37. Bayerisches Wirtschaftsgespräch mit Horst Seehofer MdL, Ministerpräsident des Freistaates Bayern Montag, 11. April 2016, 19:30 Uhr hbw Haus der Bayerischen Wirtschaft, Europasaal Max-Joseph-Straße 5, 80333 München Begrüßung Alfred Gaffal Präsident vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. Es gilt das gesprochene Wort. 1 Meine sehr verehrten Damen und Herren, herzlich willkommen zum 37. Bayerischen Wirtschaftsgespräch der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft. Ich begrüße - Herrn Staatsminister Brunner, - Herrn Abgeordneten Blume, der die CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag heute vertritt, sowie die weiteren anwesenden Landtagsabgeordneten. - die anwesenden Regierungspräsidenten, Bezirkstagspräsidenten und Landräte. Zudem freue ich mich, dass meine Kolleginnen und Kollegen aus Präsidien und Vorständen von bayme vbm und vbw zahlreich erschienen sind. Sehr herzlich begrüße ich unsere Ehrenpräsidenten Herrn Stärker und Herrn Dr.-Ing. von Kuenheim sowie die Mitglieder des Ehrensenats. 37. Bayerisches Wirtschaftsgespräch Horst Seehofer, 11.04.2016 Alfred Gaffal, Begrüßung 2 Begrüßung und Einführung Horst Seehofer Unser heutiger Gast ist eine der einflussreichsten politischen Persönlichkeiten Deutschlands. Er verfügt über einen klaren politischen Kompass – in der Wirtschafts- und Sicherheitspolitik ebenso wie bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise. Ich freue mich, unseren bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer heute wieder einmal bei uns begrüßen zu können. Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, lieber Herr Seehofer, herzlichen Dank für Ihr Kommen! Die beeindruckende Teilnehmerzahl am heutigen Abend ist ein Zeichen der Wertschätzung für Ihre Arbeit und Ihren Einsatz auch für die Wirtschaft in Bayern. Umbau hbw Ich freue ich mich, dass Sie heute zum ersten Mal die Gelegenheit haben, sich von unserem neu 37. Bayerisches Wirtschaftsgespräch Horst Seehofer, 11.04.2016 Alfred Gaffal, Begrüßung 3 gestalteten Haus der Bayerischen Wirtschaft ein Bild zu machen. Mit der Neueröffnung unseres „ConferenceCenters“ haben wir den Schritt ins digitale Zeitalter gemacht. Es ist das modernste seiner Art in München. Würdigung der politischen Linie von CSU und Staatsregierung Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir sehen starke Veränderungen auch in der politischen Landschaft. Die großen Parteien verlieren an Bindungskraft, während populistische Parteien dazugewinnen – eine gefährliche Entwicklung. Der CSU gebührt Anerkennung, dass sie der drohenden Erosion der Volksparteien mit einem klaren politischen Kurs entgegentritt. Ein Grund dafür ist auch, dass die CSU immer das Wohl der Bürger und der Wirtschaft im Blick hat. 37. Bayerisches Wirtschaftsgespräch Horst Seehofer, 11.04.2016 Alfred Gaffal, Begrüßung 4 Darauf zählen wir auch in der zweiten Hälfte der Legislaturperiode! Es darf jetzt nicht aufs Spiel gesetzt werden, was wir uns mit der Agenda 2010 an internationaler Wettbewerbsfähigkeit hart erarbeitet haben – und was dadurch an Arbeitsplätzen und Wohlstand entstanden ist. Wir brauchen eine Wirtschaftspolitik, die die Zukunft unseres Standorts sichert. Wir haben die Sorge, dass durch das Flüchtlingsproblem alles andere in den Hintergrund gedrängt wird. Die aktuelle Wirtschaftslage in Bayern ist gut. Die Beschäftigung in Bayern ist auf einem Höchstniveau, die Steuereinnahmen auch. Der Freistaat ist im vergangenen Jahr um 2,1 Prozent gewachsen – der bundesweite Durchschnitt lag bei 1,7 Prozent. Allerdings hatten fünf Bundesländer ein noch stärkeres Wachstum als Bayern – angeführt von Baden-Württemberg mit plus 3,1 Prozent. 37. Bayerisches Wirtschaftsgespräch Horst Seehofer, 11.04.2016 Alfred Gaffal, Begrüßung 5 Unser Anspruch muss es sein, auch beim Wachstum den Spitzenplatz einzunehmen! Hinzu kommt, dass unsere derzeit gute konsumgetriebene Scheinkonjunktur auf drei Sondereffekten beruht: den niedrigen Zinsen, dem schwachen Euro, der gut für den Export ist und dem niedrigen Ölpreis. Diese Faktoren verdecken, dass alle Institute ihre Prognosen für das deutsche und weltweite Wachstum zuletzt gesenkt haben. Und: Die Euro-Krise ist noch nicht vorbei. Staaten wir Frankreich, Spanien und Italien müssen ihre Arbeitsmarktreformen jetzt konsequent angehen – von Griechenland ganz zu schweigen. Hinzu kommt eine Politik der Europäischen Zentralbank, die mit ihrer Niedrigzinspolitik und massiven Anleihekäufen neue Probleme schafft. 37. Bayerisches Wirtschaftsgespräch Horst Seehofer, 11.04.2016 Alfred Gaffal, Begrüßung 6 Es drohen eine massenhafte Enteignung der Sparer – und neue Anreize für die EuroKrisenstaaten, ihre Schuldenprobleme weniger konsequent anzugehen. Aber auch wir in Deutschland dürfen uns auf der gegenwärtig guten wirtschaftlichen Lage nicht ausruhen. Wir haben eine Investitionsschwäche – die Musik spielt zunehmend im Ausland. Um auf diesem Feld besser zu werden, bitte keine weitere Umverteilung und keine weiteren Experimente mehr zu Lasten unserer Wirtschaft, der Beschäftigung und unserer Zukunftsfähigkeit! Wir brauchen dringend wieder mehr Wirtschaftspolitik und weniger Sozialpolitik. Stattdessen sehen wir neue Belastungen und mehr Regulierung – in Berlin und in Brüssel. Wirtschaftspolitik Ein Beispiel sind Zeitarbeit und Werkverträge. 37. Bayerisches Wirtschaftsgespräch Horst Seehofer, 11.04.2016 Alfred Gaffal, Begrüßung 7 Dank des nachhaltigen Einsatzes der CSU hat die Bundesarbeitsministerin starke Korrekturen am Referentenentwurf vornehmen müssen. Der nachgebesserte Entwurf ist ein deutlicher Fortschritt gegenüber den Vorüberlegungen. Bei den Abgrenzungskriterien von Werkverträgen wurde eine praktikable Lösung gefunden. Bei dem Thema Zeitarbeit gibt es aber noch weiteren Nachbesserungsbedarf, etwa bei der rechtssicheren Definition des Equal Pay. Auch das sogenannte Entgeltgleichheitsgesetz ist ein unnötiges Vorhaben, in diesem Fall aus der Feder der Bundesfamilienministerin. Dieser Gesetzesvorschlag löst keine Probleme, sondern schafft enorme neue Bürokratie und geht weit über den Koalitionsvertrag hinaus. Bei der Neuregelung der Erbschaftsteuer wurden auf Initiative der CSU wichtige Fortschritte erzielt, auch wenn wir aus unserer Sicht noch nicht ganz am Ziel sind. Und die Berliner Regelungswut endet dabei nicht. 37. Bayerisches Wirtschaftsgespräch Horst Seehofer, 11.04.2016 Alfred Gaffal, Begrüßung 8 Bei der Schaffung neuer Bürokratie war die Bundesregierung zuletzt ja sehr kreativ: Aufzeichnungs-, Kontroll- und Nachweispflichten beim Mindestlohn, Berichtspflichten bei der Frauenquote, Mehraufwand durch die Einführung des Elterngeld plus, die Pläne für eine Lebensleistungsrente und die geplanten Änderungen beim Mutterschutz und die Ausweitung der Gefährdungsbeurteilung belasten enorm. Das alles schafft keinen einzigen neuen Arbeitsplatz und kein Wachstum, sondern erhöht die Belastungen für die Unternehmen und erschwert die Integration der Flüchtlinge. Energiepolitik Ein wichtiger Standortfaktor ist auch eine sichere und bezahlbare Energieversorgung. Wir dürfen den Standort nicht weiter schwächen. 37. Bayerisches Wirtschaftsgespräch Horst Seehofer, 11.04.2016 Alfred Gaffal, Begrüßung 9 Die Versorgungssicherheit im Freistaat ist zwar nun gewährleistet. Umso mehr müssen wir jetzt für wettbewerbsfähige Strompreise sorgen! Andernfalls werden die Energiekosten zu einem viel größeren Standortproblem, als sie es bereits sind – mit entsprechenden Abwanderungstendenzen. Wir dürfen uns von den Weltmarktpreisen nicht weiter abkoppeln, sondern brauchen jetzt eine Strompreisbremse. 50 Prozent höhere Strompreise als in Frankreich und mehr als doppelt so hohe wie in den USA können wir uns langfristig nicht leisten. 30 Milliarden Euro jährliche Kosten und eine angeschlagene Energiewirtschaft – das kann nicht gut gehen. Außerdem fehlt noch immer ein schlüssiges Gesamtkonzept für die Umsetzung der Energiewende, vom Klimaschutz ganz zu schweigen. 37. Bayerisches Wirtschaftsgespräch Horst Seehofer, 11.04.2016 Alfred Gaffal, Begrüßung 10 Hier bitten wir Sie darum, sehr geehrter Herr Ministerpräsident, weiter dran zu bleiben. Infrastruktur Meine Damen und Herren Bayern ist auf eine gut funktionierende Infrastruktur angewiesen. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt hat kürzlich den Entwurf des neuen Bundesverkehrswegeplans vorgelegt. Auch wenn noch viele Fragen offen sind: Gut ist, dass alle Projekte jetzt klar priorisiert werden – und dass für Bayern einiges erreicht wurde. Auch der Investitionshochlauf ist positiv. Rund 300 Milliarden Euro Investitionen in den Aus- und Neubau von Verkehrswegen sind bis 2030 nötig. Dabei vermissen wir noch die Umsetzung der PKW-Maut. Da sollte uns endlich etwas einfallen. 37. Bayerisches Wirtschaftsgespräch Horst Seehofer, 11.04.2016 Alfred Gaffal, Begrüßung 11 Und bei der dritten Startbahn am Flughafen München muss es unbedingt vorangehen. Damit diese rechtzeitig in Betrieb gehen kann, muss jetzt der Beschluss für den Bau fallen. Der Flughafen bringt Wirtschaftsleistung und Arbeitsplätze in ganz Bayern. Hier geht es auch um die Zukunftsfähigkeit des Freistaats! Russland Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, auch außenpolitisch haben Sie Zeichen für die bayerische Wirtschaft gesetzt. Ihre Reise nach Moskau war wichtig und richtig. Russland ist ein wichtiger strategischer Partner, um gemeinsam globale Probleme zu lösen. Seit Beginn der Sanktionen Mitte 2014 sind die bayerischen Exporte nach Russland um 50 Prozent eingebrochen. Das ist dramatisch. 37. Bayerisches Wirtschaftsgespräch Horst Seehofer, 11.04.2016 Alfred Gaffal, Begrüßung 12 Eine Stabilisierung der politischen Lage erreichen wir nicht mit Sanktionen Wir brauchen den Dialog, wir brauchen die guten Beziehungen. Aus G7 muss wieder G8 werden. Flüchtlingspolitik und Integration in Arbeit Die aktuell größte Herausforderung ist die Bewältigung des Flüchtlingsstroms. Was Bayern hier leistet, verdient große Anerkennung. Den im Freistaat herrschenden Zweiklang aus Realismus und konkreten Lösungen würde ich mir auch im Rest des Bundesgebiets wünschen. Die bayerische Wirtschaft trägt ihren Teil zur Bewältigung der Flüchtlingskrise bei. Im Oktober 2015 haben wir zusammen mit der Staatsregierung das Programm „Ida – Integration durch Ausbildung und Arbeit“ ins Leben gerufen. 37. Bayerisches Wirtschaftsgespräch Horst Seehofer, 11.04.2016 Alfred Gaffal, Begrüßung 13 Mit einer Vielzahl an Projekten und Maßnahmen werden Flüchtlinge und Asylbewerber mit einer hohen Bleibewahrscheinlichkeit fit für den Arbeitsmarkt gemacht. Ziel ist es, bis Ende 2016 20.000 Flüchtlingen einen Praktikums-, Ausbildungs- oder Arbeitsplatz anzubieten und bis Ende 2019 60.000 Asylbewerber in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Wir als vbw bayme vbm stellen dafür bis Ende 2018 rund 6,7 Millionen Euro zur Verfügung. Gleichzeitig sind wir uns mit der Staatsregierung einig, dass wir den unkontrollierten Zustrom begrenzen und die EU-Außengrenzen wiederherstellen müssen. Nur so werden wir das Schengen-Abkommen langfristig erhalten. Zukunftsthemen: Zukunftsrat und Digitalisierung Keine Frage: Die Flüchtlingskrise muss bewältigt werden. Sie darf jedoch nicht andere wichtige Weichenstellungen in den Hintergrund drängen. 37. Bayerisches Wirtschaftsgespräch Horst Seehofer, 11.04.2016 Alfred Gaffal, Begrüßung 14 Unsere Unternehmen stehen vor einem Berg an Herausforderungen im Zusammenhang mit der Digitalisierung. Wir müssen die Chancen von Industrie 4.0 und Gesellschaft 4.0 nutzen, um unsere Standortvorteile zu sichern. Sonst können wir uns die hohen Arbeitskosten noch weniger leisten. Da sind wir alle gefordert Die Staatsregierung hat angekündigt: Der Freistaat soll das „Digital Valley“ Europas werden. Dafür bringt Bayern alle Grundvoraussetzungen mit. Mit dem Programm „Bayern digital“ und dem „Zentrum Digitalisierung.Bayern“ sind wichtige Impulse gesetzt. Auch beim Breitband-Ausbau hat der Freistaat in Deutschland die Vorreiterrolle eingenommen. Um Bayern fit für die digitale Zukunft zu machen, leisten auch wir unseren Beitrag. 37. Bayerisches Wirtschaftsgespräch Horst Seehofer, 11.04.2016 Alfred Gaffal, Begrüßung 15 Vor knapp zwei Jahren haben wir den Zukunftsrat der Bayerischen Wirtschaft ins Leben gerufen. Wir freuen uns und danken gerade Ihnen, Herr Seehofer, dass die bayerische Staatsregierung sich die Handlungsempfehlungen des Zukunftsrats zu Eigen gemacht hat. Schluss Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, Ich hoffe, wir können unsere vertrauensvolle und gute Zusammenarbeit auch in Zukunft fortsetzen. Davon profitiert die bayerische Wirtschaft, und davon profitiert unser schönes Bayern. Ich freue mich auf Ihre Ausführungen. 37. Bayerisches Wirtschaftsgespräch Horst Seehofer, 11.04.2016 Alfred Gaffal, Begrüßung
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