Proseminar Grundlagen der Färbbarkeitstheorie 1. Grundbegriffe: Eine Eckenfärbung eines Graphen G=(V , E) ist eine Abbildung c :V ⟶ S mit c ( v ) ≠ c ( w) für je zwei benachbarte Ecken v , w . Die Elemente der Menge S nennt man die zur Verfügung stehenden Farben. Das kleinste k ∈ N , für das eine Eckenfärbung c : V ⟶ {1, … , k } existiert, nennt man die (ecken-)chromatische Zahl. Man bezeichnet sie mit χ ( G ) . Einen Graphen G mit man k-chromatisch. Ist χ ( G ) ≤ k , so heißt G k-färbbar. Eine Kantenfärbung von χ ( G )=k nennt G=(V , E) ist eine Abbildung c : E ⟶ S mit c ( e ) ≠ c (f ) e , f . Das kleinste k ∈ N , für das eine Kantenfärbung für benachbarte Kanten c : E ⟶ {1, … , k } existiert, nennt man die kanten-chromatische Zahl oder den chromatischen Index von G . Man bezeichnet dieses k mit χ ' (G) 2. Greedy-Algorithmus: Bei komplizierteren Graphen ist es oft nicht sehr einfach eine Färbung mit möglichst kleiner chromatischer Zahl zu finden. Hierzu gibt es aber verschiedene Algorithmen. Einer davon ist der Greedy-Algorithmus. Hier färbt man ausgehend von einer festen v1 , … , vn v Eckenaufzählung von G die Ecken i nacheinander jeweils mit der kleinstmöglichen Farbe c ( vi )∈ N , also mit der kleinsten Farbe, die kein Nachbar vj von vi mit j <i bereits trägt. 3. Fünffarbensatz Jeder ebene Graph ist 5-färbbar. Beweis: Für einen Graphen mit weniger als sechs Ecken ist die Aussage klar. Es sei ebener Graph mit n ≥3 Ecken und m Kanten. G ein Induktionsannahme: jeder ebene Graph mit weniger als n Ecken ist 5-färbbar. Wir wissen bereits, dass: d ( G )=2 m/n≤ 2 ( 3 n−6 ) /n<6 . Das heißt es gibt mindestens eine Ecke einem Grad kleiner gleich fünf. Es sei v ∈G so eine Ecke. Nach Induktionsannahme hat H ≔G−v eine Eckenfärbung c : V ( H ) ⟶ {1, … ,5 } . Nun kann man zwei Fälle unterscheiden: 1. Fall: in G sind mit höchstens 4 Farben gefärbt. In diesem Fall können wir c zu einer 5-Färbung von G fortsetzen. Die Nachbarn von v 2. Fall: v hat genau fünf Nachbarn und diese sind verschieden gefärbt. In diesem Fall bleibt für v keine Farbe mehr übrig. Deshalb müssen wir den Graph H so umfärben, dass wir wieder im 1. Fall sind und G fortsetzen können. c zu einer 5-Färbung von Wir betrachten jetzt eine offene Kreisscheibe D um v , die so klein ist, dass sie nur die fünf geraden Kantensegmente von G trifft, die v enthalten. Diese Segmente seien entsprechend ihrer Lage in D in zyklischer Ordnung als s 1 ,… , s1 c ( v i )=i vi nummeriert. Ist der Nachbar von v i<¿ mit s i ⊆ v v ¿ , so sei oBdA . v1 v3 Betrachten wir zuerst die Ecken und . Betrachten wir dann alle Ecken, die v wir von von 1 aus erreichen können, indem wir nur die Farben 1 und 3 benutzen, dann gibt es wieder zwei Fälle. 2.1. Fall: Es existiert kein Weg von v1 In diesen Fall können wir von zu v1 v3 , der nur die Farben 1 und 3 enthält. ausgehend alle Ecken mit Farbe 1 zu 3 und mit v1 v3 Farbe 3 zu 1 umfärben. Dann haben und beide die Farbe 3 und wir können c zu einer 5-Färbung von G fortsetzen indem wir v mit der Farbe 1 färben. 2.2. Fall: Es existiert ein Weg enthält. P von v1 zu v3 , in der nur die Farben 1 und 3 In diesem Fall würde ein Umfärben wie im letzten Fall nichts nützen, denn dann würde auch v 3 umgefärbt und es wäre immer noch keine Farbe für deshalb nun die Ecken v2 und v4 . Wenn kein Weg von v2 v zu frei. Betrachten wir v4 existiert, der nur die Farben 2 und 4 enthält, können wir wie im Fall 2.1. den Graph wieder umfärben. Dieses Mal v2 nur von ausgehend mit den Farben 2 und 4. v2 v4 Würde ein Weg von zu existieren, der nur die Farben 2 und 4 enthält, könnten wir wieder nicht umfärben. So ein Weg kann jedoch nicht existieren, denn jeder v 1−v 3 -Weg trennt die Ecken v 2 und v 4 bereits. Dies ist genau dann der Fall, C ≔ v v1 P v3 v v v4 die Ecken 2 und in G trennt. Hierzu v2 v4 wiederum reicht es zu zeigen, dass und in verschiedenen Gebieten von C liegen. Betrachten wir zunächst die beiden Gebiete D ' , D ' ' von D(s 1 ∪ s3 ¿ . wenn der Kreis s s x 2 ∈ D ' ∩ s2 Das eine dieser Gebiete trifft 2 , das andere 4 ; es sei etwa und x 4 ∈ D ' ' ∩s 4 C ∩ D ⊆s 1 ∪ s3 . Wegen sind D' und D' ' jeweils ganz in einem Gebiet von C enthalten. Diese Gebiete sind verschieden: sonst träfe ganz D nur ein Gebiet von C, im Widerspruch dazu, dass v auf dem Rand der beiden Gebiete von C liegt. Mit x2 und x4 liegen aber auch v2 und v4 in verschiedenen Gebieten von C, wie behauptet. v2 v4 Da also der Weg P die Ecken und voneinander trennt und dieser nur v2 v4 die Farben 1 und 3 enthält kannkein Weg von zu der nur die Farben 2 und 4 enthält existieren. 4. Vierfarbensatz Der stärkere Vierfarbensatz sagt sogar aus, dass jeder ebene Graph mit 4 verschiedenen Farben färbbar ist. Der Beweis vom Vierfarbensatz ist jedoch wesentlich aufwändiger und wird deshalb hier nicht weiter ausgeführt 5. Anwendung des Vierfarbensatzes am Beispiel von Landkarten Kann man die Länder einer beliebigen Landkarte mit vier verschiedenen Farben so färben, dass zwei Länder die eine Grenze teilen nie dieselbe Farbe bekommen? Die Antwort ist ja. Dieses Problem lässt sich mit der Färbbarkeitstheorie von Graphen beschreiben. Stellt man die Länder als Ecken da und verbindet dann jeweils die Ecken miteinander durch eine Kante, welche auf der Landkarte eine Grenze teilen, bekommt man einen ebenen Graphen. Die Fragestellung ist dann gleich zum Vierfarbensatz. Auf der Deutschlandkarte könnte das zum Beispiel so aussehen:
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