Wandel der Arbeit und Restrukturierung von Organisationen

Wandel der Arbeit und Restrukturierung von
Organisationen –
brauchen sozialpartnerschaftliche Lösungen neue
Rahmenbedingungen?
Dr. Elke Ahlers
Wirtschafts- und sozialwissenschaftliches Institut (WSI)
in der Hans-Böckler-Stiftung, Düsseldorf
Fachveranstaltung
Veränderungsprozesse und Anpassungserfordernisse in der Arbeitswelt
am 1. und 2.10.2015 in Dortmund
www.wsi.de
Gliederung
1.
Ausgangslage
2.
Was wissen wir? Welche Faktoren unterstützen/schwächen
(entgrenzt) arbeitende Beschäftigte?
3.
Handlungsebenen – wo muss Regulierung ansetzen?
4.
Ansatzpunkte der Gewerkschaften (Beispiele)
1.
2.
3.
4.
5.
Sensibilisierung – u.a. IG Metall Kampagne Gute Arbeit
DGB-Index Gute Arbeit
Qualitative Tarifpolitik
Böckler-Kommission „Arbeit der Zukunft“
Herausforderungen in der Gestaltung guter Arbeit
Ausgangslage
Top-Themen aus der Betriebsratsarbeit 2015
Ergebnisse der WSI-Betriebsrätebefragung 2015
Arbeitsschutz/Gesundheitsförderung
83
Überstunden
76
Mitarbeitergespräche
76
zu geringe Personalstärke
73
Fort-/Weiterbildung
70
Arbeitszeitkonten
65
Erhöhung des Leistungsdrucks
65
Verschlechterung des Betriebsklimas
62
Was wissen wir?
Welche Faktoren unterstützen/schwächen (entgrenzt)
arbeitende Beschäftigte?
Die Komplexität von psychischen
Arbeitsbelastungen in den Belegschaften

Angst vor Verlust des Arbeitsplatzes, angedrohte oder
stattgefundene Umstrukturierungen

mangelnde Planbarkeit der Arbeitszeit

Individualisierung von Problemdruck, Überforderung

wenig soziale Unterstützung durch Vorgesetzte oder Kollegen

(unrealistische) Zielvorgaben, hohe Kundenorientierung

wenig Anerkennung am Arbeitsplatz
(vgl. Ahlers 2014)
andererseits stärkende Faktoren (in den
Belegschaften):

soziale Unterstützung durch Kollegen und Führungskräfte

gutes Betriebsklima

Anerkennung/Wertschätzung in der Arbeit
Das Zusammenspiel individueller/betrieblicher
Rahmenbedingungen auf die Gesundheit
Leistungskultur
Arbeitszeit/
Arbeitsorganisation
Führungsverhalten
Gesundheit
Anerkennung/
Wertschätzung
BGM
die drei Handlungsebenen…
Individuelle Ebene
Sensibilisierung der
Beschäftigten
Überforderung/
Selbstausbeutung nicht als
Privatsache behandeln
„Grenzmanagement“
erlernen
die Beschäftigten darin
bestärken, bei Fragen der
Arbeitszeitgestaltung zu
partizipieren
8
Betriebliche Ebene
Politische Ebene
die drei Handlungsebenen…
Individuelle Ebene
Betriebliche Ebene
Sensibilisierung der
Beschäftigten
Partizipatives
Gesundheitsmanagement
Überforderung/
Selbstausbeutung nicht als
Privatsache behandeln
„Grenzmanagement“
erlernen
die Beschäftigten darin
bestärken, sich aktiv
einzubringen
9
„Leitplanken“, z. B.
• Arbeitszeitkonten,
• Betriebsvereinbarungen zur
Arbeitszeit/Erreichbarkeit)
•„Überlastanzeige“
„gesundheitssensible
Leistungspolitik“ über
Kopplung von Leistungs- und
Gesundheitspolitik im
Management
Politische Ebene
Die drei Handlungsebenen…
Individuelle Ebene
Betriebliche Ebene
Sensibilisierung der
Beschäftigten
Partizipatives
Gesundheitsmanagement
Politische Ebene
das Private politisch
machen!
Überforderung/
Selbstausbeutung nicht als
Privatsache behandeln
„Grenzmanagement“
erlernen
die Beschäftigten darin
bestärken, sich aktiv
einzubringen
10
„Leitplanken“, z. B.
Partizipation
• Arbeitszeitkonten,
rechtsverbindlich
• Betriebsvereinbarungen
zur Arbeitszeit/Erreichbarkeit verankern
•„Überlastanzeige“
„gesundheitssensible
Leistungspolitik“ über
Kopplung von Leistungsund Gesundheitspolitik im
Management
Stärkere Verbindlichkeit
von Schutzgesetzen, z.B.
•ArbSchG
•AZG
•Anti-Stress-VO
Gewerkschaftliche Initiativen (Beispiele)
Die Initiative Gute Arbeit

Umbruch der Arbeitsgesellschaft: Entgrenzung,
Prekarisierung, demografischer Wandel

Anknüpfen an Tradition „Humanisierung der Arbeit“ –
Konzeptionierung für heutige Bedingungen Qualitative
Tarifpolitik – Themen, Trends und Perspektiven

Neue Rechte und Instrumente des Arbeits- und
Gesundheitsschutzes (EU-Richtlinien – ArbSchG)

Initiative/Kampagne Gute Arbeit (ab 2003)

Verankerung einer eigenen Abteilung im Vorstand der IG
Metall

 DGB-Index Gute Arbeit (ab 2007)

politische Forderung einer Anti-Stress-Verordnung (ab 2012)
Die Initiative Gute Arbeit

Ziel: Bewusstsein und Sensibilität zu Gefährdungen am
Arbeitsplatz fördern

Mittel: Beschäftigte als „Experten ihrer eigenen Gesundheit
und Arbeitsbedingungen“ einbeziehen

Akteure: Beschäftigte – sowie Betriebsräte, Vertrauensleute
und Schwerbehindertenvertretungen

Befragungen als Instrument: Ansprüche und Urteile der
Beschäftigten als Maßstab der Qualität der Arbeit
„DGB-Index Gute Arbeit“

Studie des Deutschen Gewerkschaftsbundes zu den
Arbeitsbedingungen in Deutschland
•
Jährliche, repräsentative Befragung von abhängig
Beschäftigten
•
Standardisierte telefonische Interviews zu den
Arbeitsbedingungen
•
Fragen nach
 Ressourcenausstattung (z.B.
Gestaltungsmöglichkeiten, Weiterqualifizierung,
Wertschätzung)
 Belastungen (z.B. Körperliche und psychische
Anforderungen, Arbeitszeitlage und Arbeitsintensität)
 Einkommen und Beschäftigungssicherheit
Qualitative Tarifpolitik

quantitative Tarifpolitik  Löhne, Arbeitszeit,
Kündigungsfristen, Erholungsurlaub, etc.

qualitative Tarifpolitik umfasst eher Aspekte zur
Qualität der Arbeit
meist über Verfahrensregelungen und –rechte (statt über
monetäre Größen oder Grenzwerte)
z.B. Demografie-Tarifvertrag (Chemische Industrie)
Die wichtigsten Themenfelder qualitativer Tarifpolitik
Arbeitsverhältnis
Arbeitsgestaltung / Erholpausen /
Leistungspolitik
Arbeit und Gesundheit
Arbeitszeitverkürzung/
Arbeitszeitgestaltung
Ausbildung/Qualifizierung/
Weiterbildung
Demografie / Altersteilzeit
Vereinbarkeit Beruf und Familie
Beteiligung / Mitbestimmung
Quelle: Bispinck 2014
Kommission „Arbeit der Zukunft“ – WER?
Vorsitzende:
− Reiner Hoffmann, Vorsitzender des DGB,
− Kerstin Jürgens, Professorin für Mikrosoziologie an der Universität Kassel
34 Expertinnen und Experten, darunter Vertreter/innen aus:




−
(betrieblicher) Praxis
Gewerkschaften
Politik/Zivilgesellschaft und
wissenschaftlicher Forschung
Kommission „Arbeit der Zukunft“ – WAS?
KOMMISSIONS-BERICHT
Frühjahr 2017

7 Kommissionssitzungen

bis zum Frühjahr 2017
•
•
Migration
Ökologie
•
•
Arbeitszeit
Einkommen
7. Sitzung -
Frühjahr 2017
6. Sitzung -
Herbst/Winter
2016
•
Arbeitsqualität
5. Sitzung Mai 2016
•
•
•
•
•
•
•
Arbeitslosigkeit
Atypik/Beschäftigungsverhältnisse
Technisierung,
Digitalisierung,
Industrie 4.0
Jugend
Qualifizierung
Arbeit-Leben
Gesundheit
4. Sitzung 10./11.03.2016
3. Sitzung 10./11.12.2015
2. Sitzung 8./9.10.2015
1. Sitzung 21./22.05.2015
Kommission „Arbeit der Zukunft“ – WIE?
Die vier Perspektiven in der Gestaltung von Arbeit
Fazit - Herausforderungen in der Gestaltung
guter Arbeit

gefordert sind übergreifende und beteiligungsorientierte
Rahmenbedingungen (die einzelnen Beschäftigten müssen
stärker ins Boot geholt werden)!
aber:

Tendenz zur Deregulierung von Arbeitszeit und auch des
Arbeits- und Gesundheitsschutzes, dies erschwert neue
Regulierungsansätze

weitere Verbetrieblichung von gesetzlichen oder tariflichen
Handlungsfeldern kann Betriebsräte überfordern

mitbestimmungsfreie Zonen?
Vielen Dank!
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