Protestanten, Karttofeln, Cartoufle, Pomme de terre und Hoffnung, Espérance Man nennt Sie Erdäpfel, Erdbirnen, Töften, Schocken, Mäusle, Truffeln, Grumbeer oder Nudl, Nouelle. Die Tausende von Sorten weltweit tragen fast immer - mit nur 10% Ausnahmen - Frauennamen: Agata, Belle de Fontenay, Colette, Desirée, Heidi, Ingrid, Juliane, Ratte du Touquet, Viola. Die Wege der Kartoffel von den Anden bis nach Europa oder in andere Länder lassen sich nicht so einfach rekonstruieren. Eins steht aber fest: die Kartoffel verbreitet sich mit der Reformation: Hugenotten, Waldenser nehmen Sie mit auf die Flucht. Und es sind auch Protestanten die die Kartoffel nach Korea und Kanada bringen. 2 Protestanten zählen zu den ersten, die sich wissenschaftlich mit der Kartoffel beschäftigten: Charles de l’Ecluse, geboren 1526 in Arras – unweit vom Geburtsort Jean Calvins-, war ein Gelehrter, Arzt und Botaniker, der auch in Marburg, Wittenberg, Montpellier und Paris studierte. Charles de l’Ecluse - oft auch einfach kurz nur Clusius genannt setzte sich für die Verbreitung exotischer Pflanzen wie der Tulpe, der Rosskastanie, der Kaiserkrone und der Kartoffel ein. Er war einer der ersten Botaniker, der über die Kartoffel schrieb. Die Kartoffel wurde lange Zeit als Zierpflanze angesehen. Aus den Blüten erstellte man Blumenkronen. Marie-Antoinette (1755 – 1793) liebte es auf Bällen Kränze aus zarten Kartoffelblüten im Haar zu tragen. Olivier de Serre, war ein französischer Adliger und gilt als der Vater der modernen Landwirtschaft in Frankreich. Er lebte von 1539 bis 1619 und war mit Heinrich dem IV befreundet. Olivier de Serre entwickelte landwirtschaftliche Methoden wie zum Beispiel den Fruchtwechselanbau, um einen besseren Ernteertrag bei Feldfrüchten zu erreichen. In seinen Schriften beschäftigt er sich neben der Zucht von Maulbeerbäumen auch mit dem Anbau der Kartoffel – Cartoufle - die zu seiner Zeit leider weithin abgelehnt wurde, da man sie nicht roh genießen kann. Im XVIII Jahrhundert war es nicht einfach, den Anbau der Kartoffel in Deutschland durchzusetzen. Friedrich der II konnte dabei auf die Hugenotten zählen. 1. Was können wir von der Kartoffel lernen: 1. Die Kartoffel verkörpert die Hoffnung: Wo immer man die Kartoffel lagert, auch wenn sie erdig, steinig oder verschrumpelt sozusagen „tot“ aussieht, fängt sie an irgendwann zu keimen… Sie gibt nicht auf, sie will weiterhin Früchte tragen… Ach, wenn wir Christen so lebendig sein könnten wie die Kartoffel, so energiegeladen und in der Ruhe die Kraft der Hoffnung zu entfalten 2. Die Kartoffel lädt uns ein zur Geduld: Weder übertriebener Aktionismus noch Lethargie sind beim Anbau angesagt. Man kann nicht sehen was unter der Erde passiert, man muss warten. So ähnlich ist es mit der Arbeit in den Kirchengemeinden oder der Verbreitung des Glaubens. Wir tun unser Bestes, schaffen die Rahmenbedingungen für das Wachstum und geben das Wachsen und Gedeihen in Gottes Hand. 3. Die Kartoffel ist ein Bild der Ökumene: Jeder genießt die Knolle „à sa façon“: Gekocht, gebraten, püriert, frittiert. Salzkartoffeln, Pellkartoffel, Pommes, dänisches Labskaus … Als Beilage oder als Gemüse, im und als Salat, als Suppe, Auflauf , Rösti, Puffer oder als Schnaps Jede Kirche oder sogar jeder Christ kocht sein eigenes Gericht… aber das Evangelium, die Hauptzutat verbindet alle…
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