Grundstein für eine erfolgreiche Getreideernte legen

PFLANZENBAU
Grundstein für eine erfolgreiche
Getreideernte legen
SORTENWAHL UND AUSSAAT Standort und Anbaustrategie spielen bei der
Sortenwahl eine zentrale Rolle. Immer wichtiger wird beim Brotweizen vorab in der
Klasse Top die innere Qualität, im Speziellen der Proteingehalt.
Mike
Bauert
Mathias
Flückiger
32
Nun müssen die Weichen gestellt
werden für die kommende Getreideernte. Nach einem guten Getreidejahr gibt es weniger Gründe
die Sorte oder die Anbaustrategie zu
ändern, wenn sich die Erwartungen erfüllt haben. Trotzdem zahlt sich eine
durchdachte Sortenwahl aus. Es müssen neben Anbauintensität und dem
Standort die Aspekte, wie Krankheitsresistenz, Ertragspotenzial und Proteingehalt berücksichtigt werden. Die Erfahrungen mit dem Standort hat in der
Regel nur der Betriebsleiter. Die anderen Beurteilungspunkte können aus der
Liste der empfohlenen Getreidesorten
für die Ernte 2016 von Swiss Granum
wie auch von verschiedenen Versuchsberichten nachgeschlagen werden.
Wichtig ist, dass der Sortenunterschied
nicht nur auf die Ergebnisse von einem
Jahr abgestützt wird. Eine gute Sorte
muss sich langfristig bewähren. Wer auf
eine neue Sorte wechseln will, kann
auch einen Teil einer grösseren Aussaatfläche splitten und so erste Erfahrungen sammeln. Sich mit vielen Sorten
zu verzetteln bewährt sich meistens
nichts.
Empfohlene Sorten Für die
Weizenaussaat 2016 können folgende
Sorten empfohlen werden: In der Klasse Top scheint es, dass die Sorte Claro,
welche bislang die Hauptsorte war, den
Zenit überschritten hat und sich der
Rückgang von letztem Jahr weiter fortsetzen könnte. Die Hauptgründe dafür
sind die Anfälligkeit auf die neuen Gelbroststämme und der tiefe Proteingehalt. Ertragsmässig ist Claro aber noch
immer eine Top-Sorte in diesem Segment. Der neue Aufsteiger dürfte Nara
werden. Ertragsmässig liegt Nara zwar
hinter Claro, sie ist aber sehr standfest
und gesund. Zudem bringt sie eine gutes Hektolitergewicht und einen guten
Proteingehalt. Eine gute Alternative zu
9 2015 · UFA-REVUE
UFA-REVUE · 9 2015
®
Malibu : Komplettlösung
gegen Ackerfuchsschwanz,
alle wichtigen Unkräuter
sowie Windhalm & Co.
Stomp Aqua: Breit wirksam
gegen zweikeimblättrige
Unkräuter mit dem Gräserplus
®
ATION UND B
OV
E
NN
15 %
ÄUMS
JUBIL TION
AK
S EIT 150 J A H
N.
Chaumont, ein neuer Joker Ein neuer Joker, auch für
Spätsaaten, könnte die Sorte
Chaumont werden. Die Sorte
zeichnet sich mit einem sehr guten
Ertragspotential aus, hohem Hektolitergewicht und ist auch sonst
gesund. Sie ist mittellang und hat
eine gute Standfestigkeit. Chaumont ist ein Wechselweizen, der
wie Fiorina als Sommerweizen
eingesetzt werden kann, aber ertragsstärker sein dürfte.
Neu in der Klasse I wurde die
Sorte Hanswin eingetragen. Hanswin ist eine mittelfrühe Sorte mit
guter Ertragsleistung und mittlerer
Kankheitsresistenz. Die Sorte ist
noch im Vermehrungsanbau, daher steht nur beschränkt Saatgut
zur Verfügung.
In der Klasse II stehen vier Sorten zur Auswahl. Auf guten Böden
kann Ludwig sein hohes Ertragspotenzial im ÖLN-Anbau voll ausspielen. Da er aber sehr lang ist,
kommt er im Extenso-Anbau weniger in Frage. Die Sorte Magno ist
Ludwig ertragsmässig ebenbürtig
allerdings ist sie im Hektolitergewicht weniger stark. Absatzseitig
einer guten Nachfrage erfreuen
sich die Sorten Rainer und Levis.
Bei Futterweizen hat sich Mulan
und Papageno mit hohen Erträgen
ausgezeichnet. Mulan ist gegenüber Papageno der gesündere
Weizen. Neu auf der empfohlenen
Sortenliste ist auch Sailor. Ein später Futterweizen mit gutem Hektolitergewicht und durchschnittli-
Die Herbizid-Lösung für Ihr Getreide:
FORSCHUNG
,I
Combin und Simano als sehr gute
Alternativen an. Bei CH Combin ist
bekannt, dass er auch unter
schwierigen Bedingungen noch
gut kommt. Sie ist eine frühreife,
standfeste Sorte mit einem guten
Ertragspotenzial, die dieses Jahr
mit der Trockenheit recht gut zu
Recht kam. Eine Schwäche hat sie
aber bei Mehltau und Ähren-Septoria. Neben CH Combin ist auch
Simano sowohl für den ÖLN- wie
den Extensoanbau geeignet. Simano bringt gute Erträge, einzig auf
schwarzen Böden mag sie ertragsmässig nicht ganz zu überzeugen.
NG.
TU
RA
Nara ist auch Camedo (begrannt)
der tendenziell etwas mehr Ertrag
bringt als Nara, aber bei den Ähren-Fusarien ein Minus hat. Oftmals unterschätzt wird auch Siala,
der frühreif und standfest ist, aber
auch im Ertrag und im Hektolitergewicht überzeugt. Siala eignet
sich sowohl für den ÖLN- wie
auch Extensoanbau. Eine neue Ertragsstarke Sorte im Top Segment
ist Arnold. Es ist die erste ausländische Sorte in dieser Klasse, die
sehr frühreif ist, aber eine mittlere
Auswuchs- und Krankheitsresistenz hat. Für diese Aussaat steht
noch kein Saatgut aus CH-Vermehrung zur Verfügung. Molinera
ist von der Weizenqualität zwar
Top, aber ihr Ertragspotenzial liegt
deutlich zurück. Weiterhin seine
Anhänger haben auch Titlis, Runal
und Lorenzo. Letzterer dürfte im
Bio-Anbau weiter an Bedeutung
gewinnen.
In der Klasse I ist die Hauptsorte
weiterhin Forel. Die Sorte ist unproblematisch im Anbau und liefert über die Jahre stabile Erträge.
Neben Arina, der bereits im 35.
Jahr angebaut wird, bieten sich CH
Pflanzenschutz
im Griff
RE
Höchste Wirkungszufriedenheit der Anwender
(Quelle: Kleffmann-Studie 2014)
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Tabelle: Anbaurichtlinien der fenaco für die Ernte 2016
schlagen geben. Beim Anbau von Gerste ist dem Bedürfnis der Futtermühlen
nach einem höheren Hektolitergewicht
Rechnung zu tragen.
Stand am 11. Mai 2015, Anpassungen bleiben vorbehalten.
Kernbotschaften für Herbstsaat 2015
• Qualitative Ergebnisse der Vorjahre in Entscheidungsfindung berücksichtigen
• Anbau (Klasse/Sorte) in Abstimmung mit der MAXI Sammelstelle
• Hohe Proteingehalte bei Klassen Top und 1 sind gefragt
Empfehlung national:
Top 40 %
Regionale Zielanteile je Klasse
Region West
Weizen Top
35 %
Weizen Klasse 1
35 %
Weizen Klasse 2
30 %
Klasse 1 40 %
Klasse 2 20 %
Region Mitte
40 %
50 %
10 %
Region Ost
45 %
40 %
15 %
A-Mahlroggen, A-Biskuit und Dinkel nur in Absprache mit der Sammelstelle/fenaco
Anbau von Futtergetreide / Körnerleguminosen
Gerste
Sorten mit
hohem HLGewicht wählen
Triticale
mutterkornresistente
Sorten anbauen
Futterweizen Eiweisserbsen
deutlich
erhöhen
erhöhen
Körnermais
erhöhen
Anbau von Ölsaaten
Raps
gemäss Zuteilung
SGPV. HOLL im
Vertrag mit Maxi-CC
Sonnenblumen
in Rücksprache
mit Maxi-CC. Sehr
gute Nachfrage.
Soja
Anbau auf traditionelle Gebiete
konzentrieren
LANDI hat Proteinmessung NIR im Griff
Die umfangreiche Vorarbeit der fenaco LANDI-Gruppe bei der Einführung der NIR-Geräte bewährt sich. In der Ernte
15 wurden dank initiativen Maxi-Sammelstellen bereits ca. 75 % der Top-Weizen-Menge mittels NIR gemessen. Dies
ermöglicht eine rasche, erste Backqualitätseinschätzung. Mit Ausnahme von trockenen Standorten in Kombination mit
leichten Böden zeigen erste Auswertungen leicht höhere Proteingehalte als im Vorjahr. Der Kalibrationsring der fenaco
mit einem unabhängigen Labor bietet den Sammelstellen Gewähr, dass die Geräte einheitlich und korrekt messen. Durch
die Mitteilung des Proteingehaltes bei der Anlieferung kennt jeder Produzent den Wert seiner Charge. Er kann in Absprache mit der LANDI eine Sortenwahl für die kommende Aussaat treffen, welche dem Klima, der Bodeneignung und
den Bedürfnissen seiner Sammelstelle und damit der Nachfrage entspricht.
cher Krankheitsresistenz, schwach im
Fusarienbefall. Es steht aber erst sehr
wenig Saatgut für diese Saison zur Verfügung.
Auch bei Gerste zählt die Qualität
Zum zweiten Jahr in Folge hat die Gerstensorte KWS Tonic, gemäss Swiss Granum die Ertragsspitze mit 96 dt/ha im
ÖLN-Anbau sowie mit 89 dt/ha im Extenso-Anbau erreicht. Mit einem Hektolitergewicht von 67.8 kg/hl im ÖLN
Anbau hat KWS Tonic wie die anderen
6-zeiligen Sorten ein eher tieferes Hektolitergewicht. Auch die Hybridsorte
Hobbit hat mit 94.7 dt/ha im ÖLN-Anbau und 85.9 dt/ha im Extenso-Anbau
sehr gute Erträge erzielt. Beim Hektoli34
tergewicht verfügt Hobbit mit 70.9 kg/
hl im ÖLN-Anbau über die beste Qualität bei den 6-zeiligen Sorten. Mit
94.2 dt/ha im ÖLN-Anbau ist KWS Meridian ein sicherer Wert. Im Extenso-Anbau ist KWS Meridian aber weniger ertragreich als die oben erwähnten
Sorten.
Bei den zweizeiligen Sorten, erzielte
die neu eingetragene Sorte California
mit 83.8 dt/ha im ÖLN-Anbau und
82.2 dt/ha im Extenso-Anbau gute Resultate. California liegt im Bereich Ertrag höher als die Sorten KWS Cassia
und Caravan. Jedoch muss California
sich im Hektolitergewicht mit 68.7 kg/
hl im ÖLN-Anbau und 67.6 kg im Extenso von KWS Cassia und Caravan ge-
Gelbverzwergungsvirus auf Wintergerste Viruskrankheiten können
im Getreide erhebliche Ertragsverluste
verursachen. Im Herbst 2014 waren
auffällig viele Wintergerstenfelder vom
Gelbverzwergungsvirus befallen. Der
Befall äussert sich als gelbliches Nest
im Bestand. Hauptverantwortlich ist
die Grosse Getreideblattlaus. Viele
Pflanzen (Getreide, Mais, Gräser,
Ackerfuchsschwanz, Quecke) können
dem Virus als Wirtspflanze dienen. Frühe Saaten im Herbst und milde Temperaturen fördern den Befall von Blattläusen. Befinden sich potenzielle
Infektionsquellen in unmittelbarer
Nähe zum ausgesäten Getreide, zum
Beispiel später Mais und Ausfallgetreide, besteht ein erhöhtes Risiko zur
Virusinfektion durch die Blattlaus. Falls
vermehrt gelbe Nester in den Beständen zu beobachten sind, kann mit einer
kombinierten Beizung (Smaragd oder
Cruiser) des Saatguts, der Befall durch
das Gelbverzwergungsvirus bekämpft
werden.
Neue Triticale-Sorten Auch die
Triticale-Erträge waren dieses Jahr auf
hohem Niveau. Die im vergangenen
Jahr neu eingetragene CH-Züchtung
Larossa ist nun auch beschränkt für die
Aussaat verfügbar. Ebenfalls ist die
Wechseltriticale Sorte Villars (Aussaat
im Herbst und Frühling möglich) für
den Anbau erhältlich. Bei der Wahl der
Triticale ist auf ein gutes Hektolitergewicht sowie mutterkornresistente Sorten zu achten.
Um die marktgerechte Versorgung zu
gewährleisten, ist es wichtig, dass die
Empfehlungen der Abnehmer und der
Sammelstellen/LANDI berücksichtigt
werden.
䡵
Autoren Mike Bauert und Mathias
Flückiger, UFA Samen, 3421 Lyssach
www.ufarevue.ch
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