Hoch und runter – mühelos

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www.blechinform.com
Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern.
PRAXIS
Biegetechnik
Ohne zu wenden: Die UpDownBend
biegt bei Elbag bis 4 mm dicke Bleche auf
3200 mm Länge nach oben und unten
SCHWENKBIEGEN
Hoch und runter – mühelos
Elektro-Spezialist Elbag fertigt Ausrüstungen für die Energietechnik
und den Trafobau. Zur effizienten Herstellung ihrer Blechkomponenten
nutzen die Rheinländer jetzt eine UpDownBend-Schwenkbiegemaschine
von RAS. Was vier Bediener früher schafften, bewältigt nun einer.
NAHE DER ROMANTISCHEN
Loreley am Rhein liegt die 1300-Seelen-Gemeinde Weisel – und auf ihrem
Grund das Gelände von Elbag. 2002
als Management-Buyout gegründet,
konnte der Energietechnikspezialist
die Mitarbeiterzahl von damals 25 auf
heute über 40 steigern. Ihre Spezialität: individuelle Problemlösungen. Im
Projektgeschäft setzt sich Elbag früh
mit dem Kunden zusammen, um
schlüssige Konzepte zu erarbeiten. Sie
umfassen die Auslegung von Mittelund Niederspannungsanlagen sowie
von Trafoschutzgehäusen.
Die Blechfertigung deckt bei Elbag
das Stanzen und das Biegen sowie die
Pulverbeschichtung ab. In der folgenden Montage entstehen nicht nur die
Gehäuse der Spannungsverteiler, sondern hier erfolgt auch die Bestückung
mit Stromschienen und anderen elektrotechnischen Komponenten.
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Um die durchweg anspruchsvollen
Projekte stemmen zu können, ist die
Fertigung bei Elbag leistungsfähig und
hoch flexibel ausgelegt. Zwar versucht man beim Blech möglichst zu
standardisieren; es verlassen aber nur
selten gleiche Anlagen das Werk. Die
gestanzten Platinen haben meist
Blechdicken von 1 bis 3 mm. Oft handelt es sich um verzinktes 2-mmStahlblech, manchmal auch um Alu
oder Edelstahl. Zum Schutz vor Rost
und zur leichten Transportdemontage
werden die Teile nicht verschweißt,
sondern verschraubt.
Schon beim ersten Blick in die Fertigung fallen die großen Platinenformate auf. Prokurist Stephan Bilo auf die
Frage, wie diese Bleche bisher gebogen wurden: »Nur mit Gesenkbiegepressen. Meist waren zwei bis drei
Personen notwendig, um die schweren
Bleche hochzustemmen.« Und Elbag
verarbeitet nicht nur Großformatbleche, sondern auch Sonderformate von
3000 mm x 2000 mm. »Da haben oft
bis zu vier Mitarbeiter die Bleche gewuchtet«, schmunzelt Bilo.
i
HERSTELLER
RAS Reinhardt Maschinenbau GmbH
71065 Sindelfingen
Tel. 07031 863-0
Fax 07031 863-185
www.RAS-Online.de
i
ANWENDER
Elbag Energietechnik GmbH
56348 Weisel
Tel. 06774 18-0
Fax 06774 18-128
www.elbag.de
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BLECH InForm 2/2009
Das Ziel war klar: Der Personaleinsatz musste reduziert, den Mitarbeitern Erleichterung verschafft werden.
Schnell zeigte sich, dass die Schwenkbiegetechnik den richtigen Ansatz
bringt. Hierbei bleibt der lange
Blechschenkel – etwa einer Seitenwand – auf dem Hochhalte- und Anschlagsystem liegen. Ein Schwenk der
Biegewange bringt den kurzen
Schenkel auf den Soll-Winkel.
Doch das Biegen in eine Richtung war Elbag nicht genug, hätte man hierbei die Bleche doch
immer noch wenden müssen,
wenn sich bei Z-Biegungen die
Biegerichtung änderte. Stephan
Bilo: »Dann hätte zwar ein Bediener das Blech auf den Kugelrollen des Anschlagsystems allein
verschieben und drehen können;
bei jedem Wenden des Werkstücks
wären aber wieder zwei bis drei Mitarbeiter nötig gewesen.«
Die Produktqualität steigt
Die Wahl fiel deshalb auf die UpDownBend-Schwenkbiegemaschine
von RAS. Auf 3200 mm biegt sie bis
zu 4 mm dickes Stahlblech mit einer
Biegewange nach oben und nach unten. Bei jedem Richtungswechsel umfährt die Biegewange automatisch das
bisher angeformte Biegeprofil. Bediener Ralf Berghäuser: »Das war der
Durchbruch! Das war die Erleichterung, die wir uns lange gewünscht
hatten. Mit der Entlastung stieg auch
die Produktqualität. Schließlich erhält
die geringere Ermüdung die Konzentration und reduziert somit Fehler.
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Biegetechnik
Und was wir früher zu viert bewegten,
schaffe ich oder schafft einer meiner
Kollegen heute allein.«
Fasziniert war man auch von der
simplen Programmierung und der guten Benutzeroberfläche. Im Profilmodus zeichnet der Bediener am Touchscreen sein Biegeteil mit dem Finger.
Bei Elbag ist häufig nur die Geometrie
PRAXIS
Stephan Bilo: »In RAS fanden wir den
idealen Partner, der voll auf unsere
Wünsche eingegangen ist. So wollten
wir einen zweiten Monitor, von dem
man den erforderlichen Werkzeugaufbau ablesen kann. Zudem benötigten
unsere großen Bleche einen beidseitig
verlängerten U-Anschlag, der genügend Auflagefläche bringt.«
»Früher waren zwei bis drei Personen
notwendig, um die großen und
schweren Bleche hochzustemmen, bei
Sonderformaten von 3000 mm x 2000 mm
auch schon mal vier«
STEPHAN BILO, Elbag-Prokurist
des Biegeteils interessant. Soll heißen:
Die Form des Biegeteile kommt wieder, aber fast immer mit anderen Maßen. Beim Aufruf des Programms ändern die Mitarbeiter dann die Schenkelmaße der Grafik. Auf Knopfdruck
programmiert die Steuerung das Teil
automatisch und führt den Bediener
Schritt für Schritt durch den Biegeablauf. Somit deckt ein Biegeprogramm
eine komplette Teilefamilie ab. Das ist
wichtig bei kleinen Losgrößen.
Jedes Gehäuse besteht aus 20 bis 25
Teilen; 50 Prozent davon laufen über
die UpDownBend. Ralf Berghäuser:
»Besonders gefallen hat uns, dass wir
die Biegewange als Anschlag nutzen
können. Das vereinfacht die Abläufe
ganz erheblich. Selbst schrägwinklige
Teile sind nun kein Problem mehr.«
Maximal vielseitig:
Das komplette Teilespektrum von Elbag
lässt sich mit einem
einzigen universellen
Werkzeugsatz fertigen; hier das Herstellen eines Durchzugs
Ideal für Elbag ist auch das Teleskopanschlagsystem. Bei kleinen oder
schmalen Formaten schiebt sich die
Tischfläche zusammen und lässt den
Bediener nah an die Biegelinie heran.
Bei Großblechen entfaltet sich das Teleskop und stützt das Gewicht der Paneele ab. Mit dem Teleskop fährt der
Fußschalter nach vorn und hinten.
Problem bei Elbag: Mitunter erreichte
der Bediener den Schalter nicht; doch
auch hier fand RAS eine Lösung.
Elbag-Fertigungsleiter Manfred Lapp
zu einem anderen Plus: »RAS hat unsere Biegeteile untersucht. Die Analyse
führte zu einem Werkzeug, das Freiräume für Prägungen schafft. Heute
biegen wir mit einem einzigen Universalwerkzeugsatz das komplette Teilespektrum«. Stephan Bilo rückblickend: »Die UpDownBend hat unsere
Wettbewerbsfähigkeit klar gesteigert.
Mit um 40 Prozent reduzierten Stückkosten konnten wir unsere Marktposition in Deutschland weiter stärken.«
Säße die Loreley noch auf ihrem Felsen, sie lockte so manchen Kunden zu
Elbag nach Weisel. ■
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