ist geschäftsführende Alleingesellschafterin der ProfeS Gesellschaft für Bildung und Kommunikation mbH mit Sitz in Germersheim und Landau. Sie studierte an der Bundeswehr-Verwaltungshochschule und in den USA. Im Jahr 1995 gründete sie ProfeS. Außer Sprachkursen bietet ProfeS fachliche Fort- und Weiterbildungen im kaufmännischen, sozialen und gewerblich-technischen Bereich an. Die Arbeit für und mit Migranten steht auch heute noch bei vielen Projekten im Fokus der Arbeit: 70 Prozent der Teilnehmer und etwa 30 Prozent aller ProfeSMitarbeiter haben einen Migrationshintergrund. Weitere Informationen: www.profes-gmbh.eu Wie können Sie Unternehmen in und um Landau unterstützen, die Flüchtlingen Ausbildungs- und Arbeitsplätze anbieten? Im vergangenen Jahr haben wir die ersten 18 Flüchtlinge in eine Ausbildung im Bereich Hotel und Gaststätten vermittelt. Viele Flüchtlinge stehen aber unter großen Druck, auch wenn sie es in eine Ausbildung geschafft haben. Unser Hauptanliegen ist daAußerdem starten Sie das Projekt „Fit für her, den Abbruch einer Ausbildung zu vergrüne Berufe“. Worum geht es hier? hindern. Deshalb steht hier die sozialpädagogische Betreuung im Vordergrund. Info | Keine gute Schulbildung Mehr als 33 Prozent der irakischen Flüchtlinge haben keine Schule oder diese nur vier Jahre lang besucht. Etwas besser ist die Schulbildung bei Afghanen (25 Prozent) und Syrern (22 Prozent). Diese Zahlen finden sich in der „Flüchtlingsstudie 2014" des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) vom Januar dieses Jahres. Sie basiert auf der Befragung von rund 2800 Asylberechtigten und anerkannten Flüchtlingen, vor allem aus den Hauptherkunftsländern Syrien, Irak und Afghanistan. Deutlich ist der Unterschied zwischen den Geschlechtern: Mehr als 35 Prozent der irakischen Frauen waren nicht in der Schule. Immerhin gab fast jeder zweite Afghane an, 10 bis 14 Jahre lang zur Schule gegangen zu sein. Außerdem: 73 Prozent aller Iraker haben keine Berufsausbildung oder Studien abschlüsse (Afghanen: 61, Syrer: 58). Die ganze Studie: bit.ly/Bamf-Studie cssa-news 1/2016 Hier wollen wir vor allem die Leute unter den Flüchtlingen ansprechen, die in ihren Heimatländern bereits in der Land- oder Forstwirtschaft tätig waren und auch in ihrer neuen Heimat Interesse an einem grünen Beruf haben. Das Projekt soll sie während eines Vorbereitungsjahrs fit für eine Ausbildung machen, sei es in der Forstwirtschaft oder im Weinbau. Wie beeinflussen die Ereignisse während der Silvesternacht in Köln Ihre Arbeit? Sehr stark. Wir haben uns entschieden, diese Vorfälle mit den Flüchtlingen zu diskutieren. Das heißt, wir haben Zeitungsartikel auch ins Arabische übersetzt. Der Grund, warum wir das tun, ist: Die Flüchtlinge müssen wissen, was los ist und warum ihnen nach einer großen Welle der Solidarität womöglich Vorbehalte entgegenschlagen. Ich kann nur sagen, die Flüchtlinge, die bei uns sind, sind entsetzt über diese Vorfälle. 3 „Mehr Zeit für Führung“ Gesprächsrunde der CSSA: Was heißt „gesund führen“? Sie sollen achtsam mit sich und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern umgehen, sie wertschätzen, sich ausreichend Zeit für sie und sich selbst nehmen, über ein hohes Maß an Selbstreflexion verfügen, fachlich überzeugen und ihre Managementaufgaben erledigen: Moderne Führungskräfte müssen viele Fähigkeiten mitbringen. Das zeigte jüngst eine Gesprächsrunde der CSSA über „gesunde Führung“. „Es ist ein Spagat zwischen Firmenzielen, den Bedürfnissen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und den Bedürfnissen der Führungskräfte selbst“, sagt Dr. Rüdiger Koch, ehedem Betriebsratsvorsitzender bei Merz Pharma. Vielen Führungskräften scheint er nicht leicht zu fallen. Das verdeutlichte die Gesprächsrunde über „gesunde Führung“, zu der die CSSA vor Kurzem zwei Betriebsräte und zwei Personalverantwortliche eingeladen hatte. Es ging um die Fähigkeiten, die Führungskräfte heute mitbringen müssen, vor welchen Anforderungen sie heute stehen, wie sie auf ihre Füh- po, die Teamarbeit und der Zeitaufwand für Abstimmungsprozesse zu, werden die Belegschaften vielfältiger (Diversity), sollen Arbeiten und Leben nicht in Schieflage geraten (Work-Life-Balance). Unstrittig war in der Gesprächsrunde, dass nicht nur Führungskräfte ihr Selbstverständnis ändern müssen. Auch die Unternehmen müssen dazu beitragen. Boehringer Ingelheim, so betont Sandra Laegner, versuche klarzustellen, „dass gesund führen zum täglichen Tun gehört und keine Extrasache ist“. Was er unter gesunder Führung versteht, beschreibt Rüdiger Koch so: „Ich richte den In Kürze Wie Sozialpartnerschaft funktioniert Sozialpartnerschaft betrifft heute nicht nur deutsche Unternehmen, sondern auch Betriebe im Ausland, in Europa ebenso wie in Übersee. Thema wird sie auch dann, wenn englische oder französische Unternehmen deutsche Firmen kaufen oder übernehmen und die neuen Eigentümer auf eine sozialpartnerschaftlich geprägte Unternehmenskultur treffen. Wie Sozialpartnerschaft funktioniert und auf welchen Prinzipien sie basiert, hat die CSSA in kompakter Form auf Charts erläutert. Sie sollen Betriebsräte und Mitarbeiter der Personalabteilungen unterstützen, ausländischen Kollegen das deutsche System der Mitbestimmung und Sozialpartnerschaft verständlich zu machen. Die Charts gibt es in Englisch, Französisch und Deutsch, und zwar hier: www.cssa-wiesbaden.de Nächstes Länderseminar: Spanien Round Table (von l. n. r.): Klaus-W. West (CSSA), Bernhard Rettler (Hutchinson), Sandra Laegner (Boehringer), Rüdiger Koch (Merz Pharma) und Ida Schönherr (BASF ESSC). Blick auf den Mitarbeiter und schaue, wie es ihm insgesamt geht, ohne dabei jedoch die Managementaufgaben zu vernachlässigen.“ Dafür sei „die Fähigkeit der Führungskräfte zur Selbstreflexion wichtig“, sagt Bernhard Rettler, der einen Kulturwandel in den Führungsetagen sieht. „Als ich vor 27 Jahren in der Personalarbeit anfing, hatte das Thema Noch haben Führungskräfte vor allem ihre Selbstreflexion in der Geschäftswelt einfach Managementaufgaben im Blick. „Viele Fühkeinen Platz.“ rungskräfte sehen sich vor allem als Manager von Zielen und Prozessen, das Führen Bernhard Rettler hat daher „eine große Hoch von Menschen hat nicht immer den gleichen achtung vor der Führungsleistung des BeStellenwert“, sagt Sandra Laegner, Head of triebsrats. Er wird zwar nur alle vier Jahre Local HR Center of Expertise bei Boehrin- gewählt, aber im Grunde muss er jede Woger Ingelheim. Ein Grund: In Führungspo- che die Mehrheit der Beschäftigten hinter sitionen kommen vor allem solche Mitarbei- sich bringen.“ ter, „die produktiv und erfolgreich in ihrer Arbeit waren, das heißt wegen ihrer fachDie CSSA hat die Gesprächsrunde auslichen Kompetenzen“, sagt Bernhard Rettführlich dokumentiert. Das vollständige ler, Personalleiter beim Automobilzulieferer Gespräch finden Sie auf unserer Website: Hutchinson. Außerdem steige die Komple- www.cssa-wiesbaden.de. xität und der Kostendruck, nehme das Temrungsrolle vorbereitet werden können (zum Beispiel durch Mentoring), welche Erwartungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an Führungskräfte haben, über Führung in intergenerationellen Teams (junge Führungskräfte führen ältere Beschäftigte) und nicht zuletzt um die Rolle der Sozialpartnerschaft. 4 Nach vier erfolgreichen Länderseminaren wird die CSSA gemeinsam mit dem BAVC und der IG BCE auch in diesem Jahr wieder ein Länderseminar anbieten. Nach Frankreich, Italien, Großbritannien und Polen sind diesmal – auf vielfachen Wunsch der bisherigen Teilnehmer – die „Arbeitsbeziehungen in Spanien“ dran. Das Seminar findet im September in Wiesbaden statt. Der genaue Termin wird noch bekannt gegeben. Weitere Infos: Christine Kolodzyck, Tel.: 0611-970098-0. Ihre Wahl: gedruckt oder digital? Wie wollen Sie Ihre „cssa-news“: per Post im Briefkasten oder per E-Mail als PDF- Datei? Die digitale Variante ist natürlich umweltfreundlicher, für Sie schneller und für uns günstiger. Bitte entscheiden Sie sich und geben Sie uns Bescheid: www.cssa-wiesbaden.de/newsletter.html Impressum Chemie-Stiftung Sozialpartner-Akademie – eine Initiative der Chemie-Sozialpartner BAVC und IG BCE Kreuzberger Ring 70, 65205 Wiesbaden Tel.: 0611 - 970098 - 0, Fax: 0611 - 970098 - 16 [email protected], www.cssa-wiesbaden.de Verantwortlich: Dr. Klaus-W. West Redaktion: Dirk Dietz, textmanufaktur Fotos: Michelin (Seite 2), BAVC (Seite 2), ProfeS (Seite 3), Dietz (Seite 4) Gestaltung: www.grafikbuero.com Wiesbaden, Januar 2016 cssa-news 1/2016
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